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Energie & Management > Gas - LNG-Partnerschaft zwischen China und Russland floriert
Quelle: Shutterstock / aerial motion
Gas

LNG-Partnerschaft zwischen China und Russland floriert

Kann China sich für das Gasleitungsprojekt „Kraft Sibiriens 2“ nicht so recht erwärmen, scheint der LNG-Ausbau in Russland besser ins Konzept zu passen. Sanktionshürden werden genommen.
Im vergangenen Jahr erhöhte der russische Gaskonzern Gazprom die Exporte über die Gasleitung „Kraft Sibiriens 1“ nach China von 15,4 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2022 auf 22,7 Milliarden Kubikmeter Gas und somit mehr als geplant. Auch der LNG-Export ins Reich der Mitte florierte. Nach Angaben der chinesischen Zollbehörde stieg dieser um über 23 Prozent auf 8 Millionen Tonnen LNG, rund 11 Milliarden Kubikmeter Gas.

Damit ist China Russlands größter Gaskunde und darüber hinaus mit einem Anstieg auf über 71,3 Millionen Tonnen LNG weltweit wieder vor Japan der größte Importeur von LNG. Nach Australien und Katar ist Russland der drittgrößte Lieferant.

US-Sanktionen bremsen

Chinas wachsender LNG-Bedarf, um Kohle und Emissionen einzudämmen und Russlands Ausbaupläne zum Durchbruch an LNG-Märkten scheinen sich bestens zu ergänzen. Der Transport per Schiff und Auftragsvolumina für chinesische Technikunternehmen laufen dem Pipeline-Geschäft offenbar den Rang ab. Techniklieferanten springen beim russischen LNG-Ausbau in die Lücke, die westliche Unternehmen hinterlassen haben. Die erste Produktionslinie von „Arctic LNG 2“ verflüssigt seit vergangenen Dezember Gas, informierte der größte LNG-Produzent Novatek. Die erste Fracht soll von der Halbinsel Gydan in Nordsibirien in den nächsten Wochen ablegen.

Infolge von Sanktionen der USA gegen das LNG-Projekt „Arctic LNG 2“ im vergangenen November hatten die ausländischen Partner Total Energies, das japanische Konsortium aus Mitsui und „JOGMEC“ sowie die chinesischen Firmen „CNPC“ und „CNOOC“ ihre Projektaktivität bei „Arctic LNG 2“ auf Eis gelegt und Novatek selbst Lieferverzögerungen angekündigt. Total Energies erklärte, in diesem Jahr von dort kein LNG zu beziehen, um die geltenden Sanktionsregelungen einzuhalten.

Sind die ausländischen Partner mit je 10 Prozent am Projekt beteiligt, verfügt Novatek mit 60 Prozent der Anteile über die Mehrheit. Bei all dem Gegenwind bleiben chinesische Firmen dennoch an Bord dieses strategischen Projektes für Russland. Immerhin geht es um ein Produktionsvolumen von 19,8 Millionen Tonnen, wenn alle drei Gasverflüssigungslinien fertig sind. Das signalisierte im Dezember die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning. Sanktionen und Druck lösten keine Probleme.

China springt ein

Nach den EU-Sanktionen zum Lieferverbot von LNG-Technologie an Russland im April 2022, sei die Beschaffung von Turbinen zur Verflüssigung von Gas und zur Stromversorgung ein Haupthindernis für „Arctic LNG 2“ gewesen, sagte Mehdy Touil, ein LNG-Betriebsspezialist, der am Yamal-LNG-Projekt von Novatek arbeitete, in einem Medienbericht von High North News im Januar. Hier erläuterte er die technischen Modifikationen, nachdem das US-Unternehmen Baker Hughes von einem Vertrag zur Lieferung von 21 Turbinen für alle drei Linien zurückgetreten war und nur vier Turbinen an Novatek geliefert hatte. Harbin Guanghan Gas Turbine sei eingesprungen, um die restlichen Turbinen für die erste Produktionslinie von „Arctic LNG 2“ zu liefern. Die Tochter von China State Shipbuilding Corporation werde auch für die zweite Linie den nötigen Pool mit Turbinen des Typs „CGT30“ bereitstellen. Zur dritten Linie liefen die Gespräche noch.

„Die chinesische Unterstützung ist ein Schlüsselelement für den Erfolg dieses Projektes“, sagte Touil. Zugleich sieht der Experte noch „eine erhebliche Quelle logistischer Unsicherheiten“. So sind gegen die schwimmenden LNG-Speicherschiffe vor Kola im Westen und Kamtschatka im Osten Sanktionen der USA seit vergangenem Herbst in Kraft. Mit ihrer Hilfe sollte der LNG-Transport effizienter ablaufen. Dazu lassen die geplanten 21 Spezialtanker für den Einsatz im Eis auf sich warten.

Russland korrigierte derweil seine LNG-Exportpläne für 2030 angesichts der hohen Nachfrageerwartung von 100 auf 110 Millionen Tonnen LNG nach oben. Inwieweit die neusten Sanktionen der USA gegen das LNG-Bauzentrum Belokamenka bei Murmansk vom 23. Februar sich auf diese Pläne auswirken, ist offen. China wird sich bestimmt nicht abhalten lassen. Zu viel steht auf dem Spiel.

Montag, 26.02.2024, 14:58 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne
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LNG-Partnerschaft zwischen China und Russland floriert
Kann China sich für das Gasleitungsprojekt „Kraft Sibiriens 2“ nicht so recht erwärmen, scheint der LNG-Ausbau in Russland besser ins Konzept zu passen. Sanktionshürden werden genommen.
Im vergangenen Jahr erhöhte der russische Gaskonzern Gazprom die Exporte über die Gasleitung „Kraft Sibiriens 1“ nach China von 15,4 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2022 auf 22,7 Milliarden Kubikmeter Gas und somit mehr als geplant. Auch der LNG-Export ins Reich der Mitte florierte. Nach Angaben der chinesischen Zollbehörde stieg dieser um über 23 Prozent auf 8 Millionen Tonnen LNG, rund 11 Milliarden Kubikmeter Gas.

Damit ist China Russlands größter Gaskunde und darüber hinaus mit einem Anstieg auf über 71,3 Millionen Tonnen LNG weltweit wieder vor Japan der größte Importeur von LNG. Nach Australien und Katar ist Russland der drittgrößte Lieferant.

US-Sanktionen bremsen

Chinas wachsender LNG-Bedarf, um Kohle und Emissionen einzudämmen und Russlands Ausbaupläne zum Durchbruch an LNG-Märkten scheinen sich bestens zu ergänzen. Der Transport per Schiff und Auftragsvolumina für chinesische Technikunternehmen laufen dem Pipeline-Geschäft offenbar den Rang ab. Techniklieferanten springen beim russischen LNG-Ausbau in die Lücke, die westliche Unternehmen hinterlassen haben. Die erste Produktionslinie von „Arctic LNG 2“ verflüssigt seit vergangenen Dezember Gas, informierte der größte LNG-Produzent Novatek. Die erste Fracht soll von der Halbinsel Gydan in Nordsibirien in den nächsten Wochen ablegen.

Infolge von Sanktionen der USA gegen das LNG-Projekt „Arctic LNG 2“ im vergangenen November hatten die ausländischen Partner Total Energies, das japanische Konsortium aus Mitsui und „JOGMEC“ sowie die chinesischen Firmen „CNPC“ und „CNOOC“ ihre Projektaktivität bei „Arctic LNG 2“ auf Eis gelegt und Novatek selbst Lieferverzögerungen angekündigt. Total Energies erklärte, in diesem Jahr von dort kein LNG zu beziehen, um die geltenden Sanktionsregelungen einzuhalten.

Sind die ausländischen Partner mit je 10 Prozent am Projekt beteiligt, verfügt Novatek mit 60 Prozent der Anteile über die Mehrheit. Bei all dem Gegenwind bleiben chinesische Firmen dennoch an Bord dieses strategischen Projektes für Russland. Immerhin geht es um ein Produktionsvolumen von 19,8 Millionen Tonnen, wenn alle drei Gasverflüssigungslinien fertig sind. Das signalisierte im Dezember die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning. Sanktionen und Druck lösten keine Probleme.

China springt ein

Nach den EU-Sanktionen zum Lieferverbot von LNG-Technologie an Russland im April 2022, sei die Beschaffung von Turbinen zur Verflüssigung von Gas und zur Stromversorgung ein Haupthindernis für „Arctic LNG 2“ gewesen, sagte Mehdy Touil, ein LNG-Betriebsspezialist, der am Yamal-LNG-Projekt von Novatek arbeitete, in einem Medienbericht von High North News im Januar. Hier erläuterte er die technischen Modifikationen, nachdem das US-Unternehmen Baker Hughes von einem Vertrag zur Lieferung von 21 Turbinen für alle drei Linien zurückgetreten war und nur vier Turbinen an Novatek geliefert hatte. Harbin Guanghan Gas Turbine sei eingesprungen, um die restlichen Turbinen für die erste Produktionslinie von „Arctic LNG 2“ zu liefern. Die Tochter von China State Shipbuilding Corporation werde auch für die zweite Linie den nötigen Pool mit Turbinen des Typs „CGT30“ bereitstellen. Zur dritten Linie liefen die Gespräche noch.

„Die chinesische Unterstützung ist ein Schlüsselelement für den Erfolg dieses Projektes“, sagte Touil. Zugleich sieht der Experte noch „eine erhebliche Quelle logistischer Unsicherheiten“. So sind gegen die schwimmenden LNG-Speicherschiffe vor Kola im Westen und Kamtschatka im Osten Sanktionen der USA seit vergangenem Herbst in Kraft. Mit ihrer Hilfe sollte der LNG-Transport effizienter ablaufen. Dazu lassen die geplanten 21 Spezialtanker für den Einsatz im Eis auf sich warten.

Russland korrigierte derweil seine LNG-Exportpläne für 2030 angesichts der hohen Nachfrageerwartung von 100 auf 110 Millionen Tonnen LNG nach oben. Inwieweit die neusten Sanktionen der USA gegen das LNG-Bauzentrum Belokamenka bei Murmansk vom 23. Februar sich auf diese Pläne auswirken, ist offen. China wird sich bestimmt nicht abhalten lassen. Zu viel steht auf dem Spiel.

Montag, 26.02.2024, 14:58 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne

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