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Energie & Management > Gas - Putin wirft „westliche“ Partner aus sibirischen Gas-Assets
Quelle: Pixabay / Rudy and Peter Skitterians
Gas

Putin wirft „westliche“ Partner aus sibirischen Gas-Assets

Laut Dekreten Präsident Putins gehen die Anteile der Wintershall Dea und der OMV an den beiden Gasfeldern an eine zu Gazprom gehörende Versicherung und an eine ihm nahestehende Bank.
Gemäß Dekreten Präsident Wladimir Putins übernehmen russische Firmen die Anteile ausländischer Unternehmen an der Severneftegazprom, die das Jushno-Russkoje-Kondensatfeld betreibt, sowie an der Achimgaz, die die Tiefengasvorkommen im Urengoj-Feld erschließt. Das meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax am 20. Dezember.

An der Severneftegazprom ist derzeit der russische Gaskonzern Gazprom mit 40 Prozent beteiligt. Die Wintershall Dea hält 34,99 Prozent, die österreichische OMV 24,99 Prozent. Laut Interfax überführt die Gazprom ihre von der Severneftegazprom gehaltenen Anteile an Jushno Russkoje in ihr direktes Eigentum. Die Anteile der Wintershall Dea und der OMV an der Severneftegazprom wiederum gehen in das Eigentum der Severneftegazprom selbst sowie der Gazprom URGM Development und der Gazprom URGM Trading über. Die beiden letzteren Gesellschaften kaufen das Gas aus Jushno Russkoje und verkaufen es an die Gazprom. Die Erlöse überweisen sie der Wintershall Dea und der OMV.

Vorgesehen ist, die derzeitigen Anteile der Wintershall Dea und der OMV an der Severneftegazprom, die an die genannten Gazprom-Gesellschaften sowie an Severneftegazprom selbst übergehen sollen, in einem zweiten Schritt an die Versicherungsgesellschaft Sogaz zu verkaufen. Die Erlöse daraus sollen auf Sonderkonten der beiden „westlichen“ Konzerne überwiesen werden. Wintershall Dea gehört mehrheitlich dem russischen Oligarchen Michail Fridman, der auf der Sanktionsliste der EU steht.

Die 1993 gegründete Sogaz („Versicherungsgesellschaft der Gasindustrie“) steht im alleinigen Eigentum der Gazprom. Kurz nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine setzte die EU-Kommission das Unternehmen auf ihre Sanktionsliste. Als Begründung führte die Kommission an, die Sogaz habe die Eisenbahninfrastruktur auf der Brücke über die Straße von Kertsch versichert und damit die Eingliederung der Halbinsel Krim in das russische Staatsgebiet erleichtert.

Bank Rossija steigt ein

Die Achimgaz wiederum gehört zu jeweils 50 Prozent der Wintershall Dea und der Gazprom Dobycha Urengoj. Sie entwickelt die Blöcke 1A, 4A und 5A der Achimow-Gasformation. Den Anteil der Gazprom Dobycha Urengoj wird die Gazprom in ihr direktes Eigentum überführen. Jenen der Wintershall übernimmt die im August in St. Petersburg von der Bank Rossija gegründete Gas Technologies LLC (Limited Liability Company, GmbH). Die Bank Rossija ist eine Privatbank im Eigentum mehrerer Personen, denen ein Näheverhältnis zu Präsident Putin nachgesagt wird. Einige davon befinden sich auf der Sanktionsliste der EU-Kommission.
 
 
OMV überlegt „weitere Schritte“

Weder die Wintershall Dea noch deren Mehrheitseigentümer BASF reagierten bis dato auf die Entwicklungen. Anfang des Jahres hatte die Wintershall Dea angekündigt, „Russland vollständig zu verlassen.“ Dies sei wegen des Einmarschs der russischen Truppen in der Ukraine „ohne Alternative“. Den Verlust aus der Entkonsolidierung des Russlandgeschäfts bezifferte der Konzern im Geschäftsbericht 2022 mit rund 4,5 Milliarden Euro.

Die OMV verlautete in einer Aussendung, sie prüfe die Präsidentenerlässe und werde erforderlichenfalls „weitere Schritte“ zur Wahrung ihrer Rechte setzen. Finanziell sei die Angelegenheit im Wesentlichen ausgestanden. Bereits 2022 habe die OMV ihr gesamtes Russlandgeschäft um rund 2,5 Milliarden Euro abgewertet. Dies umfasse die Beteiligung an Jushno Russkoje ebenso wie „die Forderungen gegenüber der Nord Stream 2 AG.“ Geplant war, den Anteil an Jushno Russkoje zu verkaufen.

Engagement seit 2017

Ihre Anteile an Jushno Russkoje hatte die OMV Anfang März 2017 unter dem damaligen Generaldirektor Rainer Seele erworben, der bis Mitte 2015 Vorstandschef der Wintershall gewesen war. In der seinerzeitigen Aussendung hieß es, Russland werde für den Konzern eine „neue Upstream-Kernregion mit sofortiger Produktion“. Die Produktion steige um 100.000 Barrel Öleinheiten auf 400.000 Barrel Öleinheiten pro Tag. Insgesamt verfügte die OMV in dem Feld über 580 Millionen Barrel Öleinheiten.

Über den Erwerb einer 24,98-Prozent-Beteiligung an den Blöcken 4 und 5 der Achimow-Formation wiederum hatte die OMV seit Ende 2016 letztlich ergebnislos mit der Gazprom verhandelt. Implizit stand das Engagement bezüglich der beiden Felder stets im Zusammenhang mit der Mitfinanzierung der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 durch die OMV. Über Nord Stream ​2 sollte vor allem das Gas aus der Achimow-Formation auf direktem Wege aus Russland in die EU importiert werden.

Mit dem vorzeitigen Ende der Tätigkeit Rainer Seeles als OMV-Generaldirektor Ende August 2021 sank auch die Bedeutung der Aktivitäten des Konzerns in Russland. Nach dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine am 24. Februar 2022 kamen diese faktisch zum Erliegen. Nach wie vor in Kraft sind allerdings die langfristigen Gasbezugsverträge der OMV mit der Gazprom. Sie laufen bis 2040.

Mittwoch, 20.12.2023, 15:34 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Gas - Putin wirft „westliche“ Partner aus sibirischen Gas-Assets
Quelle: Pixabay / Rudy and Peter Skitterians
Gas
Putin wirft „westliche“ Partner aus sibirischen Gas-Assets
Laut Dekreten Präsident Putins gehen die Anteile der Wintershall Dea und der OMV an den beiden Gasfeldern an eine zu Gazprom gehörende Versicherung und an eine ihm nahestehende Bank.
Gemäß Dekreten Präsident Wladimir Putins übernehmen russische Firmen die Anteile ausländischer Unternehmen an der Severneftegazprom, die das Jushno-Russkoje-Kondensatfeld betreibt, sowie an der Achimgaz, die die Tiefengasvorkommen im Urengoj-Feld erschließt. Das meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax am 20. Dezember.

An der Severneftegazprom ist derzeit der russische Gaskonzern Gazprom mit 40 Prozent beteiligt. Die Wintershall Dea hält 34,99 Prozent, die österreichische OMV 24,99 Prozent. Laut Interfax überführt die Gazprom ihre von der Severneftegazprom gehaltenen Anteile an Jushno Russkoje in ihr direktes Eigentum. Die Anteile der Wintershall Dea und der OMV an der Severneftegazprom wiederum gehen in das Eigentum der Severneftegazprom selbst sowie der Gazprom URGM Development und der Gazprom URGM Trading über. Die beiden letzteren Gesellschaften kaufen das Gas aus Jushno Russkoje und verkaufen es an die Gazprom. Die Erlöse überweisen sie der Wintershall Dea und der OMV.

Vorgesehen ist, die derzeitigen Anteile der Wintershall Dea und der OMV an der Severneftegazprom, die an die genannten Gazprom-Gesellschaften sowie an Severneftegazprom selbst übergehen sollen, in einem zweiten Schritt an die Versicherungsgesellschaft Sogaz zu verkaufen. Die Erlöse daraus sollen auf Sonderkonten der beiden „westlichen“ Konzerne überwiesen werden. Wintershall Dea gehört mehrheitlich dem russischen Oligarchen Michail Fridman, der auf der Sanktionsliste der EU steht.

Die 1993 gegründete Sogaz („Versicherungsgesellschaft der Gasindustrie“) steht im alleinigen Eigentum der Gazprom. Kurz nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine setzte die EU-Kommission das Unternehmen auf ihre Sanktionsliste. Als Begründung führte die Kommission an, die Sogaz habe die Eisenbahninfrastruktur auf der Brücke über die Straße von Kertsch versichert und damit die Eingliederung der Halbinsel Krim in das russische Staatsgebiet erleichtert.

Bank Rossija steigt ein

Die Achimgaz wiederum gehört zu jeweils 50 Prozent der Wintershall Dea und der Gazprom Dobycha Urengoj. Sie entwickelt die Blöcke 1A, 4A und 5A der Achimow-Gasformation. Den Anteil der Gazprom Dobycha Urengoj wird die Gazprom in ihr direktes Eigentum überführen. Jenen der Wintershall übernimmt die im August in St. Petersburg von der Bank Rossija gegründete Gas Technologies LLC (Limited Liability Company, GmbH). Die Bank Rossija ist eine Privatbank im Eigentum mehrerer Personen, denen ein Näheverhältnis zu Präsident Putin nachgesagt wird. Einige davon befinden sich auf der Sanktionsliste der EU-Kommission.
 
 
OMV überlegt „weitere Schritte“

Weder die Wintershall Dea noch deren Mehrheitseigentümer BASF reagierten bis dato auf die Entwicklungen. Anfang des Jahres hatte die Wintershall Dea angekündigt, „Russland vollständig zu verlassen.“ Dies sei wegen des Einmarschs der russischen Truppen in der Ukraine „ohne Alternative“. Den Verlust aus der Entkonsolidierung des Russlandgeschäfts bezifferte der Konzern im Geschäftsbericht 2022 mit rund 4,5 Milliarden Euro.

Die OMV verlautete in einer Aussendung, sie prüfe die Präsidentenerlässe und werde erforderlichenfalls „weitere Schritte“ zur Wahrung ihrer Rechte setzen. Finanziell sei die Angelegenheit im Wesentlichen ausgestanden. Bereits 2022 habe die OMV ihr gesamtes Russlandgeschäft um rund 2,5 Milliarden Euro abgewertet. Dies umfasse die Beteiligung an Jushno Russkoje ebenso wie „die Forderungen gegenüber der Nord Stream 2 AG.“ Geplant war, den Anteil an Jushno Russkoje zu verkaufen.

Engagement seit 2017

Ihre Anteile an Jushno Russkoje hatte die OMV Anfang März 2017 unter dem damaligen Generaldirektor Rainer Seele erworben, der bis Mitte 2015 Vorstandschef der Wintershall gewesen war. In der seinerzeitigen Aussendung hieß es, Russland werde für den Konzern eine „neue Upstream-Kernregion mit sofortiger Produktion“. Die Produktion steige um 100.000 Barrel Öleinheiten auf 400.000 Barrel Öleinheiten pro Tag. Insgesamt verfügte die OMV in dem Feld über 580 Millionen Barrel Öleinheiten.

Über den Erwerb einer 24,98-Prozent-Beteiligung an den Blöcken 4 und 5 der Achimow-Formation wiederum hatte die OMV seit Ende 2016 letztlich ergebnislos mit der Gazprom verhandelt. Implizit stand das Engagement bezüglich der beiden Felder stets im Zusammenhang mit der Mitfinanzierung der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 durch die OMV. Über Nord Stream ​2 sollte vor allem das Gas aus der Achimow-Formation auf direktem Wege aus Russland in die EU importiert werden.

Mit dem vorzeitigen Ende der Tätigkeit Rainer Seeles als OMV-Generaldirektor Ende August 2021 sank auch die Bedeutung der Aktivitäten des Konzerns in Russland. Nach dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine am 24. Februar 2022 kamen diese faktisch zum Erliegen. Nach wie vor in Kraft sind allerdings die langfristigen Gasbezugsverträge der OMV mit der Gazprom. Sie laufen bis 2040.

Mittwoch, 20.12.2023, 15:34 Uhr
Klaus Fischer

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