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Energie & Management > Wärmenetz - So planen vier Großstädte die Wärmewende
Quelle: Fotolia / fefufoto
Wärmenetz

So planen vier Großstädte die Wärmewende

Hessische Großstädte sind bei der kommunalen Wärmeplanung unterschiedlich weit. Das zeigt eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.
(dpa) − Die kommunale Wärmeplanung ist ein Eckpunkt im geplanten Gebäudeenergiegesetz (GEG), das nach der Sommerpause vom Bundestag weiterberaten wird. Nach den Plänen der Ampel in Berlin sollen künftig nur noch Heizungen neu eingebaut werden dürfen, die sich auf die Dauer zu mindestens 65 Prozent mit Erneuerbaren betreiben lassen. Die Regelungen sollen 2024 greifen, aber nur bei Neubaugebieten. Für Bestandsbauten soll der Dreh- und Angelpunkt eine verpflichtende und flächendeckende kommunale Wärmeplanung sein - in diesem Rahmen sollen Hausbesitzer dann entscheiden dürfen, was sie machen. 

Die Wärmeplanung soll in Großstädten 2026 und für die restlichen Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern 2028 vorliegen. Das Gesetz zur Wärmeplanung soll auch erst nach der Sommerpause durch den Bundestag und Anfang 2024 in Kraft treten.

Solange keine kommunale Wärmeplanung vorliegt, können Hausbesitzer dem GEG-Entwurf zufolge H2-ready-Gasheizungen einbauen. Von 2029 an müssen 15 Prozent, von 2035 an 30 Prozent und von 2040 an 60 Prozent klimaneutrale Gase genutzt werden. Gemeint sind etwa aus Erneuerbaren hergestelltes Biogas oder Wasserstoff. 

Hessische Großstädte sind in ihrer Wärmeplanung unterschiedlich weit, zeigt eine dpa-Umfrage.

Frankfurt: Infos über jedes Gebäude da

Grundlagen seien seit 2016 mit der TU Wien erarbeitet worden, berichtet Andreas Steffen vom Klimareferat der Stadt Frankfurt am Main: "Das Konzept wird im Sommer 2023 finalisiert und danach dem Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt werden." Enthalten seien Informationen, wo Fernwärme sinnvollerweise ausbaubar sei und wie sie sich CO2-frei beziehungsweise -neutral erzeugen lasse. Es lägen Informationen für alle Gebäude in der Stadt vor, samt Sanierungsvorschlägen. 

Zur Fernwärme entstehe derzeit ein Transformationsplan, wie sie CO2-frei werden kann und welche Stadtgebiete angeschlossen werden können. Letzteres sei wegen vieler Leitungen im Boden für Strom, Wasser, Abwasser, Gas und Internet mit erheblichen Kosten verbunden. Schätzungen gehen von einem zweistelligen Milliardenbetrag für die Wärmewende aus.

Kassel: Bund will viel wissen

Kassels Klimadezernent Christof Nolda, erklärt zum Ziel, eine stabile, fossilfreie und bezahlbare Wärmeversorgung zu schaffen, die sich vorrangig aus regionalen Energiequellen speise. Erste Überlegungen und Planungen habe es 2018 gegeben. Von 2021 an habe die Stadt mit der Universität Kassel eine vollständig dekarbonisierte Wärmeleitplanung samt Handlungsempfehlungen erarbeitet.

Der finanzielle und personelle Aufwand ist für die Stadt noch nicht absehbar. Derzeit sehe es laut Referentenentwurf so aus, dass der Bund umfangreiche Erhebungen und Auswertungen vorschreiben wolle. Nolda: "Dies wäre dann mit deutlich größerem planerischem Aufwand verbunden. Allerdings kann sich das im Gesetzgebungsverfahren noch ändern." Das Interesse der Bürger an der Wärmeversorgung sei groß, Anfragen zur kommunalen Wärmeplanung gebe es aber nur vereinzelt.

Darmstadt: Täglich Bürger-Anfragen

In Darmstadt wurden nach Angaben des Magistrats 2022 im Haushalt ausreichend Mittel für die Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung eingestellt. Im Januar und Februar 2023 wurde die Erstellung öffentlich ausgeschrieben und im Mai an ein Konsortium vergeben. Aktuell werden unter anderem Stadtstruktur, Wärmebedarf und -verbrauch sowie Versorgungs- und Beheizungsstrukturen ermittelt. Die kommunale Wärmeplanung soll in der ersten Hälfte 2025 fertig sein. 

In Darmstadt ist das Interesse der Bürger an der Wärmeplanung laut Magistrat hoch. Die Stadt habe 2022 zielgruppengerechte Informationsveranstaltungen angeboten. "Darüber hinaus erreichen uns täglich Anfragen zum Stand der Wärmeplanung und zum Ausbau der Wärmenetze", teilt ein Sprecher mit. 

Wiesbaden: Gleichzeitige Planung treibt Preise

In der Landeshauptstadt soll das bereits 2021 begonnene Klimaschutzkonzept bis zu diesem Herbst fertiggestellt sein. Dabei geht es neben der Treibhausgas-Bilanzierung auch um eine Betrachtung der direkten energiebedingten Emissionen der städtischen Ämter und Eigenbetriebe. Einer der Schwerpunkte des Klimaschutzkonzepts sei es, eine Strategische Wärmeplanung zu erarbeiten, teilt die Stadt mit. 

Für 2018 bis 2020 wurde der Bedarf analysiert und ein Wärmekataster erstellt. Davon wurden Vorrangflächen zum Einsatz von Fernwärme, Wärmepumpen und hybriden Lösungen abgeleitet. Neben einem Ausbau des bestehenden Fernwärmenetzes soll es künftig Gebiete mit einem deutlich verstärkten Einsatz von Wärmepumpen geben, aber auch Gegenden, in denen unterschiedliche Lösungen für sich allein oder hybride Kombinationen zum Zuge kommen. Aufgrund der vom Bund geplanten Fristen arbeiteten praktisch alle betroffenen Kommunen gleichzeitig an einer Wärmeplanung. Preissteigerungen und Verzögerungen bei der externen Beratung und Vergabe seien daher absehbar. 

Donnerstag, 13.07.2023, 17:31 Uhr
dpa
Energie & Management > Wärmenetz - So planen vier Großstädte die Wärmewende
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Wärmenetz
So planen vier Großstädte die Wärmewende
Hessische Großstädte sind bei der kommunalen Wärmeplanung unterschiedlich weit. Das zeigt eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.
(dpa) − Die kommunale Wärmeplanung ist ein Eckpunkt im geplanten Gebäudeenergiegesetz (GEG), das nach der Sommerpause vom Bundestag weiterberaten wird. Nach den Plänen der Ampel in Berlin sollen künftig nur noch Heizungen neu eingebaut werden dürfen, die sich auf die Dauer zu mindestens 65 Prozent mit Erneuerbaren betreiben lassen. Die Regelungen sollen 2024 greifen, aber nur bei Neubaugebieten. Für Bestandsbauten soll der Dreh- und Angelpunkt eine verpflichtende und flächendeckende kommunale Wärmeplanung sein - in diesem Rahmen sollen Hausbesitzer dann entscheiden dürfen, was sie machen. 

Die Wärmeplanung soll in Großstädten 2026 und für die restlichen Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern 2028 vorliegen. Das Gesetz zur Wärmeplanung soll auch erst nach der Sommerpause durch den Bundestag und Anfang 2024 in Kraft treten.

Solange keine kommunale Wärmeplanung vorliegt, können Hausbesitzer dem GEG-Entwurf zufolge H2-ready-Gasheizungen einbauen. Von 2029 an müssen 15 Prozent, von 2035 an 30 Prozent und von 2040 an 60 Prozent klimaneutrale Gase genutzt werden. Gemeint sind etwa aus Erneuerbaren hergestelltes Biogas oder Wasserstoff. 

Hessische Großstädte sind in ihrer Wärmeplanung unterschiedlich weit, zeigt eine dpa-Umfrage.

Frankfurt: Infos über jedes Gebäude da

Grundlagen seien seit 2016 mit der TU Wien erarbeitet worden, berichtet Andreas Steffen vom Klimareferat der Stadt Frankfurt am Main: "Das Konzept wird im Sommer 2023 finalisiert und danach dem Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt werden." Enthalten seien Informationen, wo Fernwärme sinnvollerweise ausbaubar sei und wie sie sich CO2-frei beziehungsweise -neutral erzeugen lasse. Es lägen Informationen für alle Gebäude in der Stadt vor, samt Sanierungsvorschlägen. 

Zur Fernwärme entstehe derzeit ein Transformationsplan, wie sie CO2-frei werden kann und welche Stadtgebiete angeschlossen werden können. Letzteres sei wegen vieler Leitungen im Boden für Strom, Wasser, Abwasser, Gas und Internet mit erheblichen Kosten verbunden. Schätzungen gehen von einem zweistelligen Milliardenbetrag für die Wärmewende aus.

Kassel: Bund will viel wissen

Kassels Klimadezernent Christof Nolda, erklärt zum Ziel, eine stabile, fossilfreie und bezahlbare Wärmeversorgung zu schaffen, die sich vorrangig aus regionalen Energiequellen speise. Erste Überlegungen und Planungen habe es 2018 gegeben. Von 2021 an habe die Stadt mit der Universität Kassel eine vollständig dekarbonisierte Wärmeleitplanung samt Handlungsempfehlungen erarbeitet.

Der finanzielle und personelle Aufwand ist für die Stadt noch nicht absehbar. Derzeit sehe es laut Referentenentwurf so aus, dass der Bund umfangreiche Erhebungen und Auswertungen vorschreiben wolle. Nolda: "Dies wäre dann mit deutlich größerem planerischem Aufwand verbunden. Allerdings kann sich das im Gesetzgebungsverfahren noch ändern." Das Interesse der Bürger an der Wärmeversorgung sei groß, Anfragen zur kommunalen Wärmeplanung gebe es aber nur vereinzelt.

Darmstadt: Täglich Bürger-Anfragen

In Darmstadt wurden nach Angaben des Magistrats 2022 im Haushalt ausreichend Mittel für die Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung eingestellt. Im Januar und Februar 2023 wurde die Erstellung öffentlich ausgeschrieben und im Mai an ein Konsortium vergeben. Aktuell werden unter anderem Stadtstruktur, Wärmebedarf und -verbrauch sowie Versorgungs- und Beheizungsstrukturen ermittelt. Die kommunale Wärmeplanung soll in der ersten Hälfte 2025 fertig sein. 

In Darmstadt ist das Interesse der Bürger an der Wärmeplanung laut Magistrat hoch. Die Stadt habe 2022 zielgruppengerechte Informationsveranstaltungen angeboten. "Darüber hinaus erreichen uns täglich Anfragen zum Stand der Wärmeplanung und zum Ausbau der Wärmenetze", teilt ein Sprecher mit. 

Wiesbaden: Gleichzeitige Planung treibt Preise

In der Landeshauptstadt soll das bereits 2021 begonnene Klimaschutzkonzept bis zu diesem Herbst fertiggestellt sein. Dabei geht es neben der Treibhausgas-Bilanzierung auch um eine Betrachtung der direkten energiebedingten Emissionen der städtischen Ämter und Eigenbetriebe. Einer der Schwerpunkte des Klimaschutzkonzepts sei es, eine Strategische Wärmeplanung zu erarbeiten, teilt die Stadt mit. 

Für 2018 bis 2020 wurde der Bedarf analysiert und ein Wärmekataster erstellt. Davon wurden Vorrangflächen zum Einsatz von Fernwärme, Wärmepumpen und hybriden Lösungen abgeleitet. Neben einem Ausbau des bestehenden Fernwärmenetzes soll es künftig Gebiete mit einem deutlich verstärkten Einsatz von Wärmepumpen geben, aber auch Gegenden, in denen unterschiedliche Lösungen für sich allein oder hybride Kombinationen zum Zuge kommen. Aufgrund der vom Bund geplanten Fristen arbeiteten praktisch alle betroffenen Kommunen gleichzeitig an einer Wärmeplanung. Preissteigerungen und Verzögerungen bei der externen Beratung und Vergabe seien daher absehbar. 

Donnerstag, 13.07.2023, 17:31 Uhr
dpa

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