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Die Offshore-Windkraftkapazität ist im ersten Halbjahr weltweit um 5.612 MW gestiegen. Insgesamt liegt die installierte Gesamtleistung laut Branchenbericht nun über 63.000 MW.
Der Zubau von Windparks auf See hat an Fahrt verloren. In den ersten sechs Monaten 2023 gingen weltweit 15 neue Offshore-Anlagen mit der Gesamtleistung von 5.612 MW in Betrieb. Das geht aus dem Halbjahresbericht des World Forum Offshore Wind (WFO) hervor. Im gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr war die Kapazität um 6.800 MW gewachsen, über zwölf Monate betrachtet, waren es 9.433 MW. Im Jahr 2021 baute die Branche 15.666 MW zu.
„Das globale Offshore-Windwachstum hat sich im ersten Halbjahr 2023 verlangsamt. Wir sehen nicht nur weniger neu installierte Kapazität im Vergleich zum 1. Halbjahr 2022, sondern auch einen Rückgang der Bauaktivitäten“, resümiert WFO-Geschäftsführer Gunnar Herzig.
Zehn der neuen Anlagen in diesem Jahr befinden sich in Asien, fünf in Europa. Im Ländervergleich beim Zubau weiter an erster Stelle liegt China, 2.200 MW wurden installiert. Das ist allerdings nicht einmal halb soviel wie 2022 – 5.100 MW waren damals in China hinzugekommen. Insgesamt hat das Land laut WFO inzwischen eine Windkraftkapazität von 28.700 MW. Das enspricht 45 Prozent der weltweiten Offshore-Leistung. Nach China folgen das Vereinigte Königreich (14.700 MW), Deutschland (8.300 MW) und die Niederlande (4.500 MW).
"Gegenwind" trifft vor allem Projekte in USA
Der leistungsstärkste Windpark, der startete, ist „Hollandse Kust Zuid“ vor der niederländischen Küste, die Kapazität liegt bei 1.500 MW. An zweiter Stelle rangiert „Seagreen“ in der britischen Nordsee mit 1.140 MW. Auf Platz drei folgt der Windpark „Huadian Yangjiang Qingzhou III“ mit 500 MW im südchinesischen Meer. An siebter Stelle taucht im Bericht der WFO „Arcadis Ost“, nordöstlich von Rügen gelegen, mit 257 MW auf.
Auch was laufende Projekte angeht, spielt die Musik in der Branche vor allem in Asien. Der chinesische Offshore-Windsektor habe derzeit 2.461 MW an Kapazität im Bau, dicht gefolgt vom taiwanesischen mit 2.424 MW, heißt es. Dahinter liegen das Vereinigte Königreich mit 1.650 MW und Frankreich mit 1.047 MW. Für die USA zählt die Organisation zwei im Bau befindliche Projekte, deren Kapazität sich auf 938 MW summiert.
Die WFO sieht die Branche weltweit mit „Gegenwind“ kämpfen. Gegenwind, der die Kostenrechnung von Unternehmen ins Wanken bringt. Allein seit Mai dieses Jahres seien elf Offshore-Windprojekte betroffen mit einer Leistung von 11.600 MW und einem Investitionsvolumen von 32,6 Milliarden US-Dollar, schreibt die WFO. Folgen: Verzögerung, Stornierung oder unbefristete Verschiebung von Projekten oder Neuverhandlungen beziehungsweise Stornierung bestehender Abnahmeverträge.
Die meisten der betroffenen Kapazitäten befänden sich bisher in den USA. Doch die Auswirkungen seien auch in Europa zu spüren. Als Beispiel nennt die WFO die Einstellung des Vattenfall-Projekts Norfolk Boreas vor der britischen Küste, die der Energiekonzern im Juli bekannt gegeben hatte.
Projektentwickler würden aktuell eine Neubewertung und Optimierung ihrer Portfolios vornehmen, heißt es weiter. Einige hätten auf steigende Kosten reagiert, indem sie für Projekte neue geografische Schwerpunkte setzten.
Montag, 2.10.2023, 14:41 Uhr
Manfred Fischer
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