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Energie & Management > Windkraft Offshore - Schon im Sommer neue Flächenfestlegungen für Offshore 
Quelle: Shutterstock / Paul Biryukov
Windkraft Offshore

Schon im Sommer neue Flächenfestlegungen für Offshore 

Der Flächenentwicklungsplan für die Ausschließliche Wirtschaftszone gilt erst seit Januar. Nun wird bereits die nächste Fortschreibung vom Wirtschaftsministerium angekündigt.
Astrid Wirnhier, Referatsleiterin Offshore beim Wirtschaftsministerium (BMWK), hat am 13. Juni den Vorentwurf des nächsten Flächenentwicklungsplans (FEP) für die deutsche Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) angekündigt. Auf der Windforce Conference in Bremerhaven sagte sie, noch im Sommer werde der Vorentwurf für die nächste Fortschreibung des FEP AWZ veröffentlicht. Fachlich zuständig ist das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). 

Flächenentwicklungspläne legen bestimmte Nutzungen für Flächen fest. In der AWZ zwischen 12 und 200 Seemeilen von der deutschen Küste entfernt, geht es darum, die Nutzungskonkurrenzen zwischen Offshore-Windkraft, Offshore-Windwasserstoff, Schifffahrt, Fischerei, Naturschutz und Militär auszutarieren. 

Der gegenwärtig gültige FEP AWZ war erst im Januar nach einem mehrjährigen Verfahren veröffentlicht worden (wir berichteten). Darin setzte das BSH vor allem die nationalen Ausbauziele von 30.000 MW Offshore-Windkraft für 2030 in die dazu nötigen Meeresflächen um. Bisher sind 8.200 MW installiert. Gegenüber unserer Redaktion sagte Referatsleiterin Wirnhier, es gehe beim künftigen Vorentwurf vor allem darum, aktuelle Entwicklungen abzubilden und die Planungssicherheit weiter zu erhöhen. Planungshorizont und Flächenkulisse würden nicht notwendigerweise erhöht.
 
Astrid Wirnhier leitet das Offshore-Referat im BMWK
Quelle: E&M / Georg Eble

Wirnhier präzisierte auch eine Ankündigung des Parlamentarischen Staatssekretärs in ihrem Haus, Stefan Wenzel (Grüne) vom Vortag, wonach sein Haus "mit Hochdruck" an einem Förderregime für die künftige direkte Wasserstoffproduktion in der Nordsee arbeitet. Ein erster Entwurf werde ebenfalls im Sommer veröffentlicht. Der sogenannte "Sonstige Energiegewinnungsbereich" (SEN) sollen dann auf Basis eines fertigen Förderregimes 2024 ausgeschrieben werden. Wirnhier kündigte zudem die Unterteilung der SEN in drei Ausschreibungsflächen beziehungsweise -lose an. Sinngemäß sagte sie: "Ich glaube, wir werden ihn (den Energiegewinnungsbereich, Anmerkung der Redaktion) in drei Teile schneiden." 

Die Ministerialbeamtin meinte, der Bund habe mit den höheren Ausbauzielen sowie rascheren Planungs- und Genehmigungsverfahren Planungssicherheit für die Branche geschaffen. Es fehle für den neuerlichen Offshore-Hochlauf nur noch Kapital. Dringend gebraucht würden auch Konverterplattformen. "Ich hoffe, Sie gehen heute bei den Banken vorbei und stellen Leute ein", appellierte Wirnhier an die Branche. 
 
 
Europa industriepolitisch "total unsexy"

Jan Vollrath, Vice President Offshore Sales bei Siemens Gamesa, erklärte, der Windturbinen-Hersteller müsse allein für die europäischen Ziele von 120.000 MW bis 2030 bei einem angenommenen Marktanteil von 50 Prozent seine Produktion mindestens verdoppeln. Das sei nur mit einem neuen Werk machbar, das sechs bis sieben Jahre brauche.

"Das Problem liegt auf der Kapitalseite – das ist unser größtes Hindernis. Wenn das Kapital nur da wäre! Wir haben es nicht", sagte Vollrath. "Seit mindestens zwei Jahren verdienen wir kein Geld, Siemens Gamesa hat sogar massive Verluste erlitten." Vollrath unterstrich mit diesen Worten seine Forderung an die Politik, die Offshore-Industrie europaweit zu unterstützen, um das 2030-Ziel zu erreichen. Europa sei hier im Vergleich zu den USA mit deren Inflation Reduction Act "total unsexy" − und das US-System sei "schnell und unbürokratisch".

Auch Steelwind Nordenham müsste nach Ansicht seines Geschäftsführers Andreas Liessem für hochgerechnete weitere 300 Monopfähle und andere Fundamente seine Produktionskapazität verdoppeln. Das sei nur mit einer neuen Fabrik zu schaffen. Für einen weiteren Hafenstandort, idealerweise mit weniger Tidenhub als im niedersächsischen Nordenham und mit viel Tiefgang, brauche Steelwind einiges: eine 40 Hektar große schwerlastfähige Produktions- und Lagerfläche, einen Zeitraum von dreieinhalb bis vier Jahren, Kapital in Höhe von 350 bis 400 Millionen Euro und 500 Fachkräfte. 

Lieferkette weitgehend europäisieren

Die Lieferkette solle zumindest weitgehend europäisiert werden und jedes Kettenglied umfassen – darin waren sich alle Diskutanten auf einem Windforce-Podium einig. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Schiffbau und Meerestechnik (VSM), Reinhard Lüken, sprach von einem sechs- bis achtjährigen Finanzierungsbedarf von 10 Milliarden Euro in neue Offshore-Spezialschiffe und fragte rhetorisch: "Wie soll das ein Mittelständler schaffen? Wir kommen da beim BMWK nicht richtig voran, da ist noch die Handbremse angelegt." Das Ministerium habe den Engpass bei Schiffskapazitäten wohl unterschätzt.

Mittwoch, 14.06.2023, 09:28 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Offshore - Schon im Sommer neue Flächenfestlegungen für Offshore 
Quelle: Shutterstock / Paul Biryukov
Windkraft Offshore
Schon im Sommer neue Flächenfestlegungen für Offshore 
Der Flächenentwicklungsplan für die Ausschließliche Wirtschaftszone gilt erst seit Januar. Nun wird bereits die nächste Fortschreibung vom Wirtschaftsministerium angekündigt.
Astrid Wirnhier, Referatsleiterin Offshore beim Wirtschaftsministerium (BMWK), hat am 13. Juni den Vorentwurf des nächsten Flächenentwicklungsplans (FEP) für die deutsche Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) angekündigt. Auf der Windforce Conference in Bremerhaven sagte sie, noch im Sommer werde der Vorentwurf für die nächste Fortschreibung des FEP AWZ veröffentlicht. Fachlich zuständig ist das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). 

Flächenentwicklungspläne legen bestimmte Nutzungen für Flächen fest. In der AWZ zwischen 12 und 200 Seemeilen von der deutschen Küste entfernt, geht es darum, die Nutzungskonkurrenzen zwischen Offshore-Windkraft, Offshore-Windwasserstoff, Schifffahrt, Fischerei, Naturschutz und Militär auszutarieren. 

Der gegenwärtig gültige FEP AWZ war erst im Januar nach einem mehrjährigen Verfahren veröffentlicht worden (wir berichteten). Darin setzte das BSH vor allem die nationalen Ausbauziele von 30.000 MW Offshore-Windkraft für 2030 in die dazu nötigen Meeresflächen um. Bisher sind 8.200 MW installiert. Gegenüber unserer Redaktion sagte Referatsleiterin Wirnhier, es gehe beim künftigen Vorentwurf vor allem darum, aktuelle Entwicklungen abzubilden und die Planungssicherheit weiter zu erhöhen. Planungshorizont und Flächenkulisse würden nicht notwendigerweise erhöht.
 
Astrid Wirnhier leitet das Offshore-Referat im BMWK
Quelle: E&M / Georg Eble

Wirnhier präzisierte auch eine Ankündigung des Parlamentarischen Staatssekretärs in ihrem Haus, Stefan Wenzel (Grüne) vom Vortag, wonach sein Haus "mit Hochdruck" an einem Förderregime für die künftige direkte Wasserstoffproduktion in der Nordsee arbeitet. Ein erster Entwurf werde ebenfalls im Sommer veröffentlicht. Der sogenannte "Sonstige Energiegewinnungsbereich" (SEN) sollen dann auf Basis eines fertigen Förderregimes 2024 ausgeschrieben werden. Wirnhier kündigte zudem die Unterteilung der SEN in drei Ausschreibungsflächen beziehungsweise -lose an. Sinngemäß sagte sie: "Ich glaube, wir werden ihn (den Energiegewinnungsbereich, Anmerkung der Redaktion) in drei Teile schneiden." 

Die Ministerialbeamtin meinte, der Bund habe mit den höheren Ausbauzielen sowie rascheren Planungs- und Genehmigungsverfahren Planungssicherheit für die Branche geschaffen. Es fehle für den neuerlichen Offshore-Hochlauf nur noch Kapital. Dringend gebraucht würden auch Konverterplattformen. "Ich hoffe, Sie gehen heute bei den Banken vorbei und stellen Leute ein", appellierte Wirnhier an die Branche. 
 
 
Europa industriepolitisch "total unsexy"

Jan Vollrath, Vice President Offshore Sales bei Siemens Gamesa, erklärte, der Windturbinen-Hersteller müsse allein für die europäischen Ziele von 120.000 MW bis 2030 bei einem angenommenen Marktanteil von 50 Prozent seine Produktion mindestens verdoppeln. Das sei nur mit einem neuen Werk machbar, das sechs bis sieben Jahre brauche.

"Das Problem liegt auf der Kapitalseite – das ist unser größtes Hindernis. Wenn das Kapital nur da wäre! Wir haben es nicht", sagte Vollrath. "Seit mindestens zwei Jahren verdienen wir kein Geld, Siemens Gamesa hat sogar massive Verluste erlitten." Vollrath unterstrich mit diesen Worten seine Forderung an die Politik, die Offshore-Industrie europaweit zu unterstützen, um das 2030-Ziel zu erreichen. Europa sei hier im Vergleich zu den USA mit deren Inflation Reduction Act "total unsexy" − und das US-System sei "schnell und unbürokratisch".

Auch Steelwind Nordenham müsste nach Ansicht seines Geschäftsführers Andreas Liessem für hochgerechnete weitere 300 Monopfähle und andere Fundamente seine Produktionskapazität verdoppeln. Das sei nur mit einer neuen Fabrik zu schaffen. Für einen weiteren Hafenstandort, idealerweise mit weniger Tidenhub als im niedersächsischen Nordenham und mit viel Tiefgang, brauche Steelwind einiges: eine 40 Hektar große schwerlastfähige Produktions- und Lagerfläche, einen Zeitraum von dreieinhalb bis vier Jahren, Kapital in Höhe von 350 bis 400 Millionen Euro und 500 Fachkräfte. 

Lieferkette weitgehend europäisieren

Die Lieferkette solle zumindest weitgehend europäisiert werden und jedes Kettenglied umfassen – darin waren sich alle Diskutanten auf einem Windforce-Podium einig. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Schiffbau und Meerestechnik (VSM), Reinhard Lüken, sprach von einem sechs- bis achtjährigen Finanzierungsbedarf von 10 Milliarden Euro in neue Offshore-Spezialschiffe und fragte rhetorisch: "Wie soll das ein Mittelständler schaffen? Wir kommen da beim BMWK nicht richtig voran, da ist noch die Handbremse angelegt." Das Ministerium habe den Engpass bei Schiffskapazitäten wohl unterschätzt.

Mittwoch, 14.06.2023, 09:28 Uhr
Georg Eble

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