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Energie & Management > Kernkraft - Slowakei bei Stromversorgung autark 
Quelle: Shutterstock / Olga Khalizeva
Kernkraft

Slowakei bei Stromversorgung autark 

Der neu errichtete dritte Reaktor im westslowakischen Kernkraftwerk Mochovce geht in diesen Tagen in den uneingeschränkten Dauerbetrieb. 
Mit dem dritten Reaktor im Kernkraftwerk Mochovce ist die Slowakei nach Angaben der Betreibergesellschaft Slovenske elektrarne (SE) bei der Stromversorgung autark. 

Derzeit werden in der Anlage noch Energie-Anfahrtests durchgeführt, woran sich ein 144-stündiger Probelauf anschließt. Die erste Brennstoffpatrone war am 9. September 2022 von den SE an den Reaktor geliefert, die erst Kernspaltung am 23. Oktober 2022 gestartet worden. Seit Jahresbeginn wird Energie in das slowakische Netz eingespeist. 

Der Reaktor weist eine installierte Leistung von 471 MW auf und ist auf eine Betriebsdauer von 60 Jahren angelegt. Über die Anlage lassen sich aktuell 13 Prozent des in der Slowakei verbrauchten Stroms erzeugen. 

Ein im Bau befindlicher vierte Reaktor soll 2024 in Betrieb genommen werden. Schon jetzt steht fest, dass die tatsächlichen Baugesamtkosten mehr als doppelt so hoch sind wie die ursprünglich veranschlagten knapp 3 Milliarden Euro. Das hängt vor allem mit jahrelangen Verzögerungen am Bau zusammen, die sich in erster Linie auf Korruption und fehlende Sorgfalt bei den Arbeiten an der Anlage zurückführen lassen. 

Anders als anfangs geplant sollen die beiden Reaktoren in Mochovce nicht mit Brennstäben betrieben werden, die aus Russland geliefert werden. Die SE, woran der slowakische Fiskus mit 34 Prozent beteiligt ist, haben sich zwischenzeitlich zum US-Unternehmen Westinghouse orientiert und verhandeln noch in Frankreich. 

Ungarn setzt weiter aus Russland

Das Nachbarland Ungarn hingegen setzt bei der Realisierung des Kernkraftwerks Paks II weiter uneingeschränkt auf russische Unterstützung. Dies wurde zuletzt bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Alexei Lichatschow, dem Vorstandsvorsitzenden der russischen Rosatom, und Levente Magyar, Staatssekretär im ungarischen Außen- und Handelsministerium, in Budapest deutlich. Paks II soll bis 2030 fertiggestellt sein. Es sind zwei Reaktoren mit einer installierten Leistung von 1.200 MW geplant, die Baukosten werden aktuell auf umgerechnet rund 12,5 Mrd. Euro geschätzt. 

Lichatschow zufolge ist Paks II das erste Kernkraftwerk moderner Bauart in der Europäischen Union, das von Rosatom errichtet wird. Inzwischen seien alle Voraussetzungen erfüllt, damit der Bau in angemessenem Tempo voranschreiten könne, so Lichatschow. Der Bau des Reaktors werde sogar noch beschleunigt, indem weitere ungarische Zulieferer beauftragt würden. Derzeit seien 140 Sublieferanten aus Ungarn in den Bau involviert. Rosatom werde alle seine Verpflichtungen bei der Umsetzung der Investition in Paks erfüllen, es kämen die bisher angewandten besten Praktiken und sicheren Technologien zum Einsatz. Levente nannte das Großvorhaben Paks II "unumkehrbar", es werde trotz aller Zweifel und gegenteiliger Bemühungen realisiert. 

Trotz des anhaltenden Krieges in der Ukraine bezieht damit einmal mehr ein Vertreter der ungarischen Regierung Stellung zugunsten Moskaus. 

Nur vordergründig geht es dabei darum, mittel- und langfristig eine sichere Energieversorgung Ungarns zu gewährleisten. Das jüngste Bekenntnis zu einem russischen Partner ist einmal mehr auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass Ungarn immer noch einen Kredit in Höhe von 30 Milliarden Euro zu tilgen hat, welcher dem Land vor einigen Jahren von Russland gewährt wurde. Dieser ist zu einem Drittel zwingend an die Umsetzung von Paks II unter russischer Ägide geknüpft. Da die Europäische Union außerdem Gelder eingefroren hat, womit zahlreiche Investitionen in Ungarn gefördert werden sollten, sind die Zusagen der Rosatom, deutlich mehr ungarische Zulieferer zu beauftragen, mehr als willkommen.

Montag, 2.10.2023, 12:05 Uhr
Karin Rogalska
Energie & Management > Kernkraft - Slowakei bei Stromversorgung autark 
Quelle: Shutterstock / Olga Khalizeva
Kernkraft
Slowakei bei Stromversorgung autark 
Der neu errichtete dritte Reaktor im westslowakischen Kernkraftwerk Mochovce geht in diesen Tagen in den uneingeschränkten Dauerbetrieb. 
Mit dem dritten Reaktor im Kernkraftwerk Mochovce ist die Slowakei nach Angaben der Betreibergesellschaft Slovenske elektrarne (SE) bei der Stromversorgung autark. 

Derzeit werden in der Anlage noch Energie-Anfahrtests durchgeführt, woran sich ein 144-stündiger Probelauf anschließt. Die erste Brennstoffpatrone war am 9. September 2022 von den SE an den Reaktor geliefert, die erst Kernspaltung am 23. Oktober 2022 gestartet worden. Seit Jahresbeginn wird Energie in das slowakische Netz eingespeist. 

Der Reaktor weist eine installierte Leistung von 471 MW auf und ist auf eine Betriebsdauer von 60 Jahren angelegt. Über die Anlage lassen sich aktuell 13 Prozent des in der Slowakei verbrauchten Stroms erzeugen. 

Ein im Bau befindlicher vierte Reaktor soll 2024 in Betrieb genommen werden. Schon jetzt steht fest, dass die tatsächlichen Baugesamtkosten mehr als doppelt so hoch sind wie die ursprünglich veranschlagten knapp 3 Milliarden Euro. Das hängt vor allem mit jahrelangen Verzögerungen am Bau zusammen, die sich in erster Linie auf Korruption und fehlende Sorgfalt bei den Arbeiten an der Anlage zurückführen lassen. 

Anders als anfangs geplant sollen die beiden Reaktoren in Mochovce nicht mit Brennstäben betrieben werden, die aus Russland geliefert werden. Die SE, woran der slowakische Fiskus mit 34 Prozent beteiligt ist, haben sich zwischenzeitlich zum US-Unternehmen Westinghouse orientiert und verhandeln noch in Frankreich. 

Ungarn setzt weiter aus Russland

Das Nachbarland Ungarn hingegen setzt bei der Realisierung des Kernkraftwerks Paks II weiter uneingeschränkt auf russische Unterstützung. Dies wurde zuletzt bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Alexei Lichatschow, dem Vorstandsvorsitzenden der russischen Rosatom, und Levente Magyar, Staatssekretär im ungarischen Außen- und Handelsministerium, in Budapest deutlich. Paks II soll bis 2030 fertiggestellt sein. Es sind zwei Reaktoren mit einer installierten Leistung von 1.200 MW geplant, die Baukosten werden aktuell auf umgerechnet rund 12,5 Mrd. Euro geschätzt. 

Lichatschow zufolge ist Paks II das erste Kernkraftwerk moderner Bauart in der Europäischen Union, das von Rosatom errichtet wird. Inzwischen seien alle Voraussetzungen erfüllt, damit der Bau in angemessenem Tempo voranschreiten könne, so Lichatschow. Der Bau des Reaktors werde sogar noch beschleunigt, indem weitere ungarische Zulieferer beauftragt würden. Derzeit seien 140 Sublieferanten aus Ungarn in den Bau involviert. Rosatom werde alle seine Verpflichtungen bei der Umsetzung der Investition in Paks erfüllen, es kämen die bisher angewandten besten Praktiken und sicheren Technologien zum Einsatz. Levente nannte das Großvorhaben Paks II "unumkehrbar", es werde trotz aller Zweifel und gegenteiliger Bemühungen realisiert. 

Trotz des anhaltenden Krieges in der Ukraine bezieht damit einmal mehr ein Vertreter der ungarischen Regierung Stellung zugunsten Moskaus. 

Nur vordergründig geht es dabei darum, mittel- und langfristig eine sichere Energieversorgung Ungarns zu gewährleisten. Das jüngste Bekenntnis zu einem russischen Partner ist einmal mehr auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass Ungarn immer noch einen Kredit in Höhe von 30 Milliarden Euro zu tilgen hat, welcher dem Land vor einigen Jahren von Russland gewährt wurde. Dieser ist zu einem Drittel zwingend an die Umsetzung von Paks II unter russischer Ägide geknüpft. Da die Europäische Union außerdem Gelder eingefroren hat, womit zahlreiche Investitionen in Ungarn gefördert werden sollten, sind die Zusagen der Rosatom, deutlich mehr ungarische Zulieferer zu beauftragen, mehr als willkommen.

Montag, 2.10.2023, 12:05 Uhr
Karin Rogalska

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