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Energie & Management > Stromnetz - Handelsplattform für Flexibilitäten im Praxistest
Quelle: E&M / Meyer-Tien
Stromnetz

Handelsplattform für Flexibilitäten im Praxistest

Die Stadtwerke Saarlouis stehen kurz vor Abschluss eines Forschungsprojekts zur Vermarktung von Flexibilitäten von Haushalten, um Netzengpässe zu vermeiden.
Mit Partnern zusammen haben die Stadtwerke Saarlouis vor mehr als drei Jahren ein Forschungsprojekt gestartet, aus dem eine Plattform hervorgehen soll, über die Verteilnetzbetreiber potenzielle Flexibilitäten von Haushalten „einkaufen“ können, wie es in einer Mitteilung des Versorgers heißt. Die Plattform mit der Bezeichnung „FlexChain“ sei netz- und marktdienlich ausgerichtet. Die Stadtwerke haben nun angekündigt, kurz vor Ende des Projekts die Praxistauglichkeit und Marktreife der bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse mit zwei realen Haushalten in einem Feldtest zu überprüfen. Dies sei der „finale Schritt“.

Insbesondere vor dem Hintergrund des §14a EnWG, der die Grundlage für das Steuern von Verbrauchsanlagen in der Niederspannung ist, sehen die am Projekt beteiligten Konsortialpartner den Nutzen der Plattform.

Vollautomatische Anfrage an Haushalte

Sofern ein Netzbetreiber in einem bestimmten Abschnitt des Niederspannungsnetzes einen Engpass prognostiziert, könne das System vollautomatisch das Flexibilitätspotenzial eines an die Plattform angebundenen Haushalts anfragen. Die Gesamtflexibilität des jeweiligen Haushalts wird durch ein Energiemanagementsystem optimiert. Über diese IT-Lösung kann der Netzbetreiber auch einzelne Verbraucher ansteuern. Zunächst kommen dafür steuerbare Verbrauchseinrichtungen wie Wallboxen und Wärmepumpen, Stromspeicher und Kälteanlagen infrage. „Die Reaktion des angefragten Haushalts, etwa eine potenzielle Einwilligung, erfolgt ebenso vollautomatisch auf der Grundlage im Vorfeld vereinbarter Vertragsdetails“, heißt es in der Mitteilung weiter. Dies steigere die Akzeptanz bei den Haushalten und vermeide Komforteinbußen.

Die Partner betonen, dass sowohl der technische Eingriff zur Steuerung der Anlagen als auch die anschließende Abrechnung der vereinbarten Vergütung für den jeweiligen Haushalt vollautomatisch erfolgen.
 
 
Da eine Vielzahl von Teilnehmern in diesen dezentralen Handel involviert ist, ist für die Plattformentwickler nach eigenen Worten die Blockchain das „Mittel der Wahl“, mit deren Hilfe sich die Transaktionskosten erheblich senken lassen. Die Stadtwerke Saarlouis sehen sich selbst als möglichen Flexchain-Kunden und testen deshalb zusammen mit den Haushalten die vollständigen Kommunikationsflüsse und evaluieren unterschiedliche Handelsstrategien. Auf dem Weg zur Marktreife müsse Flexchain allerdings noch eine Reihe von Antworten finden, die sich auf die Kundenakquise, auf Standards für das Energiemanagementsystem, auf die Kommunikation zwischen Netzbetreiber und Haushalten und auf die Netzprognose sowie das Netzmonitoring erstrecken. Alle diese Aufgaben – bis auf die Kundenaquise – gelte es aber auch im Zusammenhang mit der Umsetzung des §14a EnWG zu lösen.

Neben den Stadtwerken Saarlouis gehören das August-Wilhelm Scheer Institut, die Hager Group sowie Vivavis und Oli System zum Konsortium, das die Plattform entwickelt.
 
Studie untersuchte haushaltsnahe Flexibilitätspotenziale

Ende des vergangenen Jahres hatte die Denkfabrik Agora Energiewende zusammen mit der Forschungsstelle für Energiewirtschaft in München eine Studie veröffentlicht, die sich mit der Frage beschäftigt, wie haushaltsnahe Flexibilitäten genutzt werden können und welchen Beitrag sie für das Stromsystem leisten. Die Autoren der Studie kamen zu dem Ergebnis, dass Elektroautos, Wärmepumpen und Heimspeicher im Jahr 2035 jährlich 100 Milliarden Kilowattstunden an Stromnachfrage flexibilisieren und dadurch im Stromsystem 4,8 Milliarden Euro einsparen könnten. Die Strommenge entspreche etwa 10 Prozent des Gesamtverbrauchs.

Allerdings, so befürchten die Forscherinnen und Forscher, ohne eine Reform der Stromtarife könnten die Haushalte die Belastungen der Stromnetze noch erhöhen. Deshalb müssten dynamische Tarife und dynamische Netzentgelte kombiniert und damit Anreize geschaffen werden, Lastspitzen zu vermeiden. Voraussetzung dafür sei die Digitalisierung der Netze, vor allem durch den Rollout intelligenter Messsysteme.

Freitag, 16.02.2024, 16:04 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Stromnetz - Handelsplattform für Flexibilitäten im Praxistest
Quelle: E&M / Meyer-Tien
Stromnetz
Handelsplattform für Flexibilitäten im Praxistest
Die Stadtwerke Saarlouis stehen kurz vor Abschluss eines Forschungsprojekts zur Vermarktung von Flexibilitäten von Haushalten, um Netzengpässe zu vermeiden.
Mit Partnern zusammen haben die Stadtwerke Saarlouis vor mehr als drei Jahren ein Forschungsprojekt gestartet, aus dem eine Plattform hervorgehen soll, über die Verteilnetzbetreiber potenzielle Flexibilitäten von Haushalten „einkaufen“ können, wie es in einer Mitteilung des Versorgers heißt. Die Plattform mit der Bezeichnung „FlexChain“ sei netz- und marktdienlich ausgerichtet. Die Stadtwerke haben nun angekündigt, kurz vor Ende des Projekts die Praxistauglichkeit und Marktreife der bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse mit zwei realen Haushalten in einem Feldtest zu überprüfen. Dies sei der „finale Schritt“.

Insbesondere vor dem Hintergrund des §14a EnWG, der die Grundlage für das Steuern von Verbrauchsanlagen in der Niederspannung ist, sehen die am Projekt beteiligten Konsortialpartner den Nutzen der Plattform.

Vollautomatische Anfrage an Haushalte

Sofern ein Netzbetreiber in einem bestimmten Abschnitt des Niederspannungsnetzes einen Engpass prognostiziert, könne das System vollautomatisch das Flexibilitätspotenzial eines an die Plattform angebundenen Haushalts anfragen. Die Gesamtflexibilität des jeweiligen Haushalts wird durch ein Energiemanagementsystem optimiert. Über diese IT-Lösung kann der Netzbetreiber auch einzelne Verbraucher ansteuern. Zunächst kommen dafür steuerbare Verbrauchseinrichtungen wie Wallboxen und Wärmepumpen, Stromspeicher und Kälteanlagen infrage. „Die Reaktion des angefragten Haushalts, etwa eine potenzielle Einwilligung, erfolgt ebenso vollautomatisch auf der Grundlage im Vorfeld vereinbarter Vertragsdetails“, heißt es in der Mitteilung weiter. Dies steigere die Akzeptanz bei den Haushalten und vermeide Komforteinbußen.

Die Partner betonen, dass sowohl der technische Eingriff zur Steuerung der Anlagen als auch die anschließende Abrechnung der vereinbarten Vergütung für den jeweiligen Haushalt vollautomatisch erfolgen.
 
 
Da eine Vielzahl von Teilnehmern in diesen dezentralen Handel involviert ist, ist für die Plattformentwickler nach eigenen Worten die Blockchain das „Mittel der Wahl“, mit deren Hilfe sich die Transaktionskosten erheblich senken lassen. Die Stadtwerke Saarlouis sehen sich selbst als möglichen Flexchain-Kunden und testen deshalb zusammen mit den Haushalten die vollständigen Kommunikationsflüsse und evaluieren unterschiedliche Handelsstrategien. Auf dem Weg zur Marktreife müsse Flexchain allerdings noch eine Reihe von Antworten finden, die sich auf die Kundenakquise, auf Standards für das Energiemanagementsystem, auf die Kommunikation zwischen Netzbetreiber und Haushalten und auf die Netzprognose sowie das Netzmonitoring erstrecken. Alle diese Aufgaben – bis auf die Kundenaquise – gelte es aber auch im Zusammenhang mit der Umsetzung des §14a EnWG zu lösen.

Neben den Stadtwerken Saarlouis gehören das August-Wilhelm Scheer Institut, die Hager Group sowie Vivavis und Oli System zum Konsortium, das die Plattform entwickelt.
 
Studie untersuchte haushaltsnahe Flexibilitätspotenziale

Ende des vergangenen Jahres hatte die Denkfabrik Agora Energiewende zusammen mit der Forschungsstelle für Energiewirtschaft in München eine Studie veröffentlicht, die sich mit der Frage beschäftigt, wie haushaltsnahe Flexibilitäten genutzt werden können und welchen Beitrag sie für das Stromsystem leisten. Die Autoren der Studie kamen zu dem Ergebnis, dass Elektroautos, Wärmepumpen und Heimspeicher im Jahr 2035 jährlich 100 Milliarden Kilowattstunden an Stromnachfrage flexibilisieren und dadurch im Stromsystem 4,8 Milliarden Euro einsparen könnten. Die Strommenge entspreche etwa 10 Prozent des Gesamtverbrauchs.

Allerdings, so befürchten die Forscherinnen und Forscher, ohne eine Reform der Stromtarife könnten die Haushalte die Belastungen der Stromnetze noch erhöhen. Deshalb müssten dynamische Tarife und dynamische Netzentgelte kombiniert und damit Anreize geschaffen werden, Lastspitzen zu vermeiden. Voraussetzung dafür sei die Digitalisierung der Netze, vor allem durch den Rollout intelligenter Messsysteme.

Freitag, 16.02.2024, 16:04 Uhr
Fritz Wilhelm

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