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Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - People über Energie und Umweltschutz
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E&M Vor 20 Jahren

People über Energie und Umweltschutz

Kalifornische Energiekrise, Kioto-Protokoll, Klimaanlagen, Energiesparen, Unwissenheit: Vor genau 20 Jahren sprach E&M mit Menschen in den USA über die Themen Energie und Umweltschutz.
Vor 20 Jahren war der heutige Geschäftsführer von Energie & Management, Timo Sendner, unterwegs in den USA. Er sprach mit Leuten in den USA über ihre Einstellung zum Thema Energie und Umweltschutz. Das hat man ihm damals geantwortet...
 
Kioto in Washington D.C.?

Der Big Apple sprüht vor Energie – wie auch seine Einwohner. Stanley Turner ist New Yorker und arbeitet im Hotel New Yorker auf der 8th Avenue.

E&M: Herr Turner, haben Sie schon mal etwas von der kalifornischen Energiekrise gehört?

Turner: Welche Energiekrise? Geht es da um Öl? Oder meinen Sie das mit den Stromausfällen? Da war doch die Hitze schuld, weil zu viele Menschen ihre Klimaanlagen benutzten, oder ...

E&M: Sparen Sie bei sich zu Hause bewusst Energie?

Turner: Nein, warum auch. Wenn es warm ist, läuft meine Klimaanlage. Ich mache sie nur aus, wenn ich das Haus verlasse. Also bin ich wohl doch ein Energiesparer…

E&M: Wie hoch ist Ihre monatliche Stromrechnung?

Turner: Gute Frage – vielleicht so 60 Dollar. Aber genau weiß ich das auch nicht.

E&M: Gibt es hier irgendwelche Anreize oder Richtlinien zum Energiesparen – sei es von der Stadt New York oder Ihrem Arbeitgeber?

Turner: Haben Sie schon mal nachts aus dem Fenster gesehen? Sieht nicht gerade so aus, als ob sich viele New Yorker über das Thema Gedanken machen, oder?! Wasser soll man sparen, weil die Reservoirs wohl ziemlich leer sind, habe ich gehört, sonst ist Energiesparen eigentlich kein Thema. Auch nicht hier im Hotel.

E&M: Umweltschutz ist also ein Fremdwort?

Turner: Aber nein – wir tun doch viel dafür. Zum Beispiel muss hier jedes Auto einen Katalysator haben – so was gibt es in Deutschland doch gar nicht ...

E&M: ... und das Kioto-Protokoll? Schon mal davon gehört?

Turner: Ja sicher, das ist doch eine US-Regierungsbehörde, oder?

E&M: ... äh – Vielen Dank für das Gespräch.



Kein Leben ohne Kühlung

„Damn hot'n humid“, beschreibt der Houstoner das Klima seiner Stadt, in der die Menschen klimatisierte Zonen nur im Notfall verlassen – weshalb die meisten Gebäude der Stadt auch mit wohl temperierten „Skywalks“ verbunden sind. Schon der Reiseführer warnt vor dem „arctic feeling“, das sich für den Mitteleuropäer umgehend einstellt, wenn er die zu Kältekammern umfunktionierten Wolkenkratzer betritt.

E&M sprach mit Anibal Perla, „Houstonian“ und Bartender im Hyatt Regency.

E&M: Herr Perla, was fällt Ihnen spontan zum Begriff Energiesparen ein?

Perla: Nicht viel, aber ich zähle mich auch zu den Energiesparern – immerhin schalte ich meine Klimaanlage morgens aus, wenn ich das Haus verlasse, und erst wieder an, wenn ich abends zurückkomme. Außerdem schalte ich alle überflüssigen Lichter aus.

E&M: Gibt oder gab es irgendwelche öffentlichen Anreize, Energie zu sparen, wie zum Beispiel in Kalifornien? Oder auch von Ihrem Arbeitgeber, dem Hyatt?

Perla: Nein, hier in Texas gibt es so was nicht – hey, wir leben inmitten des Öls. Ab und zu hört oder liest man über Energiesparen in den Medien – aber eigentlich kenne ich mich da überhaupt nicht aus. Auch das Hyatt hat keine besonderen Richtlinien zum Energiesparen.

E&M: Haben Sie schon Ihren Energieversorger gewechselt?

Perla: Nein, der ganze Ärger damit, erst einen neuen zu finden, dann Verträge zu kündigen und neu abzuschließen – dazu habe ich keine Lust. Und wirklich sparen kann man durch einen Wechsel auch nicht, glaube ich. Eigentlich hat man mit einem Wechsel nur Aufwand – ich kenne niemanden, der das gemacht hat.

E&M: Wie hoch fällt Ihre Stromrechnung jeden Monat aus?

Perla: Im Sommer liegt sie bei 250 bis 300 Dollar im Monat, im Winter bei 150 bis 175 Dollar. Aber ohne Klimaanlage kann man hier im Sommer einfach nicht überleben, da kann man sparsam sein, wie man will ...

E&M: … also zahlen Sie als Single übers Jahr gerechnet um die 2 400 Dollar für Strom – für europäische Verhältnisse eine unglaubliche Summe. Suchen Sie da nicht zwangsläufig nach weiteren Sparmöglichkeiten?

Perla: Was soll ich denn tun? Vielleicht würde es helfen, besser isolierte Fenster einbauen zu lassen – aber auch dafür gibt es keine Unterstützung vom Staat, also müsste ich alles selbst zahlen. Und wenn ich dann wieder einmal umziehe, war alles umsonst ...


Im Zweifelsfall siegt die Faulheit

Der Zusammenbruch der kalifornischen Stromversorgung vor zwei Jahren hinterließ in der Bevölkerung einen Schock – wie konnte es im Golden State nur soweit kommen. E&M sprach mit Bert Atwood, Feuerschutzingenieur im Ruhestand, über seinen Umgang mit der Krise und was sich seitdem getan hat.

E&M: Herr Atwood, wie haben Sie als Kalifornier die Energiekrise erlebt?

Atwood: Für den amerikanischen Otto-Normalverbraucher war das Ganze eine sehr große Überraschung, fast ein Schock. Als wir im Juni 2001 plötzlich eine um beinahe 40 Prozent gestiegene Stromrechnung bekamen, sind wir fast umgefallen, und die erste Frage für uns war: Was können wir dagegen tun? Es war ein riesiger Aufschrei in allen Medien, jeder beschuldigte jeden, aber so recht wusste niemand etwas. Wir haben uns dann gleich für ein von Pacific Gas & Electric und dem Staat Kalifornien ins Leben gerufenes Sparprogramm beworben, das folgendermaßen aussah: Wer es schafft, 20 Prozent Strom einzusparen, bekommt auf seine Rechnung einen 20-prozentigen Rabatt. Also haben wir unseren Wäschetrockner durch Wäscheleinen ersetzt und den alten Kühlschrank durch einen neuen und effizienten, denn auch hierfür gab es finanzielle Beihilfen. Wir haben die Klimaanlage bewusster eingesetzt und nicht zuletzt öfter auf dem Gasgrill denn auf dem E-Herd gekocht. So haben wir die 20 Prozent leicht geschafft und unsere Stromrechnung in den Sommermonaten von 160 auf 110 Dollar im Monat reduzieren können. Übrigens auch in 2002, denn das Programm wurde im Sommer erneut angeboten. In den zwei Jahren haben wir insgesamt also rund 700 Dollar gespart – und haben auch noch einen neuen Kühlschrank.

E&M: Und was haben Sie mit dem alten gemacht?

Atwood: Wir haben ihn günstig weiterverkauft. Dort hat er einen noch älteren ersetzt, insofern bleibt die Effizienzsteigerung also insgesamt bestehen.

E&M: Hätten Sie jemals aus Eigeninitiative solche Sparmaßnahmen ergriffen, wenn es keine finanziellen Anreize gegeben hätte? Und fühlten Sie sich in ihrer Lebensqualität durch die Maßnahmen beeinträchtigt?

Atwood: Weder noch – aber sicherlich hätte die Faulheit gesiegt, und ohne Anreize hätten wir nichts Derartiges selbst in die Wege geleitet. Und was die Lebensqualität angeht, so hat meine Frau jetzt die extra Arbeit, die Wäsche aufzuhängen, statt sie einfach in den Trockner zu werfen. Mittlerweile ist sie aber von der Lufttrocknung überzeugt. Vielleicht haben wir auch ein paar Schweißperlen mehr in Kauf genommen, bevor wir die Klimaanlage in Gang setzten ...

E&M: Was fällt Ihnen zum Kioto-Protokoll ein?

Atwood: Gar nichts − ich habe nie davon gehört. Das Montreal-Protokoll, bei dem es meines Wissens um Chlorfluorkohlenwasserstoffe ging, ist mir ein Begriff. Wahrscheinlich ist der Begriff Kioto-Protokoll in den amerikanischen Medien kaum gebraucht worden, sonst würde ich ihn sicher kennen.

Freitag, 23.12.2022, 07:21 Uhr
Timo Sendner
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E&M Vor 20 Jahren
People über Energie und Umweltschutz
Kalifornische Energiekrise, Kioto-Protokoll, Klimaanlagen, Energiesparen, Unwissenheit: Vor genau 20 Jahren sprach E&M mit Menschen in den USA über die Themen Energie und Umweltschutz.
Vor 20 Jahren war der heutige Geschäftsführer von Energie & Management, Timo Sendner, unterwegs in den USA. Er sprach mit Leuten in den USA über ihre Einstellung zum Thema Energie und Umweltschutz. Das hat man ihm damals geantwortet...
 
Kioto in Washington D.C.?

Der Big Apple sprüht vor Energie – wie auch seine Einwohner. Stanley Turner ist New Yorker und arbeitet im Hotel New Yorker auf der 8th Avenue.

E&M: Herr Turner, haben Sie schon mal etwas von der kalifornischen Energiekrise gehört?

Turner: Welche Energiekrise? Geht es da um Öl? Oder meinen Sie das mit den Stromausfällen? Da war doch die Hitze schuld, weil zu viele Menschen ihre Klimaanlagen benutzten, oder ...

E&M: Sparen Sie bei sich zu Hause bewusst Energie?

Turner: Nein, warum auch. Wenn es warm ist, läuft meine Klimaanlage. Ich mache sie nur aus, wenn ich das Haus verlasse. Also bin ich wohl doch ein Energiesparer…

E&M: Wie hoch ist Ihre monatliche Stromrechnung?

Turner: Gute Frage – vielleicht so 60 Dollar. Aber genau weiß ich das auch nicht.

E&M: Gibt es hier irgendwelche Anreize oder Richtlinien zum Energiesparen – sei es von der Stadt New York oder Ihrem Arbeitgeber?

Turner: Haben Sie schon mal nachts aus dem Fenster gesehen? Sieht nicht gerade so aus, als ob sich viele New Yorker über das Thema Gedanken machen, oder?! Wasser soll man sparen, weil die Reservoirs wohl ziemlich leer sind, habe ich gehört, sonst ist Energiesparen eigentlich kein Thema. Auch nicht hier im Hotel.

E&M: Umweltschutz ist also ein Fremdwort?

Turner: Aber nein – wir tun doch viel dafür. Zum Beispiel muss hier jedes Auto einen Katalysator haben – so was gibt es in Deutschland doch gar nicht ...

E&M: ... und das Kioto-Protokoll? Schon mal davon gehört?

Turner: Ja sicher, das ist doch eine US-Regierungsbehörde, oder?

E&M: ... äh – Vielen Dank für das Gespräch.



Kein Leben ohne Kühlung

„Damn hot'n humid“, beschreibt der Houstoner das Klima seiner Stadt, in der die Menschen klimatisierte Zonen nur im Notfall verlassen – weshalb die meisten Gebäude der Stadt auch mit wohl temperierten „Skywalks“ verbunden sind. Schon der Reiseführer warnt vor dem „arctic feeling“, das sich für den Mitteleuropäer umgehend einstellt, wenn er die zu Kältekammern umfunktionierten Wolkenkratzer betritt.

E&M sprach mit Anibal Perla, „Houstonian“ und Bartender im Hyatt Regency.

E&M: Herr Perla, was fällt Ihnen spontan zum Begriff Energiesparen ein?

Perla: Nicht viel, aber ich zähle mich auch zu den Energiesparern – immerhin schalte ich meine Klimaanlage morgens aus, wenn ich das Haus verlasse, und erst wieder an, wenn ich abends zurückkomme. Außerdem schalte ich alle überflüssigen Lichter aus.

E&M: Gibt oder gab es irgendwelche öffentlichen Anreize, Energie zu sparen, wie zum Beispiel in Kalifornien? Oder auch von Ihrem Arbeitgeber, dem Hyatt?

Perla: Nein, hier in Texas gibt es so was nicht – hey, wir leben inmitten des Öls. Ab und zu hört oder liest man über Energiesparen in den Medien – aber eigentlich kenne ich mich da überhaupt nicht aus. Auch das Hyatt hat keine besonderen Richtlinien zum Energiesparen.

E&M: Haben Sie schon Ihren Energieversorger gewechselt?

Perla: Nein, der ganze Ärger damit, erst einen neuen zu finden, dann Verträge zu kündigen und neu abzuschließen – dazu habe ich keine Lust. Und wirklich sparen kann man durch einen Wechsel auch nicht, glaube ich. Eigentlich hat man mit einem Wechsel nur Aufwand – ich kenne niemanden, der das gemacht hat.

E&M: Wie hoch fällt Ihre Stromrechnung jeden Monat aus?

Perla: Im Sommer liegt sie bei 250 bis 300 Dollar im Monat, im Winter bei 150 bis 175 Dollar. Aber ohne Klimaanlage kann man hier im Sommer einfach nicht überleben, da kann man sparsam sein, wie man will ...

E&M: … also zahlen Sie als Single übers Jahr gerechnet um die 2 400 Dollar für Strom – für europäische Verhältnisse eine unglaubliche Summe. Suchen Sie da nicht zwangsläufig nach weiteren Sparmöglichkeiten?

Perla: Was soll ich denn tun? Vielleicht würde es helfen, besser isolierte Fenster einbauen zu lassen – aber auch dafür gibt es keine Unterstützung vom Staat, also müsste ich alles selbst zahlen. Und wenn ich dann wieder einmal umziehe, war alles umsonst ...


Im Zweifelsfall siegt die Faulheit

Der Zusammenbruch der kalifornischen Stromversorgung vor zwei Jahren hinterließ in der Bevölkerung einen Schock – wie konnte es im Golden State nur soweit kommen. E&M sprach mit Bert Atwood, Feuerschutzingenieur im Ruhestand, über seinen Umgang mit der Krise und was sich seitdem getan hat.

E&M: Herr Atwood, wie haben Sie als Kalifornier die Energiekrise erlebt?

Atwood: Für den amerikanischen Otto-Normalverbraucher war das Ganze eine sehr große Überraschung, fast ein Schock. Als wir im Juni 2001 plötzlich eine um beinahe 40 Prozent gestiegene Stromrechnung bekamen, sind wir fast umgefallen, und die erste Frage für uns war: Was können wir dagegen tun? Es war ein riesiger Aufschrei in allen Medien, jeder beschuldigte jeden, aber so recht wusste niemand etwas. Wir haben uns dann gleich für ein von Pacific Gas & Electric und dem Staat Kalifornien ins Leben gerufenes Sparprogramm beworben, das folgendermaßen aussah: Wer es schafft, 20 Prozent Strom einzusparen, bekommt auf seine Rechnung einen 20-prozentigen Rabatt. Also haben wir unseren Wäschetrockner durch Wäscheleinen ersetzt und den alten Kühlschrank durch einen neuen und effizienten, denn auch hierfür gab es finanzielle Beihilfen. Wir haben die Klimaanlage bewusster eingesetzt und nicht zuletzt öfter auf dem Gasgrill denn auf dem E-Herd gekocht. So haben wir die 20 Prozent leicht geschafft und unsere Stromrechnung in den Sommermonaten von 160 auf 110 Dollar im Monat reduzieren können. Übrigens auch in 2002, denn das Programm wurde im Sommer erneut angeboten. In den zwei Jahren haben wir insgesamt also rund 700 Dollar gespart – und haben auch noch einen neuen Kühlschrank.

E&M: Und was haben Sie mit dem alten gemacht?

Atwood: Wir haben ihn günstig weiterverkauft. Dort hat er einen noch älteren ersetzt, insofern bleibt die Effizienzsteigerung also insgesamt bestehen.

E&M: Hätten Sie jemals aus Eigeninitiative solche Sparmaßnahmen ergriffen, wenn es keine finanziellen Anreize gegeben hätte? Und fühlten Sie sich in ihrer Lebensqualität durch die Maßnahmen beeinträchtigt?

Atwood: Weder noch – aber sicherlich hätte die Faulheit gesiegt, und ohne Anreize hätten wir nichts Derartiges selbst in die Wege geleitet. Und was die Lebensqualität angeht, so hat meine Frau jetzt die extra Arbeit, die Wäsche aufzuhängen, statt sie einfach in den Trockner zu werfen. Mittlerweile ist sie aber von der Lufttrocknung überzeugt. Vielleicht haben wir auch ein paar Schweißperlen mehr in Kauf genommen, bevor wir die Klimaanlage in Gang setzten ...

E&M: Was fällt Ihnen zum Kioto-Protokoll ein?

Atwood: Gar nichts − ich habe nie davon gehört. Das Montreal-Protokoll, bei dem es meines Wissens um Chlorfluorkohlenwasserstoffe ging, ist mir ein Begriff. Wahrscheinlich ist der Begriff Kioto-Protokoll in den amerikanischen Medien kaum gebraucht worden, sonst würde ich ihn sicher kennen.

Freitag, 23.12.2022, 07:21 Uhr
Timo Sendner

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