Quelle: Hamburger Energiewerke
Die Abwärme mehrerer Hamburger Industrie- und Abfallverwertungsbetriebe soll im Sommer nicht mehr verpuffen, sondern Wasser für die CO2-neutrale Heizung im Winter erhitzen.
Die Hamburger Energiewerke haben am 30.
Dezember im Stadtteil Tiefstack nach eigenen Angaben die erste Probebohrung für einen saisonalen Aquifer-Wärmespeicher gestartet. Er soll dazu beitragen, die Fernwärmeversorgung von Hamburg, die derzeit unter anderem auf dem bisherigen Steinkohle-Block Tiefstack beruht, bis 2030 zu dekarbonisieren.
Der Aquifer-Wärmespeicher soll folgendermaßen funktionieren. Aus einem Hilfsbrunnen wird im Sommer aus bis zu 1.300
Metern Tiefe Thermalwasser nach oben befördert, mit industrieller Abwärme aus Industrie- und Abfallverwertungsbetrieben auf bis zu 85
Grad erhitzt und dann über einen 1.100
Meter entfernten Produktionsbrunnen in die Sandsteinschicht zurückgeleitet. Dort unten bildet sich um die Produktionsbohrung herum eine Wärmeblase, innerhalb derer die Wärme in der wasserführenden Gesteinsschicht gespeichert wird. Bei Bedarf wird das Thermalwasser während der Heizperiode nach oben in eine Technikzentrale befördert und die Wärme über einen Sekundärkreislauf ins Fernwärme-Netz eingespeist.
Für den Erfolg müssen beide Bohrungen eine ausreichende Förderrate belegen. Wissenschaftlich wird das Vorhaben im Rahmen des Verbundprojektes "Norddeutsches Reallabor" (NRL) obertägig von der TU
Hamburg begleitet, untertägig von der Uni Kiel. Bislang ist eine Speicherleistung von 2,6
MW und eine jährliche Kapazität von 5
Mio. kWh
th berechnet, die 1.400 Tonnen CO2 in der Hamburger Fernwärme einsparen würde. Die Hamburger Energiewerke gehen davon aus, in Tiefstack die gleichen Thermalwasserschichten zu finden wie im Juli bei der Geothermie-Bohrung in Wilhelmsburg (wir berichteten). Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Reallabor. Die Inbetriebnahme des Aquifer-Wärmespeichers wäre dann 2024.
Der Wärmespeicher gehört auch zum "Konzept Energiepark Tiefstack", mit dem das letzte Hamburger Kohlekraftwerk bis 2030 durch verschiedene klimaneutrale Wärmelösungen ersetzt werden soll, und zwar auch durch:
- Flusswasser-Wärmepumpen
- und Abwärme aus der Kupferhütte Aurubis sowie aus der Müllverwertungsanlage Borsigstraße,
- eine neue Wind-zu-Wärme-Anlage
- und einen großen Wärmespeicher.
Für die Spitzenlast wird das Heizkraftwerk Tiefstack von Steinkohle auf wahlweise Erdgas oder Rest- und Schadholz umgestellt.
Freitag, 30.12.2022, 17:09 Uhr
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