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Energie & Management > Wasserstoff - Slowakei setzt bei Wasserstoff auf Atomstrom
Bild: Fotolia, Thorsten Schier
Wasserstoff

Slowakei setzt bei Wasserstoff auf Atomstrom

Die slowakische Regierung will noch im Januar eine Wasserstoff-Strategie auf den Weg bringen. Sie setzt unter anderem auf Kernkraftwerke zur Produktion. 
Im Unterschied etwa zum Nachbarland Österreich gehört die Slowakei zu den EU-Staaten, die eine Erzeugung von Wasserstoff allein aus erneuerbaren Energiequellen ablehnen. Außerdem will Wirtschaftsminister Richard Sulik einen ganz eigenen Weg gehen, indem er, anders als von der EU-Kommission favorisiert, Wasserstoff vor allem im Personenverkehr nutzen will.

Die aus seiner Sicht höchst ineffiziente Erzeugung von Wasserstoff aus Erdgas nennt der Ressortchef einen "Irrtum". Er setzt vielmehr auf Kernenergie, den bedeutendsten Energieträger in dem mittelosteuropäischen Land. Vor allem der im westslowakischen Atomkraftwerk Mochovce anfallende Stromüberschuss lasse sich zur günstigen Produktion von Wasserstoff nutzen.

Bisher würden Überschüsse nachts in Wasserkraftwerke umgeleitet oder in Batterien gespeichert. Es gebe in der Slowakei aber nur eine begrenzte Zahl von geeigneten Kraftwerken und keine großen Batteriespeicher, so Sulik. Daher sei es nur realistisch, die Speicherung überschüssiger Energie in Form von in Elektrolyseuren erzeugtem Wasserstoff anzupeilen.

Das Kernkraftwerk Mochovce wird derzeit um einen dritten und vierten Reaktor erweitert, die ursprünglich bis 2013 in Betrieb gehen sollten. Wegen der jahrelangen Verzögerungen bei den Bauarbeiten sind die Projektkosten von knapp 3 Mrd. Euro auf mittlerweile knapp 6 Mrd. Euro gestiegen.

Versorgung aus erneuerbare Energien instabil

Gegen die ausschließliche Nutzung erneuerbarer Energien zur Erzeugung von Wasserstoff sprechen für den Wirtschaftsminister noch weitere Gründe. Prinzipiell befürworte er Sonnen- und Windenergie als Basis der Produktion. Im Unterschied zu Kernenergie sei eine Versorgung mit Strom aus beiden Quellen jedoch relativ instabil und nur schwer steuerbar. So gebe es in der Slowakei beispielsweise nur vier Orte, wo sich Windkraftwerke wirtschaftlich betreiben ließen.

In jedem Falle wolle sich die Slowakei als "aktiver Player" in europäische Wasserstoff-Initiativen einbringen. Bisher beteiligen sich slowakische Unternehmen und Gemeinden an zwei Vorhaben. Zum einen geht es um das Projekt "Black Horse" zur Nutzung von Wasserstoff im Lastverkehr. Eingebunden sind hier 20 Unternehmen aus Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn.

Zum anderen kooperieren bei "Zero Emission Urban Delivery@ Rainbow Unhycorn" 20 Kommunen aus acht EU-Ländern, darunter auch Deutschland, beim Ausbau logistischer Hubs und der Entwicklung des Verkehrs in Städten.

Gegen E-Autos für Wasserstoff-Antriebe

Schon im Vorjahr hatte sich Sulik gegen eine weitere staatliche Förderung von Elektrofahrzeugen ausgesprochen. Er begründet dies vor allem mit deren nur kurzer Reichweite und der aufwendigen Herstellung der Autobatterien. Beim Antrieb mit Wasserstoff hingegen entstehe als Abfallprodukt nur Wasserdampf. Diese Erwägungen sind auch in die Wasserstoff-Strategie eingeflossen. Denn Investitionen in Elektromobilität betreffen künftig nur noch die notwendige Infrastruktur, etwa Lade-Stationen.
 
 
Auf Grundlage der Wasserstoff-Strategie will der Wirtschaftsminister auch die vielerorts wegen Geldmangels vor sich hin dümpelnde slowakische Forschungslandschaft beleben. Noch in diesem Jahr soll in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität in Kosice ein Zentrum zur Erforschung von Wasserstoff entstehen.
 

Freitag, 22.01.2021, 14:53 Uhr
Karin Rogalska
Energie & Management > Wasserstoff - Slowakei setzt bei Wasserstoff auf Atomstrom
Bild: Fotolia, Thorsten Schier
Wasserstoff
Slowakei setzt bei Wasserstoff auf Atomstrom
Die slowakische Regierung will noch im Januar eine Wasserstoff-Strategie auf den Weg bringen. Sie setzt unter anderem auf Kernkraftwerke zur Produktion. 
Im Unterschied etwa zum Nachbarland Österreich gehört die Slowakei zu den EU-Staaten, die eine Erzeugung von Wasserstoff allein aus erneuerbaren Energiequellen ablehnen. Außerdem will Wirtschaftsminister Richard Sulik einen ganz eigenen Weg gehen, indem er, anders als von der EU-Kommission favorisiert, Wasserstoff vor allem im Personenverkehr nutzen will.

Die aus seiner Sicht höchst ineffiziente Erzeugung von Wasserstoff aus Erdgas nennt der Ressortchef einen "Irrtum". Er setzt vielmehr auf Kernenergie, den bedeutendsten Energieträger in dem mittelosteuropäischen Land. Vor allem der im westslowakischen Atomkraftwerk Mochovce anfallende Stromüberschuss lasse sich zur günstigen Produktion von Wasserstoff nutzen.

Bisher würden Überschüsse nachts in Wasserkraftwerke umgeleitet oder in Batterien gespeichert. Es gebe in der Slowakei aber nur eine begrenzte Zahl von geeigneten Kraftwerken und keine großen Batteriespeicher, so Sulik. Daher sei es nur realistisch, die Speicherung überschüssiger Energie in Form von in Elektrolyseuren erzeugtem Wasserstoff anzupeilen.

Das Kernkraftwerk Mochovce wird derzeit um einen dritten und vierten Reaktor erweitert, die ursprünglich bis 2013 in Betrieb gehen sollten. Wegen der jahrelangen Verzögerungen bei den Bauarbeiten sind die Projektkosten von knapp 3 Mrd. Euro auf mittlerweile knapp 6 Mrd. Euro gestiegen.

Versorgung aus erneuerbare Energien instabil

Gegen die ausschließliche Nutzung erneuerbarer Energien zur Erzeugung von Wasserstoff sprechen für den Wirtschaftsminister noch weitere Gründe. Prinzipiell befürworte er Sonnen- und Windenergie als Basis der Produktion. Im Unterschied zu Kernenergie sei eine Versorgung mit Strom aus beiden Quellen jedoch relativ instabil und nur schwer steuerbar. So gebe es in der Slowakei beispielsweise nur vier Orte, wo sich Windkraftwerke wirtschaftlich betreiben ließen.

In jedem Falle wolle sich die Slowakei als "aktiver Player" in europäische Wasserstoff-Initiativen einbringen. Bisher beteiligen sich slowakische Unternehmen und Gemeinden an zwei Vorhaben. Zum einen geht es um das Projekt "Black Horse" zur Nutzung von Wasserstoff im Lastverkehr. Eingebunden sind hier 20 Unternehmen aus Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn.

Zum anderen kooperieren bei "Zero Emission Urban Delivery@ Rainbow Unhycorn" 20 Kommunen aus acht EU-Ländern, darunter auch Deutschland, beim Ausbau logistischer Hubs und der Entwicklung des Verkehrs in Städten.

Gegen E-Autos für Wasserstoff-Antriebe

Schon im Vorjahr hatte sich Sulik gegen eine weitere staatliche Förderung von Elektrofahrzeugen ausgesprochen. Er begründet dies vor allem mit deren nur kurzer Reichweite und der aufwendigen Herstellung der Autobatterien. Beim Antrieb mit Wasserstoff hingegen entstehe als Abfallprodukt nur Wasserdampf. Diese Erwägungen sind auch in die Wasserstoff-Strategie eingeflossen. Denn Investitionen in Elektromobilität betreffen künftig nur noch die notwendige Infrastruktur, etwa Lade-Stationen.
 
 
Auf Grundlage der Wasserstoff-Strategie will der Wirtschaftsminister auch die vielerorts wegen Geldmangels vor sich hin dümpelnde slowakische Forschungslandschaft beleben. Noch in diesem Jahr soll in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität in Kosice ein Zentrum zur Erforschung von Wasserstoff entstehen.
 

Freitag, 22.01.2021, 14:53 Uhr
Karin Rogalska

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