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Energie & Management > Klimaschutz - Hohe CO2-Preise spülen 7,7 Milliarden in die Staatskasse
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Klimaschutz

Hohe CO2-Preise spülen 7,7 Milliarden in die Staatskasse

Im Jahr 2023 sind an der Energiebörse EEX gut 91 Millionen Zertifikate für deutsche CO2-Emissionen versteigert worden. Daraus ergab sich ein Erlös von rund 7,7 Milliarden Euro.
Die deutschen Primärversteigerungen von CO2-Emissionsberechtigungen (EUA) waren 2023 besonders lukrativ für den Bund. Der volumengewichtete Durchschnittserlös pro Berechtigung lag bei 83,66 Euro/Tonne CO2. Mehr als 91 Millionen Zertifikate wurden versteigert, was zu einer Rekordeinnahme von rund 7,7 Milliarden Euro führte. Diese fließt dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) zu und soll für Maßnahmen zur Dekarbonisierung und Energiewende eingesetzt werden.

2022 waren noch 85 Millionen Zertifikate zum Gesamterlös von 6,8 Milliarden Euro versteigert worden. Damals betrug der Durchschnittspreis 80,32 Euro/Tonne CO2.

Die deutschen Auktionen werden wöchentlich am Spotmarkt der Energiebörse EEX durchgeführt. Zuständige Behörde für die deutschen Versteigerungen ist die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt (UBA).

Bei der EUA-Auktion am 24. Februar 2023 wurde laut des nun veröffentlichten Jahresberichts der DEHSt mit 95,83 Euro/Tonne CO2 der höchste Preis für 2023 und gleichzeitig der zweithöchste Preis seit Beginn der Versteigerungen im Jahr 2010 erzielt. EUA sind EU Allowances, also Emissionsgenehmigungen für das Klimagas CO2, EUAA (EU Aviation Allowances) gelten für den Luftverkehr. Der Bericht umfasst den EUA-Sekundärmarkt an der EEX, in dem in den Primärauktionen erworbene EUA weitergehandelt werden, nicht.

Mehr Teilnehmer an den Auktionen

Im Jahresmittel beteiligten sich durchschnittlich 20 Bieter an den deutschen EUA-Versteigerungen, die durchschnittliche Anzahl der erfolgreichen Bieter belief sich
auf 14. Die Bieterbeteiligung lag damit im Jahr 2023 leicht über dem Vorjahresniveau. Die durchschnittliche Zuschlagswahrscheinlichkeit in einer Primärauktion aus Sicht eines Bieters lag im Jahresmittel bei etwa 71 Prozent.

Der Jahresbericht stellt fest, dass im Jahr 2023 der Anteil an den ersteigerten Auktionsvolumina von Anlagenbetreibern gegenüber dem Vorjahreszeitraum rückläufig war. Vor allem von September an lag der Anteil deutlich unter dem gleitenden gleich gewichteten Durchschnitt der vergangenen zwölf Monate. Im Dezember wurden insgesamt 46 Prozent der Auktionsmengen von diesen Anlagenbetreibern erworben. Damit lag der Anlagenbetreiber-Anteil erstmals seit April 2020 unter 50 Prozent. Auch die Anteile bei den erfolgreichen Bietern lagen in der zweiten Jahreshälfte unterhalb des gleitenden Durchschnittswertes.

Luftverkehrs-Emissionen

Der Luftverkehr wird seit 2012 in das EU-ETS 1 (Emissionshandelssystem 1) einbezogen. Zusätzlich wurden am 18. Oktober 2023 auch 907.000 Luftverkehrsberechtigungen (EUAA) für Deutschland im Gesamtwert von 74 Millionen Euro versteigert. Der Zuschlagspreis für die zwölf erfolgreichen Bieter lag bei 81,72 Euro/Tonne CO2. Insgesamt beteiligten sich 13 Bieter mit gültigen Geboten im Gesamtumfang von knapp 2 Millionen Berechtigungen an der Versteigerung.

Hintergrund Emissionshandel

Die Bundesrepublik Deutschland versteigert die ihr von der EU zugeteilten Emissionsberechtigungen bereits seit Anfang 2010 an der Leipziger Energiebörse EEX. Europaweit ist sie seit Anfang der dritten Handelsperiode die Grundzuteilungsregel im Europäischen Emissionshandel (EU-ETS 1). Im Laufe besagter Handelsperiode wurde etwas mehr als die Hälfte der Emissionsberechtigungen versteigert. Dies gilt grundsätzlich auch für die 2021 gestartete vierte Handelsperiode. Die Bundesrepublik hat an dieser europaweiten Auktionsmenge einen effektiven Anteil von etwa 22 Prozent.

Obwohl der grundsätzliche regulatorische Rahmen der EU-Auktionsverordnung seit dem Start der dritten Handelsperiode weitgehend unverändert blieb und grundsätzlich auch für die vierte Handelsperiode (2021 bis 2030) gilt, wurden in diesem Zeitraum weitreichende Beschlüsse zu den Auktionsmengen getroffen. Außerdem war der Betrachtungszeitraum durch spürbare Veränderungen am europäischen Kohlenstoffmarkt geprägt, die sich deutlich auf die Preisniveaus niedergeschlagen haben.
 
Ergebnisse der Versteigerungen von CO2-Zertifikaten 2012 bis 2023 -
- Zum Vergrößern bitte auf die Tabelle klicken -
Quelle: EEX und DEHSt

Die Entwicklung der Auktionsmengen wurde im Zeitraum 2014 bis 2016 wesentlich durch den sogenannten „Backloading“-Beschluss beeinflusst. Dieser sah vor, dass die geplanten Auktionsmengen EU-weit um rund 900 Millionen EUA gekürzt werden. Im Einklang mit diesem Beschluss wurden auch die deutschen Auktionsmengen im besagten Zeitraum um rund 174 Millionen EUA gekürzt.

Seit Jahresbeginn 2019 ist zudem die Marktstabilitätsreserve (MSR) in Kraft. Das zu versteigernde EUA-Volumen wurde entsprechend dem MSR-Mechanismus EU-weit im Zeitraum 2019 bis 2023 um mehr als 1,7 Milliarden EUA gekürzt, die deutschen Auktionsmengen anteilig um rund 400 Millionen EUA. Neben den
 
Anpassungen der Auktionsmengen hatte die EUA-Preisentwicklung an den Leitmärkten einen wesentlichen Effekt auf die Erlösentwicklung der einzelnen Jahre.

Informationen zu den Versteigerungen sind auf der EEX Internetseite abrufbar.

Freitag, 8.03.2024, 14:32 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Klimaschutz - Hohe CO2-Preise spülen 7,7 Milliarden in die Staatskasse
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Klimaschutz
Hohe CO2-Preise spülen 7,7 Milliarden in die Staatskasse
Im Jahr 2023 sind an der Energiebörse EEX gut 91 Millionen Zertifikate für deutsche CO2-Emissionen versteigert worden. Daraus ergab sich ein Erlös von rund 7,7 Milliarden Euro.
Die deutschen Primärversteigerungen von CO2-Emissionsberechtigungen (EUA) waren 2023 besonders lukrativ für den Bund. Der volumengewichtete Durchschnittserlös pro Berechtigung lag bei 83,66 Euro/Tonne CO2. Mehr als 91 Millionen Zertifikate wurden versteigert, was zu einer Rekordeinnahme von rund 7,7 Milliarden Euro führte. Diese fließt dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) zu und soll für Maßnahmen zur Dekarbonisierung und Energiewende eingesetzt werden.

2022 waren noch 85 Millionen Zertifikate zum Gesamterlös von 6,8 Milliarden Euro versteigert worden. Damals betrug der Durchschnittspreis 80,32 Euro/Tonne CO2.

Die deutschen Auktionen werden wöchentlich am Spotmarkt der Energiebörse EEX durchgeführt. Zuständige Behörde für die deutschen Versteigerungen ist die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt (UBA).

Bei der EUA-Auktion am 24. Februar 2023 wurde laut des nun veröffentlichten Jahresberichts der DEHSt mit 95,83 Euro/Tonne CO2 der höchste Preis für 2023 und gleichzeitig der zweithöchste Preis seit Beginn der Versteigerungen im Jahr 2010 erzielt. EUA sind EU Allowances, also Emissionsgenehmigungen für das Klimagas CO2, EUAA (EU Aviation Allowances) gelten für den Luftverkehr. Der Bericht umfasst den EUA-Sekundärmarkt an der EEX, in dem in den Primärauktionen erworbene EUA weitergehandelt werden, nicht.

Mehr Teilnehmer an den Auktionen

Im Jahresmittel beteiligten sich durchschnittlich 20 Bieter an den deutschen EUA-Versteigerungen, die durchschnittliche Anzahl der erfolgreichen Bieter belief sich
auf 14. Die Bieterbeteiligung lag damit im Jahr 2023 leicht über dem Vorjahresniveau. Die durchschnittliche Zuschlagswahrscheinlichkeit in einer Primärauktion aus Sicht eines Bieters lag im Jahresmittel bei etwa 71 Prozent.

Der Jahresbericht stellt fest, dass im Jahr 2023 der Anteil an den ersteigerten Auktionsvolumina von Anlagenbetreibern gegenüber dem Vorjahreszeitraum rückläufig war. Vor allem von September an lag der Anteil deutlich unter dem gleitenden gleich gewichteten Durchschnitt der vergangenen zwölf Monate. Im Dezember wurden insgesamt 46 Prozent der Auktionsmengen von diesen Anlagenbetreibern erworben. Damit lag der Anlagenbetreiber-Anteil erstmals seit April 2020 unter 50 Prozent. Auch die Anteile bei den erfolgreichen Bietern lagen in der zweiten Jahreshälfte unterhalb des gleitenden Durchschnittswertes.

Luftverkehrs-Emissionen

Der Luftverkehr wird seit 2012 in das EU-ETS 1 (Emissionshandelssystem 1) einbezogen. Zusätzlich wurden am 18. Oktober 2023 auch 907.000 Luftverkehrsberechtigungen (EUAA) für Deutschland im Gesamtwert von 74 Millionen Euro versteigert. Der Zuschlagspreis für die zwölf erfolgreichen Bieter lag bei 81,72 Euro/Tonne CO2. Insgesamt beteiligten sich 13 Bieter mit gültigen Geboten im Gesamtumfang von knapp 2 Millionen Berechtigungen an der Versteigerung.

Hintergrund Emissionshandel

Die Bundesrepublik Deutschland versteigert die ihr von der EU zugeteilten Emissionsberechtigungen bereits seit Anfang 2010 an der Leipziger Energiebörse EEX. Europaweit ist sie seit Anfang der dritten Handelsperiode die Grundzuteilungsregel im Europäischen Emissionshandel (EU-ETS 1). Im Laufe besagter Handelsperiode wurde etwas mehr als die Hälfte der Emissionsberechtigungen versteigert. Dies gilt grundsätzlich auch für die 2021 gestartete vierte Handelsperiode. Die Bundesrepublik hat an dieser europaweiten Auktionsmenge einen effektiven Anteil von etwa 22 Prozent.

Obwohl der grundsätzliche regulatorische Rahmen der EU-Auktionsverordnung seit dem Start der dritten Handelsperiode weitgehend unverändert blieb und grundsätzlich auch für die vierte Handelsperiode (2021 bis 2030) gilt, wurden in diesem Zeitraum weitreichende Beschlüsse zu den Auktionsmengen getroffen. Außerdem war der Betrachtungszeitraum durch spürbare Veränderungen am europäischen Kohlenstoffmarkt geprägt, die sich deutlich auf die Preisniveaus niedergeschlagen haben.
 
Ergebnisse der Versteigerungen von CO2-Zertifikaten 2012 bis 2023 -
- Zum Vergrößern bitte auf die Tabelle klicken -
Quelle: EEX und DEHSt

Die Entwicklung der Auktionsmengen wurde im Zeitraum 2014 bis 2016 wesentlich durch den sogenannten „Backloading“-Beschluss beeinflusst. Dieser sah vor, dass die geplanten Auktionsmengen EU-weit um rund 900 Millionen EUA gekürzt werden. Im Einklang mit diesem Beschluss wurden auch die deutschen Auktionsmengen im besagten Zeitraum um rund 174 Millionen EUA gekürzt.

Seit Jahresbeginn 2019 ist zudem die Marktstabilitätsreserve (MSR) in Kraft. Das zu versteigernde EUA-Volumen wurde entsprechend dem MSR-Mechanismus EU-weit im Zeitraum 2019 bis 2023 um mehr als 1,7 Milliarden EUA gekürzt, die deutschen Auktionsmengen anteilig um rund 400 Millionen EUA. Neben den
 
Anpassungen der Auktionsmengen hatte die EUA-Preisentwicklung an den Leitmärkten einen wesentlichen Effekt auf die Erlösentwicklung der einzelnen Jahre.

Informationen zu den Versteigerungen sind auf der EEX Internetseite abrufbar.

Freitag, 8.03.2024, 14:32 Uhr
Susanne Harmsen

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