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Energie & Management > Österreich - Netzbetreiber wünschen Infrastrukturfonds
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Netzbetreiber wünschen Infrastrukturfonds

Der staatliche Fonds sollte bis zu zwei Drittel der rund 18 Milliarden Euro an Investitionen der österreichischen Netzbetreiber in Maßnahmen zur Bewältigung der Energiewende decken.
Die Einrichtung eines staatlichen Infrastrukturfonds von insgesamt 9 bis 12 Milliarden Euro sowie eine stärkere Betonung der Leistungskomponente in den Netztarifen empfehlen die Betreiber der österreichischen Verteilnetze für Strom. Das sagte der Geschäftsführer der Linz Netz GmbH, Johann Zimmerberger, bei einem Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit, am 13. Juli.

In dem Forum kooperieren die Wiener Netze, die Netz Niederösterreich, die Netz Burgenland, die Linz Netz und die Netz Oberösterreich. Zimmerberger erläuterte, der Ausbau der Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energien sei in vollem Gange. Ferner nehme die Anzahl der Wärmepumpen rapide zu. Überdies würden die öffentlichen sowie privaten Ladeinfrastrukturen für Elektrofahrzeuge massiv erweitert. Um dies alles netztechnisch zu bewältigen, seien bis 2030 Investitionen von insgesamt etwa 18 Milliarden Euro notwendig. Davon sollte der Infrastrukturfonds etwa die Hälfte bis zwei Drittel abdecken, konstatierte Zimmerberger auf Nachfrage der Redaktion.

Wie er erläuterte, deckelte der Gesetzgeber das sogenannte „Netzzutrittsentgelt“ für die erstmalige Herstellung der Netzanschlüsse sowie für die allfällige Erhöhung der Anschlussleistung. Für Ökostromanlagen mit bis zu 20 kW Leistung beläuft sich dieses auf 10 Euro/kW. Damit aber lassen sich die nötigen Investitionen laut Zimmerberger nicht finanzieren. Seinem Unternehmen verursachte die Verstärkung des Stromnetzes zum Anschluss von 10 PV-Anlagen Kosten von rund 150.000 Euro. Aufgrund der Deckelung des Netzzutrittsentgelts konnte die Linz Netz den Anlagenbetreibern aber nur etwa 1.400 Euro weiterverrechnen.

Dynamische Netztarife

Nicht zuletzt wegen derartiger Fälle sehen sich die Verteilnetzbetreiber gezwungen, vermehrt auf Fremdkapital zurückzugreifen. Doch auch das hat seine Tücken: Laut dem Elektrizitätsrecht müssen die Netzbetreiber eine Eigenkapitalquote von mindestens 40 Prozent aufweisen. Ihre Muttergesellschaften sind verpflichtet, erforderlichenfalls Kapital zuzuschießen. Hinzu kommt laut Zimmerberger, dass der Gesetzgeber im März dieses Jahres die Netzkosten für die Endkunden senkte und versprach, den Netzbetreibern die entgehenden Einnahmen zu ersetzen. „Leider ist dieser Zuschuss bislang nicht bei uns angekommen“, bedauerte Zimmerberger.

Angesichts dessen wären laut Zimmerberger der Infrastrukturfonds sowie die ohnehin seit längerem in Diskussion befindliche stärkere Gewichtung der Leistungskomponente in den Netztarifen hilfreich für die Netzbetreiber. Sinnvoll wäre darüber hinaus die Einführung „dynamischer“ Netztarife, die sich abhängig von der jeweiligen Belastung des Netzes auch im Tagesverlauf ändern. Dies würde Zimmerberger zufolge Anreize zu „netzdienlichem Verhalten“ der Kunden bieten.

Überdies sollten die Netzbetreiber ihm zufolge die rechtlich abgesicherte Möglichkeit zum „dynamischen Lastmanagement“ erhalten. Sie hätten damit das Recht, die Einspeiseleistung von Erzeugungsanlagen zu begrenzen, wenn dies aus Gründen der Netzsicherheit erforderlich ist. Wie Zimmerberger erläuterte, sind diesbezügliche Bestimmungen im kommenden Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) vorgesehen. Dieses soll noch in diesem Jahr das Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG) ablösen.
 
Konstruktive Gespräche

Zufriedenstellend laufen unterdessen die Verhandlungen zwischen den Netzbetreibern und der Regulierungsbehörde E-Control über das neue Modell zur Regulierung der Netztarife, das per 1. Januar 2024 eingeführt wird, berichtete Zimmerberger auf Anfrage der Redaktion. Es gebe „bei sehr vielen Themen schon eine weitgehende Annäherung von beiden Seiten. Das beitrifft unter anderem die Verzinsung des eingesetzten Kapitals.“ Zimmerberger erwartet, dass die E-Control das neue Modell etwa Anfang August zur Begutachtung aussendet.

Grundsätzlich positiv beurteilen die Netzbetreiber Zimmerberger zufolge ferner den „Aktionsplan Netzanschluss“ der E-Control. Wie berichtet, will die Behörde mit diesem Plan insbesondere den Anschluss von Photovoltaikanlagen an die Verteilnetze erleichtern und beschleunigen. Laut Zimmerberger besteht „in den meisten Punkten des Plans Übereinstimmung zwischen uns und der Behörde.“ Erst diese Woche habe es einen konstruktiv verlaufenen Abstimmungstermin gegeben. „Es ist gut, dass wir in Gesprächen mit dem Regulator sind. Er muss ja wissen, was bei uns bezüglich des Netzanschlusses von PV-Anlagen vor sich geht“, resümierte Zimmerberger.

Freitag, 14.07.2023, 09:02 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Netzbetreiber wünschen Infrastrukturfonds
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Österreich
Netzbetreiber wünschen Infrastrukturfonds
Der staatliche Fonds sollte bis zu zwei Drittel der rund 18 Milliarden Euro an Investitionen der österreichischen Netzbetreiber in Maßnahmen zur Bewältigung der Energiewende decken.
Die Einrichtung eines staatlichen Infrastrukturfonds von insgesamt 9 bis 12 Milliarden Euro sowie eine stärkere Betonung der Leistungskomponente in den Netztarifen empfehlen die Betreiber der österreichischen Verteilnetze für Strom. Das sagte der Geschäftsführer der Linz Netz GmbH, Johann Zimmerberger, bei einem Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit, am 13. Juli.

In dem Forum kooperieren die Wiener Netze, die Netz Niederösterreich, die Netz Burgenland, die Linz Netz und die Netz Oberösterreich. Zimmerberger erläuterte, der Ausbau der Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energien sei in vollem Gange. Ferner nehme die Anzahl der Wärmepumpen rapide zu. Überdies würden die öffentlichen sowie privaten Ladeinfrastrukturen für Elektrofahrzeuge massiv erweitert. Um dies alles netztechnisch zu bewältigen, seien bis 2030 Investitionen von insgesamt etwa 18 Milliarden Euro notwendig. Davon sollte der Infrastrukturfonds etwa die Hälfte bis zwei Drittel abdecken, konstatierte Zimmerberger auf Nachfrage der Redaktion.

Wie er erläuterte, deckelte der Gesetzgeber das sogenannte „Netzzutrittsentgelt“ für die erstmalige Herstellung der Netzanschlüsse sowie für die allfällige Erhöhung der Anschlussleistung. Für Ökostromanlagen mit bis zu 20 kW Leistung beläuft sich dieses auf 10 Euro/kW. Damit aber lassen sich die nötigen Investitionen laut Zimmerberger nicht finanzieren. Seinem Unternehmen verursachte die Verstärkung des Stromnetzes zum Anschluss von 10 PV-Anlagen Kosten von rund 150.000 Euro. Aufgrund der Deckelung des Netzzutrittsentgelts konnte die Linz Netz den Anlagenbetreibern aber nur etwa 1.400 Euro weiterverrechnen.

Dynamische Netztarife

Nicht zuletzt wegen derartiger Fälle sehen sich die Verteilnetzbetreiber gezwungen, vermehrt auf Fremdkapital zurückzugreifen. Doch auch das hat seine Tücken: Laut dem Elektrizitätsrecht müssen die Netzbetreiber eine Eigenkapitalquote von mindestens 40 Prozent aufweisen. Ihre Muttergesellschaften sind verpflichtet, erforderlichenfalls Kapital zuzuschießen. Hinzu kommt laut Zimmerberger, dass der Gesetzgeber im März dieses Jahres die Netzkosten für die Endkunden senkte und versprach, den Netzbetreibern die entgehenden Einnahmen zu ersetzen. „Leider ist dieser Zuschuss bislang nicht bei uns angekommen“, bedauerte Zimmerberger.

Angesichts dessen wären laut Zimmerberger der Infrastrukturfonds sowie die ohnehin seit längerem in Diskussion befindliche stärkere Gewichtung der Leistungskomponente in den Netztarifen hilfreich für die Netzbetreiber. Sinnvoll wäre darüber hinaus die Einführung „dynamischer“ Netztarife, die sich abhängig von der jeweiligen Belastung des Netzes auch im Tagesverlauf ändern. Dies würde Zimmerberger zufolge Anreize zu „netzdienlichem Verhalten“ der Kunden bieten.

Überdies sollten die Netzbetreiber ihm zufolge die rechtlich abgesicherte Möglichkeit zum „dynamischen Lastmanagement“ erhalten. Sie hätten damit das Recht, die Einspeiseleistung von Erzeugungsanlagen zu begrenzen, wenn dies aus Gründen der Netzsicherheit erforderlich ist. Wie Zimmerberger erläuterte, sind diesbezügliche Bestimmungen im kommenden Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) vorgesehen. Dieses soll noch in diesem Jahr das Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG) ablösen.
 
Konstruktive Gespräche

Zufriedenstellend laufen unterdessen die Verhandlungen zwischen den Netzbetreibern und der Regulierungsbehörde E-Control über das neue Modell zur Regulierung der Netztarife, das per 1. Januar 2024 eingeführt wird, berichtete Zimmerberger auf Anfrage der Redaktion. Es gebe „bei sehr vielen Themen schon eine weitgehende Annäherung von beiden Seiten. Das beitrifft unter anderem die Verzinsung des eingesetzten Kapitals.“ Zimmerberger erwartet, dass die E-Control das neue Modell etwa Anfang August zur Begutachtung aussendet.

Grundsätzlich positiv beurteilen die Netzbetreiber Zimmerberger zufolge ferner den „Aktionsplan Netzanschluss“ der E-Control. Wie berichtet, will die Behörde mit diesem Plan insbesondere den Anschluss von Photovoltaikanlagen an die Verteilnetze erleichtern und beschleunigen. Laut Zimmerberger besteht „in den meisten Punkten des Plans Übereinstimmung zwischen uns und der Behörde.“ Erst diese Woche habe es einen konstruktiv verlaufenen Abstimmungstermin gegeben. „Es ist gut, dass wir in Gesprächen mit dem Regulator sind. Er muss ja wissen, was bei uns bezüglich des Netzanschlusses von PV-Anlagen vor sich geht“, resümierte Zimmerberger.

Freitag, 14.07.2023, 09:02 Uhr
Klaus Fischer

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