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Energie & Management > Stadtwerke - Konstanz will keine Ferngasleitung mehr
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke

Konstanz will keine Ferngasleitung mehr

Die Stadtwerke Konstanz bauen gegen ursprünglichen Überlegungen keine zweite Gas-Pipeline. Die rechnerische Versorgungslücke schließen sie auf andere Weise.
Lange schien sie ein Muss, doch nun ist eine zusätzliche Gas-Pipeline nach Konstanz nicht mehr notwendig. Dank intensiver Bemühungen habe man alternative Lösungen gefunden, um die Gasversorgung in Zukunft sicherzustellen, teilen die Stadtwerke mit. Der Aufsichtsrat habe auf Vorschlag der Geschäftsführung beschlossen, keine zweite Gasanbindung zu bauen.
 
Ein Gutachten der renommierten Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft (FFE) aus München hatte vergangenen Herbst ergeben, dass eine Deckungslücke bei der Gasversorgung von rund 100 MW besteht. Die Stadtwerke beziehen ihr Gas vom Fernleitungsbetreiber Terranets BW, einer EnBW-Gesellschaft. Der sicherte bis dato eine technische maximale Leistung in Höhe von 306 MW zu. Gut 400 MW brauche es für den Fall einer längeren Kälteperiode.

Die Gutachter sahen zwei Optionen für das Unternehmen, die Lücke zu schließen: entweder mit einer zweiten Erdgasleitung oder einer Flüssigerdgasanlage. Am Bodensee dachte man über eine neue, auch für Wasserstoff geeignete, Pipeline aus der Ostschweiz nach.

Mittlerweile jedoch haben sich nach Angaben des Versorgers die "Rahmenbedingungen" geändert, man habe "neue Szenarien" entwerfen können, um die fehlenden 100 MW abzudecken. Den größten Beitrag liefert der Fernleitungsnetzbetreiber. Er stellt nun am Netzkopplungspunkt bis zum Jahr 2025 mehr Leistung bereit. Es handle sich nun um 370 MW, erklärt Stadtwerke-Sprecher Christopher Pape gegenüber der Redaktion. Der Rahmen werde aber jährlich erneut bewertet und zugesichert.

Abschaltverträge mit Gasgroßkunden

Zudem springen Großkunden des Versorgers in die Bresche. Durch Verhandlungen, unter anderem mit der Landesregulierungsbehörde, sei es möglich geworden, mit "geeigneten Kunden" Verträge zu schließen, wonach diese im Bedarfsfall vom Netz genommen werden können. Die betreffenden Kunden können laut Stadtwerken eigenständig auf bestehende alternative Energiequellen umstellen. Stadtwerke-Sprecher Pape beziffert das Volumen der bisher geschlossenen Abschaltverträge auf 30 MW.

Als zusätzliche Stellschraube sieht das kommunale Energieunternehmen mögliche Neuanschlüsse. Aus einem Rechtsgutachten, das man in Auftrag gegeben habe, gehe hervor, dass weitere Neuanschlüsse bis auf Weiteres abgelehnt werden können, heißt es. Die Stadtwerke betrachten diese Stellschraube als Option, inwieweit man davon Gebrauch machen werde, sei offen, sagt Pape. Es gehe darum, dass die Versorgungslücke nicht weiter anwächst.

Als Reserve für Notfälle steht den Stadtwerken eine Flüssiggasluftmischanlage zur Verfügung. Sie sei in der Lage, sofern genug Flüssiggas vorhanden, rund 21.000 kWh zusätzlich ins Netz einspeisen, heißt es.

"Weg vom Gas"

Ins Kalkül zieht das Unternehmen darüber hinaus, dass Erdgasheizungen zusehends aus Haushalten verschwinden. Die Entwicklung, dass Kundinnen und Kunden zu Heizungen mit grünen Energieträgern wechseln, gehe schneller als zunächst angenommen, vor allem auch der staatlichen Förderung wegen.

"Wir sehen gerade, dass Erdgas auch als Brücke in eine künftig weitgehend emissionsneutrale Energieversorgung massiv infrage steht. Der Trend ist ganz klar weg vom Gas. Das spricht ebenfalls gegen eine zweite Erdgasanbindung, denn es ist zu erwarten, dass der Gasabsatz zurückgeht", so Stadtwerke-Chef Norbert Reuter. Gegen den Bau der zweiten Pipeline habe man sich entschieden, „um die Konstanzer Klimaschutzziele einzuhalten und "weil wir Erdgas nicht als Energieträger der Zukunft sehen".

Mittwoch, 6.07.2022, 17:12 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Stadtwerke - Konstanz will keine Ferngasleitung mehr
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke
Konstanz will keine Ferngasleitung mehr
Die Stadtwerke Konstanz bauen gegen ursprünglichen Überlegungen keine zweite Gas-Pipeline. Die rechnerische Versorgungslücke schließen sie auf andere Weise.
Lange schien sie ein Muss, doch nun ist eine zusätzliche Gas-Pipeline nach Konstanz nicht mehr notwendig. Dank intensiver Bemühungen habe man alternative Lösungen gefunden, um die Gasversorgung in Zukunft sicherzustellen, teilen die Stadtwerke mit. Der Aufsichtsrat habe auf Vorschlag der Geschäftsführung beschlossen, keine zweite Gasanbindung zu bauen.
 
Ein Gutachten der renommierten Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft (FFE) aus München hatte vergangenen Herbst ergeben, dass eine Deckungslücke bei der Gasversorgung von rund 100 MW besteht. Die Stadtwerke beziehen ihr Gas vom Fernleitungsbetreiber Terranets BW, einer EnBW-Gesellschaft. Der sicherte bis dato eine technische maximale Leistung in Höhe von 306 MW zu. Gut 400 MW brauche es für den Fall einer längeren Kälteperiode.

Die Gutachter sahen zwei Optionen für das Unternehmen, die Lücke zu schließen: entweder mit einer zweiten Erdgasleitung oder einer Flüssigerdgasanlage. Am Bodensee dachte man über eine neue, auch für Wasserstoff geeignete, Pipeline aus der Ostschweiz nach.

Mittlerweile jedoch haben sich nach Angaben des Versorgers die "Rahmenbedingungen" geändert, man habe "neue Szenarien" entwerfen können, um die fehlenden 100 MW abzudecken. Den größten Beitrag liefert der Fernleitungsnetzbetreiber. Er stellt nun am Netzkopplungspunkt bis zum Jahr 2025 mehr Leistung bereit. Es handle sich nun um 370 MW, erklärt Stadtwerke-Sprecher Christopher Pape gegenüber der Redaktion. Der Rahmen werde aber jährlich erneut bewertet und zugesichert.

Abschaltverträge mit Gasgroßkunden

Zudem springen Großkunden des Versorgers in die Bresche. Durch Verhandlungen, unter anderem mit der Landesregulierungsbehörde, sei es möglich geworden, mit "geeigneten Kunden" Verträge zu schließen, wonach diese im Bedarfsfall vom Netz genommen werden können. Die betreffenden Kunden können laut Stadtwerken eigenständig auf bestehende alternative Energiequellen umstellen. Stadtwerke-Sprecher Pape beziffert das Volumen der bisher geschlossenen Abschaltverträge auf 30 MW.

Als zusätzliche Stellschraube sieht das kommunale Energieunternehmen mögliche Neuanschlüsse. Aus einem Rechtsgutachten, das man in Auftrag gegeben habe, gehe hervor, dass weitere Neuanschlüsse bis auf Weiteres abgelehnt werden können, heißt es. Die Stadtwerke betrachten diese Stellschraube als Option, inwieweit man davon Gebrauch machen werde, sei offen, sagt Pape. Es gehe darum, dass die Versorgungslücke nicht weiter anwächst.

Als Reserve für Notfälle steht den Stadtwerken eine Flüssiggasluftmischanlage zur Verfügung. Sie sei in der Lage, sofern genug Flüssiggas vorhanden, rund 21.000 kWh zusätzlich ins Netz einspeisen, heißt es.

"Weg vom Gas"

Ins Kalkül zieht das Unternehmen darüber hinaus, dass Erdgasheizungen zusehends aus Haushalten verschwinden. Die Entwicklung, dass Kundinnen und Kunden zu Heizungen mit grünen Energieträgern wechseln, gehe schneller als zunächst angenommen, vor allem auch der staatlichen Förderung wegen.

"Wir sehen gerade, dass Erdgas auch als Brücke in eine künftig weitgehend emissionsneutrale Energieversorgung massiv infrage steht. Der Trend ist ganz klar weg vom Gas. Das spricht ebenfalls gegen eine zweite Erdgasanbindung, denn es ist zu erwarten, dass der Gasabsatz zurückgeht", so Stadtwerke-Chef Norbert Reuter. Gegen den Bau der zweiten Pipeline habe man sich entschieden, „um die Konstanzer Klimaschutzziele einzuhalten und "weil wir Erdgas nicht als Energieträger der Zukunft sehen".

Mittwoch, 6.07.2022, 17:12 Uhr
Manfred Fischer

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