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Energie & Management > Windkraft Onshore - Neu genehmigte Windkraft-Leistung schrumpft
Blick auf den Windpark Streume, Quelle: Lutz Weidler / LKW
Windkraft Onshore

Neu genehmigte Windkraft-Leistung schrumpft

Die neu genehmigte Windkraftanlagen-Leistung sackt im ersten Halbjahr um mehr als 8 % ab. In Betrieb genommen wurde dagegen genauso viel Leistung wie im Vorjahreszeitraum.
Politik und Wirklichkeit sind einander im ersten Halbjahr nur wenig näher gekommen. Während Bund und Landesregierungen einen schnelleren Ausbau der Windkraft an Land beschwören, zeichnen Zahlen ein ernüchterndes Bild. Nach vorläufigen Daten der Fachagentur Windenenergie an Land (FA Wind) wurden deutschlandweit seit Januar 284 Windenergieanlagen-Projekte mit einer elektrischen Gesamtleistung von knapp 1.440 MW Leistung genehmigt. Im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum 336 Anlagen mit einer kumulierten Leistung von 1.570 MW. Das bedeutet ein Leistungsminus von mehr als 8 %.

Minus 45 Prozent im äußersten Norden

Stark schwächelte etwa Niedersachsen: Während im ersten Halbjahr 2021 mehr als 320 MW genehmigt worden waren, waren es 2022 bisher 280 MW – ein Minus von 13 %. Schleswig-Holstein sackte um mehr 45 % ab. In den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres hatte das Land etwa 450 MW Zubau (96 Anlagen) genehmigt, im laufenden Jahr gab es für 240 MW (die Hälfte an Anlagen) grünes Licht. Nordrhein-Westfalen dagegen legte zu: Mehr als 270 MW wurden zuletzt genehmigt (56 Anlagen), im Vorjahreszeitraum waren es 211 MW (49 Anlagen).

​Die Inbetriebnahme-Statistik

Ein anderes Zahlenbild zeigt sich für die Inbetriebnahme neuer Anlagen. Jürgen Quentin, Referent für Energiewirtschaft bei der FA Wind, spricht von einer Seitwärtsbewegung. Nach den vorläufigen Zahlen wurden im ersten Halbjahr 976 MW brutto zugebaut, im Jahr davor erreichte Deutschland ein Plus von 978 MW.
  • In Niedersachsen schrumpfte der Zubau um fast 33 %.
  • Noch stärker ging er in Baden-Württemberg zurück, nach 85 MW in den ersten sechs Monaten 2021 waren es dieses Jahr noch 21 MW.
  • Erneut sehr zurückhaltend zeigte sich Bayern: Sieben neuen Anlagen im Jahr 2021 mit 23 MW standen drei Windräder mit insgesamt 9 MW in diesem Jahr gegenüber.
Um einen Faktor 4 unter Plan

Die zugebaute Leistung werde auch in diesem Jahr aller Voraussicht nach um einen Faktor vier geringer ausfallen, als für die Erreichung der Energiewende- und Klimaschutzziele erforderlich sei, sagt Quentin. „Statt 10 Gigawatt dürften es allenfalls wie im vergangenen Jahr nur 2,5 GW werden.“

Der Experte weist auf den Handlungsdruck hin. „Wir haben etwa 20 Jahre gebraucht, um auf knapp 57 GW Onshore-Windenergieleistung zu kommen. Um die angestrebten Ziele bis 2030 zu erreichen, muss die heute installierte Leistung in den kommenden neun Jahren verdoppelt werden.“

​Im Schnitt vier Jahre

So ambitioniert das erscheint - „machbar ist das“, sagt Quentin, „vorausgesetzt, die Genehmigungsverfahren würden deutlich beschleunigt“. Im Moment dauere es „vom Antrag bis zur ersten eingespeisten Kilowattstunde Windstrom im Schnitt vier Jahre“. Im Vergleich mit den Jahren 2011 bis 2016 hätten sich die Verfahren um 60 % verlängert.

Auch Gründe abseits der Politik

Dass sich Ausbau der Windkraft derzeit eher auf eine Flaute als auf einen Aufwind zubewegt, hat auch Gründe, an denen die Politik hierzulande wenig ändern kann. „Anlagen können nicht fertiggebaut werden, weil es zu erheblichen Lieferproblemen bei einzelnen Bauteilen kommt“, sagt Quentin. Bei Transformatoren gebe es Lieferzeiten von mehr als 24 Monaten. Was bedeute, dass sich Projekte teilweise nicht in der Zeit, in der ein Zuschlag aus der Ausschreibung umzusetzen ist, verwirklichen ließen, schildert er.

Dazu komme die Verknappung und Verteuerung von Rohstoffen. Als Beispiel nennt Quentin Stahl, der derzeit in ganz Europa knapp sei.

Montag, 11.07.2022, 17:23 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Windkraft Onshore - Neu genehmigte Windkraft-Leistung schrumpft
Blick auf den Windpark Streume, Quelle: Lutz Weidler / LKW
Windkraft Onshore
Neu genehmigte Windkraft-Leistung schrumpft
Die neu genehmigte Windkraftanlagen-Leistung sackt im ersten Halbjahr um mehr als 8 % ab. In Betrieb genommen wurde dagegen genauso viel Leistung wie im Vorjahreszeitraum.
Politik und Wirklichkeit sind einander im ersten Halbjahr nur wenig näher gekommen. Während Bund und Landesregierungen einen schnelleren Ausbau der Windkraft an Land beschwören, zeichnen Zahlen ein ernüchterndes Bild. Nach vorläufigen Daten der Fachagentur Windenenergie an Land (FA Wind) wurden deutschlandweit seit Januar 284 Windenergieanlagen-Projekte mit einer elektrischen Gesamtleistung von knapp 1.440 MW Leistung genehmigt. Im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum 336 Anlagen mit einer kumulierten Leistung von 1.570 MW. Das bedeutet ein Leistungsminus von mehr als 8 %.

Minus 45 Prozent im äußersten Norden

Stark schwächelte etwa Niedersachsen: Während im ersten Halbjahr 2021 mehr als 320 MW genehmigt worden waren, waren es 2022 bisher 280 MW – ein Minus von 13 %. Schleswig-Holstein sackte um mehr 45 % ab. In den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres hatte das Land etwa 450 MW Zubau (96 Anlagen) genehmigt, im laufenden Jahr gab es für 240 MW (die Hälfte an Anlagen) grünes Licht. Nordrhein-Westfalen dagegen legte zu: Mehr als 270 MW wurden zuletzt genehmigt (56 Anlagen), im Vorjahreszeitraum waren es 211 MW (49 Anlagen).

​Die Inbetriebnahme-Statistik

Ein anderes Zahlenbild zeigt sich für die Inbetriebnahme neuer Anlagen. Jürgen Quentin, Referent für Energiewirtschaft bei der FA Wind, spricht von einer Seitwärtsbewegung. Nach den vorläufigen Zahlen wurden im ersten Halbjahr 976 MW brutto zugebaut, im Jahr davor erreichte Deutschland ein Plus von 978 MW.
  • In Niedersachsen schrumpfte der Zubau um fast 33 %.
  • Noch stärker ging er in Baden-Württemberg zurück, nach 85 MW in den ersten sechs Monaten 2021 waren es dieses Jahr noch 21 MW.
  • Erneut sehr zurückhaltend zeigte sich Bayern: Sieben neuen Anlagen im Jahr 2021 mit 23 MW standen drei Windräder mit insgesamt 9 MW in diesem Jahr gegenüber.
Um einen Faktor 4 unter Plan

Die zugebaute Leistung werde auch in diesem Jahr aller Voraussicht nach um einen Faktor vier geringer ausfallen, als für die Erreichung der Energiewende- und Klimaschutzziele erforderlich sei, sagt Quentin. „Statt 10 Gigawatt dürften es allenfalls wie im vergangenen Jahr nur 2,5 GW werden.“

Der Experte weist auf den Handlungsdruck hin. „Wir haben etwa 20 Jahre gebraucht, um auf knapp 57 GW Onshore-Windenergieleistung zu kommen. Um die angestrebten Ziele bis 2030 zu erreichen, muss die heute installierte Leistung in den kommenden neun Jahren verdoppelt werden.“

​Im Schnitt vier Jahre

So ambitioniert das erscheint - „machbar ist das“, sagt Quentin, „vorausgesetzt, die Genehmigungsverfahren würden deutlich beschleunigt“. Im Moment dauere es „vom Antrag bis zur ersten eingespeisten Kilowattstunde Windstrom im Schnitt vier Jahre“. Im Vergleich mit den Jahren 2011 bis 2016 hätten sich die Verfahren um 60 % verlängert.

Auch Gründe abseits der Politik

Dass sich Ausbau der Windkraft derzeit eher auf eine Flaute als auf einen Aufwind zubewegt, hat auch Gründe, an denen die Politik hierzulande wenig ändern kann. „Anlagen können nicht fertiggebaut werden, weil es zu erheblichen Lieferproblemen bei einzelnen Bauteilen kommt“, sagt Quentin. Bei Transformatoren gebe es Lieferzeiten von mehr als 24 Monaten. Was bedeute, dass sich Projekte teilweise nicht in der Zeit, in der ein Zuschlag aus der Ausschreibung umzusetzen ist, verwirklichen ließen, schildert er.

Dazu komme die Verknappung und Verteuerung von Rohstoffen. Als Beispiel nennt Quentin Stahl, der derzeit in ganz Europa knapp sei.

Montag, 11.07.2022, 17:23 Uhr
Manfred Fischer

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