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Energie & Management > Klimaschutz - Neues EU-Klimaschutzziel bringt große Herausforderungen
Bild: Fotolia, bluedesign
Klimaschutz

Neues EU-Klimaschutzziel bringt große Herausforderungen

Mehr erneuerbare Stromerzeugung, schnellere Gebäudesanierung, mehr E-Mobilität und Wasserstoff sind laut BDEW Mittel zur Umsetzung des neuen EU-Ziels von 55 % CO2-Reduktion bis 2030.
Wie es mit dem European Green Deal weitergehen soll, analysierte Michael Wunnerlich, Geschäftsführer der EU-Vertretung des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft). Er sprach auf der Connect-Onlinekonferenz der Gasversorgung Süddeutschland (GVS) über Wege, die ehrgeizigen Klimaschutzziele der EU zu erreichen. Mindestens 55% weniger Treibhausgase bis 2030 gemessen an 1990 und Klimaneutralität bis 2050 hat sich die Gemeinschaft vorgenommen.

Wunnerlich erläuterte, dass für die verschärften Vorhaben viele bestehende EU-Rechtsetzungsmaßnahmen anzupassen seien. Dazu gehöre der Emissionszertifikatehandel, die Lastenteilungsverordnung, Erneuerbaren- und Energieeffizienzrichtlinien sowie Flottengrenzwerte von KFZ und leichten Nutzfahrzeugen. Er hält auch einen EU-weiten CO2-Preis für Brennstoffe, wie ihn Deutschland seit diesem Jahr einführt, für einen gangbaren Weg, um auch den Gebäude- und Verkehrssektor mehr einzubeziehen.

Streitpunkt Einzelstaat- oder Gesamtbilanz?

Im Fokus der Maßnahmen müsse auch die nachhaltige Finanzierung stehen, erinnerte Wunnerlich. Konkrete Vorschläge werde die EU-Kommission im Juni 2021 vorlegen. Zwischen Kommission und Parlament sei noch umstritten, ob die 55 % von jedem einzelnen Mitgliedsland zu erreichen seien oder die Summe der EU zähle. „Polen mit 80 % Kohlestrom Stand heute wird das kaum schaffen, während Schweden dank Wasserkraft und Kernkraft schon heute über 60 % klimaneutralen Strom erzeugt“, verdeutlichte Wunnerlich.

Der BDEW begrüße, dass als Übergangstechnologie auch Erdgas in der EU als geeignet akzeptiert sei, um schnell Treibhausgase zu reduzieren, zum Beispiel als Ersatz für Kohle. Wunnerlich sagte, dass eine CO2-Bepreisung im Gebäudesektor in der EU über die Energiesteuerrichtlinie möglich sei und im Verkehr ein Emissionshandelssystem wie für den Energiesektor. In letzterem könne eine weitere Reduktion der Zertifikatemenge zu höheren Preisen und darüber zu mehr Klimaschutzbemühungen führen.
 
Folgenabschätzung des höheren EU-Klimaschutzziels bis 2030
Bild: BDEW
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Erdgas und Wasserstoff im Fokus

Für die Zukunft könne dann Wasserstoff das Erdgas ersetzen. Wunnerlich bezweifelte, dass sofort genug „grüner“ Wasserstoff aus erneuerbarem Strom erzeugt werden könne und plädierte daher für einen Übergang mit „blauem“ Wasserstoff aus Erdgas, dessen CO2-Anteil abgeschieden und genutzt oder unterirdisch verpresst wird (CCU/CCS). „Für einen Markthochlauf sind europäische Regeln für einen Wasserstoffbinnenmarkt und -zertifikate nötig, die im Verlauf dieses Jahres erarbeitet werden“, erwartet der BDEW-Experte.

Die EU-Kommission sieht als Wege zur Erfüllung des Klimaschutzziels einen Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung von 65 % vor, einen Anteil erneuerbarer Energie im Gebäudesektor von 40 % und im Verkehrsbereich von 24 %. Dies alles verschärfe die bereits gesetzten Ziele und bedürfe daher höherer Anstrengungen, erläuterte Wunnerlich. Alle EU-Richtlinien und Vorgaben müssen daher in diesem Jahr überarbeitet werden, um die Zeit bis 2030 zur Umsetzung nutzen zu können, schloss er.

Dienstag, 2.02.2021, 16:20 Uhr
Susanne Harmsen
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Neues EU-Klimaschutzziel bringt große Herausforderungen
Mehr erneuerbare Stromerzeugung, schnellere Gebäudesanierung, mehr E-Mobilität und Wasserstoff sind laut BDEW Mittel zur Umsetzung des neuen EU-Ziels von 55 % CO2-Reduktion bis 2030.
Wie es mit dem European Green Deal weitergehen soll, analysierte Michael Wunnerlich, Geschäftsführer der EU-Vertretung des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft). Er sprach auf der Connect-Onlinekonferenz der Gasversorgung Süddeutschland (GVS) über Wege, die ehrgeizigen Klimaschutzziele der EU zu erreichen. Mindestens 55% weniger Treibhausgase bis 2030 gemessen an 1990 und Klimaneutralität bis 2050 hat sich die Gemeinschaft vorgenommen.

Wunnerlich erläuterte, dass für die verschärften Vorhaben viele bestehende EU-Rechtsetzungsmaßnahmen anzupassen seien. Dazu gehöre der Emissionszertifikatehandel, die Lastenteilungsverordnung, Erneuerbaren- und Energieeffizienzrichtlinien sowie Flottengrenzwerte von KFZ und leichten Nutzfahrzeugen. Er hält auch einen EU-weiten CO2-Preis für Brennstoffe, wie ihn Deutschland seit diesem Jahr einführt, für einen gangbaren Weg, um auch den Gebäude- und Verkehrssektor mehr einzubeziehen.

Streitpunkt Einzelstaat- oder Gesamtbilanz?

Im Fokus der Maßnahmen müsse auch die nachhaltige Finanzierung stehen, erinnerte Wunnerlich. Konkrete Vorschläge werde die EU-Kommission im Juni 2021 vorlegen. Zwischen Kommission und Parlament sei noch umstritten, ob die 55 % von jedem einzelnen Mitgliedsland zu erreichen seien oder die Summe der EU zähle. „Polen mit 80 % Kohlestrom Stand heute wird das kaum schaffen, während Schweden dank Wasserkraft und Kernkraft schon heute über 60 % klimaneutralen Strom erzeugt“, verdeutlichte Wunnerlich.

Der BDEW begrüße, dass als Übergangstechnologie auch Erdgas in der EU als geeignet akzeptiert sei, um schnell Treibhausgase zu reduzieren, zum Beispiel als Ersatz für Kohle. Wunnerlich sagte, dass eine CO2-Bepreisung im Gebäudesektor in der EU über die Energiesteuerrichtlinie möglich sei und im Verkehr ein Emissionshandelssystem wie für den Energiesektor. In letzterem könne eine weitere Reduktion der Zertifikatemenge zu höheren Preisen und darüber zu mehr Klimaschutzbemühungen führen.
 
Folgenabschätzung des höheren EU-Klimaschutzziels bis 2030
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Erdgas und Wasserstoff im Fokus

Für die Zukunft könne dann Wasserstoff das Erdgas ersetzen. Wunnerlich bezweifelte, dass sofort genug „grüner“ Wasserstoff aus erneuerbarem Strom erzeugt werden könne und plädierte daher für einen Übergang mit „blauem“ Wasserstoff aus Erdgas, dessen CO2-Anteil abgeschieden und genutzt oder unterirdisch verpresst wird (CCU/CCS). „Für einen Markthochlauf sind europäische Regeln für einen Wasserstoffbinnenmarkt und -zertifikate nötig, die im Verlauf dieses Jahres erarbeitet werden“, erwartet der BDEW-Experte.

Die EU-Kommission sieht als Wege zur Erfüllung des Klimaschutzziels einen Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung von 65 % vor, einen Anteil erneuerbarer Energie im Gebäudesektor von 40 % und im Verkehrsbereich von 24 %. Dies alles verschärfe die bereits gesetzten Ziele und bedürfe daher höherer Anstrengungen, erläuterte Wunnerlich. Alle EU-Richtlinien und Vorgaben müssen daher in diesem Jahr überarbeitet werden, um die Zeit bis 2030 zur Umsetzung nutzen zu können, schloss er.

Dienstag, 2.02.2021, 16:20 Uhr
Susanne Harmsen

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