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Energie & Management > Regulierung - Österreich: Stromnetztarife steigen um fast 45 Prozent
Quelle: Fotolia / Bertold Werkmann
Regulierung

Österreich: Stromnetztarife steigen um fast 45 Prozent

Als Grund für die Erhöhung nennt die Regulierungsbehörde E-Control vor allem die Kosten für die Ausgleichsenergie. Auch die Gasnetztarife steigen stark, für Großkunden um 41 Prozent.
Die Stromnetztarife steigen in Österreich 2023 im Vergleich zu 2022 in allen neun Bundesländern, die Gasnetztarife in allen Bundesländern, mit Ausnahme Tirols. Das berichtete die Regulierungsbehörde E-Control in einer Aussendung am 20. Dezember. Eines ihrer Organe, die Regulierungskommission, ist für die jährlich neue Festsetzung der Netztarife zuständig. In der Kommission sind auch die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und die Arbeiterkammer (AK) als Vertreter der Konsumenten von der Industrie bis zu den Haushalten vertreten.

Im Bereich Strom steigen die Netztarife insgesamt um rund 928,5 Millionen Euro, was gegenüber 2022 einem Plus von 44,8 Prozent entspricht. Die höchsten Zuwächse verzeichnen die Bundesländer Tirol mit 57,8 Prozent und Wien mit 52,6 Prozent, gefolgt von der steiermärkischen Landeshauptstadt Graz mit 52,0 Prozent. Den geringsten Anstieg meldet die E-Control für Kärnten. Er beläuft sich auf 28,9 Prozent. Bei einem durchschnittlichen Haushalt mit 3.500 kWh Jahresbedarf liegt Wien mit einer Erhöhung um 54,9 Prozent an der Spitze, gefolgt von Tirol mit 52,5 Prozent und Graz mit 50,9 Prozent.

Am niedrigsten sind die Zuwächse im Kleinwalsertal im Bundesland Vorarlberg mit 20,6 Prozent sowie wiederum in Kärnten mit 24,2 Prozent. Im österreichweiten Durchschnitt hat ein Haushalt 2023 um etwa 107 Euro oder 41,2 Prozent mehr an Netzgebühren zu bezahlen als 2022.

Ausgleichsenergie kostet

Laut E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch sind für diese Entwicklung zwei Gründe maßgeblich: die Investitionstätigkeiten der Netzbetreiber, vor allem aber die höheren Kosten für die Ausgleichsenergie, die als „Netzverlustentgelt“ bezeichnet werden. Bei der Ausgleichsenergie macht sich Urbantschitsch zufolge der Anstieg der Großhandelspreise für elektrische Energie bemerkbar. Er belief sich nach Berechnungen der E-Control gegenüber 2021 auf 530 Prozent. Dies müsse in den Netztarifen für 2023 berücksichtigt werden.

Urbantschitschs Kollege Alfons Haber ergänzte, die Bundesregierung aus Konservativen (Österreichische Volkspartei, ÖVP) und Grünen plane noch heuer den Beschluss eines Rechtsaktes zur Abfederung dieser Entwicklung. Damit werde es voraussichtlich möglich sein, „im ersten Halbjahr 2023 rund 60 Prozent der Mehrkosten abzufangen. 260 Millionen Euro werden dafür vom Bund zur Verfügung gestellt.“ Auch hätten die Netzbetreiber gegenüber der E-Control versichert, die höheren Netztarife vorerst nicht zu verrechnen, „sondern die Effekte in den Vorschreibungen durch Glättungen zu berücksichtigen. Somit sollten die meisten Konsumenten die Unterstützung ohne schwankende Zahlungsverpflichtungen spüren.“

Senkung in Tirol

Was den Gasbereich betrifft, müssen sich Großkunden mit einem Bedarf von mehr als 90 Millionen kWh im österreichischen Durchschnitt auf einen starken Anstieg ihrer Netztarife um rund 41 Prozent einstellen. Die Netzgebühren für einen durchschnittlichen Haushalt mit etwa 15.000 kWh Jahresbedarf erhöhen sich um rund 13,4 Prozent oder 420 Euro. An erster Stelle bei den Steigerungen liegt die Steiermark mit einem Plus von 29,8 Prozent, gefolgt von Kärnten mit 24,3 Prozent und Oberösterreich mit 23,5 Prozent. Den geringsten Anstieg verzeichnet das Bundesland Salzburg mit 7,7 Prozent. In Tirol dagegen sinken die Gasnetztarife für Haushalte um 10,1 Prozent. Dies ist der neuen Regulierungssystematik geschuldet, die ab 1. Januar 2023 gilt.

Auch bei den Gasnetztarifen schlagen sich insbesondere die höheren Kosten für die Ausgleichsenergie nieder, die ihrerseits durch die gestiegenen Großhandelspreise bedingt sind, erläuterte Urbantschitsch: „Aufgrund der erheblich angestiegenen Preise für Gas, die sich direkt auf die Netzkosten auswirken, kommt es zu einer bislang einzigartigen Erhöhung des Beschaffungspreises für Messdifferenzen und Eigenverbrauch. Das bedeutet, die hohen Energiepreise haben direkten Einfluss auf die Entwicklung der Netzentgelte. Bei einer Beruhigung der Energiepreise werden auch die Netzentgelte wieder deutlich entlastet.“ Seitens der österreichischen Bundesregierung sind im Gasbereich keine ähnlichen Abfederungsmaßnahmen wie im Stromsektor vorgesehen.

Kritik aus Kärnten

Kritik kam vom Kärntner Landeshauptmann (Ministerpräsident) Peter Kaiser. Der Sozialdemokrat hat am 5. März 2023 eine Wahl zum Landesparlament (Landtag) zu schlagen. In Bezug auf den angekündigten Rechtsakt der Bundesregierung im Stromsektor betonte Kaiser, die angekündigte Entlastung um 60 Prozent sei nicht genug. Stattdessen müsse „die gesamte Mehrbelastung“ vom Bund getragen werden.

Dienstag, 20.12.2022, 15:44 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Regulierung - Österreich: Stromnetztarife steigen um fast 45 Prozent
Quelle: Fotolia / Bertold Werkmann
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Österreich: Stromnetztarife steigen um fast 45 Prozent
Als Grund für die Erhöhung nennt die Regulierungsbehörde E-Control vor allem die Kosten für die Ausgleichsenergie. Auch die Gasnetztarife steigen stark, für Großkunden um 41 Prozent.
Die Stromnetztarife steigen in Österreich 2023 im Vergleich zu 2022 in allen neun Bundesländern, die Gasnetztarife in allen Bundesländern, mit Ausnahme Tirols. Das berichtete die Regulierungsbehörde E-Control in einer Aussendung am 20. Dezember. Eines ihrer Organe, die Regulierungskommission, ist für die jährlich neue Festsetzung der Netztarife zuständig. In der Kommission sind auch die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und die Arbeiterkammer (AK) als Vertreter der Konsumenten von der Industrie bis zu den Haushalten vertreten.

Im Bereich Strom steigen die Netztarife insgesamt um rund 928,5 Millionen Euro, was gegenüber 2022 einem Plus von 44,8 Prozent entspricht. Die höchsten Zuwächse verzeichnen die Bundesländer Tirol mit 57,8 Prozent und Wien mit 52,6 Prozent, gefolgt von der steiermärkischen Landeshauptstadt Graz mit 52,0 Prozent. Den geringsten Anstieg meldet die E-Control für Kärnten. Er beläuft sich auf 28,9 Prozent. Bei einem durchschnittlichen Haushalt mit 3.500 kWh Jahresbedarf liegt Wien mit einer Erhöhung um 54,9 Prozent an der Spitze, gefolgt von Tirol mit 52,5 Prozent und Graz mit 50,9 Prozent.

Am niedrigsten sind die Zuwächse im Kleinwalsertal im Bundesland Vorarlberg mit 20,6 Prozent sowie wiederum in Kärnten mit 24,2 Prozent. Im österreichweiten Durchschnitt hat ein Haushalt 2023 um etwa 107 Euro oder 41,2 Prozent mehr an Netzgebühren zu bezahlen als 2022.

Ausgleichsenergie kostet

Laut E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch sind für diese Entwicklung zwei Gründe maßgeblich: die Investitionstätigkeiten der Netzbetreiber, vor allem aber die höheren Kosten für die Ausgleichsenergie, die als „Netzverlustentgelt“ bezeichnet werden. Bei der Ausgleichsenergie macht sich Urbantschitsch zufolge der Anstieg der Großhandelspreise für elektrische Energie bemerkbar. Er belief sich nach Berechnungen der E-Control gegenüber 2021 auf 530 Prozent. Dies müsse in den Netztarifen für 2023 berücksichtigt werden.

Urbantschitschs Kollege Alfons Haber ergänzte, die Bundesregierung aus Konservativen (Österreichische Volkspartei, ÖVP) und Grünen plane noch heuer den Beschluss eines Rechtsaktes zur Abfederung dieser Entwicklung. Damit werde es voraussichtlich möglich sein, „im ersten Halbjahr 2023 rund 60 Prozent der Mehrkosten abzufangen. 260 Millionen Euro werden dafür vom Bund zur Verfügung gestellt.“ Auch hätten die Netzbetreiber gegenüber der E-Control versichert, die höheren Netztarife vorerst nicht zu verrechnen, „sondern die Effekte in den Vorschreibungen durch Glättungen zu berücksichtigen. Somit sollten die meisten Konsumenten die Unterstützung ohne schwankende Zahlungsverpflichtungen spüren.“

Senkung in Tirol

Was den Gasbereich betrifft, müssen sich Großkunden mit einem Bedarf von mehr als 90 Millionen kWh im österreichischen Durchschnitt auf einen starken Anstieg ihrer Netztarife um rund 41 Prozent einstellen. Die Netzgebühren für einen durchschnittlichen Haushalt mit etwa 15.000 kWh Jahresbedarf erhöhen sich um rund 13,4 Prozent oder 420 Euro. An erster Stelle bei den Steigerungen liegt die Steiermark mit einem Plus von 29,8 Prozent, gefolgt von Kärnten mit 24,3 Prozent und Oberösterreich mit 23,5 Prozent. Den geringsten Anstieg verzeichnet das Bundesland Salzburg mit 7,7 Prozent. In Tirol dagegen sinken die Gasnetztarife für Haushalte um 10,1 Prozent. Dies ist der neuen Regulierungssystematik geschuldet, die ab 1. Januar 2023 gilt.

Auch bei den Gasnetztarifen schlagen sich insbesondere die höheren Kosten für die Ausgleichsenergie nieder, die ihrerseits durch die gestiegenen Großhandelspreise bedingt sind, erläuterte Urbantschitsch: „Aufgrund der erheblich angestiegenen Preise für Gas, die sich direkt auf die Netzkosten auswirken, kommt es zu einer bislang einzigartigen Erhöhung des Beschaffungspreises für Messdifferenzen und Eigenverbrauch. Das bedeutet, die hohen Energiepreise haben direkten Einfluss auf die Entwicklung der Netzentgelte. Bei einer Beruhigung der Energiepreise werden auch die Netzentgelte wieder deutlich entlastet.“ Seitens der österreichischen Bundesregierung sind im Gasbereich keine ähnlichen Abfederungsmaßnahmen wie im Stromsektor vorgesehen.

Kritik aus Kärnten

Kritik kam vom Kärntner Landeshauptmann (Ministerpräsident) Peter Kaiser. Der Sozialdemokrat hat am 5. März 2023 eine Wahl zum Landesparlament (Landtag) zu schlagen. In Bezug auf den angekündigten Rechtsakt der Bundesregierung im Stromsektor betonte Kaiser, die angekündigte Entlastung um 60 Prozent sei nicht genug. Stattdessen müsse „die gesamte Mehrbelastung“ vom Bund getragen werden.

Dienstag, 20.12.2022, 15:44 Uhr
Klaus Fischer

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