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Energie & Management > Österreich - OMV setzt auf
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

OMV setzt auf "Kreislaufwirtschaft"

Den "Wachstumsmotor" bildet laut der neuen Konzernstrategie der OMV die Chemiesparte, die 50 % des operativen Ergebnisses stellen soll. Das Öl- und Gasgeschäft wird zurückgefahren.
Der Geschäftsbereich "Chemicals & Materials" der OMV wird der künftige "Wachstumsmotor des Unternehmens". Das betonte Generaldirektor Alfred Stern bei der Präsentation der neuen Konzernstrategie am 16. März in Wien. Ihm zufolge soll "Chemicals & Materials" (C&M) ab 2030 rund 50 % des operativen Ergebnisses vor Lagerhaltungseffekten der OMV (CCS Ebit) erbringen.

Auf "Exploration & Production" (E&P) entfallen den Plänen zufolge künftig rund 20 % des CCS Ebit, auf "Refining & Marketing" (R&M) die übrigen etwa 20 %. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021 machte C&M laut Angaben des Konzerns etwa 29 % des CCS-Ebits aus, E&P 44 % und R&M 28 %. Von der Höhe her soll das CCS Ebit 2030 bei "mindestens" 6 Mrd. Euro liegen, also bei etwas mehr als 2021 (5,96 Mrd. Euro).

Grob gesprochen, verändert sich die OMV somit von einem Öl- und Erdgasversorger mit einer Petrochemiesparte zu einem Chemiekonzern mit einer Sparte zur Bereitstellung von Rohstoffen für die Raffinerien und einem Bereich, der die Produkte des Konzerns verkauft. Stern sprach von einem "grundlegenden Wandel vom linearen zum zirkulären Geschäftsmodell", also zur sogenannten "Kreislaufwirtschaft".
 
 
Die OMV wolle ein "führender Anbieter" möglichst klimaverträglicher Kraftstoffe, Chemikalien und Werkstoffe werden. Eine wesentliche Rolle für den Konzern spielt künftig das – auch chemische − Recycling von Alt-Kunststoffen. Damit können aus diesen sowohl neue Kunststoffe als auch Kraftstoffe hergestellt werden. "Wir wollen ein weltweit führender Anbieter von Recyclingkunststoffen werden", kündigte Stern an. In einem Zuge ist vorgesehen, die Produktion an Monomeren bis 2030 um rund 35 % zu steigern, jene an Polyolefinen um etwa 30 %. Polyolefine werden nicht zuletzt für die Isolierung von Gleichstromkabeln verwendet und sind Stern zufolge damit unverzichtbar für die Energiewende. Seinen Angaben nach werden 75 % der im Bau befindlichen deutschen Nord-Süd-Gleichstromkorridore A-Nord, Südlink und Südostlink mit Isoliermaterial der OMV-Kunststofftochter Borealis ausgestattet.

Um dem wachsenden Bedarf an Polyolefinen im Mittleren Osten und vor allem im asiatischen Raum Rechnung zu tragen, erweitert die Adnoc Refining, eine gemeinsame Tochter der OMV, der italienischen ENI und des Ölkonzerns Adnoc aus Abu Dhabi, den Raffineriekomplex Borouge bis 2024 um seine mittlerweile vierte Ausbaustufe. Stern zufolge wird Borouge damit der "größte Polyolefinkomplex der Welt".

Weniger Öl und Gas

Verringern wird die OMV dagegen ihre Öl- und Erdgasförderung. Belief sich diese 2021 auf rund 486.000 Fass pro Tag (boe/d), werden es 2025 nur mehr 450.000 boe/d sein, 2030 weniger als 400.000 boe/d, kündigte Stern an. Ab 2050 will die OMV Öl und Erdgas nur mehr als Grundstoffe für die Kunststoffherstellung fördern. Eine energetische Nutzung sieht sie ab dieser Zeit nicht mehr vor. Neue Explorationsprojekte treibt der Konzern ausschließlich im Gasbereich voran, und auch das nur mehr bis etwa 2026, stellte Stern klar.

Das wichtigste Vorhaben ist ihm zufolge die Erschließung des Gasfelds Neptun Deep im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres. Noch fehlen die rechtlichen Grundlagen seitens des rumänischen Staates. Angestrebt wird laut Stern, die Investitionsentscheidung im kommende n Jahr zu treffen und 2027 mit der Förderung zu beginnen. Die Investitionen bezifferte der OMV-Chef mit "weniger als zwei Milliarden Euro", die gewinnbaren Reserven mit etwa 50 Mrd. mund die höchste erzielbare Fördermenge mit rund 70.000 boe/d. Stern sprach von einem "strategischen Projekt" für die OMV, das auch die Abhängigkeit der EU von Erdgasimporten aus Drittstaaten verringern werde. Für die Versorgung Österreichs hat Neptun Deep indessen bis auf Weiteres keine Bedeutung, räumte Stern ein: Es gibt keine Pipeline, um das Gas anzutransportieren.

Einmal mehr betonte Stern, die OMV betrachte Russland nicht mehr als eine der "Kernregionen" ihrer Geschäftstätigkeit. Der Ausstieg aus der Beteiligung von 24,99 % am Gasfeld Jushno Russkoe in der westsibirischen Jamal-Nenzen-Region werde weiter geprüft. Allerdings gehe es dabei um "komplexe rechtliche Fragen", deren Klärung sich nicht von heute auf morgen machen lasse. Auch stammten rund 30 % des von der OMV geförderten Gases aus diesem Feld. Vorerst kein Thema ist laut Stern, die langfristigen Lieferverträge über Gas aus Russland vorzeitig zu beenden.

Donnerstag, 17.03.2022, 09:00 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - OMV setzt auf
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Österreich
OMV setzt auf "Kreislaufwirtschaft"
Den "Wachstumsmotor" bildet laut der neuen Konzernstrategie der OMV die Chemiesparte, die 50 % des operativen Ergebnisses stellen soll. Das Öl- und Gasgeschäft wird zurückgefahren.
Der Geschäftsbereich "Chemicals & Materials" der OMV wird der künftige "Wachstumsmotor des Unternehmens". Das betonte Generaldirektor Alfred Stern bei der Präsentation der neuen Konzernstrategie am 16. März in Wien. Ihm zufolge soll "Chemicals & Materials" (C&M) ab 2030 rund 50 % des operativen Ergebnisses vor Lagerhaltungseffekten der OMV (CCS Ebit) erbringen.

Auf "Exploration & Production" (E&P) entfallen den Plänen zufolge künftig rund 20 % des CCS Ebit, auf "Refining & Marketing" (R&M) die übrigen etwa 20 %. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021 machte C&M laut Angaben des Konzerns etwa 29 % des CCS-Ebits aus, E&P 44 % und R&M 28 %. Von der Höhe her soll das CCS Ebit 2030 bei "mindestens" 6 Mrd. Euro liegen, also bei etwas mehr als 2021 (5,96 Mrd. Euro).

Grob gesprochen, verändert sich die OMV somit von einem Öl- und Erdgasversorger mit einer Petrochemiesparte zu einem Chemiekonzern mit einer Sparte zur Bereitstellung von Rohstoffen für die Raffinerien und einem Bereich, der die Produkte des Konzerns verkauft. Stern sprach von einem "grundlegenden Wandel vom linearen zum zirkulären Geschäftsmodell", also zur sogenannten "Kreislaufwirtschaft".
 
 
Die OMV wolle ein "führender Anbieter" möglichst klimaverträglicher Kraftstoffe, Chemikalien und Werkstoffe werden. Eine wesentliche Rolle für den Konzern spielt künftig das – auch chemische − Recycling von Alt-Kunststoffen. Damit können aus diesen sowohl neue Kunststoffe als auch Kraftstoffe hergestellt werden. "Wir wollen ein weltweit führender Anbieter von Recyclingkunststoffen werden", kündigte Stern an. In einem Zuge ist vorgesehen, die Produktion an Monomeren bis 2030 um rund 35 % zu steigern, jene an Polyolefinen um etwa 30 %. Polyolefine werden nicht zuletzt für die Isolierung von Gleichstromkabeln verwendet und sind Stern zufolge damit unverzichtbar für die Energiewende. Seinen Angaben nach werden 75 % der im Bau befindlichen deutschen Nord-Süd-Gleichstromkorridore A-Nord, Südlink und Südostlink mit Isoliermaterial der OMV-Kunststofftochter Borealis ausgestattet.

Um dem wachsenden Bedarf an Polyolefinen im Mittleren Osten und vor allem im asiatischen Raum Rechnung zu tragen, erweitert die Adnoc Refining, eine gemeinsame Tochter der OMV, der italienischen ENI und des Ölkonzerns Adnoc aus Abu Dhabi, den Raffineriekomplex Borouge bis 2024 um seine mittlerweile vierte Ausbaustufe. Stern zufolge wird Borouge damit der "größte Polyolefinkomplex der Welt".

Weniger Öl und Gas

Verringern wird die OMV dagegen ihre Öl- und Erdgasförderung. Belief sich diese 2021 auf rund 486.000 Fass pro Tag (boe/d), werden es 2025 nur mehr 450.000 boe/d sein, 2030 weniger als 400.000 boe/d, kündigte Stern an. Ab 2050 will die OMV Öl und Erdgas nur mehr als Grundstoffe für die Kunststoffherstellung fördern. Eine energetische Nutzung sieht sie ab dieser Zeit nicht mehr vor. Neue Explorationsprojekte treibt der Konzern ausschließlich im Gasbereich voran, und auch das nur mehr bis etwa 2026, stellte Stern klar.

Das wichtigste Vorhaben ist ihm zufolge die Erschließung des Gasfelds Neptun Deep im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres. Noch fehlen die rechtlichen Grundlagen seitens des rumänischen Staates. Angestrebt wird laut Stern, die Investitionsentscheidung im kommende n Jahr zu treffen und 2027 mit der Förderung zu beginnen. Die Investitionen bezifferte der OMV-Chef mit "weniger als zwei Milliarden Euro", die gewinnbaren Reserven mit etwa 50 Mrd. mund die höchste erzielbare Fördermenge mit rund 70.000 boe/d. Stern sprach von einem "strategischen Projekt" für die OMV, das auch die Abhängigkeit der EU von Erdgasimporten aus Drittstaaten verringern werde. Für die Versorgung Österreichs hat Neptun Deep indessen bis auf Weiteres keine Bedeutung, räumte Stern ein: Es gibt keine Pipeline, um das Gas anzutransportieren.

Einmal mehr betonte Stern, die OMV betrachte Russland nicht mehr als eine der "Kernregionen" ihrer Geschäftstätigkeit. Der Ausstieg aus der Beteiligung von 24,99 % am Gasfeld Jushno Russkoe in der westsibirischen Jamal-Nenzen-Region werde weiter geprüft. Allerdings gehe es dabei um "komplexe rechtliche Fragen", deren Klärung sich nicht von heute auf morgen machen lasse. Auch stammten rund 30 % des von der OMV geförderten Gases aus diesem Feld. Vorerst kein Thema ist laut Stern, die langfristigen Lieferverträge über Gas aus Russland vorzeitig zu beenden.

Donnerstag, 17.03.2022, 09:00 Uhr
Klaus Fischer

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