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Energie & Management > Gas - In Lubmin löst Wasserstoff das LNG ab
Shuttle-Schiff an der Regasifizierungseinheit "Neptune" in Lubmin. Quelle: Deutsche Regas
Gas

In Lubmin löst Wasserstoff das LNG ab

Die Protestaktionen am Wochenende haben die Bauarbeiten für das LNG-Terminal in Mukran auf Rügen nicht beeinträchtigt. Alles verlaufe nach Plan, erklärte ein Sprecher von Gascade.
Der Gasnetzbetreiber Gascade verlegt derzeit eine Pipeline, mit der die beiden Regasifizierungsschiffe, die im Industriehafen in Mukran (Mecklenburg-Vorpommern) festmachen sollen, mit dem Ferngasnetz verbunden werden. Die Inbetriebnahme der Anlagen soll noch in diesem Jahr erfolgen. Dabei ist – wie berichtet – geplant, dass die bisher noch in Lubmin stationierte „Neptune“ nach Mukran umzieht und zusätzlich eine zweite FSRU-Einheit (Floating Storage and Regasification Unit), die „Transgas Power“ nach Rügen verlegt wird. Das Terminal „Deutsche Ostsee“ würde damit über eine Einspeisekapazität von 13,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr verfügen.

Gegen die Terminal-Pläne der Bundesregierung gibt es vor Ort heftigen Widerstand, sowohl aus der Kommunalpolitik, die eine Beeinträchtigung des Fremdenverkehrs befürchtet, als auch seitens der Bevölkerung und von Umweltverbänden, die die Notwendigkeit der Anlage in Frage stellen. So gab es am Wochenende einen Protestzug mit 700 Teilnehmern, einige davon waren auf ein Rohrlager geklettert. Auch kam es zu einer Greenpeace-Aktionen gegen den Pipeline-Verleger „Castoro 10“ im Greifswalder Bodden, der die Arbeit deswegen vorübergehend einstellte.

All das hat keine Auswirkungen auf den Zeitplan, wie ein Sprecher von Gascade auf Anfrage der Redaktion mitteilte. „Alle Arbeiten sind darauf ausgerichtet, die mechanische Fertigstellung der Ostsee-Anbindungsleitung bis Ende 2023 zu erreichen“, erklärte er. Aktuell fänden die Verlegearbeiten im genehmigten ersten Seeabschnitt von Lubmin bis Kilometerpunkt 26 statt. Insgesamt ist die Pipeline 50 Kilometer lang. Vorgelagert zur Arbeit des Verlegeschiffes wird von Schwimmbaggern der Rohgraben ausgehoben.

Als Vorteil des Standortes Mukran gilt, dass hier – im Gegensatz zu Lubmin − die großen LNG-Tanker direkt an den FSRU festmachen können. In Lubmin musste wegen der geringen Wassertiefe mit Shuttle-Schiffen gearbeitet werden. Die übernahmen das LNG auf hoher See von den Tankern und transportierten es zur Regasifizierungseinheit. Dieses umständliche Verfahren gehört mit dem Umzug der „Neptune“ nach Mukran der Vergangenheit an.

Start mit 200 MW Elektrolyse-Kapazität

Unterdessen hat die Deutsche Regas jetzt bekannt gegeben, wie es an dem bisherigen Standort Lubmin weitergehen soll: Das Unternehmen plant dort einen Großelektrolyseur zur Produktion von grünem Wasserstoff. Nach Abschluss der Entwurfsplanung, so heißt es in einer Mitteilung, starte jetzt die sogenannte Front End Engeneering and Design-Phase (FEED).

Die geplante Elekrolyse-Anlage soll in der ersten Ausbaustufe ab dem zweiten Halbjahr 2026 zunächst mit einer Leistung von 200 MW in Betrieb gehen. Weitere 300 MW sollen bis 2028 dazukommen. Bereits in der ersten Phase können damit nach Berechnungen der Regas jährlich rund 30.000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden, nach der zweiten Ausbaustufe sollen es 80.000 Tonnen sein.

Der für die Produktion benötigte Strom aus erneuerbaren Energien kann von Windkraftanlagen zur Verfügung gestellt werden. Der Wasserstoff soll über eine von Gascade im Rahmen des Projektes „Flow – making hydrogen happen“ geplante Pipeline in das zukünftige Wasserstoffnetz eingespeist werden.

Die Deutsche Regas hat nach eigenen Angaben für das Projekt bereits im Sommer 2022 ein rund 6 Hektar großes Gelände direkt am Industriehafen Lubmin erworben, das kürzlich noch einmal erweitert wurde. „Die Deutsche Regas setzt mit dem Wasserstoffprojekt in Lubmin als eines der ersten Unternehmen in Deutschland auf die Produktion von grünem Wasserstoff. Somit werden wir einen wichtigen Anteil zur Umsetzung der Energiewende leisten“, erklärte Geschäftsführer Ingo Wagner zu den Planungen.

Wie es mit Wasserstoff und LNG weitergeht

Das in Lubmin geplante PEM-Verfahren für die Elektrolyse hat einen Wirkungsgrad von bis zu 75 Prozent und eignet sich besonders für den Betrieb mit Strom aus Windkraft- oder Photovoltaik-Anlagen. Das Projekt „Flow – making hydrogen happen“, hat sich den Umbau bestehender Erdgasinfrastruktur auf Wasserstoff zum Ziel gesetzt. Mit gut 1.100 Kilometer Leitung soll bis 2028 zunächst eine leistungsstarke Nord-Süd-Transportroute für klimaneutralen Wasserstoff realisiert werden.

Schwimmende LNG-Terminals sind seit vergangenem Winter neben Lubmin in Wilhelmshaven und Brunsbüttel in Betrieb. Im kommenden Winter sollen neben Mukran weitere in Stade und Wilhelmshaven in Betrieb gehen. Stationäre Terminals mit Lagertanks sind später in Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel vorgesehen.
 

Dienstag, 26.09.2023, 12:27 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Gas - In Lubmin löst Wasserstoff das LNG ab
Shuttle-Schiff an der Regasifizierungseinheit "Neptune" in Lubmin. Quelle: Deutsche Regas
Gas
In Lubmin löst Wasserstoff das LNG ab
Die Protestaktionen am Wochenende haben die Bauarbeiten für das LNG-Terminal in Mukran auf Rügen nicht beeinträchtigt. Alles verlaufe nach Plan, erklärte ein Sprecher von Gascade.
Der Gasnetzbetreiber Gascade verlegt derzeit eine Pipeline, mit der die beiden Regasifizierungsschiffe, die im Industriehafen in Mukran (Mecklenburg-Vorpommern) festmachen sollen, mit dem Ferngasnetz verbunden werden. Die Inbetriebnahme der Anlagen soll noch in diesem Jahr erfolgen. Dabei ist – wie berichtet – geplant, dass die bisher noch in Lubmin stationierte „Neptune“ nach Mukran umzieht und zusätzlich eine zweite FSRU-Einheit (Floating Storage and Regasification Unit), die „Transgas Power“ nach Rügen verlegt wird. Das Terminal „Deutsche Ostsee“ würde damit über eine Einspeisekapazität von 13,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr verfügen.

Gegen die Terminal-Pläne der Bundesregierung gibt es vor Ort heftigen Widerstand, sowohl aus der Kommunalpolitik, die eine Beeinträchtigung des Fremdenverkehrs befürchtet, als auch seitens der Bevölkerung und von Umweltverbänden, die die Notwendigkeit der Anlage in Frage stellen. So gab es am Wochenende einen Protestzug mit 700 Teilnehmern, einige davon waren auf ein Rohrlager geklettert. Auch kam es zu einer Greenpeace-Aktionen gegen den Pipeline-Verleger „Castoro 10“ im Greifswalder Bodden, der die Arbeit deswegen vorübergehend einstellte.

All das hat keine Auswirkungen auf den Zeitplan, wie ein Sprecher von Gascade auf Anfrage der Redaktion mitteilte. „Alle Arbeiten sind darauf ausgerichtet, die mechanische Fertigstellung der Ostsee-Anbindungsleitung bis Ende 2023 zu erreichen“, erklärte er. Aktuell fänden die Verlegearbeiten im genehmigten ersten Seeabschnitt von Lubmin bis Kilometerpunkt 26 statt. Insgesamt ist die Pipeline 50 Kilometer lang. Vorgelagert zur Arbeit des Verlegeschiffes wird von Schwimmbaggern der Rohgraben ausgehoben.

Als Vorteil des Standortes Mukran gilt, dass hier – im Gegensatz zu Lubmin − die großen LNG-Tanker direkt an den FSRU festmachen können. In Lubmin musste wegen der geringen Wassertiefe mit Shuttle-Schiffen gearbeitet werden. Die übernahmen das LNG auf hoher See von den Tankern und transportierten es zur Regasifizierungseinheit. Dieses umständliche Verfahren gehört mit dem Umzug der „Neptune“ nach Mukran der Vergangenheit an.

Start mit 200 MW Elektrolyse-Kapazität

Unterdessen hat die Deutsche Regas jetzt bekannt gegeben, wie es an dem bisherigen Standort Lubmin weitergehen soll: Das Unternehmen plant dort einen Großelektrolyseur zur Produktion von grünem Wasserstoff. Nach Abschluss der Entwurfsplanung, so heißt es in einer Mitteilung, starte jetzt die sogenannte Front End Engeneering and Design-Phase (FEED).

Die geplante Elekrolyse-Anlage soll in der ersten Ausbaustufe ab dem zweiten Halbjahr 2026 zunächst mit einer Leistung von 200 MW in Betrieb gehen. Weitere 300 MW sollen bis 2028 dazukommen. Bereits in der ersten Phase können damit nach Berechnungen der Regas jährlich rund 30.000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden, nach der zweiten Ausbaustufe sollen es 80.000 Tonnen sein.

Der für die Produktion benötigte Strom aus erneuerbaren Energien kann von Windkraftanlagen zur Verfügung gestellt werden. Der Wasserstoff soll über eine von Gascade im Rahmen des Projektes „Flow – making hydrogen happen“ geplante Pipeline in das zukünftige Wasserstoffnetz eingespeist werden.

Die Deutsche Regas hat nach eigenen Angaben für das Projekt bereits im Sommer 2022 ein rund 6 Hektar großes Gelände direkt am Industriehafen Lubmin erworben, das kürzlich noch einmal erweitert wurde. „Die Deutsche Regas setzt mit dem Wasserstoffprojekt in Lubmin als eines der ersten Unternehmen in Deutschland auf die Produktion von grünem Wasserstoff. Somit werden wir einen wichtigen Anteil zur Umsetzung der Energiewende leisten“, erklärte Geschäftsführer Ingo Wagner zu den Planungen.

Wie es mit Wasserstoff und LNG weitergeht

Das in Lubmin geplante PEM-Verfahren für die Elektrolyse hat einen Wirkungsgrad von bis zu 75 Prozent und eignet sich besonders für den Betrieb mit Strom aus Windkraft- oder Photovoltaik-Anlagen. Das Projekt „Flow – making hydrogen happen“, hat sich den Umbau bestehender Erdgasinfrastruktur auf Wasserstoff zum Ziel gesetzt. Mit gut 1.100 Kilometer Leitung soll bis 2028 zunächst eine leistungsstarke Nord-Süd-Transportroute für klimaneutralen Wasserstoff realisiert werden.

Schwimmende LNG-Terminals sind seit vergangenem Winter neben Lubmin in Wilhelmshaven und Brunsbüttel in Betrieb. Im kommenden Winter sollen neben Mukran weitere in Stade und Wilhelmshaven in Betrieb gehen. Stationäre Terminals mit Lagertanks sind später in Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel vorgesehen.
 

Dienstag, 26.09.2023, 12:27 Uhr
Günter Drewnitzky

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