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Energie & Management > E-World 2024 - KWK-Branche will das Rückgrat der Energiewerde werden
Die H2-ready-KWK-Anlage von 2G auf der E-world. Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
E-World 2024

KWK-Branche will das Rückgrat der Energiewerde werden

Die KWK-Branche sieht sich bereit dafür, einen großen Beitrag zur Deckung der Residuallast in Deutschland zu leisten. Doch dafür brauche es jetzt die richtigen Signale aus der Politik. 
90 Prozent der Kunden, die an den E-world-Messestand des BHKW-Herstellers Sokratherm kommen, fragen das selbe, erzählt Vertriebsleiter Joachim Voigt: „Sie fragen: Was soll ich jetzt tun?“. Die Unsicherheit sei groß, und das liege in erster Linie an der momentan fehlenden Perspektive.

Mit Spannung erwartet die Branche daher die Novelle des 2026 auslaufenden KWK-Gesetzes, die Beratungen dafür sollen noch vor der Sommerpause 2024 beginnen. Der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) lud daher zum Standgespräch auf der E-world. Und präsentierte sich selbstbewusst: Man begrüße die nun festgelegten Eckpunkte zur Kraftwerksstrategie grundsätzlich, sagte Verbandspräsident Claus-Heinrich Stahl. Angesichts der Reduzierung der auszuschreibenden Kraftwerksleistung von ursprünglich 30.000 MW auf nur noch 10.000 MW empfehle man nun, die bis 2030 zusätzlich benötigten 15.000 MW über ein novelliertes KWKG und über Biomasse-KWK abzudecken. Erleichtert werde dies durch die jüngste Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs, dass die KWKG-Förderung keine staatliche Beihilfe darstelle. „Jetzt kann sich das Bundeswirtschaftsministerium nicht mehr verstecken“, so Stahl.

Die entsprechende Leistung bereitzustellen, dazu sieht sich die Branche durchaus in der Lage. „Unsere Kunden warten auf ein Signal der Politik, dass wir die Energiewende in die nächste Dimension bringen“, sagt Joachim Maier, Geschäftsführer der Innio Jenbacher Deutschland, der auf der E-world eines der „Leuchtturmprojekte“ seines Unternehmens vorstellt. Auf dem Biohof Querdel in Sassenberg im Münsterland befinde sich Maier zufolge „das größte regenerative Speicherkraftwerk Deutschlands“ mit 10 MW, die durch drei Jenbacher-BHKW erzeugt werden, wenn im Netz zu wenig Strom aus Wind und Sonne verfügbar ist. Die dabei entstehende Wärme werde über einen Wärmespeicher genutzt, um das Gewächshaus des Biohofs zu beheizen. „Das ist für uns eine Blaupause, aber wir könnten 10.000 solcher Anlagen in Deutschland bauen“. Auch die bereits bestehenden Biogasanlagen oder Ergas-KWK-Anlagen hätten noch ein „unheimliches Potential, flexibilisiert zu werden und netzdienlich zu fahren“. 

Die Nutzung von KWK-Anlagen zur Deckung der Residuallast aber, so Maier, bedeute eine „fundamentale Änderung der KWK-Landschaft“. Von einer Novelle des KWKG erwarte man sich daher eine Änderung des Förderungsdesigns. „Es braucht eine Förderung der Leistung, damit wir investieren können“, so Maier. B.KWK-Präsident Stahl betonte überdies die Notwendigkeit von Investitionsförderungen. 

BHKW-Wärmepumpen-Kombi als Lösung für die Energiewende

„Wir müssen zubauen, was wir zubauen können“, sagt Geschäftsführer Johannes Meinhold am Stand von Sokratherm im Hinblick auf die Energiewende und plädiert dabei aber dafür, diesen Zubau an Effizienzkriterien zu koppeln. „Bei den jetzt geplanten großen 2,5 GW-Kraftwerksblöcken gibt es bislang keine Anforderung, das sie effizient sein müssen. Es heißt nur, das sie wasserstofffähig sein müssen. Das können wir schon längst“.
 
Sokratherm-Vertriebsleiter Joachim Voigt bei der Präsentation der Kombination von BHKW und Wärmepumpen
Quelle: E&M / Meyer-Tien


Sein Unternehmen stellt auf der E-world, ebenso wie Mitbewerber 2G, Kombinationen aus Blockheizkraftwerken und Wärmepumpen vor. Mit Blick auf die künftigen Anforderungen des Stromsystems sei diese Kombination ideal, so Sokratherm-Vertriebsleiter Voigt. Während der Heizperiode könne in Zeiten des Stromüberschusses die Wärmepumpe genutzt werden. Wenn aus Wind und Sonne nicht genügend Leistung bereitgestellt werden könne, dann springe das BHKW ein, produziere Wärme und liefere zusätzlich Strom. 

„Wir als Hersteller sagen ja nicht, KWK ist das Allheilmittel“, sagt Stefan Liesner, Head of Marketing bei 2G, „letztendlich geht es darum, was ist für die individuelle Liegenschaft, für die Kommune, das Krankenhaus oder die Industrie die beste Lösung“. Deshalb sei sein Unternehmen ebenfalls in die Produktion von Wärmepumpen eingestiegen. „Die Kombination von BHKW und Wärmepumpe ist die Lösung, die die Energiewende schnell umsetzen kann. Wir haben Projektrealisierungszeiträume von sechs Monaten, ich glaube nicht, dass da Großkraftwerke rankommen“. 

Dass KWK-Anlagen dabei auch in kleineren Liegenschaften sinnvoll eingesetzt werden können, zeigt Geschäftsführer Cord Müller am Stand von EC Power. Das Unternehmen bietet unter anderem sogenannte Mini-BHKW, die nach Angaben des Herstellers einen Gesamtnutzungsgrad von bis zu 106 Prozent erreichen und damit KWK auch für niedrige Energiebedarfe interessant machen.

Um derartige Investitionen nun zu ermöglichen, sagt Müller, brauche es jetzt dringend ein „Statement pro KWK“ durch eine Novellierung und vorzeitige Verlängerung des KWKG bis in die 2030er Jahre. Und auch B.KWK-Präsident Stahl sagt deutlich: „Das nächste KWKG muss bis 2035 funktionieren, sonst investiert heute keiner.“

Mittwoch, 21.02.2024, 17:15 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > E-World 2024 - KWK-Branche will das Rückgrat der Energiewerde werden
Die H2-ready-KWK-Anlage von 2G auf der E-world. Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
E-World 2024
KWK-Branche will das Rückgrat der Energiewerde werden
Die KWK-Branche sieht sich bereit dafür, einen großen Beitrag zur Deckung der Residuallast in Deutschland zu leisten. Doch dafür brauche es jetzt die richtigen Signale aus der Politik. 
90 Prozent der Kunden, die an den E-world-Messestand des BHKW-Herstellers Sokratherm kommen, fragen das selbe, erzählt Vertriebsleiter Joachim Voigt: „Sie fragen: Was soll ich jetzt tun?“. Die Unsicherheit sei groß, und das liege in erster Linie an der momentan fehlenden Perspektive.

Mit Spannung erwartet die Branche daher die Novelle des 2026 auslaufenden KWK-Gesetzes, die Beratungen dafür sollen noch vor der Sommerpause 2024 beginnen. Der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) lud daher zum Standgespräch auf der E-world. Und präsentierte sich selbstbewusst: Man begrüße die nun festgelegten Eckpunkte zur Kraftwerksstrategie grundsätzlich, sagte Verbandspräsident Claus-Heinrich Stahl. Angesichts der Reduzierung der auszuschreibenden Kraftwerksleistung von ursprünglich 30.000 MW auf nur noch 10.000 MW empfehle man nun, die bis 2030 zusätzlich benötigten 15.000 MW über ein novelliertes KWKG und über Biomasse-KWK abzudecken. Erleichtert werde dies durch die jüngste Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs, dass die KWKG-Förderung keine staatliche Beihilfe darstelle. „Jetzt kann sich das Bundeswirtschaftsministerium nicht mehr verstecken“, so Stahl.

Die entsprechende Leistung bereitzustellen, dazu sieht sich die Branche durchaus in der Lage. „Unsere Kunden warten auf ein Signal der Politik, dass wir die Energiewende in die nächste Dimension bringen“, sagt Joachim Maier, Geschäftsführer der Innio Jenbacher Deutschland, der auf der E-world eines der „Leuchtturmprojekte“ seines Unternehmens vorstellt. Auf dem Biohof Querdel in Sassenberg im Münsterland befinde sich Maier zufolge „das größte regenerative Speicherkraftwerk Deutschlands“ mit 10 MW, die durch drei Jenbacher-BHKW erzeugt werden, wenn im Netz zu wenig Strom aus Wind und Sonne verfügbar ist. Die dabei entstehende Wärme werde über einen Wärmespeicher genutzt, um das Gewächshaus des Biohofs zu beheizen. „Das ist für uns eine Blaupause, aber wir könnten 10.000 solcher Anlagen in Deutschland bauen“. Auch die bereits bestehenden Biogasanlagen oder Ergas-KWK-Anlagen hätten noch ein „unheimliches Potential, flexibilisiert zu werden und netzdienlich zu fahren“. 

Die Nutzung von KWK-Anlagen zur Deckung der Residuallast aber, so Maier, bedeute eine „fundamentale Änderung der KWK-Landschaft“. Von einer Novelle des KWKG erwarte man sich daher eine Änderung des Förderungsdesigns. „Es braucht eine Förderung der Leistung, damit wir investieren können“, so Maier. B.KWK-Präsident Stahl betonte überdies die Notwendigkeit von Investitionsförderungen. 

BHKW-Wärmepumpen-Kombi als Lösung für die Energiewende

„Wir müssen zubauen, was wir zubauen können“, sagt Geschäftsführer Johannes Meinhold am Stand von Sokratherm im Hinblick auf die Energiewende und plädiert dabei aber dafür, diesen Zubau an Effizienzkriterien zu koppeln. „Bei den jetzt geplanten großen 2,5 GW-Kraftwerksblöcken gibt es bislang keine Anforderung, das sie effizient sein müssen. Es heißt nur, das sie wasserstofffähig sein müssen. Das können wir schon längst“.
 
Sokratherm-Vertriebsleiter Joachim Voigt bei der Präsentation der Kombination von BHKW und Wärmepumpen
Quelle: E&M / Meyer-Tien


Sein Unternehmen stellt auf der E-world, ebenso wie Mitbewerber 2G, Kombinationen aus Blockheizkraftwerken und Wärmepumpen vor. Mit Blick auf die künftigen Anforderungen des Stromsystems sei diese Kombination ideal, so Sokratherm-Vertriebsleiter Voigt. Während der Heizperiode könne in Zeiten des Stromüberschusses die Wärmepumpe genutzt werden. Wenn aus Wind und Sonne nicht genügend Leistung bereitgestellt werden könne, dann springe das BHKW ein, produziere Wärme und liefere zusätzlich Strom. 

„Wir als Hersteller sagen ja nicht, KWK ist das Allheilmittel“, sagt Stefan Liesner, Head of Marketing bei 2G, „letztendlich geht es darum, was ist für die individuelle Liegenschaft, für die Kommune, das Krankenhaus oder die Industrie die beste Lösung“. Deshalb sei sein Unternehmen ebenfalls in die Produktion von Wärmepumpen eingestiegen. „Die Kombination von BHKW und Wärmepumpe ist die Lösung, die die Energiewende schnell umsetzen kann. Wir haben Projektrealisierungszeiträume von sechs Monaten, ich glaube nicht, dass da Großkraftwerke rankommen“. 

Dass KWK-Anlagen dabei auch in kleineren Liegenschaften sinnvoll eingesetzt werden können, zeigt Geschäftsführer Cord Müller am Stand von EC Power. Das Unternehmen bietet unter anderem sogenannte Mini-BHKW, die nach Angaben des Herstellers einen Gesamtnutzungsgrad von bis zu 106 Prozent erreichen und damit KWK auch für niedrige Energiebedarfe interessant machen.

Um derartige Investitionen nun zu ermöglichen, sagt Müller, brauche es jetzt dringend ein „Statement pro KWK“ durch eine Novellierung und vorzeitige Verlängerung des KWKG bis in die 2030er Jahre. Und auch B.KWK-Präsident Stahl sagt deutlich: „Das nächste KWKG muss bis 2035 funktionieren, sonst investiert heute keiner.“

Mittwoch, 21.02.2024, 17:15 Uhr
Katia Meyer-Tien

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