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Energie & Management > Baden-Württemberg - Marktabfrage: Pipeline-Wasserstoff fürs Ländle ungenügend
Quelle: Fotolia / aldorado
Baden-Württemberg

Marktabfrage: Pipeline-Wasserstoff fürs Ländle ungenügend

Das Landes-Energieministerium kommt nach der regionalen Auswertung des Wasserstoff-Bedarfs für das Ländle zu dem Schluss: Zur Deckung muss auch eine lokale Produktion beitragen. 
Wie bei Marktabfragen üblich, so sollte auch eine im November für Baden-Württemberg vorgelegte Analyse Licht ins Dunkel der Wasserstoff-Zukunft bringen. Und einen Hinweis darauf, wie der Wasserstoff künftig verteilt sein muss. Das Landes-Energieministerium konstatierte anhand der Analyse-Ergebnisse einen deutlich höheren und früheren Wasserstoff-Bedarf im Ländle (siehe Details in der Infobox).

Aufbauend auf dieser Bedarfserhebung hat das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg − kurz ZSW − die Bedarfe auf Land- beziehungsweise Stadtkreisebene ausgewertet und sie für die Jahre 2025, 2030, 2035 und 2040 aufgeschlüsselt. Aus dieser Auswertung geht hervor, dass einige Bedarfe gerade in den ersten Jahren bis 2032 nicht durch Pipeline-Wasserstoff gedeckt werden können, da das bundesweite Wasserstoffkernnetz erst ab 2032 an den Start geht. Daher müsse, so ein Fazit des Ministeriums, im Bundesland selbst eine Wasserstoff-Produktion aufgebaut werden.

Zu den Ergebnissen der lokalen Auswertung der ZSW-Forschenden:
  • Für 2025 ermittelte das ZSW einen höheren Bedarf an Wasserstoff vor allem in den Kreisen Karlsruhe-Stadt, Ostalb, Ortenau, Lörrach, Heilbronn-Land, Main-Tauber und Ravensburg.
  • Vor allem von 2032 an, wenn erste Pipelines des bundesweiten Wasserstoff-Kernnetzes bereitstehen, meldet die Industrie weiteren Bedarf an − etwa im Kreis Heidenheim durch die dort ansässige Grundstoff-Industrie.
  • Die größten Industrieabnehmer im Ländle werden die Hersteller von Metallerzeugnissen sein. Darauf folgt der Maschinenbau und schließlich die chemische Industrie. Ebenfalls Bedarf angemeldet haben Nahrungs- und Futtermittelhersteller sowie Tabakwaren-Produzenten. 
  • Da Bedarf bereits vor der Realisierung des Wasserstoff-Kernnetzes da ist, berechnete das ZSW die Möglichkeit, ihn eigenständig mit Elektrolyseuren zu decken. Die Forschenden gingen von einem Wirkungsgrad von 70 Prozent und 4.500 Volllaststunden wie bei kombinierten Photovoltaik- und Windkraftanlagen aus.
  • Bis 2030 benötigt Baden-Württemberg etwa 3.110 bis 4.200 MW Elektrolyseleistung, um seinen Bedarf zu decken.
  • Erhebliche Elektrolyseleistungen von teils über 200 MW pro Landkreis sieht das ZSW vornehmlich im Ostalbkreis, Ortenaukreis, Ravensburg, Biberach und Heilbronn sowie Karlsruhe.
Als „transparente und detaillierte Grundlage“ für die Planung der Wasserstoff-Infrastruktur im Land bezeichnete Ministerin Thekla Walker (Grüne) die Bedarfserhebung samt der regionalen Auswertung. „Sie liefert dem Bund bereits heute entscheidende Anhaltspunkte für den weiteren Ausbau der Wasserstoff-Pipelines über das Kernnetz hinaus“, so die Politikerin.

Die Umweltministerin will, wie am 20. Dezember zudem bekannt wurde, 108 Millionen Euro Fördergelder für die regionale Produktion von Wasserstoff umwidmen. Da die Brennstoffzellenfabrik Cellcentric in Weilheim an der Teck ohne Fördermittel der EU auskommen wolle, müsse das Land das auch nicht wie geplant mit 108 Millionen Euro kofinanzieren, teilte das Ministerium mit. Da das Geld aber bereits im Haushalt eingeplant sei, schlug die Ministerin vor, die frei werdenden Mittel in ein Förderprogramm für den Aufbau von Elektrolyse-Kapazitäten zu stecken.
 

Wasserstoff-Bedarf in Baden-Württemberg: Höher und früher

Das baden-württembergische Energieministerium hatte im April 2023 eine Aktion zur Ermittlung des Wasserstoff-Bedarfs im Bundesland gestartet. Ihr zur Seite standen als Kernteam der Fernleitungsnetzbetreiber Terranets BW, das ZSW und die Plattform H2BW. Anfang November präsentierte das Ministerium das Ergebnis der Bedarfserhebung.

Der Wasserstoff-Bedarf fällt laut dieser Erhebung deutlich höher aus. Wie sich herausstellte, entwickelt er sich zudem früher, als in vorhergehenden Studien und Abfragen ermittelt. Als Grund dafür führt das Ministerium den Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise an. Diese hätten die Entwicklung um fünf bis zehn Jahre beschleunigt. So wurde erster Bedarf bereits für die nächsten Jahre angemeldet.

Zu den Zahlen: Der prognostizierte Bedarf liegt laut der Analyse im Jahr 2032 bei 52 Milliarden kWh, 2035 bei 73 Milliarden kWh und von 2040 an bei 91 Milliarden kWh. Besonders früh benötigt die Industrie den klimaneutralen Energieträger. Später, dafür in größeren Mengen, meldet die Energiewirtschaft ihren Bedarf an: Mit 40 Milliarden kWh (2035) und 53 Milliarden kWh (2040) ist der Energiesektor künftig der größte Wasserstoff-Verbraucher. Der Verkehrssektor wird im Vergleich dazu auf den Gesamtbedarf voraussichtlich einen begrenzten Einfluss haben. Wasserstoff wird hier vor allem bei schweren Nutzfahrzeugen Einsatz finden.
 

Mittwoch, 20.12.2023, 14:08 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Baden-Württemberg - Marktabfrage: Pipeline-Wasserstoff fürs Ländle ungenügend
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Baden-Württemberg
Marktabfrage: Pipeline-Wasserstoff fürs Ländle ungenügend
Das Landes-Energieministerium kommt nach der regionalen Auswertung des Wasserstoff-Bedarfs für das Ländle zu dem Schluss: Zur Deckung muss auch eine lokale Produktion beitragen. 
Wie bei Marktabfragen üblich, so sollte auch eine im November für Baden-Württemberg vorgelegte Analyse Licht ins Dunkel der Wasserstoff-Zukunft bringen. Und einen Hinweis darauf, wie der Wasserstoff künftig verteilt sein muss. Das Landes-Energieministerium konstatierte anhand der Analyse-Ergebnisse einen deutlich höheren und früheren Wasserstoff-Bedarf im Ländle (siehe Details in der Infobox).

Aufbauend auf dieser Bedarfserhebung hat das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg − kurz ZSW − die Bedarfe auf Land- beziehungsweise Stadtkreisebene ausgewertet und sie für die Jahre 2025, 2030, 2035 und 2040 aufgeschlüsselt. Aus dieser Auswertung geht hervor, dass einige Bedarfe gerade in den ersten Jahren bis 2032 nicht durch Pipeline-Wasserstoff gedeckt werden können, da das bundesweite Wasserstoffkernnetz erst ab 2032 an den Start geht. Daher müsse, so ein Fazit des Ministeriums, im Bundesland selbst eine Wasserstoff-Produktion aufgebaut werden.

Zu den Ergebnissen der lokalen Auswertung der ZSW-Forschenden:
  • Für 2025 ermittelte das ZSW einen höheren Bedarf an Wasserstoff vor allem in den Kreisen Karlsruhe-Stadt, Ostalb, Ortenau, Lörrach, Heilbronn-Land, Main-Tauber und Ravensburg.
  • Vor allem von 2032 an, wenn erste Pipelines des bundesweiten Wasserstoff-Kernnetzes bereitstehen, meldet die Industrie weiteren Bedarf an − etwa im Kreis Heidenheim durch die dort ansässige Grundstoff-Industrie.
  • Die größten Industrieabnehmer im Ländle werden die Hersteller von Metallerzeugnissen sein. Darauf folgt der Maschinenbau und schließlich die chemische Industrie. Ebenfalls Bedarf angemeldet haben Nahrungs- und Futtermittelhersteller sowie Tabakwaren-Produzenten. 
  • Da Bedarf bereits vor der Realisierung des Wasserstoff-Kernnetzes da ist, berechnete das ZSW die Möglichkeit, ihn eigenständig mit Elektrolyseuren zu decken. Die Forschenden gingen von einem Wirkungsgrad von 70 Prozent und 4.500 Volllaststunden wie bei kombinierten Photovoltaik- und Windkraftanlagen aus.
  • Bis 2030 benötigt Baden-Württemberg etwa 3.110 bis 4.200 MW Elektrolyseleistung, um seinen Bedarf zu decken.
  • Erhebliche Elektrolyseleistungen von teils über 200 MW pro Landkreis sieht das ZSW vornehmlich im Ostalbkreis, Ortenaukreis, Ravensburg, Biberach und Heilbronn sowie Karlsruhe.
Als „transparente und detaillierte Grundlage“ für die Planung der Wasserstoff-Infrastruktur im Land bezeichnete Ministerin Thekla Walker (Grüne) die Bedarfserhebung samt der regionalen Auswertung. „Sie liefert dem Bund bereits heute entscheidende Anhaltspunkte für den weiteren Ausbau der Wasserstoff-Pipelines über das Kernnetz hinaus“, so die Politikerin.

Die Umweltministerin will, wie am 20. Dezember zudem bekannt wurde, 108 Millionen Euro Fördergelder für die regionale Produktion von Wasserstoff umwidmen. Da die Brennstoffzellenfabrik Cellcentric in Weilheim an der Teck ohne Fördermittel der EU auskommen wolle, müsse das Land das auch nicht wie geplant mit 108 Millionen Euro kofinanzieren, teilte das Ministerium mit. Da das Geld aber bereits im Haushalt eingeplant sei, schlug die Ministerin vor, die frei werdenden Mittel in ein Förderprogramm für den Aufbau von Elektrolyse-Kapazitäten zu stecken.
 

Wasserstoff-Bedarf in Baden-Württemberg: Höher und früher

Das baden-württembergische Energieministerium hatte im April 2023 eine Aktion zur Ermittlung des Wasserstoff-Bedarfs im Bundesland gestartet. Ihr zur Seite standen als Kernteam der Fernleitungsnetzbetreiber Terranets BW, das ZSW und die Plattform H2BW. Anfang November präsentierte das Ministerium das Ergebnis der Bedarfserhebung.

Der Wasserstoff-Bedarf fällt laut dieser Erhebung deutlich höher aus. Wie sich herausstellte, entwickelt er sich zudem früher, als in vorhergehenden Studien und Abfragen ermittelt. Als Grund dafür führt das Ministerium den Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise an. Diese hätten die Entwicklung um fünf bis zehn Jahre beschleunigt. So wurde erster Bedarf bereits für die nächsten Jahre angemeldet.

Zu den Zahlen: Der prognostizierte Bedarf liegt laut der Analyse im Jahr 2032 bei 52 Milliarden kWh, 2035 bei 73 Milliarden kWh und von 2040 an bei 91 Milliarden kWh. Besonders früh benötigt die Industrie den klimaneutralen Energieträger. Später, dafür in größeren Mengen, meldet die Energiewirtschaft ihren Bedarf an: Mit 40 Milliarden kWh (2035) und 53 Milliarden kWh (2040) ist der Energiesektor künftig der größte Wasserstoff-Verbraucher. Der Verkehrssektor wird im Vergleich dazu auf den Gesamtbedarf voraussichtlich einen begrenzten Einfluss haben. Wasserstoff wird hier vor allem bei schweren Nutzfahrzeugen Einsatz finden.
 

Mittwoch, 20.12.2023, 14:08 Uhr
Davina Spohn

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