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Energie & Management > Stromnetz - Österreichs Netzbetreiber wollen Smart-Meter-Daten breiter nutzen
Quelle: Fotolia / spuno
Stromnetz

Österreichs Netzbetreiber wollen Smart-Meter-Daten breiter nutzen

Die mit den digitalen Stromzählern erhobenen Daten sollen ohne Zustimmung der Kunden für die Netzplanung nutzbar sein. Hilfreich wären ferner leistungs- und zeitabhängige Tarife.
Vor allem drei Wünsche an die Energiepolitik und an die Regulierungsbehörde E-Control haben die Betreiber der österreichischen Verteilnetze für Strom im Zusammenhang mit dem Einsatz digitaler Stromzähler (Smart Meter), berichtete Johannes Zimmerberger, der Geschäftsführer der Linz Netz GmbH, bei einem Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am 12. Januar.

Erstens sollte die Struktur der Stromnetztarife verändert werden, um Anreize für netzdienliches Verhalten zu schaffen. Zimmerberger erläuterte, zurzeit sei der Netztarif für jeden Kunden das ganze Jahr über gleich hoch. Das gelte unabhängig davon, wie stark das Netz zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgelastet ist und ob der Kunde zu dieser Auslastung beiträgt oder sie vermindert. Mit einer Bepreisung der in Anspruch genommenen Leistung sowie mit zeitabhängigen Tarifen wäre es laut Zimmerberger möglich, die Kunden für diese Problematik zu sensibilisieren und ihnen Vorteile zu bieten, wenn sie mit ihrem Verhalten den sicheren Betrieb des Netzes unterstützen. Wichtig wäre ihm zufolge, die Möglichkeit zur Verrechnung eines Leistungspreises auch bei Kunden zu schaffen, die die Speicherung von Viertelstundendaten in ihren Smart Metern untersagen („Opt-out“). „Man sollte die maximale in einem Monat in Anspruch genommene Leistung auch bei Kunden mit Opt-out erfassen und speichern dürfen. Das müsste ohne datenschutzrechtliche Probleme möglich sein“, erläuterte Zimmerberger. Der Politik hätten die Verteilnetzbetreiber dieses Anliegen bereits übermittelt.

Bessere Netzplanung

Der zweite Wunsch betrifft die Nutzung der mit den Smart Metern erhobenen Daten hinsichtlich der im Netz aufgetretenen Spannungen und Ströme für die Netzplanung. Zurzeit dürfen die Verteilnetzbetreiber diese Daten nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Kunden verwenden. Laut Zimmerberger wäre es hilfreich, wenn die Notwendigkeit dieser Zustimmung entfallen könnte. Sein Unternehmen erstellte im Zuge eines Pilotprojekts einen „digitalen Zwilling“ eines Netzabschnitts mit drei Trafostationen, rund 400 Kundenanschlüssen, 20 bestehenden Photovoltaikanlagen sowie Anfragen für den Anschluss weiterer 50 PV-Anlagen und mehrerer Ladestationen für E-Fahrzeuge. Laut Zimmerberger war mittels der Smart-Meter-Daten eine wesentlich exaktere Beurteilung des Zustands des Netzabschnitts möglich als mit den bisherigen Methoden der Netzplanung. Ferner konnten unterschiedliche Szenarien hinsichtlich der weiteren Entwicklung sowie des Verhaltens von Einspeisern und Verbrauchern inklusive der vermehrt auftretenden Energiegemeinschaften durchgespielt werden. „Letzten Endes könnten wir auf diese Weise unsere Investitionen zur Verstärkung und zum Ausbau des Netzes punktgenau planen und so unseren Kunden ein kostengünstigeres Netz zur Verfügung stellen“, erläuterte Zimmerberger.

Ersatzdaten nutzen

Beim dritten Wunsch der Netzbetreiber geht es um die bereits erwähnten Energiegemeinschaften. Da diese ihre interne Erzeugung sowie ihren Eigenverbrauch an Strom viertelstundengenau abrechnen müssen, ist die Verwendung von Smart Metern unverzichtbar. Die mit den Geräten erhobenen Erzeugungs- und Verbrauchsdaten haben die Verteilnetzgesellschaften dem jeweiligen Betreiber einer Energiegemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Vereinzelt kommt es dabei vor, dass der Smart Meter eines Mitglieds einer Energiegemeinschaft über mehrere Stunden, manchmal über einen ganzen Tag hinweg, vom Verteilnetzbetreiber nicht erreicht werden kann. In solchen Fällen muss der Netzbetreiber die Daten aller anderen Mitglieder der Energiegemeinschaft mit großem Aufwand im Viertelstundenraster korrigieren. Hilfreich wäre laut Zimmerberger, statt dessen Ersatzwerte verwenden zu dürfen, die den Verbrauch eines entsprechend typischen Stromkunden widerspiegeln.

Die Linz Netz ist im Wesentlichen für den Betrieb der Energienetze im Großraum um die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz zuständig. Über ihr etwa 8.300 Kilometer langes Stromnetz werden rund 290.000 Kundenanschlüsse betreut. Das Forum Versorgungssicherheit ist eine Initiative mehrerer ostösterreichischer Netzbetreiber. Neben der Linz Netz gehören ihm die Netz Burgenland, die Netz Oberösterreich, die Niederösterreich Netz und die Wiener Netze GmbH an.

Donnerstag, 12.01.2023, 17:29 Uhr
Klaus Fischer
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Stromnetz
Österreichs Netzbetreiber wollen Smart-Meter-Daten breiter nutzen
Die mit den digitalen Stromzählern erhobenen Daten sollen ohne Zustimmung der Kunden für die Netzplanung nutzbar sein. Hilfreich wären ferner leistungs- und zeitabhängige Tarife.
Vor allem drei Wünsche an die Energiepolitik und an die Regulierungsbehörde E-Control haben die Betreiber der österreichischen Verteilnetze für Strom im Zusammenhang mit dem Einsatz digitaler Stromzähler (Smart Meter), berichtete Johannes Zimmerberger, der Geschäftsführer der Linz Netz GmbH, bei einem Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am 12. Januar.

Erstens sollte die Struktur der Stromnetztarife verändert werden, um Anreize für netzdienliches Verhalten zu schaffen. Zimmerberger erläuterte, zurzeit sei der Netztarif für jeden Kunden das ganze Jahr über gleich hoch. Das gelte unabhängig davon, wie stark das Netz zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgelastet ist und ob der Kunde zu dieser Auslastung beiträgt oder sie vermindert. Mit einer Bepreisung der in Anspruch genommenen Leistung sowie mit zeitabhängigen Tarifen wäre es laut Zimmerberger möglich, die Kunden für diese Problematik zu sensibilisieren und ihnen Vorteile zu bieten, wenn sie mit ihrem Verhalten den sicheren Betrieb des Netzes unterstützen. Wichtig wäre ihm zufolge, die Möglichkeit zur Verrechnung eines Leistungspreises auch bei Kunden zu schaffen, die die Speicherung von Viertelstundendaten in ihren Smart Metern untersagen („Opt-out“). „Man sollte die maximale in einem Monat in Anspruch genommene Leistung auch bei Kunden mit Opt-out erfassen und speichern dürfen. Das müsste ohne datenschutzrechtliche Probleme möglich sein“, erläuterte Zimmerberger. Der Politik hätten die Verteilnetzbetreiber dieses Anliegen bereits übermittelt.

Bessere Netzplanung

Der zweite Wunsch betrifft die Nutzung der mit den Smart Metern erhobenen Daten hinsichtlich der im Netz aufgetretenen Spannungen und Ströme für die Netzplanung. Zurzeit dürfen die Verteilnetzbetreiber diese Daten nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Kunden verwenden. Laut Zimmerberger wäre es hilfreich, wenn die Notwendigkeit dieser Zustimmung entfallen könnte. Sein Unternehmen erstellte im Zuge eines Pilotprojekts einen „digitalen Zwilling“ eines Netzabschnitts mit drei Trafostationen, rund 400 Kundenanschlüssen, 20 bestehenden Photovoltaikanlagen sowie Anfragen für den Anschluss weiterer 50 PV-Anlagen und mehrerer Ladestationen für E-Fahrzeuge. Laut Zimmerberger war mittels der Smart-Meter-Daten eine wesentlich exaktere Beurteilung des Zustands des Netzabschnitts möglich als mit den bisherigen Methoden der Netzplanung. Ferner konnten unterschiedliche Szenarien hinsichtlich der weiteren Entwicklung sowie des Verhaltens von Einspeisern und Verbrauchern inklusive der vermehrt auftretenden Energiegemeinschaften durchgespielt werden. „Letzten Endes könnten wir auf diese Weise unsere Investitionen zur Verstärkung und zum Ausbau des Netzes punktgenau planen und so unseren Kunden ein kostengünstigeres Netz zur Verfügung stellen“, erläuterte Zimmerberger.

Ersatzdaten nutzen

Beim dritten Wunsch der Netzbetreiber geht es um die bereits erwähnten Energiegemeinschaften. Da diese ihre interne Erzeugung sowie ihren Eigenverbrauch an Strom viertelstundengenau abrechnen müssen, ist die Verwendung von Smart Metern unverzichtbar. Die mit den Geräten erhobenen Erzeugungs- und Verbrauchsdaten haben die Verteilnetzgesellschaften dem jeweiligen Betreiber einer Energiegemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Vereinzelt kommt es dabei vor, dass der Smart Meter eines Mitglieds einer Energiegemeinschaft über mehrere Stunden, manchmal über einen ganzen Tag hinweg, vom Verteilnetzbetreiber nicht erreicht werden kann. In solchen Fällen muss der Netzbetreiber die Daten aller anderen Mitglieder der Energiegemeinschaft mit großem Aufwand im Viertelstundenraster korrigieren. Hilfreich wäre laut Zimmerberger, statt dessen Ersatzwerte verwenden zu dürfen, die den Verbrauch eines entsprechend typischen Stromkunden widerspiegeln.

Die Linz Netz ist im Wesentlichen für den Betrieb der Energienetze im Großraum um die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz zuständig. Über ihr etwa 8.300 Kilometer langes Stromnetz werden rund 290.000 Kundenanschlüsse betreut. Das Forum Versorgungssicherheit ist eine Initiative mehrerer ostösterreichischer Netzbetreiber. Neben der Linz Netz gehören ihm die Netz Burgenland, die Netz Oberösterreich, die Niederösterreich Netz und die Wiener Netze GmbH an.

Donnerstag, 12.01.2023, 17:29 Uhr
Klaus Fischer

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