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Energie & Management > Klimaschutz - In Österreich sinkt die Zustimmung zur Energiewende
Quelle: Fotolia / PhotographyByMK
Klimaschutz

In Österreich sinkt die Zustimmung zur Energiewende

Der Ökostromausbau war laut einer am 25. Januar veröffentlichten Umfrage im Herbst 2023 weniger populär als ein Jahr zuvor. Er wurde aber weiterhin breit befürwortet.
Die Zustimmung der österreichischen Bevölkerung zur Energiewende und damit zum Ausbau der erneuerbaren Energien sowie zu klimapolitischen Maßnahmen sank von Herbst 2022 bis Herbst 2023 teils deutlich. Die Wende und der Ökostromausbau wurden jedoch weiterhin breit befürwortet. Das zeigt die am 25. Januar veröffentlichte Umfrage „Erneuerbare Energien in Österreich“, die im Oktober und November 2023 bereits zum 15. Mal durchgeführt wurde.

Die Wien Energie, der weit größte Kommunalversorger Österreichs, sowie die Österreich-Vertretung des US-amerikanischen Beratungskonzerns Deloitte, hatten auch diesmal die Ökonomin Nina Hampl vom Institut für Strategisches Management der Wirtschaftsuniversität Wien mit der Auswertung der von einem nicht namentlich genannten Martkforschungsinstitut erhobenen Daten beauftragt.

Das Institut hatte rund 1.000 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren online befragt. Repräsentativ ist die Umfrage für die Gesamtbevölkerung in Bezug auf Alter, Geschlecht, Bundesland, Ausbildungsgrad, Haushaltseinkommen und Wohnstatistik. Nicht repräsentativ ist sie hingegen beispielsweise für die Gesamtheit der österreichischen Stromkunden, teilte Hampl der Redaktion mit. Diesbezüglich sei die städtische Bevölkerung etwas überrepräsentiert. Hampl empfahl daher, die Daten nicht auf die Goldwaage zu legen. Worum es gehe, sei die grundsätzliche Tendenz.

Eindeutige Tendenz

Diese Tendenz aber ist Hampl zufolge eindeutig. Stimmten im Herbst 2022 noch 89 Prozent der Befragten der potenziellen Errichtung einer größeren Photovoltaikanlage in der Nähe ihrer Heimatgemeinde zu, waren es im Herbst 2023 nur mehr 83 Prozent. Für den Bau einer Windkraftanlage konnten sich 63 Prozent erwärmen, 2022 waren es 69 Prozent gewesen. Ein Kleinwasserkraftwerk schließlich wäre im Herbst 2023 für 74 Prozent in Frage gekommen, verglichen mit 78 Prozent im Herbst 2022. Im Durchschnitt der abgefragten Technologien sank die Zustimmung zur Errichtung einer Anlage unweit des eigenen Wohnorts von 79 auf 74 Prozent.

Rückläufig war auch die generelle Zustimmung zum Ausbau der einzelnen Technologien. Hinsichtlich PV-Anlagen auf Dächern und Fassaden verringerte sich diese von 81 auf 72 Prozent, bezüglich Freiflächenanlagen von 54 auf 44 Prozent, betreffend die Windräder von 62 auf 52 Prozent und bei der Kleinwasserkraft von 63 auf 57 Prozent.

Anreize statt Verbote

Ein ähnliches Bild zeigt die Umfrage was die energie- und klimapolitischen Ziele Österreichs betrifft. Den gesamten Strombedarf des Landes ab 2030 bilanziell mit erneuerbaren Energien zu decken, befürworteten nur mehr 55 Prozent der Befragten, verglichen mit 66 Prozent im Herbst 2022. Das Anliegen, Österreich bis 2040 „klimaneutral“ auszurichten, unterstützten im Herbst 2023 rund 51 Prozent, im Jahr zuvor waren es 60 Prozent gewesen. Wenig überraschend sprach sich eine Mehrheit von rund 67 Prozent der Befragten dafür aus, hinsichtlich der „Energie- und Mobilitätswende“ auf Anreize wie etwa Förderungen statt auf Verbote zu setzen. Im Herbst 2022 war diese Frage nicht gestellt worden. Etwa 47 Prozent bekundeten, die Regierung solle lieber die Inflation eindämmen als den Klimawandel. Auch hier liegt kein Vergleichswert für 2022 vor.

Generell betrachtet wollten die Befragten klimapolitische Maßnahmen eher bei anderen gesellschaftlichen Gruppen als bei der eigenen gesetzt wissen. So konstatierten 59 Prozent, die Bundesregierung möge die Unternehmen zu Energieeffizienzmaßnahmen verpflichten, 2022 waren es 66 Prozent. Nur 28 Prozent stimmten dagegen einer einschlägigen Pflicht für Haushalte zu, verglichen mit 34 Prozent im Herbst 2022. Persönlichen Einschränkungen zur Reduktion des Energiebedarfs gaben immerhin 57 Prozent ihren Segen. Allerdings waren es 2022 noch 68 Prozent gewesen.

Kunden nicht bevormunden

Hampl resümierte, die Stimmung bezüglich des Ausbaus der erneuerbaren Energien und klimapolitischer Maßnahmen sei „negativ.“ Dennoch appellierte sie an die politischen Entscheidungsträger, „die Weichen in Richtung der Energiewende zu stellen.“

Laut Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl ist es nicht verwunderlich, dass nach dem „Rekordjahr“ 2022 die Zustimmung zum Ökostromausbau zurückging: „Jetzt stehen eben andere Themen im Vordergrund, etwa die Inflation.“ Und es gebe ja auch erfreuliche Entwicklungen: In den Jahren 2022 und 2023 seien in Österreich mehr PV-Anlagen installiert worden als in den beiden vorangegangenen Jahrzehnten.

Auf die Frage, was die Politik tun sollte, um Maßnahmen im Sinne der Energiewende wieder populärer zu machen, wollte Strebl nicht eingehen: „Wir setzen keine Rahmenbedingungen, sondern müssen uns auf diese einstellen.“ Auch wolle die Wien Energie ihre Kunden nicht bevormunden: „Wir machen Angebote, aus denen die Kunden das für sie Passende wählen können.“

Donnerstag, 25.01.2024, 17:51 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Klimaschutz - In Österreich sinkt die Zustimmung zur Energiewende
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Klimaschutz
In Österreich sinkt die Zustimmung zur Energiewende
Der Ökostromausbau war laut einer am 25. Januar veröffentlichten Umfrage im Herbst 2023 weniger populär als ein Jahr zuvor. Er wurde aber weiterhin breit befürwortet.
Die Zustimmung der österreichischen Bevölkerung zur Energiewende und damit zum Ausbau der erneuerbaren Energien sowie zu klimapolitischen Maßnahmen sank von Herbst 2022 bis Herbst 2023 teils deutlich. Die Wende und der Ökostromausbau wurden jedoch weiterhin breit befürwortet. Das zeigt die am 25. Januar veröffentlichte Umfrage „Erneuerbare Energien in Österreich“, die im Oktober und November 2023 bereits zum 15. Mal durchgeführt wurde.

Die Wien Energie, der weit größte Kommunalversorger Österreichs, sowie die Österreich-Vertretung des US-amerikanischen Beratungskonzerns Deloitte, hatten auch diesmal die Ökonomin Nina Hampl vom Institut für Strategisches Management der Wirtschaftsuniversität Wien mit der Auswertung der von einem nicht namentlich genannten Martkforschungsinstitut erhobenen Daten beauftragt.

Das Institut hatte rund 1.000 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren online befragt. Repräsentativ ist die Umfrage für die Gesamtbevölkerung in Bezug auf Alter, Geschlecht, Bundesland, Ausbildungsgrad, Haushaltseinkommen und Wohnstatistik. Nicht repräsentativ ist sie hingegen beispielsweise für die Gesamtheit der österreichischen Stromkunden, teilte Hampl der Redaktion mit. Diesbezüglich sei die städtische Bevölkerung etwas überrepräsentiert. Hampl empfahl daher, die Daten nicht auf die Goldwaage zu legen. Worum es gehe, sei die grundsätzliche Tendenz.

Eindeutige Tendenz

Diese Tendenz aber ist Hampl zufolge eindeutig. Stimmten im Herbst 2022 noch 89 Prozent der Befragten der potenziellen Errichtung einer größeren Photovoltaikanlage in der Nähe ihrer Heimatgemeinde zu, waren es im Herbst 2023 nur mehr 83 Prozent. Für den Bau einer Windkraftanlage konnten sich 63 Prozent erwärmen, 2022 waren es 69 Prozent gewesen. Ein Kleinwasserkraftwerk schließlich wäre im Herbst 2023 für 74 Prozent in Frage gekommen, verglichen mit 78 Prozent im Herbst 2022. Im Durchschnitt der abgefragten Technologien sank die Zustimmung zur Errichtung einer Anlage unweit des eigenen Wohnorts von 79 auf 74 Prozent.

Rückläufig war auch die generelle Zustimmung zum Ausbau der einzelnen Technologien. Hinsichtlich PV-Anlagen auf Dächern und Fassaden verringerte sich diese von 81 auf 72 Prozent, bezüglich Freiflächenanlagen von 54 auf 44 Prozent, betreffend die Windräder von 62 auf 52 Prozent und bei der Kleinwasserkraft von 63 auf 57 Prozent.

Anreize statt Verbote

Ein ähnliches Bild zeigt die Umfrage was die energie- und klimapolitischen Ziele Österreichs betrifft. Den gesamten Strombedarf des Landes ab 2030 bilanziell mit erneuerbaren Energien zu decken, befürworteten nur mehr 55 Prozent der Befragten, verglichen mit 66 Prozent im Herbst 2022. Das Anliegen, Österreich bis 2040 „klimaneutral“ auszurichten, unterstützten im Herbst 2023 rund 51 Prozent, im Jahr zuvor waren es 60 Prozent gewesen. Wenig überraschend sprach sich eine Mehrheit von rund 67 Prozent der Befragten dafür aus, hinsichtlich der „Energie- und Mobilitätswende“ auf Anreize wie etwa Förderungen statt auf Verbote zu setzen. Im Herbst 2022 war diese Frage nicht gestellt worden. Etwa 47 Prozent bekundeten, die Regierung solle lieber die Inflation eindämmen als den Klimawandel. Auch hier liegt kein Vergleichswert für 2022 vor.

Generell betrachtet wollten die Befragten klimapolitische Maßnahmen eher bei anderen gesellschaftlichen Gruppen als bei der eigenen gesetzt wissen. So konstatierten 59 Prozent, die Bundesregierung möge die Unternehmen zu Energieeffizienzmaßnahmen verpflichten, 2022 waren es 66 Prozent. Nur 28 Prozent stimmten dagegen einer einschlägigen Pflicht für Haushalte zu, verglichen mit 34 Prozent im Herbst 2022. Persönlichen Einschränkungen zur Reduktion des Energiebedarfs gaben immerhin 57 Prozent ihren Segen. Allerdings waren es 2022 noch 68 Prozent gewesen.

Kunden nicht bevormunden

Hampl resümierte, die Stimmung bezüglich des Ausbaus der erneuerbaren Energien und klimapolitischer Maßnahmen sei „negativ.“ Dennoch appellierte sie an die politischen Entscheidungsträger, „die Weichen in Richtung der Energiewende zu stellen.“

Laut Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl ist es nicht verwunderlich, dass nach dem „Rekordjahr“ 2022 die Zustimmung zum Ökostromausbau zurückging: „Jetzt stehen eben andere Themen im Vordergrund, etwa die Inflation.“ Und es gebe ja auch erfreuliche Entwicklungen: In den Jahren 2022 und 2023 seien in Österreich mehr PV-Anlagen installiert worden als in den beiden vorangegangenen Jahrzehnten.

Auf die Frage, was die Politik tun sollte, um Maßnahmen im Sinne der Energiewende wieder populärer zu machen, wollte Strebl nicht eingehen: „Wir setzen keine Rahmenbedingungen, sondern müssen uns auf diese einstellen.“ Auch wolle die Wien Energie ihre Kunden nicht bevormunden: „Wir machen Angebote, aus denen die Kunden das für sie Passende wählen können.“

Donnerstag, 25.01.2024, 17:51 Uhr
Klaus Fischer

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