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Energie & Management > Österreich - Strommarktdesign: Vorschläge
Quelle: Shutterstock / AB Visual Arts
Österreich

Strommarktdesign: Vorschläge "grundsätzlich gut"

Positiv beurteilt wurde beim „Energiefrühstück“ des Verbunds der Plan der EU-Kommission zur Reform des Strommarktmodells. Lob gab es nicht zuletzt für die Beibehaltung der Merit Order.
Grundsätzlich gut gelungen ist der Entwurf der EU-Kommission für das neue europäische Strommarktdesign. Das sagte der Generaldirektor des größten österreichischen Stromkonzerns Verbund, Michael Strugl, beim „Energiefrühstück“ seines Unternehmens am 5. Mai in Wien.

Strugl erläuterte, im Wesentlichen werde das bewährte Modell inklusive der Preisbildung mittels Merit Order im Großhandel beibehalten. Gleichzeitig sehe die Kommission Instrumente vor, um die Auswirkungen massiver Preisausschläge auf die Endkunden von den Haushalten bis zur Industrie abzufedern. Völlig ausgeschaltet würden die Preissignale aber nicht. Und das sei sinnvoll: Bei einem hohen Preisniveau senkten die Kunden ihren Strombedarf.

Gleichzeitig hätten die Energieunternehmen Anreize, in neue Erzeugungsanlagen und Speicher sowie in den Ausbau der Netze zu investieren. Genau das aber ist laut Strugl notwendig, um die Preise dauerhaft auf ein für die Energiewirtschaft wie auch deren Kunden akzeptables Niveau zurückzuführen. „Das heißt: Der Markt hat funktioniert. Nur einige der Folgen dieses Funktionierens haben uns nicht gefallen“, konstatierte Strugl. Ein vollständige Änderung des Marktdesigns wäre aus seiner Sicht daher nicht sinnvoll. Dass die Politik eingegriffen habe und sich weiterhin Eingriffsmöglichkeiten insbesondere zum Schutz vulnerabler Kunden sichern wolle, sei verständlich. Dies dürfe allerdings nicht zu weit gehen.

Im Detail sieht Strugl hinsichtlich des künftigen Marktdesigns noch mancherlei Diskussionsbedarf. Dies betrifft etwa die „Two-Way-Contracts for Difference“ (CfDs), die die Mitgliedsstaaten mit den Ökostromerzeugern abschließen sollen. Grob gesprochen, möchte die Kommission mit diesen Verträgen die Ökostromförderung in der EU weitgehend harmonisieren.

Als Problem erachtet Strugl den Plan, die CfDs auch für Bestandsanlagen einzuführen. Ihm zufolge liefe dies letzten Endes auf eine staatliche Festsetzung jenes Preises hinaus, den die Erzeuger für ihren Strom verlangen können. Die Folgen wären weitreichend, warnte Strugl: „Wir würden dann unsere Pumpspeicherkraftwerke möglicherweise nicht mehr nach den Erfordernissen des Marktes fahren, sondern im Sinne der Optimierung unserer Umsätze.“ Damit jedoch müsse die Ausgleichs- und Regelenergie zum Austarieren der witterungsbedingt schwankenden Ökostromproduktion durch andere Erzeugungsanlagen bereitgestellt werden: „Das wären aber überwiegend thermische Anlagen, etwa Gaskraftwerke. Mit anderen Worten: Wir wären wieder in derselben Situation wie 2022, als die Gaskraftwerke preissetzend waren.“

„Revolutionärer Eifer erlahmt“

Ähnlich argumentierte der Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Consentec, Christoph Maurer. Ihm zufolge war nach Äußerungen mancher politischer Repräsentanten der EU, darunter Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, mit einer „revolutionären“ Änderung des Strommarktdesigns zu rechnen: „Ich bin froh, dass dieser revolutionäre Eifer erlahmt ist.“ Vor allem die Preisbildung mittels Merit Order bleibe unangetastet. Maurer warnte davor, diesem Begriff mit allzu großem Respekt zu begegnen. Im Prinzip gehe es nämlich um nichts anderes als um Angebot und Nachfrage.

„Strom ist ein homogenes Gut. An der Steckdose sieht niemand, wie er erzeugt wurde. Daher ist es legitim, für jede Kilowattstunde denselben Preis zu verlangen. Und dass jeder Erzeuger den höchstmöglichen Preis erlösen möchte, ist ebenfalls verständlich“, erläuterte Maurer. Den geplanten Schutz vulnerabler Kunden mit langfristigen Stromlieferverträgen – seien es die „staatlichen“ CfDs oder die privatwirtschaftlichen Power Purchase Agreements (PPAs) – hält Maurer für vertretbar. Allerdings sind auch ihm zufolge noch etliche Details des neuen Strommarktdesigns zu klären. Die Gestaltung der PPAs und CfDs etwa müsse „intelligent“ erfolgen. Preissignale für die Endkunden dürften nicht eliminiert werden. Ohnehin bleibt laut Maurer abzuwarten, wie sich der Rat der EU zu dem Vorschlag der Kommission äußert „und ob sich dafür eine Mehrheit findet.“

Markt funktioniert bestens

Auch Jürgen Wahl, der Geschäftsführer der österreichischen Strombörse Exaa, zeigte sich erfreut vom Bestehenbleiben der Merit Order: „Das ist ja die Grundlage der Strombörsen.“ Nach den „Extremereignissen“ des Jahres 2022 funktioniere der Markt wieder „bestens“. Es sei daher gut, dass die EU-Kommission „keine fundamentalen Eingriffe“ plane.

Laut der Ökonomin Angela Köppl vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) verfolgt die EU-Kommission mit ihren Vorschlägen die Ziele, die Endkunden gegen zu hohe Preise abzusichern sowie Anreize für den Ökostromausbau und die Schaffung von Flexibilitätsoptionen, darunter Stromspeichern, zu bieten. Außerdem solle die Position der Kunden gestärkt werden. „Das alles ist zu begrüßen. Die Schwierigkeiten liegen natürlich im Detail“, resümierte Köppl.

Freitag, 5.05.2023, 15:04 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Strommarktdesign: Vorschläge
Quelle: Shutterstock / AB Visual Arts
Österreich
Strommarktdesign: Vorschläge "grundsätzlich gut"
Positiv beurteilt wurde beim „Energiefrühstück“ des Verbunds der Plan der EU-Kommission zur Reform des Strommarktmodells. Lob gab es nicht zuletzt für die Beibehaltung der Merit Order.
Grundsätzlich gut gelungen ist der Entwurf der EU-Kommission für das neue europäische Strommarktdesign. Das sagte der Generaldirektor des größten österreichischen Stromkonzerns Verbund, Michael Strugl, beim „Energiefrühstück“ seines Unternehmens am 5. Mai in Wien.

Strugl erläuterte, im Wesentlichen werde das bewährte Modell inklusive der Preisbildung mittels Merit Order im Großhandel beibehalten. Gleichzeitig sehe die Kommission Instrumente vor, um die Auswirkungen massiver Preisausschläge auf die Endkunden von den Haushalten bis zur Industrie abzufedern. Völlig ausgeschaltet würden die Preissignale aber nicht. Und das sei sinnvoll: Bei einem hohen Preisniveau senkten die Kunden ihren Strombedarf.

Gleichzeitig hätten die Energieunternehmen Anreize, in neue Erzeugungsanlagen und Speicher sowie in den Ausbau der Netze zu investieren. Genau das aber ist laut Strugl notwendig, um die Preise dauerhaft auf ein für die Energiewirtschaft wie auch deren Kunden akzeptables Niveau zurückzuführen. „Das heißt: Der Markt hat funktioniert. Nur einige der Folgen dieses Funktionierens haben uns nicht gefallen“, konstatierte Strugl. Ein vollständige Änderung des Marktdesigns wäre aus seiner Sicht daher nicht sinnvoll. Dass die Politik eingegriffen habe und sich weiterhin Eingriffsmöglichkeiten insbesondere zum Schutz vulnerabler Kunden sichern wolle, sei verständlich. Dies dürfe allerdings nicht zu weit gehen.

Im Detail sieht Strugl hinsichtlich des künftigen Marktdesigns noch mancherlei Diskussionsbedarf. Dies betrifft etwa die „Two-Way-Contracts for Difference“ (CfDs), die die Mitgliedsstaaten mit den Ökostromerzeugern abschließen sollen. Grob gesprochen, möchte die Kommission mit diesen Verträgen die Ökostromförderung in der EU weitgehend harmonisieren.

Als Problem erachtet Strugl den Plan, die CfDs auch für Bestandsanlagen einzuführen. Ihm zufolge liefe dies letzten Endes auf eine staatliche Festsetzung jenes Preises hinaus, den die Erzeuger für ihren Strom verlangen können. Die Folgen wären weitreichend, warnte Strugl: „Wir würden dann unsere Pumpspeicherkraftwerke möglicherweise nicht mehr nach den Erfordernissen des Marktes fahren, sondern im Sinne der Optimierung unserer Umsätze.“ Damit jedoch müsse die Ausgleichs- und Regelenergie zum Austarieren der witterungsbedingt schwankenden Ökostromproduktion durch andere Erzeugungsanlagen bereitgestellt werden: „Das wären aber überwiegend thermische Anlagen, etwa Gaskraftwerke. Mit anderen Worten: Wir wären wieder in derselben Situation wie 2022, als die Gaskraftwerke preissetzend waren.“

„Revolutionärer Eifer erlahmt“

Ähnlich argumentierte der Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Consentec, Christoph Maurer. Ihm zufolge war nach Äußerungen mancher politischer Repräsentanten der EU, darunter Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, mit einer „revolutionären“ Änderung des Strommarktdesigns zu rechnen: „Ich bin froh, dass dieser revolutionäre Eifer erlahmt ist.“ Vor allem die Preisbildung mittels Merit Order bleibe unangetastet. Maurer warnte davor, diesem Begriff mit allzu großem Respekt zu begegnen. Im Prinzip gehe es nämlich um nichts anderes als um Angebot und Nachfrage.

„Strom ist ein homogenes Gut. An der Steckdose sieht niemand, wie er erzeugt wurde. Daher ist es legitim, für jede Kilowattstunde denselben Preis zu verlangen. Und dass jeder Erzeuger den höchstmöglichen Preis erlösen möchte, ist ebenfalls verständlich“, erläuterte Maurer. Den geplanten Schutz vulnerabler Kunden mit langfristigen Stromlieferverträgen – seien es die „staatlichen“ CfDs oder die privatwirtschaftlichen Power Purchase Agreements (PPAs) – hält Maurer für vertretbar. Allerdings sind auch ihm zufolge noch etliche Details des neuen Strommarktdesigns zu klären. Die Gestaltung der PPAs und CfDs etwa müsse „intelligent“ erfolgen. Preissignale für die Endkunden dürften nicht eliminiert werden. Ohnehin bleibt laut Maurer abzuwarten, wie sich der Rat der EU zu dem Vorschlag der Kommission äußert „und ob sich dafür eine Mehrheit findet.“

Markt funktioniert bestens

Auch Jürgen Wahl, der Geschäftsführer der österreichischen Strombörse Exaa, zeigte sich erfreut vom Bestehenbleiben der Merit Order: „Das ist ja die Grundlage der Strombörsen.“ Nach den „Extremereignissen“ des Jahres 2022 funktioniere der Markt wieder „bestens“. Es sei daher gut, dass die EU-Kommission „keine fundamentalen Eingriffe“ plane.

Laut der Ökonomin Angela Köppl vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) verfolgt die EU-Kommission mit ihren Vorschlägen die Ziele, die Endkunden gegen zu hohe Preise abzusichern sowie Anreize für den Ökostromausbau und die Schaffung von Flexibilitätsoptionen, darunter Stromspeichern, zu bieten. Außerdem solle die Position der Kunden gestärkt werden. „Das alles ist zu begrüßen. Die Schwierigkeiten liegen natürlich im Detail“, resümierte Köppl.

Freitag, 5.05.2023, 15:04 Uhr
Klaus Fischer

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