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Energie & Management > Bilanz - OMV: Jahresgewinn fällt um 63 Prozent
Quelle: Kurhan, Fotolia
Bilanz

OMV: Jahresgewinn fällt um 63 Prozent

Die gesunkenen Öl- und Erdgaspreise sowie die schlechte Weltwirtschaftslage verringerten das Jahresergebnis des österreichischen Konzerns. Das Management ist dennoch zufrieden.
Wegen der gesunkenen Großhandelspreise für Öl und Erdgas sowie der schlechten Weltwirtschaftslage musste der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV 2023 einen erheblichen Rückgang seines Jahresergebnisses hinnehmen. Seine Umsatzerlöse beliefen sich 2023 auf 39,46 Milliarden Euro, um 36,6 Prozent weniger als 2022. Der Gewinn (Periodenüberschuss) sank um 62,9 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro.

Besonders dramatisch war die Situation im Geschäftsbereich Chemicals & Materials, der gemeinhin als „Wachstumsmotor“ der OMV bezeichnet wird. Nach Sondereffekten verzeichnete der Konzern in diesem Bereich einen operativen Verlust von 120 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2022 hatte Chemicals & Materials einen operativen Gewinn nach Sondereffekten von 2,04 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die 2023 schlagend gewordenen Sondereffekte betrafen insbesondere Wertminderungen infolge des Verkaufs des Stickstoffgeschäfts des Chemiekonzerns Borealis, an dem die OMV mit 75 Prozent beteiligt ist.

Fragen zu möglichen Auswirkungen auf den Plan, die Borealis in ein Joint Venture mit dem staatlichen Öl-, Gas- und Chemiekonzern Adnoc aus Abu Dhabi einzubringen und so ein Chemieunternehmen von Weltrang zu schaffen, wollte Generaldirektor Alfred Stern bei der Bilanzpressekonferenz am 1. Februar nicht kommentieren. Die Verhandlungen mit der Adnoc, die an der OMV rund 24,9 Prozent hält, seien im Gange und würden „ergebnisoffen“ geführt.

Realisierter Gaspreis um 46 Prozent gesunken

Im Bereich Fuels & Feedstocks der OMV, der Rohöl und andere Rohstoffe verarbeitet und vermarktet, verringerte sich das operative Ergebnis nach Sondereffekten um 31,4 Prozent auf 1,67 Milliarden Euro. Als Grund nennt der Konzern vor allem die gesunkenen Raffinerie-Referenzmargen sowie Aufwendungen für Generalüberholungen und Wartungsarbeiten bei seinen Anlagen.

Der dritte Geschäftsbereich, Energy, der sich mit der Öl- und Gasförderung sowie der Erschließung neuer Kohlenwasserstoff-Vorkommen befasst, verzeichnete einen Rückgang des operativen Ergebnisses nach Sondereffekten um 52,2 Prozent auf 3,77 Milliarden Euro. Die negativen Sondereffekte von rund 586 Millionen Euro betrafen vor allem die Bewertung von Erdgas-Derivaten. Ihren 2023 durchschnittlich realisierten Rohölpreis bezifferte die OMV mit 79,2 US-Dollar/Barrel, um 16,6 Prozent weniger als 2022. Der durchschnittlich realisierte Gaspreis wiederum betrug 29,09 Euro/MWh, was einem Rückgang um 45,9 Prozent entspricht.

Jahr 2022 „einzigartig“

Generaldirektor Stern zeigte sich dennoch zufrieden. Er verwies auf das um Lagerhaltungseffekte bereinigte operative Ergebnis vor Sondereffekten (CCS Operatives Ergebnis vor Sondereffekten). Dieses war mit 6,02 Milliarden Euro zwar um 46,1 Prozent niedriger als 2022, laut Stern indessen „das zweithöchste derartige Ergebnis in der Unternehmensgeschichte.“ Ferner war 2022 Stern zufolge wegen der extrem hohen Öl- und Gaspreise ein „einzigartiges und außergewöhnliches Jahr. Das muss man beim Vergleich mit 2023 berücksichtigen.“ Das Chemiegeschäft wiederum verlaufe zyklisch und habe auf längere Sicht erhebliches Potenzial.

Hinsichtlich des Engagements der OMV in Russland berichtete Stern, bekanntlich habe Präsident Wladimir Putin Ende Dezember 2023 den Anteil des Konzerns am westsibirischen Gasfeld Jushno Russkoe an russische Unternehmen übertragen: „Das war de facto eine Enteignung.“ Für die Bilanz der OMV sei die Angelegenheit aber irrelevant: Sie habe sämtliche Assets in Russland bereits 2022 auf Null abgewertet. Allerdings prüfe sie Putins Erlass und behalte sich alle rechtlichen Schritte zur Wahrung ihrer Interessen vor.

Sichere Gasversorgung

Kein Problem wäre für die OMV und ihre Kunden im Übrigen ein Ausfall der Gaslieferungen aus Russland, die sämtlich durch die Ukraine erfolgen, bekräftigte Stern. Sein Unternehmen habe sich ausreichende Kapazitäten auf den Pipelines durch Italien und Deutschland gesichert, um alle seine Kunden mit Erdgas aus anderen Quellen versorgen zu können. Mit eigener Produktion in Norwegen und Österreich sowie mit Verträgen über Gaslieferungen aus Norwegen und Italien, aber auch mit LNG-Bezugsverträgen, verfüge sie über ausreichende Gasmengen zur Belieferung ihrer Kunden. Dabei handelt es sich ausschließlich um Erdgasversorger und andere Unternehmen, nicht jedoch um Haushalte, betonte Stern. Insgesamt deckt die OMV nach eigenen Angaben etwa 30 bis 40 Prozent des österreichischen Gasbedarfs, der auf acht bis neun Milliarden Kubikmeter pro Jahr geschätzt wird.

In Grenzen hielten sich bis dato übrigens die Steuern auf sogenannte „Übergewinne“, die die OMV dem österreichischen Finanzministerium bezahlen muss. Sie betrugen 2023 rund 18 Millionen Euro. Für dieses Jahr ist einer ähnlichen Summe zu rechnen, berichtete Finanzvorstand Reinhard Florey auf Anfrage der Redaktion.

Donnerstag, 1.02.2024, 14:33 Uhr
Klaus Fischer
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OMV: Jahresgewinn fällt um 63 Prozent
Die gesunkenen Öl- und Erdgaspreise sowie die schlechte Weltwirtschaftslage verringerten das Jahresergebnis des österreichischen Konzerns. Das Management ist dennoch zufrieden.
Wegen der gesunkenen Großhandelspreise für Öl und Erdgas sowie der schlechten Weltwirtschaftslage musste der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV 2023 einen erheblichen Rückgang seines Jahresergebnisses hinnehmen. Seine Umsatzerlöse beliefen sich 2023 auf 39,46 Milliarden Euro, um 36,6 Prozent weniger als 2022. Der Gewinn (Periodenüberschuss) sank um 62,9 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro.

Besonders dramatisch war die Situation im Geschäftsbereich Chemicals & Materials, der gemeinhin als „Wachstumsmotor“ der OMV bezeichnet wird. Nach Sondereffekten verzeichnete der Konzern in diesem Bereich einen operativen Verlust von 120 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2022 hatte Chemicals & Materials einen operativen Gewinn nach Sondereffekten von 2,04 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die 2023 schlagend gewordenen Sondereffekte betrafen insbesondere Wertminderungen infolge des Verkaufs des Stickstoffgeschäfts des Chemiekonzerns Borealis, an dem die OMV mit 75 Prozent beteiligt ist.

Fragen zu möglichen Auswirkungen auf den Plan, die Borealis in ein Joint Venture mit dem staatlichen Öl-, Gas- und Chemiekonzern Adnoc aus Abu Dhabi einzubringen und so ein Chemieunternehmen von Weltrang zu schaffen, wollte Generaldirektor Alfred Stern bei der Bilanzpressekonferenz am 1. Februar nicht kommentieren. Die Verhandlungen mit der Adnoc, die an der OMV rund 24,9 Prozent hält, seien im Gange und würden „ergebnisoffen“ geführt.

Realisierter Gaspreis um 46 Prozent gesunken

Im Bereich Fuels & Feedstocks der OMV, der Rohöl und andere Rohstoffe verarbeitet und vermarktet, verringerte sich das operative Ergebnis nach Sondereffekten um 31,4 Prozent auf 1,67 Milliarden Euro. Als Grund nennt der Konzern vor allem die gesunkenen Raffinerie-Referenzmargen sowie Aufwendungen für Generalüberholungen und Wartungsarbeiten bei seinen Anlagen.

Der dritte Geschäftsbereich, Energy, der sich mit der Öl- und Gasförderung sowie der Erschließung neuer Kohlenwasserstoff-Vorkommen befasst, verzeichnete einen Rückgang des operativen Ergebnisses nach Sondereffekten um 52,2 Prozent auf 3,77 Milliarden Euro. Die negativen Sondereffekte von rund 586 Millionen Euro betrafen vor allem die Bewertung von Erdgas-Derivaten. Ihren 2023 durchschnittlich realisierten Rohölpreis bezifferte die OMV mit 79,2 US-Dollar/Barrel, um 16,6 Prozent weniger als 2022. Der durchschnittlich realisierte Gaspreis wiederum betrug 29,09 Euro/MWh, was einem Rückgang um 45,9 Prozent entspricht.

Jahr 2022 „einzigartig“

Generaldirektor Stern zeigte sich dennoch zufrieden. Er verwies auf das um Lagerhaltungseffekte bereinigte operative Ergebnis vor Sondereffekten (CCS Operatives Ergebnis vor Sondereffekten). Dieses war mit 6,02 Milliarden Euro zwar um 46,1 Prozent niedriger als 2022, laut Stern indessen „das zweithöchste derartige Ergebnis in der Unternehmensgeschichte.“ Ferner war 2022 Stern zufolge wegen der extrem hohen Öl- und Gaspreise ein „einzigartiges und außergewöhnliches Jahr. Das muss man beim Vergleich mit 2023 berücksichtigen.“ Das Chemiegeschäft wiederum verlaufe zyklisch und habe auf längere Sicht erhebliches Potenzial.

Hinsichtlich des Engagements der OMV in Russland berichtete Stern, bekanntlich habe Präsident Wladimir Putin Ende Dezember 2023 den Anteil des Konzerns am westsibirischen Gasfeld Jushno Russkoe an russische Unternehmen übertragen: „Das war de facto eine Enteignung.“ Für die Bilanz der OMV sei die Angelegenheit aber irrelevant: Sie habe sämtliche Assets in Russland bereits 2022 auf Null abgewertet. Allerdings prüfe sie Putins Erlass und behalte sich alle rechtlichen Schritte zur Wahrung ihrer Interessen vor.

Sichere Gasversorgung

Kein Problem wäre für die OMV und ihre Kunden im Übrigen ein Ausfall der Gaslieferungen aus Russland, die sämtlich durch die Ukraine erfolgen, bekräftigte Stern. Sein Unternehmen habe sich ausreichende Kapazitäten auf den Pipelines durch Italien und Deutschland gesichert, um alle seine Kunden mit Erdgas aus anderen Quellen versorgen zu können. Mit eigener Produktion in Norwegen und Österreich sowie mit Verträgen über Gaslieferungen aus Norwegen und Italien, aber auch mit LNG-Bezugsverträgen, verfüge sie über ausreichende Gasmengen zur Belieferung ihrer Kunden. Dabei handelt es sich ausschließlich um Erdgasversorger und andere Unternehmen, nicht jedoch um Haushalte, betonte Stern. Insgesamt deckt die OMV nach eigenen Angaben etwa 30 bis 40 Prozent des österreichischen Gasbedarfs, der auf acht bis neun Milliarden Kubikmeter pro Jahr geschätzt wird.

In Grenzen hielten sich bis dato übrigens die Steuern auf sogenannte „Übergewinne“, die die OMV dem österreichischen Finanzministerium bezahlen muss. Sie betrugen 2023 rund 18 Millionen Euro. Für dieses Jahr ist einer ähnlichen Summe zu rechnen, berichtete Finanzvorstand Reinhard Florey auf Anfrage der Redaktion.

Donnerstag, 1.02.2024, 14:33 Uhr
Klaus Fischer

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