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Energie & Management > Stromspeicher - Speicherbranche könnte mehr Systemhilfe leisten
Quelle: Shutterstock / Dorothy Chiron
Stromspeicher

Speicherbranche könnte mehr Systemhilfe leisten

Laut Zahlen des Speicherverbandes wuchs der Branchenumsatz 2023 um 46 Prozent. Leider behinderten noch immer regulatorische Hürden den vollen möglichen Beitrag von Energiespeichern.
Mit einem Umsatz in Deutschland von 15,7 Milliarden Euro im Jahr 2023 übertraf die Energiespeicherbranche im Vorjahr deutlich die Erwartungen. Das Gesamtwachstum betrug 46 Prozent gegenüber 2022, wie der Bundesverband Energiespeicher (BVES) am 14. März mitteilte. Im Rahmen des Volta-X-Change Forums in Stuttgart kommentierte BVES-Bundesgeschäftsführer Urban Windelen die Zahlen. Demnach habe vor allem im Heimsektor ein wahrer Boom stattgefunden, vor dem Hintergrund der hohen und schwankenden Energiepreise.

Auch der Trend zur Verbindung von Eigenheim-Solaranlage und E-Mobilität bringe weiteren Schub bei Speichern in den Marktsegmenten Haushalt, Industrie und Systeminfrastruktur. Windelen sagte: „Die Branche bedient mittlerweile die verschiedenen Märkte in der gesamten Breite an Anwendungen in allen drei Sektoren Strom, Wärme und Mobilität.“ Allerdings fehle gerade im Industriesegment noch die Dynamik, weil regulatorische Hürden Speicher nicht attraktiv genug machten.

Haushaltsspeichervolumen schon bei 6.000 MW

Während in Spanien praktisch zur jedem erneuerbaren Stromerzeuger ein Speicher gebaut würde, um das Netz zu entlasten, werde in Deutschland immer noch lieber nicht nutzbarer Strom entlohnt, kritisierte Windelen. Energiespeichersysteme könnten viel mehr für ein stabiles und kosteneffizientes Energiesystem beitragen, statt Förderung für neuen Gaskraftwerke zu zahlen, appellierte der BVES-Vertreter. „Die Gesamtleistung der Haushaltsspeicher hat durch den großen Zubau etwa 6.000 MW erreicht, was etwa der Leistung der deutschen Pumpspeicher entspricht“, sagte er.

Auch der Wärmesektor verzeichnete im Jahr 2023 einen neuen Absatzrekord an Wärmepumpen und den dazugehörigen Wärmespeichern. Die Zuwachsrate war mit 150 Prozent höher als im Vorjahr und übertraf die Prognose. Die Speichersysteme zur Sektorenkopplung hätten auch in Haushalten bei ein Drittel der Anlagen bereits mehr als 20 kWh.
 

Daher prognostiziert der Verband, dass in diesem Jahr mehr als zwei Millionen Einfamilienhäuser und damit 15 Prozent ein Energiespeichersystem verwenden werden. Dies führe zur erheblichen Entlastung der Stromnetze sowie der Reduzierung des Netzausbaubedarfs.

Industrie und Gewerbe im Schneckentempo

Das Segment Industrie und Gewerbe verzeichnete trotz des enorm großen Potenzials wiederum nur ein leichtes Umsatzwachstum gegenüber 2022. Auch hier sei das Wachstum bestimmt vom Ausbau der Ladeinfrastruktur, Vertiefung der Eigenerzeugung sowie der Sicherung der Anschlussleistung. Das Interesse an Wärmespeichern für Hochtemperatur- und Prozesswärme als Lösung für Dekarbonisierung und Energieeffizienz steige deutlich.

„Allerdings ist der Markt weiterhin projektabhängig und durch mangelnde Anreize für Flexibilisierung und Dekarbonisierung gehemmt, die großen Potenziale zu heben“, bedauerte Windelen. Auch die Wasserstoffanwendungen zeigten Wachstum, insbesondere im Bereich 1-10 MW, seien jedoch noch nicht wirklich in den Märkten angekommen. Insgesamt bremsen wirtschaftliche, politische und rechtliche Unsicherheit, bürokratische Hemmnisse und der Fachkräftemangel das Wachstum in Industriesegment noch deutlich aus.
 
Umsatzverteilung im Speichermarkt 2023 nach Branchen -
Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken
Quelle: BVES

Marktsegment Systeminfrastruktur wächst

Das Segment Systeminfrastruktur bestätige dagegen seinen Wachstumstrend im Bereich Großbatterien. Die Gesamtkapazität von Großbatteriespeichern übersteigt mittlerweile 1,5 Millionen kWh. Schwankende Spotmarktpreise sowie das Potenzial von Co-Location mit Wind und PV sowie Arbitrage heizen die Nachfrage nach Großbatterien weiter an. „Die Notwendigkeit von Speichern für das Energiesystem, gepaart mit den attraktiven Strommarktbedingungen für Speicher lassen auch wieder Pumpspeicherprojekte in die Realisierung kommen“, begrüßte der BVES-Vertreter.

Herausforderungen für 2024

Mehr als zwei Drittel der Unternehmen erwarten Umsatzsteigerungen gegenüber dem Vorjahr, primär in den Bereichen Systeminfrastruktur, Industrie und Mobilität. Die Branche bleibe international ausgerichtet, und im Auslandsgeschäft wird weiteres Wachstum erwartet. Energiespeichersysteme „Made in Germany“ müssten sich jedoch verstärkt gegen wachsende Konkurrenz aus Asien behaupten.

Allerdings beeinflusse die schlechte allgemeine Stimmung und eingetrübte Lage der Wirtschaft deutlich die Nachfrage bei Energiespeichersystemen, gerade im Marktsegment Industrie.

Der Fachkräftemangel ist laut Verband für die Hälfte der Unternehmen eine weitere Wachstumsbremse. Windelen betonte: „Es ist weiter unklar, wie und bis wann die lang erwartete Stromspeicherstrategie kommt und wie sie konkret umgesetzt werden soll.“ Das Energiesystem und auch die Speicherbranche benötigten endlich eine Strategie, die alle Sektoren Strom, Wärme und Mobilität umfasst und die Integration aller Speichertechnologien im Blick hat, forderte er abschließend.

Donnerstag, 14.03.2024, 16:10 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Stromspeicher - Speicherbranche könnte mehr Systemhilfe leisten
Quelle: Shutterstock / Dorothy Chiron
Stromspeicher
Speicherbranche könnte mehr Systemhilfe leisten
Laut Zahlen des Speicherverbandes wuchs der Branchenumsatz 2023 um 46 Prozent. Leider behinderten noch immer regulatorische Hürden den vollen möglichen Beitrag von Energiespeichern.
Mit einem Umsatz in Deutschland von 15,7 Milliarden Euro im Jahr 2023 übertraf die Energiespeicherbranche im Vorjahr deutlich die Erwartungen. Das Gesamtwachstum betrug 46 Prozent gegenüber 2022, wie der Bundesverband Energiespeicher (BVES) am 14. März mitteilte. Im Rahmen des Volta-X-Change Forums in Stuttgart kommentierte BVES-Bundesgeschäftsführer Urban Windelen die Zahlen. Demnach habe vor allem im Heimsektor ein wahrer Boom stattgefunden, vor dem Hintergrund der hohen und schwankenden Energiepreise.

Auch der Trend zur Verbindung von Eigenheim-Solaranlage und E-Mobilität bringe weiteren Schub bei Speichern in den Marktsegmenten Haushalt, Industrie und Systeminfrastruktur. Windelen sagte: „Die Branche bedient mittlerweile die verschiedenen Märkte in der gesamten Breite an Anwendungen in allen drei Sektoren Strom, Wärme und Mobilität.“ Allerdings fehle gerade im Industriesegment noch die Dynamik, weil regulatorische Hürden Speicher nicht attraktiv genug machten.

Haushaltsspeichervolumen schon bei 6.000 MW

Während in Spanien praktisch zur jedem erneuerbaren Stromerzeuger ein Speicher gebaut würde, um das Netz zu entlasten, werde in Deutschland immer noch lieber nicht nutzbarer Strom entlohnt, kritisierte Windelen. Energiespeichersysteme könnten viel mehr für ein stabiles und kosteneffizientes Energiesystem beitragen, statt Förderung für neuen Gaskraftwerke zu zahlen, appellierte der BVES-Vertreter. „Die Gesamtleistung der Haushaltsspeicher hat durch den großen Zubau etwa 6.000 MW erreicht, was etwa der Leistung der deutschen Pumpspeicher entspricht“, sagte er.

Auch der Wärmesektor verzeichnete im Jahr 2023 einen neuen Absatzrekord an Wärmepumpen und den dazugehörigen Wärmespeichern. Die Zuwachsrate war mit 150 Prozent höher als im Vorjahr und übertraf die Prognose. Die Speichersysteme zur Sektorenkopplung hätten auch in Haushalten bei ein Drittel der Anlagen bereits mehr als 20 kWh.
 

Daher prognostiziert der Verband, dass in diesem Jahr mehr als zwei Millionen Einfamilienhäuser und damit 15 Prozent ein Energiespeichersystem verwenden werden. Dies führe zur erheblichen Entlastung der Stromnetze sowie der Reduzierung des Netzausbaubedarfs.

Industrie und Gewerbe im Schneckentempo

Das Segment Industrie und Gewerbe verzeichnete trotz des enorm großen Potenzials wiederum nur ein leichtes Umsatzwachstum gegenüber 2022. Auch hier sei das Wachstum bestimmt vom Ausbau der Ladeinfrastruktur, Vertiefung der Eigenerzeugung sowie der Sicherung der Anschlussleistung. Das Interesse an Wärmespeichern für Hochtemperatur- und Prozesswärme als Lösung für Dekarbonisierung und Energieeffizienz steige deutlich.

„Allerdings ist der Markt weiterhin projektabhängig und durch mangelnde Anreize für Flexibilisierung und Dekarbonisierung gehemmt, die großen Potenziale zu heben“, bedauerte Windelen. Auch die Wasserstoffanwendungen zeigten Wachstum, insbesondere im Bereich 1-10 MW, seien jedoch noch nicht wirklich in den Märkten angekommen. Insgesamt bremsen wirtschaftliche, politische und rechtliche Unsicherheit, bürokratische Hemmnisse und der Fachkräftemangel das Wachstum in Industriesegment noch deutlich aus.
 
Umsatzverteilung im Speichermarkt 2023 nach Branchen -
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Quelle: BVES

Marktsegment Systeminfrastruktur wächst

Das Segment Systeminfrastruktur bestätige dagegen seinen Wachstumstrend im Bereich Großbatterien. Die Gesamtkapazität von Großbatteriespeichern übersteigt mittlerweile 1,5 Millionen kWh. Schwankende Spotmarktpreise sowie das Potenzial von Co-Location mit Wind und PV sowie Arbitrage heizen die Nachfrage nach Großbatterien weiter an. „Die Notwendigkeit von Speichern für das Energiesystem, gepaart mit den attraktiven Strommarktbedingungen für Speicher lassen auch wieder Pumpspeicherprojekte in die Realisierung kommen“, begrüßte der BVES-Vertreter.

Herausforderungen für 2024

Mehr als zwei Drittel der Unternehmen erwarten Umsatzsteigerungen gegenüber dem Vorjahr, primär in den Bereichen Systeminfrastruktur, Industrie und Mobilität. Die Branche bleibe international ausgerichtet, und im Auslandsgeschäft wird weiteres Wachstum erwartet. Energiespeichersysteme „Made in Germany“ müssten sich jedoch verstärkt gegen wachsende Konkurrenz aus Asien behaupten.

Allerdings beeinflusse die schlechte allgemeine Stimmung und eingetrübte Lage der Wirtschaft deutlich die Nachfrage bei Energiespeichersystemen, gerade im Marktsegment Industrie.

Der Fachkräftemangel ist laut Verband für die Hälfte der Unternehmen eine weitere Wachstumsbremse. Windelen betonte: „Es ist weiter unklar, wie und bis wann die lang erwartete Stromspeicherstrategie kommt und wie sie konkret umgesetzt werden soll.“ Das Energiesystem und auch die Speicherbranche benötigten endlich eine Strategie, die alle Sektoren Strom, Wärme und Mobilität umfasst und die Integration aller Speichertechnologien im Blick hat, forderte er abschließend.

Donnerstag, 14.03.2024, 16:10 Uhr
Susanne Harmsen

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