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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Sagen Sie mal: Klaus Müller
Quelle: Fotolia / iQoncept
Aus Der Aktuellen Zeitung

Sagen Sie mal: Klaus Müller

In der Rubrik "Sagen Sie mal" stellen wir ein paar kurze Fragen und bitten um kurze Antworten zu einem aktuellen Thema.
 
Klaus Müller ist Präsident der Bundesnetzagentur in Bonn
Quelle: Bundesnetzagentur

Herr Müller, als Chef der Bundesnetzagentur liegt Ihnen in dieser Gaskrise eine enorme Last auf den Schultern. Geben Sie uns einen Einblick in Ihren Arbeitsalltag. Wie aufwühlend waren die vergangenen zwölf Monate für Sie? 

Es stimmt, es war ein Jahr ganz im Zeichen der Gaskrise − aus unserer Sicht ist es treffender zu sagen: ganz im Zeichen der Gasbeschaffung. Als ich mein Amt als Präsident der Bundesnetzagentur angetreten habe, lag der Beginn der russischen Invasion in die Ukraine gerade eine Woche zurück. Ich bin also direkt in die Krise hineingerutscht. Zum Glück ist es uns schnell gelungen, einen Krisenstab mit einer sehr beachtlichen Expertise zusammenzustellen. Ich bin stolz darauf, wie die Kolleginnen und Kollegen dieses vergangene Jahr gehandhabt haben. Wir haben einen engen Draht zur Energiewirtschaft, Industrie und zu den Gewerkschaften, aber auch zu unseren Nachbarländern aufgebaut. Zusammen mit der Trading Hub Europe haben wir dazu beigetragen, dass die Gasspeicher gefüllt sind. Es ist nicht zu einer Mangellage gekommen; niemand musste frieren, die deutsche Wirtschaft konnte weiter produzieren. Unsere Treuhandstelle hat mit SEFE (ehemalige Gazprom Germania; d. Red.) eines der größten Unternehmen in Deutschland stabilisiert und dann auch noch bei Rosneft geholfen. Außerdem hat unser Beitrag zu vielen Gesetzen seine Spuren hinterlassen. 

In den letzten Monaten kam mir die Rolle zu, zum Gassparen zu motivieren. Dabei habe ich versucht, die Individualisierung und den erhobenen Zeigefinger zu vermeiden. Das würde bei vielen Menschen eine Aversion auslösen. Aber richtig ist natürlich, dass ein Teil der Lösung sowohl bei Einsparungen in der Industrie als auch in den privaten Haushalten lag. Wir können in unserer Statistik nachvollziehen, dass alle Sektoren gespart haben − unterschiedlich und temperaturabhängig. Die ganz akute Alarmbereitschaft hat etwas nachgelassen. Dennoch richtet sich unser Blick jetzt schon auf den kommenden Winter. Bis dahin müssen wir die Gasspeicher wieder füllen − und das erstmals ohne russisches Pipelinegas.

Welche Diskussionen hatten Sie daheim in Sachen Gassparen? 

Die Diskussion bei uns zu Hause darüber, wie warm oder kalt welche Zimmer sein müssen, hat auch uns den ganzen Winter über begleitet. In Chatgruppen mit meinen Freunden ging es auch darum, wer am längsten durchhält, ohne die Heizung einzuschalten. Ich habe nicht gewonnen. Aber natürlich habe ich genau wie wohl der Großteil der Bevölkerung nach Kräften versucht, so wenig Gas wie möglich zu verbrauchen und die Tipps der Verbraucherzentralen oder Stiftung Warentest zu beherzigen.

Stimmen wie die des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung halten den Bau stationärer, deutscher LNG-Terminals für überaktionistisch angesichts des nahenden Ausstiegs aus den fossilen Energien. Wie sagen Sie dazu? 

Unser Ziel ist eine Energieversorgung durch Wind, Sonne, Wasser und Biomasse. Aber bisher decken sie nur etwa die Hälfte des Bedarfs. Wir steigern uns und es geht voran. Aber jetzt brauchen wir im Sinne einer ‚Versicherung‘ die LNG-Kapazitäten nicht nur für die aktuellen Bedarfe hier bei uns, sondern auch mit Blick auf kältere Winter, die Nachfrage unserer Nachbarländer, mögliche russische Eskalationen und auch Redundanzen, um vor unangenehmen Ereignissen gefeit zu sein. Es geht um Risikovorsorge. Die LNG-Terminals helfen uns dabei.

Mittwoch, 5.04.2023, 09:03 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Sagen Sie mal: Klaus Müller
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Sagen Sie mal: Klaus Müller
In der Rubrik "Sagen Sie mal" stellen wir ein paar kurze Fragen und bitten um kurze Antworten zu einem aktuellen Thema.
 
Klaus Müller ist Präsident der Bundesnetzagentur in Bonn
Quelle: Bundesnetzagentur

Herr Müller, als Chef der Bundesnetzagentur liegt Ihnen in dieser Gaskrise eine enorme Last auf den Schultern. Geben Sie uns einen Einblick in Ihren Arbeitsalltag. Wie aufwühlend waren die vergangenen zwölf Monate für Sie? 

Es stimmt, es war ein Jahr ganz im Zeichen der Gaskrise − aus unserer Sicht ist es treffender zu sagen: ganz im Zeichen der Gasbeschaffung. Als ich mein Amt als Präsident der Bundesnetzagentur angetreten habe, lag der Beginn der russischen Invasion in die Ukraine gerade eine Woche zurück. Ich bin also direkt in die Krise hineingerutscht. Zum Glück ist es uns schnell gelungen, einen Krisenstab mit einer sehr beachtlichen Expertise zusammenzustellen. Ich bin stolz darauf, wie die Kolleginnen und Kollegen dieses vergangene Jahr gehandhabt haben. Wir haben einen engen Draht zur Energiewirtschaft, Industrie und zu den Gewerkschaften, aber auch zu unseren Nachbarländern aufgebaut. Zusammen mit der Trading Hub Europe haben wir dazu beigetragen, dass die Gasspeicher gefüllt sind. Es ist nicht zu einer Mangellage gekommen; niemand musste frieren, die deutsche Wirtschaft konnte weiter produzieren. Unsere Treuhandstelle hat mit SEFE (ehemalige Gazprom Germania; d. Red.) eines der größten Unternehmen in Deutschland stabilisiert und dann auch noch bei Rosneft geholfen. Außerdem hat unser Beitrag zu vielen Gesetzen seine Spuren hinterlassen. 

In den letzten Monaten kam mir die Rolle zu, zum Gassparen zu motivieren. Dabei habe ich versucht, die Individualisierung und den erhobenen Zeigefinger zu vermeiden. Das würde bei vielen Menschen eine Aversion auslösen. Aber richtig ist natürlich, dass ein Teil der Lösung sowohl bei Einsparungen in der Industrie als auch in den privaten Haushalten lag. Wir können in unserer Statistik nachvollziehen, dass alle Sektoren gespart haben − unterschiedlich und temperaturabhängig. Die ganz akute Alarmbereitschaft hat etwas nachgelassen. Dennoch richtet sich unser Blick jetzt schon auf den kommenden Winter. Bis dahin müssen wir die Gasspeicher wieder füllen − und das erstmals ohne russisches Pipelinegas.

Welche Diskussionen hatten Sie daheim in Sachen Gassparen? 

Die Diskussion bei uns zu Hause darüber, wie warm oder kalt welche Zimmer sein müssen, hat auch uns den ganzen Winter über begleitet. In Chatgruppen mit meinen Freunden ging es auch darum, wer am längsten durchhält, ohne die Heizung einzuschalten. Ich habe nicht gewonnen. Aber natürlich habe ich genau wie wohl der Großteil der Bevölkerung nach Kräften versucht, so wenig Gas wie möglich zu verbrauchen und die Tipps der Verbraucherzentralen oder Stiftung Warentest zu beherzigen.

Stimmen wie die des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung halten den Bau stationärer, deutscher LNG-Terminals für überaktionistisch angesichts des nahenden Ausstiegs aus den fossilen Energien. Wie sagen Sie dazu? 

Unser Ziel ist eine Energieversorgung durch Wind, Sonne, Wasser und Biomasse. Aber bisher decken sie nur etwa die Hälfte des Bedarfs. Wir steigern uns und es geht voran. Aber jetzt brauchen wir im Sinne einer ‚Versicherung‘ die LNG-Kapazitäten nicht nur für die aktuellen Bedarfe hier bei uns, sondern auch mit Blick auf kältere Winter, die Nachfrage unserer Nachbarländer, mögliche russische Eskalationen und auch Redundanzen, um vor unangenehmen Ereignissen gefeit zu sein. Es geht um Risikovorsorge. Die LNG-Terminals helfen uns dabei.

Mittwoch, 5.04.2023, 09:03 Uhr
Davina Spohn

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