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Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

Risiken mit "HAZOP"-Analyse senken

Bereits bei der Planung von Biomasse- oder Geothermieanlagen müssen Sicherheit und Bedienbarkeit berücksichtigt werden. Eine Möglichkeit sind „HAZOP“-Analysen.
Hinter dem Begriff „HAZOP“ stecken die beiden Wörter „Hazard and Operability“ − also Gefahr und Bedienbarkeit. Solche Gefahrenanalysen eignen sich beispielsweise für sicherheitsrelevante Punkte in Biomasseheizkraftwerken oder Geothermieanlagen. Potenzielle Gefahren werden so strukturiert identifiziert und frühzeitig ausgeschlossen oder behoben.

„Das Analysekonzept hat seine Wurzeln in der chemischen Industrie. Es wird aber auch immer häufiger im Energiesektor angewendet, da es auch für energiewirtschaftliche Anlagen ein gutes Instrument ist“, sagt Florian Kraus. Er ist bei der TÜV Süd Industrie Service GmbH in der Abteilung für Anlagensicherheit und Störfallvorsorge als Sachverständiger tätig. Um unliebsame Überraschungen bei der Herstellung, der Inbetriebnahme und im laufenden Betrieb zu vermeiden, hätten sich Hazop-Analysen bewährt, so Kraus im Gespräch mit E&M. Hazop-Analysen werden in moderierten Gesprächsrunden von allen Beteiligten gemeinsam erarbeitet. Das spart Herstellern, Betreibern und der prüfenden Stelle viel Zeit, da mögliche Probleme frühzeitig besprochen und gelöst werden könnten.

„Der Ablauf einer Hazop-Analyse folgt einer definierten Systematik“, erklärt Kraus. Am Ende steht eine Empfehlungsliste − nach Priorität geordnet. Damit lassen sich viele Gefahren und mögliche Probleme bereits im Voraus gut identifizieren und bewerten. Anlagenbetreiber könnten später bei Bedarf mit der Hazop-Dokumentation auch Fehleranalysen für auftretende Störungen im Betrieb durchführen. Denn diese Methode „unterstellt“ immer einen Fehler oder eine Störung. Davon ausgehend wird geschaut, welche möglichen Auswirkungen sich daraus ergeben und welche Gegenmaßnahmen nötig sind. „Also welche Folgen auftreten könnten und mit welchen Präventivmaßnahmen man auf potenzielle Gefahren reagieren muss“, erklärt der TÜV-Süd-Experte.

Es werden mehrere Risiken mit einbezogen

Es gibt zwei Arten von Gefahren, „die wir in einer solchen Studie analysieren“, sagt Kraus. Zum einen sind es wirtschaftliche Gefahren, zum anderen mögliche Gefahren für Umwelt und Personen. Sie beziehen sich auf technische und organisatorische Risiken ebenso wie auf mögliche Fehlbedienungen und äußere Störeinflüsse. Die Bedienbarkeit von Anlagen wird daher mit betrachtet.

Eine Hazop-Analyse kann in den Planungsprozess eines Anlagenprojekts integriert, aber auch während der Bauphase oder später im Betrieb sowie bei Modernisierungen durchgeführt werden. An den entsprechenden Gesprächsrunden können sich sowohl interne als auch externe Spezialisten wie Verfahrens- und Sicherheitsingenieure, Konstrukteure und Techniker aus den Bereichen Anlagenplanung, MSR-Technik, Betrieb, Anlagenbau, Überwachung und Instandhaltung beteiligen. Ein erfahrener unabhängiger Experte moderiert die Zusammenkünfte.

Gerade im „unkonventionellen“ Kraftwerksbau verlangten die zunehmende Komplexität der Verfahrensabläufe und eingesetzten Technik ein detailliertes Wissen über deren Einsatz und über die einschlägigen Gesetze und Verordnungen sowie ein umfangreiches Know-how in der Sicherheitstechnik zur Abwehr von Gefahren und Risiken.

In Taufkirchen beispielsweise hat der Anlagenbetreiber Bioenergie Taufkirchen, eine Gesellschaft der Stadtwerke München, zwei Kesselanlagen seines Biomasseheizkraftwerks modernisiert und in diesem Rahmen eine Hazop-Analyse durchgeführt. „Dafür haben wir die Anlage bei der Betrachtung in sinnvolle Teileinheiten ‚zerlegt‘“, erklärt Kraus das Vorgehen bei einer solchen Studie.

Die Teileinheiten in Taufkirchen waren der Feststoffeintrag in die Feuerung, die Rauchgasreinigung, das Speisewasser- und Dampfsystem oder auch die Erzeugung von Fernwärme. Die Beteiligten besprachen und analysierten die Einheiten, nahmen gemeinsam verschiedene Szenarien unter die Lupe und bewerteten, an welchen Stellen kritische Störungen auftreten könnten. Sie prüften, ob die vorhandenen beziehungsweise geplanten Absicherungen ausreichen und entwickelten Gegenmaßnahmen für den Ernstfall.

„Zunächst wird immer der schlimmste Fall angenommen“

Bei Hazop-Analysen werden mögliche Störungen immer so durchgesprochen, als gäbe es keine Gegenmaßnahmen − auch wenn sie in der Anlage vorhanden sind. „Zunächst wird immer der schlimmste Fall angenommen, erst im Anschluss werden die Gegenmaßnahmen mit einbezogen“, erklärt Kraus. Stelle sich heraus, dass die erforderlichen Maßnahmen bereits berücksichtigt wurden, sei alles gut. Erkennt das Team aber, hier muss nachjustiert werden, geschieht das wenn möglich direkt oder zeitnah oder kommt mit auf die Empfehlungsliste.

Je nach Komplexität der Anlage können solche Studien einen Tag oder bis zu mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Am Ende steht immer eine für alle nachvollziehbare schriftliche Dokumentation der Ergebnisse. Da die Hazop-Analyse einer definierten Struktur folge, könnten Betreiber davon ausgehen, dass ihr Sicherheitskonzept stimmig ist, wenn die daraus abgeleitete Empfehlungsliste abgearbeitet wurde, sagt Kraus von TÜV Süd.

Die Empfehlungsliste kann darüber hinaus eine solide Grundlage bilden für Verhandlungen und Verträge mit Versicherungen, für die Formulierung präziser Lieferspezifikationen im Lastenheft, die Konformitätsbewertung nach Druckgeräterichtlinie (2014/68/EU) und für die Inbetriebnahme der Anlage. Wegen möglicher Änderungen im Bau- beziehungsweise Umbauverlauf sei es allerdings wichtig, die Analyse nach Fertigstellung zu wiederholen und auf Aktualität zu überprüfen.

Weitere Informationen erhalten Interessierte beim TÜV Süd; E-Mail: florian.kraus@tuvsud.com
 

Hazop-Analyse

Mithilfe der Hazop-Analyse lassen sich Gefahren und Risiken im Anlagenbau bereits im Voraus identifizieren. Unter Gefahr im Sinne von Hazop versteht man eine Situation, in der eine tatsächliche oder potenzielle Bedrohung für Menschen oder Umgebung besteht, die zu einem Unfall führen kann. Die Hazop-Analyse hat allgemein zum Ziel, die Sicherheit zu erhöhen, die Bedienbarkeit zu verbessern und so letztendlich die Verfügbarkeit zu optimieren.
  • Mögliche Gefährdungen und Risiken werden identifiziert.
  • Es erfolgt die Analyse und Bewertung, welche Auswirkungen bestimmte Störungen haben können.
  • Darauf aufbauend werden wirksame Gegenmaßnahmen festgelegt, mit denen das Risiko auf das vertretbare Maß reduziert und die Anlagensicherheit verbessert werden kann.
  • Die Hazop-Analyse sollte regelmäßig wiederholt werden, damit die Dokumentation immer auf dem neuesten Stand ist.
 

Montag, 16.01.2023, 10:24 Uhr
Heidi Roider
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Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung
Risiken mit "HAZOP"-Analyse senken
Bereits bei der Planung von Biomasse- oder Geothermieanlagen müssen Sicherheit und Bedienbarkeit berücksichtigt werden. Eine Möglichkeit sind „HAZOP“-Analysen.
Hinter dem Begriff „HAZOP“ stecken die beiden Wörter „Hazard and Operability“ − also Gefahr und Bedienbarkeit. Solche Gefahrenanalysen eignen sich beispielsweise für sicherheitsrelevante Punkte in Biomasseheizkraftwerken oder Geothermieanlagen. Potenzielle Gefahren werden so strukturiert identifiziert und frühzeitig ausgeschlossen oder behoben.

„Das Analysekonzept hat seine Wurzeln in der chemischen Industrie. Es wird aber auch immer häufiger im Energiesektor angewendet, da es auch für energiewirtschaftliche Anlagen ein gutes Instrument ist“, sagt Florian Kraus. Er ist bei der TÜV Süd Industrie Service GmbH in der Abteilung für Anlagensicherheit und Störfallvorsorge als Sachverständiger tätig. Um unliebsame Überraschungen bei der Herstellung, der Inbetriebnahme und im laufenden Betrieb zu vermeiden, hätten sich Hazop-Analysen bewährt, so Kraus im Gespräch mit E&M. Hazop-Analysen werden in moderierten Gesprächsrunden von allen Beteiligten gemeinsam erarbeitet. Das spart Herstellern, Betreibern und der prüfenden Stelle viel Zeit, da mögliche Probleme frühzeitig besprochen und gelöst werden könnten.

„Der Ablauf einer Hazop-Analyse folgt einer definierten Systematik“, erklärt Kraus. Am Ende steht eine Empfehlungsliste − nach Priorität geordnet. Damit lassen sich viele Gefahren und mögliche Probleme bereits im Voraus gut identifizieren und bewerten. Anlagenbetreiber könnten später bei Bedarf mit der Hazop-Dokumentation auch Fehleranalysen für auftretende Störungen im Betrieb durchführen. Denn diese Methode „unterstellt“ immer einen Fehler oder eine Störung. Davon ausgehend wird geschaut, welche möglichen Auswirkungen sich daraus ergeben und welche Gegenmaßnahmen nötig sind. „Also welche Folgen auftreten könnten und mit welchen Präventivmaßnahmen man auf potenzielle Gefahren reagieren muss“, erklärt der TÜV-Süd-Experte.

Es werden mehrere Risiken mit einbezogen

Es gibt zwei Arten von Gefahren, „die wir in einer solchen Studie analysieren“, sagt Kraus. Zum einen sind es wirtschaftliche Gefahren, zum anderen mögliche Gefahren für Umwelt und Personen. Sie beziehen sich auf technische und organisatorische Risiken ebenso wie auf mögliche Fehlbedienungen und äußere Störeinflüsse. Die Bedienbarkeit von Anlagen wird daher mit betrachtet.

Eine Hazop-Analyse kann in den Planungsprozess eines Anlagenprojekts integriert, aber auch während der Bauphase oder später im Betrieb sowie bei Modernisierungen durchgeführt werden. An den entsprechenden Gesprächsrunden können sich sowohl interne als auch externe Spezialisten wie Verfahrens- und Sicherheitsingenieure, Konstrukteure und Techniker aus den Bereichen Anlagenplanung, MSR-Technik, Betrieb, Anlagenbau, Überwachung und Instandhaltung beteiligen. Ein erfahrener unabhängiger Experte moderiert die Zusammenkünfte.

Gerade im „unkonventionellen“ Kraftwerksbau verlangten die zunehmende Komplexität der Verfahrensabläufe und eingesetzten Technik ein detailliertes Wissen über deren Einsatz und über die einschlägigen Gesetze und Verordnungen sowie ein umfangreiches Know-how in der Sicherheitstechnik zur Abwehr von Gefahren und Risiken.

In Taufkirchen beispielsweise hat der Anlagenbetreiber Bioenergie Taufkirchen, eine Gesellschaft der Stadtwerke München, zwei Kesselanlagen seines Biomasseheizkraftwerks modernisiert und in diesem Rahmen eine Hazop-Analyse durchgeführt. „Dafür haben wir die Anlage bei der Betrachtung in sinnvolle Teileinheiten ‚zerlegt‘“, erklärt Kraus das Vorgehen bei einer solchen Studie.

Die Teileinheiten in Taufkirchen waren der Feststoffeintrag in die Feuerung, die Rauchgasreinigung, das Speisewasser- und Dampfsystem oder auch die Erzeugung von Fernwärme. Die Beteiligten besprachen und analysierten die Einheiten, nahmen gemeinsam verschiedene Szenarien unter die Lupe und bewerteten, an welchen Stellen kritische Störungen auftreten könnten. Sie prüften, ob die vorhandenen beziehungsweise geplanten Absicherungen ausreichen und entwickelten Gegenmaßnahmen für den Ernstfall.

„Zunächst wird immer der schlimmste Fall angenommen“

Bei Hazop-Analysen werden mögliche Störungen immer so durchgesprochen, als gäbe es keine Gegenmaßnahmen − auch wenn sie in der Anlage vorhanden sind. „Zunächst wird immer der schlimmste Fall angenommen, erst im Anschluss werden die Gegenmaßnahmen mit einbezogen“, erklärt Kraus. Stelle sich heraus, dass die erforderlichen Maßnahmen bereits berücksichtigt wurden, sei alles gut. Erkennt das Team aber, hier muss nachjustiert werden, geschieht das wenn möglich direkt oder zeitnah oder kommt mit auf die Empfehlungsliste.

Je nach Komplexität der Anlage können solche Studien einen Tag oder bis zu mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Am Ende steht immer eine für alle nachvollziehbare schriftliche Dokumentation der Ergebnisse. Da die Hazop-Analyse einer definierten Struktur folge, könnten Betreiber davon ausgehen, dass ihr Sicherheitskonzept stimmig ist, wenn die daraus abgeleitete Empfehlungsliste abgearbeitet wurde, sagt Kraus von TÜV Süd.

Die Empfehlungsliste kann darüber hinaus eine solide Grundlage bilden für Verhandlungen und Verträge mit Versicherungen, für die Formulierung präziser Lieferspezifikationen im Lastenheft, die Konformitätsbewertung nach Druckgeräterichtlinie (2014/68/EU) und für die Inbetriebnahme der Anlage. Wegen möglicher Änderungen im Bau- beziehungsweise Umbauverlauf sei es allerdings wichtig, die Analyse nach Fertigstellung zu wiederholen und auf Aktualität zu überprüfen.

Weitere Informationen erhalten Interessierte beim TÜV Süd; E-Mail: florian.kraus@tuvsud.com
 

Hazop-Analyse

Mithilfe der Hazop-Analyse lassen sich Gefahren und Risiken im Anlagenbau bereits im Voraus identifizieren. Unter Gefahr im Sinne von Hazop versteht man eine Situation, in der eine tatsächliche oder potenzielle Bedrohung für Menschen oder Umgebung besteht, die zu einem Unfall führen kann. Die Hazop-Analyse hat allgemein zum Ziel, die Sicherheit zu erhöhen, die Bedienbarkeit zu verbessern und so letztendlich die Verfügbarkeit zu optimieren.
  • Mögliche Gefährdungen und Risiken werden identifiziert.
  • Es erfolgt die Analyse und Bewertung, welche Auswirkungen bestimmte Störungen haben können.
  • Darauf aufbauend werden wirksame Gegenmaßnahmen festgelegt, mit denen das Risiko auf das vertretbare Maß reduziert und die Anlagensicherheit verbessert werden kann.
  • Die Hazop-Analyse sollte regelmäßig wiederholt werden, damit die Dokumentation immer auf dem neuesten Stand ist.
 

Montag, 16.01.2023, 10:24 Uhr
Heidi Roider

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