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Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Ohne Transparenz kein richtiger Markt
Quelle: E&M
E&M Vor 20 Jahren

Ohne Transparenz kein richtiger Markt

Anfang der 2000er Jahre war die Transparenz im Energiehandel ein heiß diskutiertes Thema. Auch der Efet, der Verband der Energiehändler beteiligte sich an der Diskussion.
Wer hat Informationen über Kraftwerkskapazitäten und Commodity-Preise? Welche Daten sollen allen Marktteilnehmern zugänglich sein, was sind Betriebsgeheimnisse? Immer wieder wurde von Marktteilnehmern der Verdacht geäußert, dass es zu Marktmanipulationen gekommen sei und die geringe Transparenz im Handel solche Situationen begünstige. Von „unerklärlichen Preisspitzen“ an den Börsen war die Rede.

Es ging sogar so weit, das sich die Strom- und Rohstoffhandelsgesellschaft PCC im Sommer 2003 mit einem Brief an das Bundeswirtschaftsministerium wandte und erläuterte, wie sich ungewöhnliche Preisentwicklungen am Markt bemerkbar machen.

Um diese Zeit veröffentlichte auch der Händler-Verband Efet ein Positionspapier, in dem er sich für mehr Transparenz bei marktrelevanten Informationen aussprach. E&M-Redakteur Andreas Kögler hatte das Dokument damals gelesen. Hier sein Bericht dazu:

Nach Ansicht des Verbandes behindere der Mangel an einem gleichberechtigten Zugang zu Marktinformationen wie Erzeugungsdaten und Netzkapazitäten die Entwicklung eines funktionierenden Strom-Großhandelsmarktes in Europa. Aus diesem Grund habe Efet das Positionspapier mit Empfehlungen für die verbindliche Veröffentlichung dieser Daten an die Europäische Kommission sowie die Regulierungsbehörde Council of European Energy Regulators (CEER) in Lissabon gerichtet.

Grundsätzlich fordert der Händlerverband die Ãœbertragungsnetzbetreiber und Erzeuger auf, Informationen über Grenzübergabe-Kapazitäten, Erzeugungskapazitäten sowie Daten über die gesamte Verfügbarkeit und Nachfrage für alle Nutzer von Hochspannungsnetzen offen zu legen. Konkret sollen dabei die gesamten Reservoirstände in wöchentlichem Rhythmus auf „hub-by-hub-Basis“ sowie die Erzeugungsstatistiken auf „plant-by-plant-Basis“ so schnell wie möglich zugänglich gemacht werden. Mit diesen Ex-Post-Produktionsinformationen könne der Einfluss vergangener Ereignisse auf die Handelspreise besser analysiert werden, was für die Entwicklung eines liquiden Forward-Marktes erforderlich sei, argumentiert Efet.

Informationen über bevorstehende marktrelevante Ereignisse (Ex-Ante-Erzeugungsdaten) sowie Revisionstermine sollen den Verbandsangaben je nach Gebiet der Übertragungsnetzbetreiber oder Preiszonen veröffentlicht werden. Zudem sollen diese Daten ein Jahr im voraus mit Updates im Quartalsrhythmus sowie für alle Produktionseinheiten mit einer Kapazität von mehr als 50 MW und nach Brennstofftypen unterteilt zugänglich sein.

Die Argumentation, dass die Herausgabe von marktsensiblen Daten die eigene unternehmerische Sicherheit schwäche und Preisabsprachen zwischen großen Marktteilnehmern unterstütze, sei für den Händlerverband nicht haltbar. Grundsätzlich würden sowohl die EU- als auch die nationalen Wettbewerbsgesetze etwaige Preisabsprachen verbieten, zudem könnten diese Geschäftspraktiken in einem transparenten und liquiden Markt sofort erkannt werden, so die Einschätzung des Händlerverbandes. Zwar müsse es Marktteilnehmer grundsätzlich gestattet sein, ihre eigenen Produktions- und Handelsentscheidungen zu treffen, ohne ihre Strategien und wirtschaftlich vertrauliche Daten preiszugeben. Allerdings entstehe für andere Marktteilnehmer ein Nachteil aus dem Informationsdefizit, wenn zum Beispiel nur der Produzent über die Daten eines geplanten Kraftwerksausfalls verfügt. Dadurch sinke nach Efet-Ansicht die Liquidität im Markt, die Preisspanne zwischen Angebot und Nachfrage werde größer und die Kosten des Handels würden zum Nachteil der Verbraucher zunehmen.

In einem liquiden Wettbewerbsmarkt sei der Nachteil eines einzelnen Produzenten durch die Ex-Ante-Veröffentlichung von Informationen über Erzeugungskapazitäten eher gering. Gleichzeitig ist es laut EFET aber unwahrscheinlich, dass Märkte mit einer hohen Konzentration im Erzeugungssektor ohne die vermehrte Veröffentlichung relevanter Informationen mehr Wettbewerb erreichen, argumentiert Efet weiter.

Freitag, 11.08.2023, 06:42 Uhr
Andreas Kögler
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Ohne Transparenz kein richtiger Markt
Anfang der 2000er Jahre war die Transparenz im Energiehandel ein heiß diskutiertes Thema. Auch der Efet, der Verband der Energiehändler beteiligte sich an der Diskussion.
Wer hat Informationen über Kraftwerkskapazitäten und Commodity-Preise? Welche Daten sollen allen Marktteilnehmern zugänglich sein, was sind Betriebsgeheimnisse? Immer wieder wurde von Marktteilnehmern der Verdacht geäußert, dass es zu Marktmanipulationen gekommen sei und die geringe Transparenz im Handel solche Situationen begünstige. Von „unerklärlichen Preisspitzen“ an den Börsen war die Rede.

Es ging sogar so weit, das sich die Strom- und Rohstoffhandelsgesellschaft PCC im Sommer 2003 mit einem Brief an das Bundeswirtschaftsministerium wandte und erläuterte, wie sich ungewöhnliche Preisentwicklungen am Markt bemerkbar machen.

Um diese Zeit veröffentlichte auch der Händler-Verband Efet ein Positionspapier, in dem er sich für mehr Transparenz bei marktrelevanten Informationen aussprach. E&M-Redakteur Andreas Kögler hatte das Dokument damals gelesen. Hier sein Bericht dazu:

Nach Ansicht des Verbandes behindere der Mangel an einem gleichberechtigten Zugang zu Marktinformationen wie Erzeugungsdaten und Netzkapazitäten die Entwicklung eines funktionierenden Strom-Großhandelsmarktes in Europa. Aus diesem Grund habe Efet das Positionspapier mit Empfehlungen für die verbindliche Veröffentlichung dieser Daten an die Europäische Kommission sowie die Regulierungsbehörde Council of European Energy Regulators (CEER) in Lissabon gerichtet.

Grundsätzlich fordert der Händlerverband die Ãœbertragungsnetzbetreiber und Erzeuger auf, Informationen über Grenzübergabe-Kapazitäten, Erzeugungskapazitäten sowie Daten über die gesamte Verfügbarkeit und Nachfrage für alle Nutzer von Hochspannungsnetzen offen zu legen. Konkret sollen dabei die gesamten Reservoirstände in wöchentlichem Rhythmus auf „hub-by-hub-Basis“ sowie die Erzeugungsstatistiken auf „plant-by-plant-Basis“ so schnell wie möglich zugänglich gemacht werden. Mit diesen Ex-Post-Produktionsinformationen könne der Einfluss vergangener Ereignisse auf die Handelspreise besser analysiert werden, was für die Entwicklung eines liquiden Forward-Marktes erforderlich sei, argumentiert Efet.

Informationen über bevorstehende marktrelevante Ereignisse (Ex-Ante-Erzeugungsdaten) sowie Revisionstermine sollen den Verbandsangaben je nach Gebiet der Übertragungsnetzbetreiber oder Preiszonen veröffentlicht werden. Zudem sollen diese Daten ein Jahr im voraus mit Updates im Quartalsrhythmus sowie für alle Produktionseinheiten mit einer Kapazität von mehr als 50 MW und nach Brennstofftypen unterteilt zugänglich sein.

Die Argumentation, dass die Herausgabe von marktsensiblen Daten die eigene unternehmerische Sicherheit schwäche und Preisabsprachen zwischen großen Marktteilnehmern unterstütze, sei für den Händlerverband nicht haltbar. Grundsätzlich würden sowohl die EU- als auch die nationalen Wettbewerbsgesetze etwaige Preisabsprachen verbieten, zudem könnten diese Geschäftspraktiken in einem transparenten und liquiden Markt sofort erkannt werden, so die Einschätzung des Händlerverbandes. Zwar müsse es Marktteilnehmer grundsätzlich gestattet sein, ihre eigenen Produktions- und Handelsentscheidungen zu treffen, ohne ihre Strategien und wirtschaftlich vertrauliche Daten preiszugeben. Allerdings entstehe für andere Marktteilnehmer ein Nachteil aus dem Informationsdefizit, wenn zum Beispiel nur der Produzent über die Daten eines geplanten Kraftwerksausfalls verfügt. Dadurch sinke nach Efet-Ansicht die Liquidität im Markt, die Preisspanne zwischen Angebot und Nachfrage werde größer und die Kosten des Handels würden zum Nachteil der Verbraucher zunehmen.

In einem liquiden Wettbewerbsmarkt sei der Nachteil eines einzelnen Produzenten durch die Ex-Ante-Veröffentlichung von Informationen über Erzeugungskapazitäten eher gering. Gleichzeitig ist es laut EFET aber unwahrscheinlich, dass Märkte mit einer hohen Konzentration im Erzeugungssektor ohne die vermehrte Veröffentlichung relevanter Informationen mehr Wettbewerb erreichen, argumentiert Efet weiter.

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Andreas Kögler

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