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Energie & Management > Österreich - ÖNIP: Künftig Verteilnetze einbeziehen
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich

ÖNIP: Künftig Verteilnetze einbeziehen

Weitgehend positiv sieht Peter Weinelt, ab Januar 2024 Wiener-Stadtwerke-Chef, Österreichs Netzinfrastrukturplan, berichtete er bei einer Pressekonferenz des Vereins CEOs for Future.
Von seinem Ansatz her positiv beurteilen die Wiener Stadtwerke den Österreichischen Netzinfrastrukturplan (ÖNIP), dessen Entwurf seit kurzem vorliegt. Das berichtete der stellvertretende Generaldirektor des mit rund 2 Millionen Strom-, Erdgas- und Fernwärmekunden weitaus größten österreichischen Kommualversorgers, Peter Weinelt, der Redaktion am Rande einer Pressekonferenz des Vereins „CEOs for Future“ am 14. Juli.

Laut Weinelt, der mit 1. Januar 2024 zum Generaldirektor aufrückt, deckt der Plan wesentliche Themen hinsichtlich des Ausbaus der übergeordneten Strom- und Gasnetze ab, der für das Gelingen der Energiewende unverzichtbar ist. Die Wiener Stadtwerke werden sich im Zuge der bis Ende August laufenden öffentlichen Konsultation umfassend einbringen, versicherte Weinelt. Im Wesentlichen wird es dabei um die Einbeziehung der Verteilnetze für Strom und Gas in die künftigen Versionen des ÖNIP gehen.

„Das ist notwendig, weil an den Verteilnetzen im Strombereich die meisten Photovoltaikanlagen und Windräder hängen. Außerdem brauchen wir diese Netze in beiden Bereichen für die Sektorkopplung“, erläuterte Weinelt. Er äußerte gegenüber der Redaktion Verständnis dafür, dass das Energieministerium (BMK) die Verteilnetze in seinem ersten nun vorliegenden ÖNIP noch nicht berücksichtigte: „Man muss einfach irgendwo anfangen.“ Und dabei sei die übergeordnete Netzinfrastruktur zweifellos zentral.

Zurückhaltend äußerte sich Weinelt dagegen zum Entwurf des Nationalen Klima- und Energieplans (NEKP), der ebenfalls bis Ende August zur Konsultation aufliegt. Wie berichtet, zeigt der Plan, dass Österreich über die bestehenden und in konkreter Planung befindlichen Maßnahmen hinaus weitere Schritte setzen muss, um sein EU-rechtlich bindendes Ziel hinsichtlich der Reduktion seiner CO2-Emissionen zu erreichen. Erreichbar ist nach derzeitigem Stand außerhalb des EU-Emissionshandels (EU-ETS) gegenüber 2005 bis 2030 eine Reduktion um 35 Prozent. Erreicht werden müssen indessen 48 Prozent. Hier erhofft sich Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) im Zuge der Konsultation technisch machbare und politisch umsetzbare Vorschläge. Weinelt konstatierte dazu, beim NEKP-Entwurf befinde sich „noch viel in der Pipeline. Ich sehe das wie ein Mobile: Wenn man irgendwo an einem Schnürchen zieht, bewegt sich alles Andere.“

Match um die Energiewende

Weinelt ergänzte, die Wiener Stadtwerke beabsichtigten, in den kommenden Jahren zumindest 1,4 Milliarden Euro pro Jahr zu investieren, etwa in den Einsatz der Geothermie im Rahmen der Fernwärmeversorgung, aber auch in die Ertüchtigung und Erweiterung ihrer Strom- sowie Gasnetze, die Nutzung industrieller Abwärme, Speichersysteme unterschiedlicher Arten sowie Infrastrukturen zur Bereitstellung von „grünem“ Wasserstoff. „Voraussichtlich werden die 1,4 Milliarden Euro pro Jahr nicht reichen“, stellte Weinelt fest. Für Herbst seien Gespräche mit dem Alleineigentümer seines Unternehmens, der Stadt Wien, über eine Aufstockung der Mittel geplant. In welcher Größenordnung sich diese bewegen könnte, wollte Weinelt nicht bekannt geben. Klar ist ihm zufolge indessen: „Das Match um die Energiewende wird bei der Infrastruktur gewonnen oder verloren.“

Vorgestellt wurde bei der Pressekonferenz der „CEOs for Future“ ein Thesenpapier mit dem Titel „Energiewende – Impulse zur Dekarbonisierung des Energiesystems“. In der Substanz handelt es sich dabei um eine Aktualisierung ähnlicher Dokumente mit Forderungen, die der Verein schon in den vergangenen Jahren erhoben hatte. Verlangt wird unter anderem der raschere Ausbau der erneuerbaren Energien, die Beschleunigung der Verfahren für einschlägige Vorhaben inklusive Leitungsbauten sowie eine „eine ganzheitliche Energiesystemplanung und eine verbindliche Energieraumplanung. Die verbindliche Zielerreichung und Flächenausweisung müssen in den Bundesländern fortgesetzt werden.“ Ähnliches hatten die „CEOs for Future“, die „für eine CO2-neutrale und ressourcenschonende Transforamtion von Gesellschaft und Wirtschaft“ eintreten, bereits im April 2022 gefordert.

Von der Redaktion nach der weiteren Vorgangsweise gefragt, bekundete Geschäftsführerin Christiane Brunner, es sei nicht daran gedacht, das Thesenpapier im Sinne „klassischer Lobbyingarbeit“ politisch Verantwortlichen nahezubringen. Sehr wohl rechne sie indessen mit der Verbreitung der Inhalte des Dokuments. Und selbstverständlich werde sich ihr Verein „zu Wort melden“, etwa im Zuge der Konsultation zum ÖNIP und zum NEKP. Die Frage der Redaktion nach den Kosten der Umsetzung der Forderungen aus ihrem Papier bezeichnete Brunner als „falsch gestellt. Wir müssen uns statt dessen fragen, was es kostet und was geschieht, wenn wir nichts gegen den Klimawandel unternehmen.“

Das Thesenpapier ist auf der Website der „CEOs for Future“ verfügbar.

 

Freitag, 14.07.2023, 15:37 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - ÖNIP: Künftig Verteilnetze einbeziehen
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Österreich
ÖNIP: Künftig Verteilnetze einbeziehen
Weitgehend positiv sieht Peter Weinelt, ab Januar 2024 Wiener-Stadtwerke-Chef, Österreichs Netzinfrastrukturplan, berichtete er bei einer Pressekonferenz des Vereins CEOs for Future.
Von seinem Ansatz her positiv beurteilen die Wiener Stadtwerke den Österreichischen Netzinfrastrukturplan (ÖNIP), dessen Entwurf seit kurzem vorliegt. Das berichtete der stellvertretende Generaldirektor des mit rund 2 Millionen Strom-, Erdgas- und Fernwärmekunden weitaus größten österreichischen Kommualversorgers, Peter Weinelt, der Redaktion am Rande einer Pressekonferenz des Vereins „CEOs for Future“ am 14. Juli.

Laut Weinelt, der mit 1. Januar 2024 zum Generaldirektor aufrückt, deckt der Plan wesentliche Themen hinsichtlich des Ausbaus der übergeordneten Strom- und Gasnetze ab, der für das Gelingen der Energiewende unverzichtbar ist. Die Wiener Stadtwerke werden sich im Zuge der bis Ende August laufenden öffentlichen Konsultation umfassend einbringen, versicherte Weinelt. Im Wesentlichen wird es dabei um die Einbeziehung der Verteilnetze für Strom und Gas in die künftigen Versionen des ÖNIP gehen.

„Das ist notwendig, weil an den Verteilnetzen im Strombereich die meisten Photovoltaikanlagen und Windräder hängen. Außerdem brauchen wir diese Netze in beiden Bereichen für die Sektorkopplung“, erläuterte Weinelt. Er äußerte gegenüber der Redaktion Verständnis dafür, dass das Energieministerium (BMK) die Verteilnetze in seinem ersten nun vorliegenden ÖNIP noch nicht berücksichtigte: „Man muss einfach irgendwo anfangen.“ Und dabei sei die übergeordnete Netzinfrastruktur zweifellos zentral.

Zurückhaltend äußerte sich Weinelt dagegen zum Entwurf des Nationalen Klima- und Energieplans (NEKP), der ebenfalls bis Ende August zur Konsultation aufliegt. Wie berichtet, zeigt der Plan, dass Österreich über die bestehenden und in konkreter Planung befindlichen Maßnahmen hinaus weitere Schritte setzen muss, um sein EU-rechtlich bindendes Ziel hinsichtlich der Reduktion seiner CO2-Emissionen zu erreichen. Erreichbar ist nach derzeitigem Stand außerhalb des EU-Emissionshandels (EU-ETS) gegenüber 2005 bis 2030 eine Reduktion um 35 Prozent. Erreicht werden müssen indessen 48 Prozent. Hier erhofft sich Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) im Zuge der Konsultation technisch machbare und politisch umsetzbare Vorschläge. Weinelt konstatierte dazu, beim NEKP-Entwurf befinde sich „noch viel in der Pipeline. Ich sehe das wie ein Mobile: Wenn man irgendwo an einem Schnürchen zieht, bewegt sich alles Andere.“

Match um die Energiewende

Weinelt ergänzte, die Wiener Stadtwerke beabsichtigten, in den kommenden Jahren zumindest 1,4 Milliarden Euro pro Jahr zu investieren, etwa in den Einsatz der Geothermie im Rahmen der Fernwärmeversorgung, aber auch in die Ertüchtigung und Erweiterung ihrer Strom- sowie Gasnetze, die Nutzung industrieller Abwärme, Speichersysteme unterschiedlicher Arten sowie Infrastrukturen zur Bereitstellung von „grünem“ Wasserstoff. „Voraussichtlich werden die 1,4 Milliarden Euro pro Jahr nicht reichen“, stellte Weinelt fest. Für Herbst seien Gespräche mit dem Alleineigentümer seines Unternehmens, der Stadt Wien, über eine Aufstockung der Mittel geplant. In welcher Größenordnung sich diese bewegen könnte, wollte Weinelt nicht bekannt geben. Klar ist ihm zufolge indessen: „Das Match um die Energiewende wird bei der Infrastruktur gewonnen oder verloren.“

Vorgestellt wurde bei der Pressekonferenz der „CEOs for Future“ ein Thesenpapier mit dem Titel „Energiewende – Impulse zur Dekarbonisierung des Energiesystems“. In der Substanz handelt es sich dabei um eine Aktualisierung ähnlicher Dokumente mit Forderungen, die der Verein schon in den vergangenen Jahren erhoben hatte. Verlangt wird unter anderem der raschere Ausbau der erneuerbaren Energien, die Beschleunigung der Verfahren für einschlägige Vorhaben inklusive Leitungsbauten sowie eine „eine ganzheitliche Energiesystemplanung und eine verbindliche Energieraumplanung. Die verbindliche Zielerreichung und Flächenausweisung müssen in den Bundesländern fortgesetzt werden.“ Ähnliches hatten die „CEOs for Future“, die „für eine CO2-neutrale und ressourcenschonende Transforamtion von Gesellschaft und Wirtschaft“ eintreten, bereits im April 2022 gefordert.

Von der Redaktion nach der weiteren Vorgangsweise gefragt, bekundete Geschäftsführerin Christiane Brunner, es sei nicht daran gedacht, das Thesenpapier im Sinne „klassischer Lobbyingarbeit“ politisch Verantwortlichen nahezubringen. Sehr wohl rechne sie indessen mit der Verbreitung der Inhalte des Dokuments. Und selbstverständlich werde sich ihr Verein „zu Wort melden“, etwa im Zuge der Konsultation zum ÖNIP und zum NEKP. Die Frage der Redaktion nach den Kosten der Umsetzung der Forderungen aus ihrem Papier bezeichnete Brunner als „falsch gestellt. Wir müssen uns statt dessen fragen, was es kostet und was geschieht, wenn wir nichts gegen den Klimawandel unternehmen.“

Das Thesenpapier ist auf der Website der „CEOs for Future“ verfügbar.

 

Freitag, 14.07.2023, 15:37 Uhr
Klaus Fischer

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