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Energie & Management > Österreich - OMV erschließt größten Gasfund Österreichs
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich

OMV erschließt größten Gasfund Österreichs

Wie erwartet, machten die gesunkenen Großhandelspreise für Öl und Erdgas dem österreichischen Konzern im ersten Halbjahr zu schaffen. Dieser sieht seine Strategie dennoch bestätigt.
Was sich bereits beim „Trading Update“ am 10. Juli abgezeichnet hatte, ist nun fix: Wegen der gesunkenen Großhandelspreise für Öl und Erdgas brach das Halbjahresergebnis 2023 des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV deutlich ein. Die Erlöse verringerten sich auf Jahresbasis um 35 Prozent auf knapp unter 20 Milliarden Euro. Der Gewinn (Periodenüberschuss) fiel mit 918 Millionen Euro 73 Prozent niedriger aus als im Vorjahreszeitraum. Dazu trugen auch Lagerhaltungs-Verluste von rund 219 Millionen Euro bei.

Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2022 hatte die OMV Lagerhaltungs-Gewinne von 630 Millionen Euro verbucht. Ferner erlitt der Konzern dieses Frühjahr negative Sondereffekte von 428 Millionen Euro. Diesbezüglich machte die OMV „temporäre Hedging-Effekte“ aus Handelsgeschäften sowie eine außerordentliche Abschreibung beim Stickstoff-Geschäft der Kunststoff- und Düngemittel-Tochter Borealis geltend.

Negativ fiel auch der Free Cashflow nach Dividenden aus, eine Kennzahl zur Finanzkraft: Er belief sich auf −752 Millionen Euro, im ersten Halbjahr 2022 waren es +1,88 Milliarden Euro gewesen.

Der durchschnittlich erzielte Gaspreis sank um 29 Prozent auf 31,96 Euro/MWh. Darüber hinaus fiel die Gesamtverkaufsmenge an Kohlenwasserstoffen um 11 Prozent auf 342.000 Barrel/Tag, vor allem wegen „geringerer Erdgasverkaufsmengen in Norwegen“, heißt es im Quartalsbericht der OMV. Ihre Öl-, Gas- und Gaskondensat-Förderung belief sich auf 365.000 Barrel/Tag, auf Jahresbasis um fast 9 Prozent weniger. Die OMV begründet dies primär damit, dass sie ihre Aktivitäten in Russland in der Bilanz nicht mehr berücksichtigt. Dazu kamen „ein natürlicher Förderrückgang und Förderstillstände in Norwegen und Rumänien.“

Trübe Aussichten

Die weiteren Aussichten sind trüb. Ihren durchschnittlich erzielbaren Gaspreis beziffert die OMV nun mit 30 Euro/MWh. Bis dato war sie rund 35 Euro ausgegangen, 2022 konnte sie ihr Erdgas um 54 Euro/MWh verkaufen. Ihre voraussichtliche Öl- und Gasförderung für 2023 gibt die OMV mit 360.000 Barrel/Tag an, um 8 Prozent weniger als 2022.

OMV will großer Player in Kreislaufwirtschaft werden

Bei der Bilanzpressekonferenz am 28. Juli zeigte sich OMV-Generaldirektor Alfred Stern dennoch zufrieden. In einem „weniger guten Marktumfeld“ seien die anstehenden Aufgaben „sehr gut gemeistert“ worden. Die OMV verfüge über eine klare Strategie, sich zu einem führenden Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft zu wandeln, und setze diese konsequent um. Nicht zuletzt dem diene der kürzlich verkündete Plan, die Borealis in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Borouge einzubringen und so einen internationalen Polyolefin-Konzern zu schaffen. Die Borouge gehört zu 54 Prozent der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) sowie zu 36 Prozent der Borealis, 10 Prozent sind im Streubesitz. Ihrerseits ist die Adnoc zu 24,9 Prozent an der OMV beteiligt.

Als „strategischen Schritt“ bezeichnete Stern ferner die Entscheidung, gemeinsam mit der rumänischen Romgaz das Offshore-Gasfeld Neptun Deep im Schwarzen Meer zu erschließen. Wie berichtet, werden die Kosten mit etwa 4 Milliarden Euro beziffert. Die förderbaren Reserven schätzt die OMV auf 100 Milliarden Kubikmeter, die pro Jahr erzielbare Höchstfördermenge auf 8 Milliarden Kubikmeter. Das entspricht etwa dem Bedarf Österreichs.

Der Gasfund in Österreich und ein LNG-Bezugsvertrag

Überdies erschloss die OMV bei Wittau östlich von Wien jüngst ein Erdgasvorkommen von rund 4,4 Milliarden Kubikmetern, genug, um Österreichs Bedarf für ein halbes Jahr zu decken. Ihr zufolge ist dies der „größte Gasfund in Österreich seit 40 Jahren“. Der Fund soll die derzeitige jährliche Fördermenge von rund 450 Millionen Kubikmetern um rund 50 Prozent erhöhen. Wann die Förderung beginnt, ist indessen offen. Laut Stern muss eine 10 Kilometer lange Pipeline zur Gasverdichterstation Aderklaa nordöstlich von Wien errichtet werden. Die Förderkosten wollte Stern auf Anfrage der Redaktion nicht bekannt geben.

Erfreut zeigte sich Stern auch über den am 28. Juli bekannt gewordenen Abschluss eines Vertrags mit dem britischen Öl- und Gaskonzern BP. Dieser betrifft die jährliche Lieferung von 1 Million Tonnen LNG (umgerechnet 1,33 Milliarden Kubikmeter regasifiziertes Erdgas) ab 2026 und gilt bis einschließlich 2036. Stern bezeichnete dies als „wichtigen strategischen Schritt zur Diversifizierung und langfristigen Absicherung unserer Versorgungsquellen.“

Freitag, 28.07.2023, 13:04 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - OMV erschließt größten Gasfund Österreichs
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich
OMV erschließt größten Gasfund Österreichs
Wie erwartet, machten die gesunkenen Großhandelspreise für Öl und Erdgas dem österreichischen Konzern im ersten Halbjahr zu schaffen. Dieser sieht seine Strategie dennoch bestätigt.
Was sich bereits beim „Trading Update“ am 10. Juli abgezeichnet hatte, ist nun fix: Wegen der gesunkenen Großhandelspreise für Öl und Erdgas brach das Halbjahresergebnis 2023 des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV deutlich ein. Die Erlöse verringerten sich auf Jahresbasis um 35 Prozent auf knapp unter 20 Milliarden Euro. Der Gewinn (Periodenüberschuss) fiel mit 918 Millionen Euro 73 Prozent niedriger aus als im Vorjahreszeitraum. Dazu trugen auch Lagerhaltungs-Verluste von rund 219 Millionen Euro bei.

Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2022 hatte die OMV Lagerhaltungs-Gewinne von 630 Millionen Euro verbucht. Ferner erlitt der Konzern dieses Frühjahr negative Sondereffekte von 428 Millionen Euro. Diesbezüglich machte die OMV „temporäre Hedging-Effekte“ aus Handelsgeschäften sowie eine außerordentliche Abschreibung beim Stickstoff-Geschäft der Kunststoff- und Düngemittel-Tochter Borealis geltend.

Negativ fiel auch der Free Cashflow nach Dividenden aus, eine Kennzahl zur Finanzkraft: Er belief sich auf −752 Millionen Euro, im ersten Halbjahr 2022 waren es +1,88 Milliarden Euro gewesen.

Der durchschnittlich erzielte Gaspreis sank um 29 Prozent auf 31,96 Euro/MWh. Darüber hinaus fiel die Gesamtverkaufsmenge an Kohlenwasserstoffen um 11 Prozent auf 342.000 Barrel/Tag, vor allem wegen „geringerer Erdgasverkaufsmengen in Norwegen“, heißt es im Quartalsbericht der OMV. Ihre Öl-, Gas- und Gaskondensat-Förderung belief sich auf 365.000 Barrel/Tag, auf Jahresbasis um fast 9 Prozent weniger. Die OMV begründet dies primär damit, dass sie ihre Aktivitäten in Russland in der Bilanz nicht mehr berücksichtigt. Dazu kamen „ein natürlicher Förderrückgang und Förderstillstände in Norwegen und Rumänien.“

Trübe Aussichten

Die weiteren Aussichten sind trüb. Ihren durchschnittlich erzielbaren Gaspreis beziffert die OMV nun mit 30 Euro/MWh. Bis dato war sie rund 35 Euro ausgegangen, 2022 konnte sie ihr Erdgas um 54 Euro/MWh verkaufen. Ihre voraussichtliche Öl- und Gasförderung für 2023 gibt die OMV mit 360.000 Barrel/Tag an, um 8 Prozent weniger als 2022.

OMV will großer Player in Kreislaufwirtschaft werden

Bei der Bilanzpressekonferenz am 28. Juli zeigte sich OMV-Generaldirektor Alfred Stern dennoch zufrieden. In einem „weniger guten Marktumfeld“ seien die anstehenden Aufgaben „sehr gut gemeistert“ worden. Die OMV verfüge über eine klare Strategie, sich zu einem führenden Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft zu wandeln, und setze diese konsequent um. Nicht zuletzt dem diene der kürzlich verkündete Plan, die Borealis in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Borouge einzubringen und so einen internationalen Polyolefin-Konzern zu schaffen. Die Borouge gehört zu 54 Prozent der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) sowie zu 36 Prozent der Borealis, 10 Prozent sind im Streubesitz. Ihrerseits ist die Adnoc zu 24,9 Prozent an der OMV beteiligt.

Als „strategischen Schritt“ bezeichnete Stern ferner die Entscheidung, gemeinsam mit der rumänischen Romgaz das Offshore-Gasfeld Neptun Deep im Schwarzen Meer zu erschließen. Wie berichtet, werden die Kosten mit etwa 4 Milliarden Euro beziffert. Die förderbaren Reserven schätzt die OMV auf 100 Milliarden Kubikmeter, die pro Jahr erzielbare Höchstfördermenge auf 8 Milliarden Kubikmeter. Das entspricht etwa dem Bedarf Österreichs.

Der Gasfund in Österreich und ein LNG-Bezugsvertrag

Überdies erschloss die OMV bei Wittau östlich von Wien jüngst ein Erdgasvorkommen von rund 4,4 Milliarden Kubikmetern, genug, um Österreichs Bedarf für ein halbes Jahr zu decken. Ihr zufolge ist dies der „größte Gasfund in Österreich seit 40 Jahren“. Der Fund soll die derzeitige jährliche Fördermenge von rund 450 Millionen Kubikmetern um rund 50 Prozent erhöhen. Wann die Förderung beginnt, ist indessen offen. Laut Stern muss eine 10 Kilometer lange Pipeline zur Gasverdichterstation Aderklaa nordöstlich von Wien errichtet werden. Die Förderkosten wollte Stern auf Anfrage der Redaktion nicht bekannt geben.

Erfreut zeigte sich Stern auch über den am 28. Juli bekannt gewordenen Abschluss eines Vertrags mit dem britischen Öl- und Gaskonzern BP. Dieser betrifft die jährliche Lieferung von 1 Million Tonnen LNG (umgerechnet 1,33 Milliarden Kubikmeter regasifiziertes Erdgas) ab 2026 und gilt bis einschließlich 2036. Stern bezeichnete dies als „wichtigen strategischen Schritt zur Diversifizierung und langfristigen Absicherung unserer Versorgungsquellen.“

Freitag, 28.07.2023, 13:04 Uhr
Klaus Fischer

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