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Energie & Management > Österreich - Massive Aufstockung der strategischen Gasreserve
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Massive Aufstockung der strategischen Gasreserve

Das Parlament in Wien hat eine Erhöhung der Erdgasreserven von 12,6 auf 20 Mrd. kWh beschlossen. Erste Mengen werden bereits eingespeichert.
Österreich plant, seine strategische Erdgasreserve von 12,6 Mrd. kWh auf 20 Mrd. kWh aufzustocken, also um etwa 58,7 %. Der Hauptausschuss des Nationalrats, der ersten Kammer des österreichischen Bundesparlaments, billigte am 30. Juni eine diesbezügliche Verordnung der Bundesregierung vom 29. Juni. Der Verordnung zufolge soll das Gas „nach Verfügbarkeit am Markt“ nicht bei Anbietern aus Russland beschafft werden. Geplant ist, die strategische Gasreserve vom 1. November 2022 bis zum 1. April 2023 zur Verfügung zu halten.

Wie berichtet, ist für den Kauf des Gases und die Sicherung des benötigten Speichervolumens die Austrian Strategic Gas Storage Management GmbH (ASGM) zuständig. Sie ist eine Tochterfirma der Austrian Gas Grid Management AG (AGGM), die den Betrieb der österreichischen Gasnetze und Gasspeicher koordiniert. Im Zuge einer ersten Ausschreibung erwarb die ASGM im Mai 7,7 Mrd. kWh.

Energieministerin Leonore Gewesslers (Grüne) berichtete der Redaktion am Rande einer Pressekonferenz am 30. Juni, die Einspeicherung des Gases habe begonnen. Eine weitere Ausschreibung sei für Juli geplant. Neben den kurzfristigen Bemühungen, die Speicher so rasch und so weit wie möglich zu befüllen, werde Österreich alles tun, um mittel- bis langfristig kein Gas mehr aus Russland zu beziehen.

Gazprom verliert Speicherkapazität

„Wir müssen möglichst unabhängig von Russland werden, um uns unangreifbar zu machen“, betonte die Ministerin. Dazu dienten auch „ungewöhnliche Maßnahmen“ wie die Wiederumstellung des Gaskraftwerks Mellach I vom Gas- auf den Steinkohlebetrieb. Den Parlamentariern teilte Gewessler mit, sie wisse nicht, woher das bis dato von der ASGM beschaffte Gas stamme.

Gewessler ergänzte im Nationalrat, die GSA, eine Tochter des russischen Gaskonzerns Gazprom, nutze das von ihr gebuchte Volumen im Gasspeicher Haidach seit September 2021 nicht. Daher werde die Verfügungsgewalt über diese Kapazität auf die RAG Austria übergehen, die Haidach betreibt. Als rechtliche Grundlage diene eine Änderung des Gaswirtschaftsgesetzes, die der Bundesrat als zweite Kammer des Parlaments am 29. Juni gebilligt habe. Mit dieser Bestimmung wird das „Use it or lose it“-Prinzip von den Gasleitungen auf die Speicher ausgeweitet.

Österreichische Gasspeicher zu knapp 45 % gefüllt

Bucht ein Unternehmen Kapazitäten, nutzt es diese aber „strategisch“ nicht, können sie ihm von der Regulierungsbehörde E-Control entzogen und einem anderen Unternehmen zugeteilt werden. Näheres hat die E-Control per Verordnung festzulegen. Die Ministerin fügte hinzu, sie könne im Notfall „mit Zustimmung des Parlaments auf 100 % der in Österreich gespeicherten Reserven“ zugreifen. Zu bevorzugen sei allerdings ein gemeinsames Vorgehen der Mitgliedsstaaten der EU.

Am 29. Juni lag der Füllstand der Gasspeicher auf österreichischem Staatsgebiet nach Angaben der Aggregated Gas Storage Inventory (AGSI) bei 42,89 Mrd. kWh, was etwa 44,9 % des Speichervolumens entspricht. Gegenüber dem 28. Juni ist dies ein Zuwachs um 0,17 %.

Freitag, 1.07.2022, 13:46 Uhr
Klaus Fischer
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Österreich
Massive Aufstockung der strategischen Gasreserve
Das Parlament in Wien hat eine Erhöhung der Erdgasreserven von 12,6 auf 20 Mrd. kWh beschlossen. Erste Mengen werden bereits eingespeichert.
Österreich plant, seine strategische Erdgasreserve von 12,6 Mrd. kWh auf 20 Mrd. kWh aufzustocken, also um etwa 58,7 %. Der Hauptausschuss des Nationalrats, der ersten Kammer des österreichischen Bundesparlaments, billigte am 30. Juni eine diesbezügliche Verordnung der Bundesregierung vom 29. Juni. Der Verordnung zufolge soll das Gas „nach Verfügbarkeit am Markt“ nicht bei Anbietern aus Russland beschafft werden. Geplant ist, die strategische Gasreserve vom 1. November 2022 bis zum 1. April 2023 zur Verfügung zu halten.

Wie berichtet, ist für den Kauf des Gases und die Sicherung des benötigten Speichervolumens die Austrian Strategic Gas Storage Management GmbH (ASGM) zuständig. Sie ist eine Tochterfirma der Austrian Gas Grid Management AG (AGGM), die den Betrieb der österreichischen Gasnetze und Gasspeicher koordiniert. Im Zuge einer ersten Ausschreibung erwarb die ASGM im Mai 7,7 Mrd. kWh.

Energieministerin Leonore Gewesslers (Grüne) berichtete der Redaktion am Rande einer Pressekonferenz am 30. Juni, die Einspeicherung des Gases habe begonnen. Eine weitere Ausschreibung sei für Juli geplant. Neben den kurzfristigen Bemühungen, die Speicher so rasch und so weit wie möglich zu befüllen, werde Österreich alles tun, um mittel- bis langfristig kein Gas mehr aus Russland zu beziehen.

Gazprom verliert Speicherkapazität

„Wir müssen möglichst unabhängig von Russland werden, um uns unangreifbar zu machen“, betonte die Ministerin. Dazu dienten auch „ungewöhnliche Maßnahmen“ wie die Wiederumstellung des Gaskraftwerks Mellach I vom Gas- auf den Steinkohlebetrieb. Den Parlamentariern teilte Gewessler mit, sie wisse nicht, woher das bis dato von der ASGM beschaffte Gas stamme.

Gewessler ergänzte im Nationalrat, die GSA, eine Tochter des russischen Gaskonzerns Gazprom, nutze das von ihr gebuchte Volumen im Gasspeicher Haidach seit September 2021 nicht. Daher werde die Verfügungsgewalt über diese Kapazität auf die RAG Austria übergehen, die Haidach betreibt. Als rechtliche Grundlage diene eine Änderung des Gaswirtschaftsgesetzes, die der Bundesrat als zweite Kammer des Parlaments am 29. Juni gebilligt habe. Mit dieser Bestimmung wird das „Use it or lose it“-Prinzip von den Gasleitungen auf die Speicher ausgeweitet.

Österreichische Gasspeicher zu knapp 45 % gefüllt

Bucht ein Unternehmen Kapazitäten, nutzt es diese aber „strategisch“ nicht, können sie ihm von der Regulierungsbehörde E-Control entzogen und einem anderen Unternehmen zugeteilt werden. Näheres hat die E-Control per Verordnung festzulegen. Die Ministerin fügte hinzu, sie könne im Notfall „mit Zustimmung des Parlaments auf 100 % der in Österreich gespeicherten Reserven“ zugreifen. Zu bevorzugen sei allerdings ein gemeinsames Vorgehen der Mitgliedsstaaten der EU.

Am 29. Juni lag der Füllstand der Gasspeicher auf österreichischem Staatsgebiet nach Angaben der Aggregated Gas Storage Inventory (AGSI) bei 42,89 Mrd. kWh, was etwa 44,9 % des Speichervolumens entspricht. Gegenüber dem 28. Juni ist dies ein Zuwachs um 0,17 %.

Freitag, 1.07.2022, 13:46 Uhr
Klaus Fischer

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