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Energie & Management > Regulierung - Starre Gesetze blockieren flexibles Energiesystem
Bild: Fotolia.com, Bertold Werkmann
Regulierung

Starre Gesetze blockieren flexibles Energiesystem

In einem Webinar der Grünen-Bundestagsfraktion diskutierten Experten, wie mehr fluktuierend erzeugte erneuerbare Energie dennoch eine stabile Versorgung ermöglichen kann.
Im Jahr 2020 wurde erstmals fast die Hälfte des deutschen Strombedarfs aus erneuerbaren Energie erzeugt. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, muss das Stromsystem in wenigen Jahren auf 100 % erneuerbare Energien kommen. So lautete der Ausgangspunkt einer Online-Diskussion der Bundestagsfraktion der Grünen mit Experten. Wie kann der Wandel weg von zentralisierten, durchgängig laufenden fossilen Kraftwerken hin zur dezentralen, fluktuierenden Erzeugung aus Wind, Sonne und Wasser gelingen?

Die sichere Versorgung mit Strom werde auch in Zukunft möglich sein und das sogar sauberer und günstiger als heute. Voraussetzung sei aber neben einem kräftigen Ausbau der erneuerbaren Energien auch eine grundlegende Reform des Rahmens der Energiewelt, so das Fazit der Diskussion. Erst dadurch könnten Speichertechnologien, Flexibilitäten im Verbrauch (Demandside Management) und lokale Netzausgleiche ihr Potential entfalten. Wenn dies gelinge, müsse Strom weder teuer gespeichert noch Windräder abgeschaltet werden.

Ein Zusammenspiel von Lastmanagement, physikalischen Speichern und Sektorkopplung werde derzeit durch den gesetzlichen Rahmen der alten, zentralen Energiewelt massiv behindert, stellten die Experten fest. Dirk Uwe Sauer, Professor für Elektrochemische Energieumwandlung und Speichersystemtechnik an der RWTH Aachen sagte, dass die Verknüpfung des Stromsektors mit dem Wärmebereich, der Erzeugung von Gas (zum Beispiel Wasserstoff) und der Nutzung in Verkehr und Industrie nicht unbedingt viele teure Speicher nötig mache.
 
Vorhandene Technologien könnten teure zusätzliche Speicher weitgehend überflüssig machen Bild: Sauer/RWTH Aachen
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Bernd Tersteegen, Principal Consultant der Consentec-Beratung, forderte, „den STAU aufzulösen“, das heißt, die Steuern, Abgaben und Umlagen des Energiesystems komplett zu überarbeiten. Allein Netzentgelte und Umlage nach dem EEG machten fast die Hälfte des Strompreises aus. Aktuell sieht er keinen Bedarf für mehr Speicher, vielmehr könnten Sektorkopplung und flexibler Verbrauch Spitzen und Täler erneuerbarer Erzeugung ausgleichen.
 
Flexibler Verbrauch federt Erzeugungsspitzen der erneuerbaren Erzeugung ab Bild: Consentec
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Eva-Maria Ländner, Rechtsreferendarin am Landgericht Bayreuth, erläuterte, dass aktuell energieintensive Industrieunternehmen Nachlass auf Netzentgelte und EEG-Umlage erhielten. Sobald sie sich als flexible Stromverbraucher betätigen wollten, könnten sie diese Entlastungen aber verlieren, was hohe Verluste bedeute. Sie appellierte daher, gesetzliche Regelungen so anzupassen, dass flexibler Verbrauch nicht zum Verlust der Vergünstigungen führt.

Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik, und Ingrid Nestle, Sprecherin für Energiewirtschaft, kündigten „in Kürze“ einen Entwurf der Fraktion an, wie eine flexiblere Einbindung erneuerbaren Stroms ins Energiesystem wirtschaftlich ermöglicht werden soll.

Montag, 15.02.2021, 15:39 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Regulierung - Starre Gesetze blockieren flexibles Energiesystem
Bild: Fotolia.com, Bertold Werkmann
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In einem Webinar der Grünen-Bundestagsfraktion diskutierten Experten, wie mehr fluktuierend erzeugte erneuerbare Energie dennoch eine stabile Versorgung ermöglichen kann.
Im Jahr 2020 wurde erstmals fast die Hälfte des deutschen Strombedarfs aus erneuerbaren Energie erzeugt. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, muss das Stromsystem in wenigen Jahren auf 100 % erneuerbare Energien kommen. So lautete der Ausgangspunkt einer Online-Diskussion der Bundestagsfraktion der Grünen mit Experten. Wie kann der Wandel weg von zentralisierten, durchgängig laufenden fossilen Kraftwerken hin zur dezentralen, fluktuierenden Erzeugung aus Wind, Sonne und Wasser gelingen?

Die sichere Versorgung mit Strom werde auch in Zukunft möglich sein und das sogar sauberer und günstiger als heute. Voraussetzung sei aber neben einem kräftigen Ausbau der erneuerbaren Energien auch eine grundlegende Reform des Rahmens der Energiewelt, so das Fazit der Diskussion. Erst dadurch könnten Speichertechnologien, Flexibilitäten im Verbrauch (Demandside Management) und lokale Netzausgleiche ihr Potential entfalten. Wenn dies gelinge, müsse Strom weder teuer gespeichert noch Windräder abgeschaltet werden.

Ein Zusammenspiel von Lastmanagement, physikalischen Speichern und Sektorkopplung werde derzeit durch den gesetzlichen Rahmen der alten, zentralen Energiewelt massiv behindert, stellten die Experten fest. Dirk Uwe Sauer, Professor für Elektrochemische Energieumwandlung und Speichersystemtechnik an der RWTH Aachen sagte, dass die Verknüpfung des Stromsektors mit dem Wärmebereich, der Erzeugung von Gas (zum Beispiel Wasserstoff) und der Nutzung in Verkehr und Industrie nicht unbedingt viele teure Speicher nötig mache.
 
Vorhandene Technologien könnten teure zusätzliche Speicher weitgehend überflüssig machen Bild: Sauer/RWTH Aachen
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Bernd Tersteegen, Principal Consultant der Consentec-Beratung, forderte, „den STAU aufzulösen“, das heißt, die Steuern, Abgaben und Umlagen des Energiesystems komplett zu überarbeiten. Allein Netzentgelte und Umlage nach dem EEG machten fast die Hälfte des Strompreises aus. Aktuell sieht er keinen Bedarf für mehr Speicher, vielmehr könnten Sektorkopplung und flexibler Verbrauch Spitzen und Täler erneuerbarer Erzeugung ausgleichen.
 
Flexibler Verbrauch federt Erzeugungsspitzen der erneuerbaren Erzeugung ab Bild: Consentec
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Eva-Maria Ländner, Rechtsreferendarin am Landgericht Bayreuth, erläuterte, dass aktuell energieintensive Industrieunternehmen Nachlass auf Netzentgelte und EEG-Umlage erhielten. Sobald sie sich als flexible Stromverbraucher betätigen wollten, könnten sie diese Entlastungen aber verlieren, was hohe Verluste bedeute. Sie appellierte daher, gesetzliche Regelungen so anzupassen, dass flexibler Verbrauch nicht zum Verlust der Vergünstigungen führt.

Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik, und Ingrid Nestle, Sprecherin für Energiewirtschaft, kündigten „in Kürze“ einen Entwurf der Fraktion an, wie eine flexiblere Einbindung erneuerbaren Stroms ins Energiesystem wirtschaftlich ermöglicht werden soll.

Montag, 15.02.2021, 15:39 Uhr
Susanne Harmsen

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