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Energie & Management > Gas - Niedrige Gasreserven erhöhen Winterrisiken
Quelle: Katia Meyer-Tien
Gas

Niedrige Gasreserven erhöhen Winterrisiken

Die Initiative Energien Speichern („INES“) kritisiert, dass Deutschland mit einem Speicherfüllstand von 75 Prozent auf ungewöhnlich niedrigen Niveau in den Winter startet.
Deutschland beginnt die Heizperiode mit Gasspeichern, die laut der Initiative Energien Speichern nur zu 75 Prozent gefüllt sind. Der Zusammenschluss von Betreibern deutscher Gas- und Wasserstoffspeicher bewertet im November-Update den Ausgangswert als deutlich unter dem üblichen Niveau vergangener Jahre. Dies könne bei einer Kältewelle zu Knappheit führen, obwohl die gebuchten Kapazitäten rein technisch größere Füllmengen ermöglicht hätten.

Nach Angaben der Organisation lag der Füllstand zu Beginn des Speicherjahres am 1. April bei 29 Prozent. Die Befüllung schritt über den Sommer zwar voran, blieb jedoch im europäischen Vergleich und im Vergleich zum Vorjahr zurück. Die Bundesregierung hätte aus Sicht von Ines über das Gasspeichergesetz jederzeit staatliche Instrumente aktivieren können, um höhere Füllstände sicherzustellen.

BMWE sieht Versorgung gesichert

Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) widerspricht der Einschätzung der Initiative. Laut dem Ministerium sind die deutschen Speicher gut gefüllt, und es gebe weder national noch europäisch Hinweise auf Versorgungsengpässe. Diese Einschätzung würden auch die Europäische Kommission und die Fernleitungsnetzbetreiber teilen. Das BMWE verweist darauf, dass der Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe (THE) nicht eingreifen musste, was zusätzliche Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher vermieden habe.

Seit dem 29. August seien die deutschen Erdgasspeicher laut BMWE zu über 70 Prozent gefüllt. Damit sei das durchschnittliche Ziel der Gasfüllstandsverordnung bereits deutlich vor dem Stichtag 1. November erreicht worden. Viele Speicher lägen sogar über 90 Prozent. Die Versorgungssicherheit hänge jedoch nicht allein vom Speicherstand ab, sondern auch von Importinfrastruktur und europäischem Marktumfeld. 

Das Ministerium hebt dafür die Bedeutung der vier derzeit verfügbaren schwimmenden LNG-Terminals sowie die Anbindung österreichischer Speicher wie Haidach und 7Fields an das bayerische Fernleitungsnetz hervor. Nach Einschätzung des BMWE sind weitere Maßnahmen nicht erforderlich. Zum Speicher Rehden, dessen Füllstand unter der gesetzlichen Vorgabe liegt, erklärt das Ministerium, dass die Vermarktung Aufgabe des Betreibers Sefe Storage sei. Der Speicher werde am Markt weniger stark nachgefragt.

Gründe seien die langsame Ausspeicherung aus dem Porenspeicher und die Lage nahe anderer großer Speicher sowie Einspeisepunkte für norwegisches Pipelinegas und LNG. Durch die veränderte Versorgung seit 2022 habe Rehden nicht mehr die gleiche Bedeutung wie früher, so das Ministerium.
 
Monatliche Gasspeicherbilanz November 2024 bis Oktober 2025
(für Vollbild bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Ines

Drei Szenarien berechnet

„INES“ hat für den Winter 2025/26 drei Szenarien modelliert. Grundlage ist der tatsächliche Startwert von 75 Prozent zum 1. November. Für zwei Szenarien mit warmen oder durchschnittlichen Temperaturen – orientiert an den Wetterjahren 2020 und 2016 – erwartet die Organisation, dass die Speicher über den Winter moderat bis deutlich sinken. Die gesetzliche Füllstandsvorgabe von 30 Prozent zum 1. Februar 2026 lässt sich in beiden Szenarien einhalten.

Beim Kälteszenario mit Temperaturen wie im europäischen Winter 2010 sieht „INES“ eine vollständige Entleerung bereits Mitte Januar. Die Organisation geht davon aus, dass sich der Verbrauch dann nicht mehr vollständig decken lässt, selbst wenn er auf dem Niveau der jüngsten Einsparungen bleibt. Gegenüber dem September-Update fallen die Unterdeckungen größer aus. Ines begründet dies mit dem niedrigeren Startfüllstand, einem höheren Gasverbrauch der vergangenen vier Monate und einer schwächeren Speicherbefüllung im EU-Binnenmarkt.

Warnung vor Gasmangel bei Kälteperiode

Sebastian Heinermann, Geschäftsführer von „INES“, bewertet die Lage kritisch. Er sagt, die aktuellen Daten zeigten, dass der Füllstand für einen sehr kalten Winter nicht ausreiche. Aus seiner Sicht habe die Bundesregierung die bestehenden Möglichkeiten nicht genutzt, um höhere Reserven sicherzustellen.

Heinermann verweist auf den Koalitionsvertrag, in dem die Regierung angekündigt habe, Instrumente einzuführen, die eine versorgungssichere und kostengünstigere Speicherbefüllung ermöglichen sollen. Er betont, dass andere EU-Mitgliedstaaten durch politische Maßnahmen spürbar bessere Ausgangslagen schaffen.

Informationen zu den Gasspeicherfüllständen stehen auf der Internetseite der „INES“ bereit.

Dienstag, 18.11.2025, 12:26 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Gas - Niedrige Gasreserven erhöhen Winterrisiken
Quelle: Katia Meyer-Tien
Gas
Niedrige Gasreserven erhöhen Winterrisiken
Die Initiative Energien Speichern („INES“) kritisiert, dass Deutschland mit einem Speicherfüllstand von 75 Prozent auf ungewöhnlich niedrigen Niveau in den Winter startet.
Deutschland beginnt die Heizperiode mit Gasspeichern, die laut der Initiative Energien Speichern nur zu 75 Prozent gefüllt sind. Der Zusammenschluss von Betreibern deutscher Gas- und Wasserstoffspeicher bewertet im November-Update den Ausgangswert als deutlich unter dem üblichen Niveau vergangener Jahre. Dies könne bei einer Kältewelle zu Knappheit führen, obwohl die gebuchten Kapazitäten rein technisch größere Füllmengen ermöglicht hätten.

Nach Angaben der Organisation lag der Füllstand zu Beginn des Speicherjahres am 1. April bei 29 Prozent. Die Befüllung schritt über den Sommer zwar voran, blieb jedoch im europäischen Vergleich und im Vergleich zum Vorjahr zurück. Die Bundesregierung hätte aus Sicht von Ines über das Gasspeichergesetz jederzeit staatliche Instrumente aktivieren können, um höhere Füllstände sicherzustellen.

BMWE sieht Versorgung gesichert

Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) widerspricht der Einschätzung der Initiative. Laut dem Ministerium sind die deutschen Speicher gut gefüllt, und es gebe weder national noch europäisch Hinweise auf Versorgungsengpässe. Diese Einschätzung würden auch die Europäische Kommission und die Fernleitungsnetzbetreiber teilen. Das BMWE verweist darauf, dass der Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe (THE) nicht eingreifen musste, was zusätzliche Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher vermieden habe.

Seit dem 29. August seien die deutschen Erdgasspeicher laut BMWE zu über 70 Prozent gefüllt. Damit sei das durchschnittliche Ziel der Gasfüllstandsverordnung bereits deutlich vor dem Stichtag 1. November erreicht worden. Viele Speicher lägen sogar über 90 Prozent. Die Versorgungssicherheit hänge jedoch nicht allein vom Speicherstand ab, sondern auch von Importinfrastruktur und europäischem Marktumfeld. 

Das Ministerium hebt dafür die Bedeutung der vier derzeit verfügbaren schwimmenden LNG-Terminals sowie die Anbindung österreichischer Speicher wie Haidach und 7Fields an das bayerische Fernleitungsnetz hervor. Nach Einschätzung des BMWE sind weitere Maßnahmen nicht erforderlich. Zum Speicher Rehden, dessen Füllstand unter der gesetzlichen Vorgabe liegt, erklärt das Ministerium, dass die Vermarktung Aufgabe des Betreibers Sefe Storage sei. Der Speicher werde am Markt weniger stark nachgefragt.

Gründe seien die langsame Ausspeicherung aus dem Porenspeicher und die Lage nahe anderer großer Speicher sowie Einspeisepunkte für norwegisches Pipelinegas und LNG. Durch die veränderte Versorgung seit 2022 habe Rehden nicht mehr die gleiche Bedeutung wie früher, so das Ministerium.
 
Monatliche Gasspeicherbilanz November 2024 bis Oktober 2025
(für Vollbild bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Ines

Drei Szenarien berechnet

„INES“ hat für den Winter 2025/26 drei Szenarien modelliert. Grundlage ist der tatsächliche Startwert von 75 Prozent zum 1. November. Für zwei Szenarien mit warmen oder durchschnittlichen Temperaturen – orientiert an den Wetterjahren 2020 und 2016 – erwartet die Organisation, dass die Speicher über den Winter moderat bis deutlich sinken. Die gesetzliche Füllstandsvorgabe von 30 Prozent zum 1. Februar 2026 lässt sich in beiden Szenarien einhalten.

Beim Kälteszenario mit Temperaturen wie im europäischen Winter 2010 sieht „INES“ eine vollständige Entleerung bereits Mitte Januar. Die Organisation geht davon aus, dass sich der Verbrauch dann nicht mehr vollständig decken lässt, selbst wenn er auf dem Niveau der jüngsten Einsparungen bleibt. Gegenüber dem September-Update fallen die Unterdeckungen größer aus. Ines begründet dies mit dem niedrigeren Startfüllstand, einem höheren Gasverbrauch der vergangenen vier Monate und einer schwächeren Speicherbefüllung im EU-Binnenmarkt.

Warnung vor Gasmangel bei Kälteperiode

Sebastian Heinermann, Geschäftsführer von „INES“, bewertet die Lage kritisch. Er sagt, die aktuellen Daten zeigten, dass der Füllstand für einen sehr kalten Winter nicht ausreiche. Aus seiner Sicht habe die Bundesregierung die bestehenden Möglichkeiten nicht genutzt, um höhere Reserven sicherzustellen.

Heinermann verweist auf den Koalitionsvertrag, in dem die Regierung angekündigt habe, Instrumente einzuführen, die eine versorgungssichere und kostengünstigere Speicherbefüllung ermöglichen sollen. Er betont, dass andere EU-Mitgliedstaaten durch politische Maßnahmen spürbar bessere Ausgangslagen schaffen.

Informationen zu den Gasspeicherfüllständen stehen auf der Internetseite der „INES“ bereit.

Dienstag, 18.11.2025, 12:26 Uhr
Susanne Harmsen

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