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Energie & Management > Politik - Monitoringbericht 2023 mahnt Klimaschutz an
Quelle: Fotolia / Tom-Hanisch
Politik

Monitoringbericht 2023 mahnt Klimaschutz an

Das Bundeskartellamt und die Bundesnetzagentur haben den Monitoringbericht 2023 über die Entwicklungen auf den deutschen Strom- und Gasmärkten veröffentlicht.
Der Monitoringbericht 2023 enthalte primär Datenanalysen des Jahres 2022, berücksichtige jedoch auch relevante Entwicklungen aus 2023. Dies teilten Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur bei seiner Veröffentlichung am 29. November mit.

„Um Versorgungsengpässen vorzubeugen, hat der Gesetzgeber mit einer befristeten Rückkehr der Kohlekraftwerke und einer Laufzeitverlängerung für die restlichen Kernkraftwerke in 2022 reagiert“, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. Diese Maßnahmen hätten sich als wirksam erwiesen, dennoch dürften die Klimaschutzziele nicht aus dem Blick geraten, mahnte Müller zugleich.

Der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, erläuterte: „Ein besonderes Augenmerk richten wir stets auf die konventionelle Stromerzeugung.“ Auch wenn die Marktkonzentration hier nach einem Anstieg im Vorjahr im Jahr 2022 wieder zurückgegangen sei, bleibe es dabei, dass RWE und einige weitere Erzeuger für die Deckung der Stromnachfrage zunehmend unverzichtbar sind. „Hier müssen wir den Markt weiterhin aufmerksam beobachten, zumal die Bedeutung von Stromimporten für die Begrenzung der Marktmacht inländischer Stromerzeuger größer, zum Teil unerlässlich, geworden ist“, sagte Mundt.

Marktstruktur bei der Stromerzeugung

Die Verknappung von Erdgas durch die Beendigung der Gasimporte aus Russland und die daraus resultierenden gestiegenen Gaspreise an den Großhandelsmärkten führten zu einem Rückgang der Stromerzeugung aus Erdgas um gut 14 Prozent. Durch die befristete Rückkehr der Kohlekraftwerke zur Vorbeugung von Versorgungsengpässen wurde mehr Strom aus Braun- und Steinkohle erzeugt. Die Stromerzeugung durch Braunkohlekraftwerke stieg um gut 5 Prozent, während jene durch Steinkohlekraftwerke rund 14 Prozent über dem Vorjahreswert lagen. Insgesamt nahm die deutschlandweite Nettostromerzeugung in 2022 aufgrund des gesunkenen Stromverbrauchs leicht ab.
 
Marktanteile der absatzstärksten Stromkonzerne
(zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Bundeskartellamt

Gasimporte

„Wir brauchen weiterhin die geplanten LNG-Terminals, um unsere Gasquellen weiter zu diversifizieren“, forderte Müller. Deshalb habe die Bundesnetzagentur den Ausbau in den letzten Monaten mit allen Kräften unterstützt. Die ab Anfang September 2022 ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland konnten durch zusätzliche Importe kompensiert werden. Die wichtigsten Bezugsquellen für nach Deutschland importiertes Gas waren im Jahr 2022 Norwegen, die Niederlande und Belgien mit einem Volumen von insgesamt 983 Milliarden kWh. Das entspricht rund 68 Prozent aller deutschen Gasimporte. Zusätzlich nahm im Dezember 2022 das erste deutsche schwimmende LNG-Terminal in Wilhelmshaven seinen Betrieb auf. Im Januar und März 2023 wurde dieses durch zwei weitere schwimmende LNG-Terminals in Lubmin und Brunsbüttel ergänzt.

Entwicklung bei erneuerbaren Energieträgern

Die Erzeugung aus erneuerbaren Energien nahm 2022 aufgrund des starken Zubaus von Wind- und Photovoltaik-Anlagen und einer starken Sonneneinstrahlung im Jahr 2022 um rund 8 Prozent zu. Der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch stieg auf 45 Prozent an, nachdem er 2021 noch 40 Prozent betragen hatte. Die gesetzlichen Ausbaupfade wurden für Wind an Land, Photovoltaik sowie Biomasse im Jahr 2022 erreicht. Um die erhöhten Ausbauziele für 2030 zu erreichen, ist allerdings ein noch höherer Zubau unausweichlich, so der Bericht.

Der fortschreitende Ausbau der erneuerbaren Erzeugung bei gleichzeitigen Verzögerungen im Netzausbau führte zu Netzengpässen, zu deren Behebung Redispatchmaßnahmen erforderlich sind. Dennoch konnten rund 97 Prozent des erneuerbaren Stroms auch tatsächlich zu den Verbrauchern transportiert werden.

Strom- und Gasmarkt

Das Jahr 2022 war geprägt von großen Ausschlägen auf den Großhandelsmärkten für Strom und Gas, die Groß- und damit auch die Einzelhandelspreise für Strom und Gas erreichten neue Höchststände. Wenngleich gegen Ende des Jahres 2022 und im ersten Quartal des Jahres 2023 ein Rückgang und eine Stabilisierung der Großhandelspreise zu beobachten war, ist das Preisniveau weiterhin höher als vor dem russischen Angriffskrieg und dem Beginn der Energiekrise.

Die kumulierten Marktanteile der vier absatzstärksten Strom- und Gaslieferanten auf den Endkundenmärkten lagen laut Bundeskartellamt weiterhin unter den gesetzlichen Vermutungsschwellen für eine marktbeherrschende Stellung. Zum Stichtag 1. April 2023 waren die Strom- und Gaspreise für Haushaltskunden im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich gestiegen. Inzwischen gebe es wieder Angebote, die sogar unter den Schwellenwerten der Strom- und Gaspreisbremsen liegen, erinnerte Mundt die Haushalte an Sparoptionen.

Die Stromsperrungen sind laut Bericht im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um gut 11 Prozent gesunken und lagen bei rund 209.000. Im Gasbereich verringerte sich die Anzahl der Gassperrungen um rund 15 Prozent. Im Jahr 2022 wurden insgesamt rund 23.000 Sperrungen gemeldet.

Der aktuelle Monitoringbericht der Bundesnetzagentur steht im Internet bereit.

Mittwoch, 29.11.2023, 15:35 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Politik - Monitoringbericht 2023 mahnt Klimaschutz an
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Politik
Monitoringbericht 2023 mahnt Klimaschutz an
Das Bundeskartellamt und die Bundesnetzagentur haben den Monitoringbericht 2023 über die Entwicklungen auf den deutschen Strom- und Gasmärkten veröffentlicht.
Der Monitoringbericht 2023 enthalte primär Datenanalysen des Jahres 2022, berücksichtige jedoch auch relevante Entwicklungen aus 2023. Dies teilten Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur bei seiner Veröffentlichung am 29. November mit.

„Um Versorgungsengpässen vorzubeugen, hat der Gesetzgeber mit einer befristeten Rückkehr der Kohlekraftwerke und einer Laufzeitverlängerung für die restlichen Kernkraftwerke in 2022 reagiert“, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. Diese Maßnahmen hätten sich als wirksam erwiesen, dennoch dürften die Klimaschutzziele nicht aus dem Blick geraten, mahnte Müller zugleich.

Der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, erläuterte: „Ein besonderes Augenmerk richten wir stets auf die konventionelle Stromerzeugung.“ Auch wenn die Marktkonzentration hier nach einem Anstieg im Vorjahr im Jahr 2022 wieder zurückgegangen sei, bleibe es dabei, dass RWE und einige weitere Erzeuger für die Deckung der Stromnachfrage zunehmend unverzichtbar sind. „Hier müssen wir den Markt weiterhin aufmerksam beobachten, zumal die Bedeutung von Stromimporten für die Begrenzung der Marktmacht inländischer Stromerzeuger größer, zum Teil unerlässlich, geworden ist“, sagte Mundt.

Marktstruktur bei der Stromerzeugung

Die Verknappung von Erdgas durch die Beendigung der Gasimporte aus Russland und die daraus resultierenden gestiegenen Gaspreise an den Großhandelsmärkten führten zu einem Rückgang der Stromerzeugung aus Erdgas um gut 14 Prozent. Durch die befristete Rückkehr der Kohlekraftwerke zur Vorbeugung von Versorgungsengpässen wurde mehr Strom aus Braun- und Steinkohle erzeugt. Die Stromerzeugung durch Braunkohlekraftwerke stieg um gut 5 Prozent, während jene durch Steinkohlekraftwerke rund 14 Prozent über dem Vorjahreswert lagen. Insgesamt nahm die deutschlandweite Nettostromerzeugung in 2022 aufgrund des gesunkenen Stromverbrauchs leicht ab.
 
Marktanteile der absatzstärksten Stromkonzerne
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Quelle: Bundeskartellamt

Gasimporte

„Wir brauchen weiterhin die geplanten LNG-Terminals, um unsere Gasquellen weiter zu diversifizieren“, forderte Müller. Deshalb habe die Bundesnetzagentur den Ausbau in den letzten Monaten mit allen Kräften unterstützt. Die ab Anfang September 2022 ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland konnten durch zusätzliche Importe kompensiert werden. Die wichtigsten Bezugsquellen für nach Deutschland importiertes Gas waren im Jahr 2022 Norwegen, die Niederlande und Belgien mit einem Volumen von insgesamt 983 Milliarden kWh. Das entspricht rund 68 Prozent aller deutschen Gasimporte. Zusätzlich nahm im Dezember 2022 das erste deutsche schwimmende LNG-Terminal in Wilhelmshaven seinen Betrieb auf. Im Januar und März 2023 wurde dieses durch zwei weitere schwimmende LNG-Terminals in Lubmin und Brunsbüttel ergänzt.

Entwicklung bei erneuerbaren Energieträgern

Die Erzeugung aus erneuerbaren Energien nahm 2022 aufgrund des starken Zubaus von Wind- und Photovoltaik-Anlagen und einer starken Sonneneinstrahlung im Jahr 2022 um rund 8 Prozent zu. Der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch stieg auf 45 Prozent an, nachdem er 2021 noch 40 Prozent betragen hatte. Die gesetzlichen Ausbaupfade wurden für Wind an Land, Photovoltaik sowie Biomasse im Jahr 2022 erreicht. Um die erhöhten Ausbauziele für 2030 zu erreichen, ist allerdings ein noch höherer Zubau unausweichlich, so der Bericht.

Der fortschreitende Ausbau der erneuerbaren Erzeugung bei gleichzeitigen Verzögerungen im Netzausbau führte zu Netzengpässen, zu deren Behebung Redispatchmaßnahmen erforderlich sind. Dennoch konnten rund 97 Prozent des erneuerbaren Stroms auch tatsächlich zu den Verbrauchern transportiert werden.

Strom- und Gasmarkt

Das Jahr 2022 war geprägt von großen Ausschlägen auf den Großhandelsmärkten für Strom und Gas, die Groß- und damit auch die Einzelhandelspreise für Strom und Gas erreichten neue Höchststände. Wenngleich gegen Ende des Jahres 2022 und im ersten Quartal des Jahres 2023 ein Rückgang und eine Stabilisierung der Großhandelspreise zu beobachten war, ist das Preisniveau weiterhin höher als vor dem russischen Angriffskrieg und dem Beginn der Energiekrise.

Die kumulierten Marktanteile der vier absatzstärksten Strom- und Gaslieferanten auf den Endkundenmärkten lagen laut Bundeskartellamt weiterhin unter den gesetzlichen Vermutungsschwellen für eine marktbeherrschende Stellung. Zum Stichtag 1. April 2023 waren die Strom- und Gaspreise für Haushaltskunden im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich gestiegen. Inzwischen gebe es wieder Angebote, die sogar unter den Schwellenwerten der Strom- und Gaspreisbremsen liegen, erinnerte Mundt die Haushalte an Sparoptionen.

Die Stromsperrungen sind laut Bericht im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um gut 11 Prozent gesunken und lagen bei rund 209.000. Im Gasbereich verringerte sich die Anzahl der Gassperrungen um rund 15 Prozent. Im Jahr 2022 wurden insgesamt rund 23.000 Sperrungen gemeldet.

Der aktuelle Monitoringbericht der Bundesnetzagentur steht im Internet bereit.

Mittwoch, 29.11.2023, 15:35 Uhr
Susanne Harmsen

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