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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - PPA für alle
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

PPA für alle

Direktlieferverträge aus Grünstromanlagen könnten künftig die EEG-Förderung ablösen. Der Dienstleister Node Energy macht nun den deutschen PPA-Markt für Einzelanlagen rentabel.
Man stelle sich vor, eine Innovation des Jahres 2023, die den nationalen Strommarkt umkrempeln könnte, hat ihren gedanklichen Ursprung in einer mindestens 15 Jahre alten Steuerbefreiung, die bisher praktisch nie genutzt wurde und die zufällig in vielen Fällen bedeutungslos wird, nachdem die Neuerung auf dem Markt ist − was die Innovation aber auch nicht mehr aufhält. Genau das ist mit dem Produkt „PPA-as-a-Service“ geschehen, das der grüne Meldungs- und Abwicklungsdienstleister Node Energy seit Juli einer breiten Öffentlichkeit von Anlagenbetreibern anbietet − so etwa erzählt es zumindest Philipp Petruschke E&M. Der Wirtschaftsingenieur verantwortet bei dem Frankfurter Softwareunternehmen seit März das neue Produkt.

Die Geschichte geht so: Node Energy wickelt für Betreiber grüner Kraftwerke mit einer selbst gestrickten Software den Verkauf von Grünstrom ab, und zwar nicht nur in anlagenbezogenen Stromdirektlieferverträgen (Power Purchase Agreements, PPA), sondern auch in anderen Vertragsmodellen. Das ist in Deutschland mit seinen Hunderten Netzbetreibern und verschiedenen beteiligten Behörden eine komplexe Aufgabe.

Um nur ein paar Schlaglichter zu nennen: Anmeldung des Betreibers zur Stromsteuer bei einem der Hauptzollämter, Anmeldung zu verschiedenen Segmenten der Direktvermarktung beim Verteilnetzbetreiber, die Bewirtschaftung von Bilanzkreisen (Energiemengenkonten) bei einem oder mehreren Übertragungsnetzbetreibern und im Hintergrund streng regulierte energiewirtschaftliche IT-Geschäftsprozesse mit Netzbetreibern und anderen Marktrollen. Node Energy erledigt das nach eigenen Angaben bisher bei mehr als 850 Betreibern mit 12.000 Anlagen.
 
Philipp Petruschke ist Head of PPA-as-a-Service bei dem Abwicklungsdienstleister Node Energy
Quelle: Node Energy

Und seit 2006, als noch Michael Glos (CSU) ziemlich am Anfang der Großen Koalition Energieminister war, befreit der Bund die lokale Eigenerzeugung und Weiterverteilung aus Anlagen bis 2 MWel an Verbraucher im Umkreis von 4,5 Kilometern von der Stromsteuer − eine der Grundlagen für Mieterstrom oder, wie es im Englischen heißen würde, Onsite PPA.

Allgemein steuern PPA 2023 in Deutschland auf einen Leistungsrekord zu. Allein 1.400 MW erwartet Enervis für PPA aus Photovoltaikfreiflächenanlagen. Schaut man sich die veröffentlichten PPA aber genauer an, so beziehen sie sich auf gesamte grüne Erzeugungsparks oder Scheiben davon mit vielen MW installierter Leistung, zwischen Betreiber und Verbraucher schieben sich vertraglich Energieversorger, mitunter sogar mehrere hintereinander in einer PPA-Kaskade.

Gewerblicher Mieterstrom aka Onsite PPA? Bis vor wenigen Jahren Fehlanzeige, trotz 2 Cent/kWh Einsparpotenzial bei der Stromsteuer. Allerdings musste bis zuletzt (Juni 2022) die volle EEG-Umlage bezahlt werden.

Vor diesem Hintergrund mussten erst spezialisierte Dienstleister mit schnellerer IT entstehen wie Node Energy oder Solarize. Philipp Petruschke führt diesen Rückstand auf die komplizierte Abwicklung zurück, die für kleinere Projekte zu teuer war. „Bisher kauft so gut wie kein Verbraucher Strom direkt von einem Anlagenbetreiber!“, sagt er. „Weil wir von der Stromsteuerabwicklung kommen, haben wir uns vor anderthalb Jahren gefragt: ‚Warum ist das so?‘ Das war für uns einer der Auslöser, uns mit diesem Geschäftsmodell zu beschäftigen.“

Neuland PPA-as-a-Service

Herausgekommen ist dabei PPA-as-a-Service, zunächst von Januar 2023 an in Pilotprojekten bei einigen Bestandskunden von Node Energy und im Juli als öffentliches Angebot. Neu daran ist vieles: Auch Betreiber kleinerer Anlagen können darin ein PPA abschließen. Node Energy fungiert nur als Dienstleister, nicht als PPA-Abnehmer, daher „as-a-Service“. Zufall am Rande: Die Software, die Node Energy dabei zur Nutzung anbietet, ist ebenfalls „as-a-Service“, muss also nicht installiert werden.

Die Lieferung geht über ein Onsite PPA (Mieterstrom) hinaus: Das PPA erhöht den grünen Anteil im Strommix des abnehmenden Unternehmens nicht nur um das Erzeugungsprofil einer örtlichen Anlage, sondern auf bis zu 100 Prozent, und zwar indem weitere, auch ortsfremde (offsite) grüne Kraftwerke desselben Anbieters oder gar eines Dritten hereingenommen werden. Es wird also im Gegensatz zu Onsite PPA das öffentliche Netz einbezogen. Der in den grünen Kraftwerken erzeugte Strom wird so an alle Standorte des PPA-Abnehmers geliefert, die gerade Strom brauchen.

Der Energiewendevorteil liegt aus der Sicht Petruschkes darin, dass etwa gewerbliche PV-Dachanlagen nicht mehr auf den Eigenverbrauch dimensioniert werden, sondern die ganze Dachfläche ausgenutzt wird. Der Überschussstrom lässt sich einfach an anderen Standorten nutzen oder an Dritte liefern. Erstmals könne ein einzelner Erzeuger ein Corporate PPA mit einem einzigen Verbraucher direkt abschließen. Der Energieversorger als „Mittler“ wird überflüssig. Und es handelt sich auch um ein physisch unterlegtes Stromprodukt, kein reines Finanzprodukt.

Die neue Rolle seien viele Erzeuger noch gar nicht gewohnt, sagt Petruschke. Daher sei Node Energy bei solchen Verhandlungen auf Wunsch beratend dabei: „Da sitzt jetzt plötzlich der Geschäftsführer einer Windkraftanlage mit dem Geschäftsführer beispielsweise eines Recyclingunternehmens am Tisch und sagt: ,Ein oder zwei Jahre? Oder wie lange wollt ihr den Strom haben?‘ Dann wird verhandelt. Das ist eine neue Situation für beide − hoch spannend!“

Node Energy konzentriert sich vorerst auf Betreiber gewerblicher PV-Dachanlagen zwischen 500 kW und 5 MW und einzelner Windenergieanlagen mit kleinerer Nennleistung, die nach über 20 Jahren aus der Förderung gefallen sind (Ü20-Anlagen), aber auch schon einzelner moderner Windräder, die 5 bis 7 Millionen kWh im Jahr erzeugen.

Diese kleinen Betreiber sind nach Petruschkes Einschätzung derzeit unter dem Radar der meisten Direktvermarkter. Für die seien solche Bonsai-PPA wegen ihrer Geschäftsprozesskosten nicht wirtschaftlich. Für Node Energy sei derzeit ungeachtet einer „großen“ Nachfrage aus denselben Gründen unter ungefähr 100 kW − der Direktvermarktungsgrenze − Schluss. Die Strategie sei aber klar: „Wir wollen ins Kleinteilige wachsen!“

Vom Gewerbe bis zur kleinen Industrie

Auf der Verbrauchsseite seien die Zielgruppen zunächst Gewerbebetriebe und Mittelständler mit einem Jahresbedarf zwischen grob 1 und 50 Millionen kWh. In der Masse bräuchten die Abnehmer bisher 10 bis 12 Millionen kWh. „Wir sind nach oben offen, mit Ausnahme der industriellen Großverbraucher“, sagt Petruschke. Für ganze Windparks müsse man erst einen PPA-Abnehmer finden − das könnten heute nur die Direktvermarkter.

Ihm ist für PPA-as-a-Service im Gegensatz zu den bisherigen PPA-Modellen kein direkter Wettbewerber bekannt: „Ab und zu hören wir, dass einige Stadtwerke ihren kleineren Mittelstandskunden ein PPA ermöglichen.“ Es sei aber unklar, ob dahinter nicht doch wieder eine klassische Grünstrom-Weiterverkaufskaskade steckt.
Über die Zahl der Neuabschlüsse möchte Petruschke Anfang November inmitten einer lebendigen Abschlusssaison nicht sprechen: „Jede Zahl wäre bald danach falsch!“ Die Nachfrage unter Anlagenbetreibern sei jedenfalls enorm, der Erklärungsbedarf auch. Einige der PPA-as-a-Service gingen schon am 1. Januar 2024 in die Belieferung, versichert er.

In den nächsten Jahren möchte Node Energy mehrere Milliarden kWh jährlich damit abwickeln. Und dass der Bundestag per 1. Januar 2024 die Stromsteuer generell fürs produzierende Gewerbe auf den EU-Mindestsatz von 0,05 Ct/kWh senkt, schadet dem Produkt auch nichts mehr.

Wird PPA-as-a-Service wirklich eine Innovation im Wortsinne und besteht am Markt, dann werden Wettbewerber nicht ausbleiben − was Petruschke sportlich sähe: „In einem gut funktionierenden Markt muss es Wettbewerb geben, sonst ist es keiner!“
In einer „ultimativen Gedankenwelt“ jedenfalls, so formuliert es Petruschke, spreche „nichts dagegen, dass sämtliche Erzeuger und Verbraucher PPA abschließen. Grundsätzlich kommt jede Betreiber-Verbraucher-Kombination infrage.“ Der Node-Energy-Mann redet von derzeit 300 Milliarden kWh inländischer Stromerzeugungsmenge. Der volkswirtschaftliche Vorteil eines PPA-basierten Strommarktes mit börslicher Ergänzung wäre aus seiner Sicht folgender: Der Staat würde die Energiewende ohne Förderregimes vollenden.
 

Zur Person

Philipp Petruschke hat sein energiewirtschaftliches Handwerkszeug 2014 bis 2017 auf dem Handelsflur von Statkraft Markets in Düsseldorf verfeinert, als er in einem Team die Direktvermarktung regenerativer Anlagen weiterentwickelte. Bei einem Erneuerbaren-Projektierer hat er zuvor gearbeitet. Weitere Stationen waren das Drohnengeschäft der Lufthansa und ein Dienstleister für Kryptowährungen, immer in der Geschäftsfeldentwicklung. Seit 2020 ist Petruschke bei „node.energy“, dem Erneuerbaren-Abwicklungsdienstleister, der 2016 von Matthias Karger und Lars Rinn in Frankfurt am Main gegründet worden war und der mit Wagniskapital wächst. Zunächst war Petruschke Marketingleiter. Seit März 2023 verantwortet er als Head of PPA-as-a-Service eine völlig neue Dienstleistung von Node Energy.
 

Montag, 18.12.2023, 09:32 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - PPA für alle
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung
PPA für alle
Direktlieferverträge aus Grünstromanlagen könnten künftig die EEG-Förderung ablösen. Der Dienstleister Node Energy macht nun den deutschen PPA-Markt für Einzelanlagen rentabel.
Man stelle sich vor, eine Innovation des Jahres 2023, die den nationalen Strommarkt umkrempeln könnte, hat ihren gedanklichen Ursprung in einer mindestens 15 Jahre alten Steuerbefreiung, die bisher praktisch nie genutzt wurde und die zufällig in vielen Fällen bedeutungslos wird, nachdem die Neuerung auf dem Markt ist − was die Innovation aber auch nicht mehr aufhält. Genau das ist mit dem Produkt „PPA-as-a-Service“ geschehen, das der grüne Meldungs- und Abwicklungsdienstleister Node Energy seit Juli einer breiten Öffentlichkeit von Anlagenbetreibern anbietet − so etwa erzählt es zumindest Philipp Petruschke E&M. Der Wirtschaftsingenieur verantwortet bei dem Frankfurter Softwareunternehmen seit März das neue Produkt.

Die Geschichte geht so: Node Energy wickelt für Betreiber grüner Kraftwerke mit einer selbst gestrickten Software den Verkauf von Grünstrom ab, und zwar nicht nur in anlagenbezogenen Stromdirektlieferverträgen (Power Purchase Agreements, PPA), sondern auch in anderen Vertragsmodellen. Das ist in Deutschland mit seinen Hunderten Netzbetreibern und verschiedenen beteiligten Behörden eine komplexe Aufgabe.

Um nur ein paar Schlaglichter zu nennen: Anmeldung des Betreibers zur Stromsteuer bei einem der Hauptzollämter, Anmeldung zu verschiedenen Segmenten der Direktvermarktung beim Verteilnetzbetreiber, die Bewirtschaftung von Bilanzkreisen (Energiemengenkonten) bei einem oder mehreren Übertragungsnetzbetreibern und im Hintergrund streng regulierte energiewirtschaftliche IT-Geschäftsprozesse mit Netzbetreibern und anderen Marktrollen. Node Energy erledigt das nach eigenen Angaben bisher bei mehr als 850 Betreibern mit 12.000 Anlagen.
 
Philipp Petruschke ist Head of PPA-as-a-Service bei dem Abwicklungsdienstleister Node Energy
Quelle: Node Energy

Und seit 2006, als noch Michael Glos (CSU) ziemlich am Anfang der Großen Koalition Energieminister war, befreit der Bund die lokale Eigenerzeugung und Weiterverteilung aus Anlagen bis 2 MWel an Verbraucher im Umkreis von 4,5 Kilometern von der Stromsteuer − eine der Grundlagen für Mieterstrom oder, wie es im Englischen heißen würde, Onsite PPA.

Allgemein steuern PPA 2023 in Deutschland auf einen Leistungsrekord zu. Allein 1.400 MW erwartet Enervis für PPA aus Photovoltaikfreiflächenanlagen. Schaut man sich die veröffentlichten PPA aber genauer an, so beziehen sie sich auf gesamte grüne Erzeugungsparks oder Scheiben davon mit vielen MW installierter Leistung, zwischen Betreiber und Verbraucher schieben sich vertraglich Energieversorger, mitunter sogar mehrere hintereinander in einer PPA-Kaskade.

Gewerblicher Mieterstrom aka Onsite PPA? Bis vor wenigen Jahren Fehlanzeige, trotz 2 Cent/kWh Einsparpotenzial bei der Stromsteuer. Allerdings musste bis zuletzt (Juni 2022) die volle EEG-Umlage bezahlt werden.

Vor diesem Hintergrund mussten erst spezialisierte Dienstleister mit schnellerer IT entstehen wie Node Energy oder Solarize. Philipp Petruschke führt diesen Rückstand auf die komplizierte Abwicklung zurück, die für kleinere Projekte zu teuer war. „Bisher kauft so gut wie kein Verbraucher Strom direkt von einem Anlagenbetreiber!“, sagt er. „Weil wir von der Stromsteuerabwicklung kommen, haben wir uns vor anderthalb Jahren gefragt: ‚Warum ist das so?‘ Das war für uns einer der Auslöser, uns mit diesem Geschäftsmodell zu beschäftigen.“

Neuland PPA-as-a-Service

Herausgekommen ist dabei PPA-as-a-Service, zunächst von Januar 2023 an in Pilotprojekten bei einigen Bestandskunden von Node Energy und im Juli als öffentliches Angebot. Neu daran ist vieles: Auch Betreiber kleinerer Anlagen können darin ein PPA abschließen. Node Energy fungiert nur als Dienstleister, nicht als PPA-Abnehmer, daher „as-a-Service“. Zufall am Rande: Die Software, die Node Energy dabei zur Nutzung anbietet, ist ebenfalls „as-a-Service“, muss also nicht installiert werden.

Die Lieferung geht über ein Onsite PPA (Mieterstrom) hinaus: Das PPA erhöht den grünen Anteil im Strommix des abnehmenden Unternehmens nicht nur um das Erzeugungsprofil einer örtlichen Anlage, sondern auf bis zu 100 Prozent, und zwar indem weitere, auch ortsfremde (offsite) grüne Kraftwerke desselben Anbieters oder gar eines Dritten hereingenommen werden. Es wird also im Gegensatz zu Onsite PPA das öffentliche Netz einbezogen. Der in den grünen Kraftwerken erzeugte Strom wird so an alle Standorte des PPA-Abnehmers geliefert, die gerade Strom brauchen.

Der Energiewendevorteil liegt aus der Sicht Petruschkes darin, dass etwa gewerbliche PV-Dachanlagen nicht mehr auf den Eigenverbrauch dimensioniert werden, sondern die ganze Dachfläche ausgenutzt wird. Der Überschussstrom lässt sich einfach an anderen Standorten nutzen oder an Dritte liefern. Erstmals könne ein einzelner Erzeuger ein Corporate PPA mit einem einzigen Verbraucher direkt abschließen. Der Energieversorger als „Mittler“ wird überflüssig. Und es handelt sich auch um ein physisch unterlegtes Stromprodukt, kein reines Finanzprodukt.

Die neue Rolle seien viele Erzeuger noch gar nicht gewohnt, sagt Petruschke. Daher sei Node Energy bei solchen Verhandlungen auf Wunsch beratend dabei: „Da sitzt jetzt plötzlich der Geschäftsführer einer Windkraftanlage mit dem Geschäftsführer beispielsweise eines Recyclingunternehmens am Tisch und sagt: ,Ein oder zwei Jahre? Oder wie lange wollt ihr den Strom haben?‘ Dann wird verhandelt. Das ist eine neue Situation für beide − hoch spannend!“

Node Energy konzentriert sich vorerst auf Betreiber gewerblicher PV-Dachanlagen zwischen 500 kW und 5 MW und einzelner Windenergieanlagen mit kleinerer Nennleistung, die nach über 20 Jahren aus der Förderung gefallen sind (Ü20-Anlagen), aber auch schon einzelner moderner Windräder, die 5 bis 7 Millionen kWh im Jahr erzeugen.

Diese kleinen Betreiber sind nach Petruschkes Einschätzung derzeit unter dem Radar der meisten Direktvermarkter. Für die seien solche Bonsai-PPA wegen ihrer Geschäftsprozesskosten nicht wirtschaftlich. Für Node Energy sei derzeit ungeachtet einer „großen“ Nachfrage aus denselben Gründen unter ungefähr 100 kW − der Direktvermarktungsgrenze − Schluss. Die Strategie sei aber klar: „Wir wollen ins Kleinteilige wachsen!“

Vom Gewerbe bis zur kleinen Industrie

Auf der Verbrauchsseite seien die Zielgruppen zunächst Gewerbebetriebe und Mittelständler mit einem Jahresbedarf zwischen grob 1 und 50 Millionen kWh. In der Masse bräuchten die Abnehmer bisher 10 bis 12 Millionen kWh. „Wir sind nach oben offen, mit Ausnahme der industriellen Großverbraucher“, sagt Petruschke. Für ganze Windparks müsse man erst einen PPA-Abnehmer finden − das könnten heute nur die Direktvermarkter.

Ihm ist für PPA-as-a-Service im Gegensatz zu den bisherigen PPA-Modellen kein direkter Wettbewerber bekannt: „Ab und zu hören wir, dass einige Stadtwerke ihren kleineren Mittelstandskunden ein PPA ermöglichen.“ Es sei aber unklar, ob dahinter nicht doch wieder eine klassische Grünstrom-Weiterverkaufskaskade steckt.
Über die Zahl der Neuabschlüsse möchte Petruschke Anfang November inmitten einer lebendigen Abschlusssaison nicht sprechen: „Jede Zahl wäre bald danach falsch!“ Die Nachfrage unter Anlagenbetreibern sei jedenfalls enorm, der Erklärungsbedarf auch. Einige der PPA-as-a-Service gingen schon am 1. Januar 2024 in die Belieferung, versichert er.

In den nächsten Jahren möchte Node Energy mehrere Milliarden kWh jährlich damit abwickeln. Und dass der Bundestag per 1. Januar 2024 die Stromsteuer generell fürs produzierende Gewerbe auf den EU-Mindestsatz von 0,05 Ct/kWh senkt, schadet dem Produkt auch nichts mehr.

Wird PPA-as-a-Service wirklich eine Innovation im Wortsinne und besteht am Markt, dann werden Wettbewerber nicht ausbleiben − was Petruschke sportlich sähe: „In einem gut funktionierenden Markt muss es Wettbewerb geben, sonst ist es keiner!“
In einer „ultimativen Gedankenwelt“ jedenfalls, so formuliert es Petruschke, spreche „nichts dagegen, dass sämtliche Erzeuger und Verbraucher PPA abschließen. Grundsätzlich kommt jede Betreiber-Verbraucher-Kombination infrage.“ Der Node-Energy-Mann redet von derzeit 300 Milliarden kWh inländischer Stromerzeugungsmenge. Der volkswirtschaftliche Vorteil eines PPA-basierten Strommarktes mit börslicher Ergänzung wäre aus seiner Sicht folgender: Der Staat würde die Energiewende ohne Förderregimes vollenden.
 

Zur Person

Philipp Petruschke hat sein energiewirtschaftliches Handwerkszeug 2014 bis 2017 auf dem Handelsflur von Statkraft Markets in Düsseldorf verfeinert, als er in einem Team die Direktvermarktung regenerativer Anlagen weiterentwickelte. Bei einem Erneuerbaren-Projektierer hat er zuvor gearbeitet. Weitere Stationen waren das Drohnengeschäft der Lufthansa und ein Dienstleister für Kryptowährungen, immer in der Geschäftsfeldentwicklung. Seit 2020 ist Petruschke bei „node.energy“, dem Erneuerbaren-Abwicklungsdienstleister, der 2016 von Matthias Karger und Lars Rinn in Frankfurt am Main gegründet worden war und der mit Wagniskapital wächst. Zunächst war Petruschke Marketingleiter. Seit März 2023 verantwortet er als Head of PPA-as-a-Service eine völlig neue Dienstleistung von Node Energy.
 

Montag, 18.12.2023, 09:32 Uhr
Georg Eble

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