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Energie & Management > Klimaschutz - Heizkraftwerk zieht Holz aus Afrika ins Kalkül
Bild: Leonid Tit, Fotolia
Klimaschutz

Heizkraftwerk zieht Holz aus Afrika ins Kalkül

Der Energieversorger Wärme Hamburg prüft, ob er künftig Holz aus Namibia in einem Heizkraftwerk nutzt. Umweltschützer gehen auf die Barrikaden.
„Wälder und Savannen nicht verfeuern!“ Banner mit solchen Botschaften prangten dieser Tage vor dem Heizkraftwerk Tiefstack im Hamburger Stadtteil Billbrook. Entrollt hatten sie Unterstützer der Umweltschutzorganisation Robin Wood. Grund für die Aktion: Der kommunale Energieversorger Wärme Hamburg überlegt, Holz aus Namibia zu nutzen. Biomasse soll Kohle ersetzen.

Die Umweltschützer sehen die Gefahr, dass Großkraftwerke im Zuge des Kohleausstiegs auf Holz als Brennstoff umstellen. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. So soll es höhere Ausschreibungsvolumen für Strom aus Biomasse geben, und dieser Strom soll höher vergütet werden können – der Einsatz von Holz könnte sich anders als bisher lohnen.

Einen Anreiz könnte auch die neue Verordnung zur Förderung der erneuerbaren Wärme erzeugen. Zudem soll der Kohleausstieg mit einem Förderprogramm zur Umrüstung auf Gas oder Biomasse befeuert werden. Rückendeckung dafür kommt aus Brüssel. Die EU-Kommission steht auf dem Standpunkt, dass eine nachhaltige Nutzung von Holz als Brennstoff praktikabel ist.

Kriterien dafür, was Nachhaltigkeit konkret bedeuten soll, hat die EU jedoch bisher nicht festgelegt. Holz aus Namibia zu verbrennen, wäre nach Auffassung von Robin Wood alles andere als nachhaltig. Die Treibhausgasemissionen stiegen etwa durch eine Nutzung der abgeholzten Flächen für die Rinderhaltung sowie in Folge der Produktion von Pellets oder Holzhackschnitzeln. Hinzu kämen Emissionen beim Transport des Holzes. 

Erhebliches Problem mit Verbuschung

Bei Wärme Hamburg kann man die Aufregung nicht nachvollziehen. "Das ist ein Projekt, das wir mit Unterstützung der Stadt Hamburg, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und anderen Partnern ins Auge gefasst haben“, sagt ein Sprecher des Unternehmens. Warum ausgerechnet Namibia? „In Namibia gibt es ein erhebliches Problem mit Verbuschung, allein um solche Biomasse geht es.“

Ob je ein Holzschnitzel aus dem Land in Tiefstack landet, steht offenbar längst noch nicht fest. „Wir prüfen noch, ob die Nutzung überhaupt möglich ist. Wir schauen, was das aus technischer und logistischer Sicht bedeuten würde – nicht zuletzt im Hinblick auf den CO2-Ausstoß – und natürlich darauf, wie die Menschen vor Ort das sehen“, sagt der Unternehmenssprecher. Auch über einen Start oder gar Abnahmemengen zu sprechen, wäre noch viel zu früh, ist zu erfahren.

Bei Wärme Hamburg überlege man, „ob und inwieweit wir als Ersatz des heutigen Kohlekraftwerks Tiefstack Biomasse, wo auch immer die herkommt, nach 2030 nutzen können“. Das Hamburger Versorgungsunternehmen ist nicht einzige, das Holz anstelle von Kohle in Erwägung zieht. Auch das im Engie-Kraftwerk Wilhelmshaven sieht man laut Robin Wood Holz als mögliche Alternative.

Dienstag, 2.03.2021, 10:17 Uhr
Manfred Fischer
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Bild: Leonid Tit, Fotolia
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Heizkraftwerk zieht Holz aus Afrika ins Kalkül
Der Energieversorger Wärme Hamburg prüft, ob er künftig Holz aus Namibia in einem Heizkraftwerk nutzt. Umweltschützer gehen auf die Barrikaden.
„Wälder und Savannen nicht verfeuern!“ Banner mit solchen Botschaften prangten dieser Tage vor dem Heizkraftwerk Tiefstack im Hamburger Stadtteil Billbrook. Entrollt hatten sie Unterstützer der Umweltschutzorganisation Robin Wood. Grund für die Aktion: Der kommunale Energieversorger Wärme Hamburg überlegt, Holz aus Namibia zu nutzen. Biomasse soll Kohle ersetzen.

Die Umweltschützer sehen die Gefahr, dass Großkraftwerke im Zuge des Kohleausstiegs auf Holz als Brennstoff umstellen. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. So soll es höhere Ausschreibungsvolumen für Strom aus Biomasse geben, und dieser Strom soll höher vergütet werden können – der Einsatz von Holz könnte sich anders als bisher lohnen.

Einen Anreiz könnte auch die neue Verordnung zur Förderung der erneuerbaren Wärme erzeugen. Zudem soll der Kohleausstieg mit einem Förderprogramm zur Umrüstung auf Gas oder Biomasse befeuert werden. Rückendeckung dafür kommt aus Brüssel. Die EU-Kommission steht auf dem Standpunkt, dass eine nachhaltige Nutzung von Holz als Brennstoff praktikabel ist.

Kriterien dafür, was Nachhaltigkeit konkret bedeuten soll, hat die EU jedoch bisher nicht festgelegt. Holz aus Namibia zu verbrennen, wäre nach Auffassung von Robin Wood alles andere als nachhaltig. Die Treibhausgasemissionen stiegen etwa durch eine Nutzung der abgeholzten Flächen für die Rinderhaltung sowie in Folge der Produktion von Pellets oder Holzhackschnitzeln. Hinzu kämen Emissionen beim Transport des Holzes. 

Erhebliches Problem mit Verbuschung

Bei Wärme Hamburg kann man die Aufregung nicht nachvollziehen. "Das ist ein Projekt, das wir mit Unterstützung der Stadt Hamburg, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und anderen Partnern ins Auge gefasst haben“, sagt ein Sprecher des Unternehmens. Warum ausgerechnet Namibia? „In Namibia gibt es ein erhebliches Problem mit Verbuschung, allein um solche Biomasse geht es.“

Ob je ein Holzschnitzel aus dem Land in Tiefstack landet, steht offenbar längst noch nicht fest. „Wir prüfen noch, ob die Nutzung überhaupt möglich ist. Wir schauen, was das aus technischer und logistischer Sicht bedeuten würde – nicht zuletzt im Hinblick auf den CO2-Ausstoß – und natürlich darauf, wie die Menschen vor Ort das sehen“, sagt der Unternehmenssprecher. Auch über einen Start oder gar Abnahmemengen zu sprechen, wäre noch viel zu früh, ist zu erfahren.

Bei Wärme Hamburg überlege man, „ob und inwieweit wir als Ersatz des heutigen Kohlekraftwerks Tiefstack Biomasse, wo auch immer die herkommt, nach 2030 nutzen können“. Das Hamburger Versorgungsunternehmen ist nicht einzige, das Holz anstelle von Kohle in Erwägung zieht. Auch das im Engie-Kraftwerk Wilhelmshaven sieht man laut Robin Wood Holz als mögliche Alternative.

Dienstag, 2.03.2021, 10:17 Uhr
Manfred Fischer

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