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Energie & Management > Kernkraft - Japan verklappt demnächst Kühlwasser aus Fukushima
Quelle: Shutterstock / Vaclav Volrab
Kernkraft

Japan verklappt demnächst Kühlwasser aus Fukushima

Gut zwölf Jahre nach den Fukushima-Kernschmelzen beginnt Japan mit der Ableitung aufbereiteten Kühlwassers aus der Atomruine ins Meer.
Ungeachtet großer Sorgen unter Fischern und Nachbarstaaten beginnt Japan mit der umstrittenen Einleitung aufbereiteten Kühlwassers aus der Atomruine Fukushima ins Meer. Die Verklappung soll am 24. Januar beginnen, sofern das Wetter mitspielt. Das entschied das Kabinett von Ministerpräsident Fumio Kishida am 22. Januar.

Kishidas Regierung argumentiert, dass auf dem Gelände der Atomruine der Platz zur Lagerung des Kühlwassers ausgehe und dadurch die Stilllegungsarbeiten behindert würden. Die Ableitung des Wassers in den Pazifischen Ozean sei eine Angelegenheit, die "nicht aufgeschoben werden kann", so der konservative Regierungschef.

Japans Fischereiverbände äußerten bis zum letzten Tag ihre entschiedene Ablehnung. Auch Umweltschützer und Nachbarn wie China übten Kritik. 

Im AKW Fukushima Daiichi war es im März 2011 in Folge eines schweren Erdbebens und gewaltigen Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Die Reaktoren müssen weiter mit Wasser gekühlt werden, das in mehr als 1.000 Tanks gelagert wird. Doch nun geht der Platz dafür nach Angaben von Tepco aus. Zudem drohe eine langfristige Lagerung auf dem Gelände die Stilllegungsarbeiten an der Atomruine zu behindern. Auch bestehe das Risiko von Lecks, hieß es. 

Daher sollen die mehr als 1,3 Millionen Tonnen Wasser über einen eigens hierzu in den Pazifik gebauten, 1 Kilometer langen Tunnel ins Meer geleitet werden. Dies wird voraussichtlich etwa 30 Jahre in Anspruch nehmen.

Vor der Verklappung im Pazifik wird das belastete Kühlwasser zunächst aufbereitet. Das Filtersystem kann allerdings das radioaktive Isotop Tritium nicht herausfiltern. Tepco will das Wasser daher so weit verdünnen, dass die Tritiumkonzentration auf 1500 Becquerel pro Liter sinkt, was weniger als einem Vierzigstel der nationalen Sicherheitsnorm entspreche. 

Japans Atomaufsichtsbehörde hatte kürzlich grünes Licht gegeben. Zuvor hatte auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) den Verklappungsplänen zugestimmt. Japan erfülle die internationalen Sicherheitsstandards, und die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt seien "vernachlässigbar", befand die IAEA. Fachleute verweisen darauf, dass Atomkraftwerke in aller Welt schon seit Jahrzehnten routinemäßig belastetes Kühlwasser ins Meer ableiten. Japans Fischereiverbände befürchten jedoch, dass der Ruf ihrer Erzeugnisse weiter beschädigt wird. Sie versuchen sich seit dem Fukushima-Desaster geschäftlich zu erholen. 

Der Betreiberkonzern Tepco will in dem noch bis März 2024 laufenden Geschäftsjahr insgesamt 31.200 Tonnen des aufbereiteten Kühlwassers in vier Schüben ins Meer ableiten, berichtete die japanische Tageszeitung Asahi Shimbun. Dies entspreche in etwa dem Inhalt von 30 der mehr als 1.000 Tanks, hieß es.

"Wir sind zutiefst enttäuscht und empört über die Ankündigung der japanischen Regierung, radioaktiv belastetes Wasser in den Ozean zu leiten", sagte Hisayo Takada von der Umweltschutzgruppe Greenpeace Japan. Die Regierung habe sich über die Bedenken von Fischern, Bürgern und der internationalen Gemeinschaft, vor allem in der Pazifikregion und den Nachbarländern, hinweggesetzt. "Anstatt die Mängel des aktuellen Stilllegungsplans, die andauernde Atomkrise und den massiven Bedarf an öffentlichen Mitteln anzuerkennen, beabsichtigt die japanische Regierung, weitere Atomreaktoren wieder in Betrieb zu nehmen", erklärte Greenpeace in einer Stellungnahme. 

China und Russland, die sich ebenfalls gegen die Verklappung im Meer aussprechen, drangen nach Informationen der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo Tokio kürzlich gemeinsam darauf, stattdessen eine Verdampfung des Kühlwassers in Erwägung zu ziehen. Eine Verdampfung und Freisetzung in die Atmosphäre habe geringere Auswirkungen auf die Nachbarländer als die Einleitung ins Meer, zitierte Kyodo aus einem der japanischen Regierung vorgelegten Dokument.

 

Dienstag, 22.08.2023, 15:18 Uhr
dpa
Energie & Management > Kernkraft - Japan verklappt demnächst Kühlwasser aus Fukushima
Quelle: Shutterstock / Vaclav Volrab
Kernkraft
Japan verklappt demnächst Kühlwasser aus Fukushima
Gut zwölf Jahre nach den Fukushima-Kernschmelzen beginnt Japan mit der Ableitung aufbereiteten Kühlwassers aus der Atomruine ins Meer.
Ungeachtet großer Sorgen unter Fischern und Nachbarstaaten beginnt Japan mit der umstrittenen Einleitung aufbereiteten Kühlwassers aus der Atomruine Fukushima ins Meer. Die Verklappung soll am 24. Januar beginnen, sofern das Wetter mitspielt. Das entschied das Kabinett von Ministerpräsident Fumio Kishida am 22. Januar.

Kishidas Regierung argumentiert, dass auf dem Gelände der Atomruine der Platz zur Lagerung des Kühlwassers ausgehe und dadurch die Stilllegungsarbeiten behindert würden. Die Ableitung des Wassers in den Pazifischen Ozean sei eine Angelegenheit, die "nicht aufgeschoben werden kann", so der konservative Regierungschef.

Japans Fischereiverbände äußerten bis zum letzten Tag ihre entschiedene Ablehnung. Auch Umweltschützer und Nachbarn wie China übten Kritik. 

Im AKW Fukushima Daiichi war es im März 2011 in Folge eines schweren Erdbebens und gewaltigen Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Die Reaktoren müssen weiter mit Wasser gekühlt werden, das in mehr als 1.000 Tanks gelagert wird. Doch nun geht der Platz dafür nach Angaben von Tepco aus. Zudem drohe eine langfristige Lagerung auf dem Gelände die Stilllegungsarbeiten an der Atomruine zu behindern. Auch bestehe das Risiko von Lecks, hieß es. 

Daher sollen die mehr als 1,3 Millionen Tonnen Wasser über einen eigens hierzu in den Pazifik gebauten, 1 Kilometer langen Tunnel ins Meer geleitet werden. Dies wird voraussichtlich etwa 30 Jahre in Anspruch nehmen.

Vor der Verklappung im Pazifik wird das belastete Kühlwasser zunächst aufbereitet. Das Filtersystem kann allerdings das radioaktive Isotop Tritium nicht herausfiltern. Tepco will das Wasser daher so weit verdünnen, dass die Tritiumkonzentration auf 1500 Becquerel pro Liter sinkt, was weniger als einem Vierzigstel der nationalen Sicherheitsnorm entspreche. 

Japans Atomaufsichtsbehörde hatte kürzlich grünes Licht gegeben. Zuvor hatte auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) den Verklappungsplänen zugestimmt. Japan erfülle die internationalen Sicherheitsstandards, und die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt seien "vernachlässigbar", befand die IAEA. Fachleute verweisen darauf, dass Atomkraftwerke in aller Welt schon seit Jahrzehnten routinemäßig belastetes Kühlwasser ins Meer ableiten. Japans Fischereiverbände befürchten jedoch, dass der Ruf ihrer Erzeugnisse weiter beschädigt wird. Sie versuchen sich seit dem Fukushima-Desaster geschäftlich zu erholen. 

Der Betreiberkonzern Tepco will in dem noch bis März 2024 laufenden Geschäftsjahr insgesamt 31.200 Tonnen des aufbereiteten Kühlwassers in vier Schüben ins Meer ableiten, berichtete die japanische Tageszeitung Asahi Shimbun. Dies entspreche in etwa dem Inhalt von 30 der mehr als 1.000 Tanks, hieß es.

"Wir sind zutiefst enttäuscht und empört über die Ankündigung der japanischen Regierung, radioaktiv belastetes Wasser in den Ozean zu leiten", sagte Hisayo Takada von der Umweltschutzgruppe Greenpeace Japan. Die Regierung habe sich über die Bedenken von Fischern, Bürgern und der internationalen Gemeinschaft, vor allem in der Pazifikregion und den Nachbarländern, hinweggesetzt. "Anstatt die Mängel des aktuellen Stilllegungsplans, die andauernde Atomkrise und den massiven Bedarf an öffentlichen Mitteln anzuerkennen, beabsichtigt die japanische Regierung, weitere Atomreaktoren wieder in Betrieb zu nehmen", erklärte Greenpeace in einer Stellungnahme. 

China und Russland, die sich ebenfalls gegen die Verklappung im Meer aussprechen, drangen nach Informationen der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo Tokio kürzlich gemeinsam darauf, stattdessen eine Verdampfung des Kühlwassers in Erwägung zu ziehen. Eine Verdampfung und Freisetzung in die Atmosphäre habe geringere Auswirkungen auf die Nachbarländer als die Einleitung ins Meer, zitierte Kyodo aus einem der japanischen Regierung vorgelegten Dokument.

 

Dienstag, 22.08.2023, 15:18 Uhr
dpa

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