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Energie & Management > Windkraft Onshore - Kaum Geothermie, kaum neue Windräder
Quelle: Fotolia / Mellimage
Windkraft Onshore

Kaum Geothermie, kaum neue Windräder

Der viel beschworene Ausbau der erneuerbaren Energien in Bayern kommt weiter nur schleppend voran. Sowohl bei der Geothermie als auch beim Windkraftausbau passiert nicht viel.
In den ersten drei Monaten des Jahres wurden im Freistaat nur fünf neue Windenergieanlagen neu in Betrieb genommen − im Vorjahr waren es im ersten Quartal gar null − und zwei weitere genehmigt. Das ergab eine vorläufige Auswertung der Fachagentur Windenergie an Land, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Demnach liegt das flächenmäßig größte Bundesland Bayern gleichauf mit Baden-Württemberg. Andere Flächenländer wie Brandenburg (17), Rheinland-Pfalz (7) und Nordrhein-Westfalen (14) schneiden besser ab. Spitzenreiter sind Schleswig-Holstein (29) und Niedersachsen (22). 

"Die Zunahme des Genehmigungsvolumens im Vergleich zum Vorjahr ist ein gutes Zeichen und stimmt positiv", sagte der Präsident des Bundesverbands Windenergie, Hermann Albers, in Berlin. "Der de facto Ausfall der Südregion ist ein Offenbarungseid für alle Verantwortlichen in diesen Bundesländern. Es braucht hier dringend ein neues Bewusstsein zur Ermöglichung des Zubaus, sonst setzen die südlichen Bundesländer mutwillig ihre Wirtschaft aufs Spiel." 

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) erklärte, es gebe auch im Freistaat großes Interesse an Windkraft. "Wir haben im letzten Jahr die 10-H-Regel geöffnet und seit dem Ukrainekrieg und der Energiekrise einen Nachfrageboom nach Hunderten neuen Windrädern, den wir vorher so nicht hatten", sagte Aiwanger auf dpa-Anfrage. Windkraft sei gegenüber Erdgas in der Wirtschaft häufig nicht konkurrenzfähig gewesen. Die bayerischen Kommunen änderten gerade die Regionalpläne für die Windkraft, dann werde auch im Freistaat viel dazugebaut. 

"Keine Zeit mehr verstreichen lassen"

Die CSU wiederholte die Argumentation von Parteichef Markus Söder, Bayern sei bei den Erneuerbaren insgesamt eigentlich führend. "Bayern liegt in diesem Jahr - wie schon im letzten − beim Ausbau der Erneuerbaren bundesweit mit deutlichem Abstand auf Platz Eins, auch bei der Windkraft liegt Bayern dieses Jahr auf Platz Fünf unter allen Ländern", sagte CSU-Generalsekretär Martin Huber. Es bedürfe eines Mixes an Erneuerbaren, um Grundlastfähigkeit herzustellen, nicht nur der Windkraft. 

Die FDP wirft der Staatsregierung dagegen Versagen vor. "Die ernüchternden Fakten zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Bayern sind die logische Konsequenz der Arbeitsverweigerung von Söder und Aiwanger: Sie haben die Energiewende in Bayern schlicht versemmelt", sagte Landeschef Martin Hagen. 

Die Zahlen zu Bayern finden sich teils auch in der Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage der SPD im Landtag wieder. "Wir dürfen jetzt keine Zeit mehr verstreichen lassen. Bis heute wurden unter der CSU-Freie-Wähler-Koalition nur 41 Windräder in Bayern gebaut. Das ist ein Desaster", sagte Fraktionschef Florian von Brunn. Im gleichen Zeitraum seien im deutlich kleineren Land Brandenburg 343 neue Windkraftanlagen errichtet worden. Die Genehmigungsverfahren in Bayern müssten massiv beschleunigt und entbürokratisiert werden. 

Enormes Potenzial bei der Wärme

Auch bei der Nutzung der Geothermie kommt der Ausbau den Zahlen zufolge nicht voran. "Bei der Geothermie herrscht Stillstand, obwohl es allein in Südbayern ein enormes Potenzial für bezahlbare und saubere Wärme gibt. In der derzeitigen Amtsperiode der Söder-Regierung sind aber nur zwei neue Geothermie-Anlagen in Betrieb gegangen. Das ist viel zu wenig", sagte von Brunn der dpa in München. Ohne ein Engagement durch Kommunen wäre sogar gar nichts passiert. Wie die Grünen fordert auch die SPD deutlich mehr Geld für die Erschließung der klimafreundlichen Geothermie. "Wir brauchen mindestens 100 Millionen Euro an Förderung für dieses und nächstes Jahr. So sichern wir eine bezahlbare und klimafreundliche Wärmeversorgung", so von Brunn.

"Forscherinnen und Forscher der TU München haben erst im Dezember berechnet, dass bis zu 40 Prozent des gesamten bayerischen Wärmebedarfs allein durch tiefe Geothermie in Südbayern gedeckt werden könnten", erklärte von Brunn. Hinzu kämen erhebliche Potenziale in Nordbayern, die bisher überhaupt noch nicht genutzt würden. Er forderte Untersuchungen und Bohrungen, damit Geothermie-Daten für ganz Bayern für alle zur Verfügung stehen. Das hätte längst passiert sein müssen.

Dienstag, 11.04.2023, 15:10 Uhr
dpa
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Windkraft Onshore
Kaum Geothermie, kaum neue Windräder
Der viel beschworene Ausbau der erneuerbaren Energien in Bayern kommt weiter nur schleppend voran. Sowohl bei der Geothermie als auch beim Windkraftausbau passiert nicht viel.
In den ersten drei Monaten des Jahres wurden im Freistaat nur fünf neue Windenergieanlagen neu in Betrieb genommen − im Vorjahr waren es im ersten Quartal gar null − und zwei weitere genehmigt. Das ergab eine vorläufige Auswertung der Fachagentur Windenergie an Land, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Demnach liegt das flächenmäßig größte Bundesland Bayern gleichauf mit Baden-Württemberg. Andere Flächenländer wie Brandenburg (17), Rheinland-Pfalz (7) und Nordrhein-Westfalen (14) schneiden besser ab. Spitzenreiter sind Schleswig-Holstein (29) und Niedersachsen (22). 

"Die Zunahme des Genehmigungsvolumens im Vergleich zum Vorjahr ist ein gutes Zeichen und stimmt positiv", sagte der Präsident des Bundesverbands Windenergie, Hermann Albers, in Berlin. "Der de facto Ausfall der Südregion ist ein Offenbarungseid für alle Verantwortlichen in diesen Bundesländern. Es braucht hier dringend ein neues Bewusstsein zur Ermöglichung des Zubaus, sonst setzen die südlichen Bundesländer mutwillig ihre Wirtschaft aufs Spiel." 

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) erklärte, es gebe auch im Freistaat großes Interesse an Windkraft. "Wir haben im letzten Jahr die 10-H-Regel geöffnet und seit dem Ukrainekrieg und der Energiekrise einen Nachfrageboom nach Hunderten neuen Windrädern, den wir vorher so nicht hatten", sagte Aiwanger auf dpa-Anfrage. Windkraft sei gegenüber Erdgas in der Wirtschaft häufig nicht konkurrenzfähig gewesen. Die bayerischen Kommunen änderten gerade die Regionalpläne für die Windkraft, dann werde auch im Freistaat viel dazugebaut. 

"Keine Zeit mehr verstreichen lassen"

Die CSU wiederholte die Argumentation von Parteichef Markus Söder, Bayern sei bei den Erneuerbaren insgesamt eigentlich führend. "Bayern liegt in diesem Jahr - wie schon im letzten − beim Ausbau der Erneuerbaren bundesweit mit deutlichem Abstand auf Platz Eins, auch bei der Windkraft liegt Bayern dieses Jahr auf Platz Fünf unter allen Ländern", sagte CSU-Generalsekretär Martin Huber. Es bedürfe eines Mixes an Erneuerbaren, um Grundlastfähigkeit herzustellen, nicht nur der Windkraft. 

Die FDP wirft der Staatsregierung dagegen Versagen vor. "Die ernüchternden Fakten zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Bayern sind die logische Konsequenz der Arbeitsverweigerung von Söder und Aiwanger: Sie haben die Energiewende in Bayern schlicht versemmelt", sagte Landeschef Martin Hagen. 

Die Zahlen zu Bayern finden sich teils auch in der Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage der SPD im Landtag wieder. "Wir dürfen jetzt keine Zeit mehr verstreichen lassen. Bis heute wurden unter der CSU-Freie-Wähler-Koalition nur 41 Windräder in Bayern gebaut. Das ist ein Desaster", sagte Fraktionschef Florian von Brunn. Im gleichen Zeitraum seien im deutlich kleineren Land Brandenburg 343 neue Windkraftanlagen errichtet worden. Die Genehmigungsverfahren in Bayern müssten massiv beschleunigt und entbürokratisiert werden. 

Enormes Potenzial bei der Wärme

Auch bei der Nutzung der Geothermie kommt der Ausbau den Zahlen zufolge nicht voran. "Bei der Geothermie herrscht Stillstand, obwohl es allein in Südbayern ein enormes Potenzial für bezahlbare und saubere Wärme gibt. In der derzeitigen Amtsperiode der Söder-Regierung sind aber nur zwei neue Geothermie-Anlagen in Betrieb gegangen. Das ist viel zu wenig", sagte von Brunn der dpa in München. Ohne ein Engagement durch Kommunen wäre sogar gar nichts passiert. Wie die Grünen fordert auch die SPD deutlich mehr Geld für die Erschließung der klimafreundlichen Geothermie. "Wir brauchen mindestens 100 Millionen Euro an Förderung für dieses und nächstes Jahr. So sichern wir eine bezahlbare und klimafreundliche Wärmeversorgung", so von Brunn.

"Forscherinnen und Forscher der TU München haben erst im Dezember berechnet, dass bis zu 40 Prozent des gesamten bayerischen Wärmebedarfs allein durch tiefe Geothermie in Südbayern gedeckt werden könnten", erklärte von Brunn. Hinzu kämen erhebliche Potenziale in Nordbayern, die bisher überhaupt noch nicht genutzt würden. Er forderte Untersuchungen und Bohrungen, damit Geothermie-Daten für ganz Bayern für alle zur Verfügung stehen. Das hätte längst passiert sein müssen.

Dienstag, 11.04.2023, 15:10 Uhr
dpa

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