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Energie & Management > Stadtwerke - München setzt für den Kohleausstieg auf Erdgas
Quelle: Stadtwerke München / Stefan Obermeier
Stadtwerke

München setzt für den Kohleausstieg auf Erdgas

Die Stadtwerke München haben 2022 viel vor: der kommunale Versorger beendet sowohl die Atom- als auch die Kohleverstromung und trennt sich vom norwegischen Öl- und Gasfördergeschäft.
„Das ist eine Erfolgsgeschichte ‚made in Munich‘“, sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter am 18. Januar bei einer virtuellen Pressekonferenz, auf der die Stadtwerke die nächsten Schritte in Richtung Klimaneutralität bekannt gegeben haben. 2009 hatten die Stadt und ihr kommunales Unternehmen, die Stadtwerke München, gemeinsam beschlossen, das Ende der konventionellen Stromerzeugung einzuläuten. Dieses Ziel wollen die Münchner nun bis 2025 erreichen.

In den vergangenen Jahren wurde dafür viel Erneuerbaren-Erzeugung aufgebaut. Weitere „Meilensteine“, wie es Reiter ausdrückte, folgen in den nächsten Monaten: Das Atomkraftwerk Isar 2 wird bis Ende des Jahres vom Netz gehen, der Kohleblock im Norden Münchens soll auf Erdgas umgestellt werden und der kommunale Versorger trennt sich von seinen norwegischen Gas- und Ölfeldern.

Mit ihren Erneuerbaren-Projekten „in München und der Region, in Deutschland und in Europa haben sie das gesetzte Ziel, ab 2025 so viel Ökostrom in eigenen Anlagen zu erzeugen, wie München verbraucht, schon heute nahezu erreicht“, sagte Oberbürgermeister Reiter. Die SWM haben den Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien von 5 % im Jahr 2009 auf mittlerweile 90 % erhöhen können.

„Mit der Ausbauoffensive Erneuerbare Energien haben die SWM ihre Ökostromproduktion von rund 350 Millionen Kilowattstunden auf inzwischen 6,3 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr gesteigert“, sagte Florian Bieberbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der SWMt. „Damit decken wir ab dem Jahr 2022 90 Prozent des gesamten städtischen Stromverbrauchs, also von Haushalten, Gewerbe, Industrie, öffentlichem Sektor sowie U-Bahn-, Tram- und E-Bus-Betrieb. Auf das Erreichte sind wir stolz.“

Die SWM betreiben inzwischen rund 60 Erneuerbare-Anlagen in und um München, darunter Wasserkraftwerke, Photovoltaikanlagen, Wind- und Geothermiekraftwerke sowie ein Biomasse-Heizkraftwerk. Dazu kommen in Deutschland und Europa Onshore- und Offshore-Windparks, Solarparks und ein Solarthermiekraftwerk. Bieberbach zeigte sich zuversichtlich, das Ziel, 100 % Ökostrom für ganz München im Jahr 2025, zu erreichen. Der Versorger rechnet mit einem Ökostrombedarf von rund 7 Mrd. kWh im Jahr 2025.

Zudem gehen Prognosen nach den Worten Bieberbachs davon aus, dass in den Jahren danach der Strombedarf ansteigen wird, vor allem aufgrund der E-Mobilität und des vermehrten Einsatzes von Wärmepumpen. „Auch das Mehr an Strombedarf wollen wir mit Ökostrom abdecken und werden deshalb die Ausbauoffensive weiter vorantreiben“, sagte der SWM-Vorsitzende. Der Versorger schätzt den steigenden Strombedarf für München im Jahr 2035 auf bis zu 8,4 Mrd. kWh und 2050 könnten es dann bis zu 9,7 Mrd. kWh sein.

Erdgas überbrückt Kohleausstieg im HKW Nord

Ein wichtiger Baustein der SWM Klimastrategie ist der Ausstieg aus der Kohlenutzung im Heizkraftwerk Nord (Block 2). Die Herausforderung: Block 2 ist laut Bundesnetzagentur stromseitig systemrelevant, darf also nicht ersatzlos abgeschaltet werden. Zudem ist der Betrieb des HKW Nord für die zuverlässige Münchner Fernwärmeversorgung laut den Stadtwerken unverzichtbar. Daher werden die SWM den Kohleblock in diesem Sommer auf Erdgas umrüsten.

„Dazu führen wir schon seit geraumer Zeit Tests durch, die die geänderte Fahrweise berücksichtigen. Die ersten Ergebnisse dieser Untersuchung stimmen uns zuversichtlich“, erklärte Helge-Uve Braun, technischer Geschäftsführer der SWM. „Deshalb gehen wir davon aus, dass wir bereits zur Heizsaison 2022/23 den Kohleblock auf Erdgas umstellen und uns damit in München von der Kohlenutzung endgültig verabschieden können.“ Den Einsatz von Erdgas sieht der Münchner Versorger als notwendige Brückentechnologie.

Außerdem geht 2022 das Kernkraftwerk Isar 2 vom Netz, an dem die SWM zu 25 % beteiligt sind. Isar 2 wird als letzter Meiler bundesweit am 31. Dezember stillgelegt. Der Rückbau der Anlage soll 2023 beginnen und voraussichtlich 2039 enden. Die Kosten dafür seien über Rückstellungen der SWM gedeckt.

Das Gasförderunterunternehmen Spirit Energy, an dem SWM und Bayerngas gemeinsam 31 % halten, wird ebenfalls neu ausgerichtet. Es habe den Verkauf seiner norwegischen Gas- und Ölfelder und eines britischen Feldes eingeleitet. Damit reduziert die Spirit Energy ihre Ölförderung um rund 95 %.

OB Reiter betonte außerdem: „Um unsere Ziele weiterhin erfolgreich umsetzen zu können, müssen auch die Klimaschutzziele auf bayerischer Ebene verschärft werden. In Bayern müssen jetzt die Weichen für den Bau von deutlich mehr und auch neuen Windrädern und Solaranlagen gestellt werden.“ Reiter forderte daher die Landesregierung auf, ihre Blockadehaltung etwa bei dem Thema H10-Regelung aufzugeben.

Dienstag, 18.01.2022, 13:48 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Stadtwerke - München setzt für den Kohleausstieg auf Erdgas
Quelle: Stadtwerke München / Stefan Obermeier
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München setzt für den Kohleausstieg auf Erdgas
Die Stadtwerke München haben 2022 viel vor: der kommunale Versorger beendet sowohl die Atom- als auch die Kohleverstromung und trennt sich vom norwegischen Öl- und Gasfördergeschäft.
„Das ist eine Erfolgsgeschichte ‚made in Munich‘“, sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter am 18. Januar bei einer virtuellen Pressekonferenz, auf der die Stadtwerke die nächsten Schritte in Richtung Klimaneutralität bekannt gegeben haben. 2009 hatten die Stadt und ihr kommunales Unternehmen, die Stadtwerke München, gemeinsam beschlossen, das Ende der konventionellen Stromerzeugung einzuläuten. Dieses Ziel wollen die Münchner nun bis 2025 erreichen.

In den vergangenen Jahren wurde dafür viel Erneuerbaren-Erzeugung aufgebaut. Weitere „Meilensteine“, wie es Reiter ausdrückte, folgen in den nächsten Monaten: Das Atomkraftwerk Isar 2 wird bis Ende des Jahres vom Netz gehen, der Kohleblock im Norden Münchens soll auf Erdgas umgestellt werden und der kommunale Versorger trennt sich von seinen norwegischen Gas- und Ölfeldern.

Mit ihren Erneuerbaren-Projekten „in München und der Region, in Deutschland und in Europa haben sie das gesetzte Ziel, ab 2025 so viel Ökostrom in eigenen Anlagen zu erzeugen, wie München verbraucht, schon heute nahezu erreicht“, sagte Oberbürgermeister Reiter. Die SWM haben den Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien von 5 % im Jahr 2009 auf mittlerweile 90 % erhöhen können.

„Mit der Ausbauoffensive Erneuerbare Energien haben die SWM ihre Ökostromproduktion von rund 350 Millionen Kilowattstunden auf inzwischen 6,3 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr gesteigert“, sagte Florian Bieberbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der SWMt. „Damit decken wir ab dem Jahr 2022 90 Prozent des gesamten städtischen Stromverbrauchs, also von Haushalten, Gewerbe, Industrie, öffentlichem Sektor sowie U-Bahn-, Tram- und E-Bus-Betrieb. Auf das Erreichte sind wir stolz.“

Die SWM betreiben inzwischen rund 60 Erneuerbare-Anlagen in und um München, darunter Wasserkraftwerke, Photovoltaikanlagen, Wind- und Geothermiekraftwerke sowie ein Biomasse-Heizkraftwerk. Dazu kommen in Deutschland und Europa Onshore- und Offshore-Windparks, Solarparks und ein Solarthermiekraftwerk. Bieberbach zeigte sich zuversichtlich, das Ziel, 100 % Ökostrom für ganz München im Jahr 2025, zu erreichen. Der Versorger rechnet mit einem Ökostrombedarf von rund 7 Mrd. kWh im Jahr 2025.

Zudem gehen Prognosen nach den Worten Bieberbachs davon aus, dass in den Jahren danach der Strombedarf ansteigen wird, vor allem aufgrund der E-Mobilität und des vermehrten Einsatzes von Wärmepumpen. „Auch das Mehr an Strombedarf wollen wir mit Ökostrom abdecken und werden deshalb die Ausbauoffensive weiter vorantreiben“, sagte der SWM-Vorsitzende. Der Versorger schätzt den steigenden Strombedarf für München im Jahr 2035 auf bis zu 8,4 Mrd. kWh und 2050 könnten es dann bis zu 9,7 Mrd. kWh sein.

Erdgas überbrückt Kohleausstieg im HKW Nord

Ein wichtiger Baustein der SWM Klimastrategie ist der Ausstieg aus der Kohlenutzung im Heizkraftwerk Nord (Block 2). Die Herausforderung: Block 2 ist laut Bundesnetzagentur stromseitig systemrelevant, darf also nicht ersatzlos abgeschaltet werden. Zudem ist der Betrieb des HKW Nord für die zuverlässige Münchner Fernwärmeversorgung laut den Stadtwerken unverzichtbar. Daher werden die SWM den Kohleblock in diesem Sommer auf Erdgas umrüsten.

„Dazu führen wir schon seit geraumer Zeit Tests durch, die die geänderte Fahrweise berücksichtigen. Die ersten Ergebnisse dieser Untersuchung stimmen uns zuversichtlich“, erklärte Helge-Uve Braun, technischer Geschäftsführer der SWM. „Deshalb gehen wir davon aus, dass wir bereits zur Heizsaison 2022/23 den Kohleblock auf Erdgas umstellen und uns damit in München von der Kohlenutzung endgültig verabschieden können.“ Den Einsatz von Erdgas sieht der Münchner Versorger als notwendige Brückentechnologie.

Außerdem geht 2022 das Kernkraftwerk Isar 2 vom Netz, an dem die SWM zu 25 % beteiligt sind. Isar 2 wird als letzter Meiler bundesweit am 31. Dezember stillgelegt. Der Rückbau der Anlage soll 2023 beginnen und voraussichtlich 2039 enden. Die Kosten dafür seien über Rückstellungen der SWM gedeckt.

Das Gasförderunterunternehmen Spirit Energy, an dem SWM und Bayerngas gemeinsam 31 % halten, wird ebenfalls neu ausgerichtet. Es habe den Verkauf seiner norwegischen Gas- und Ölfelder und eines britischen Feldes eingeleitet. Damit reduziert die Spirit Energy ihre Ölförderung um rund 95 %.

OB Reiter betonte außerdem: „Um unsere Ziele weiterhin erfolgreich umsetzen zu können, müssen auch die Klimaschutzziele auf bayerischer Ebene verschärft werden. In Bayern müssen jetzt die Weichen für den Bau von deutlich mehr und auch neuen Windrädern und Solaranlagen gestellt werden.“ Reiter forderte daher die Landesregierung auf, ihre Blockadehaltung etwa bei dem Thema H10-Regelung aufzugeben.

Dienstag, 18.01.2022, 13:48 Uhr
Heidi Roider

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