Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Die niederrheinische Stadt Hamminkeln will sich eigene Stadtwerke geben. Hintergrund ist das Interesse an den Strom- und Gasnetzen, dafür müssen Westnetz und Gelsenwasser mit ins Boot.
Mit einer Informationsveranstaltung für die Bevölkerung geht die Stadt Hamminkeln einen weiteren Schritt bei der Gründung eigener Stadtwerke. Am 9. September stehen auch die gewünschten Partner den Interessierten Rede und Antwort, dabei handelt es sich um die Westnetz AG und die Gelsenwasser AG.
Hintergrund der entstehenden Stadtwerke ist das Interesse der niederrheinischen Kommune, die Strom- und Gasnetze in die eigenen Hände zu bekommen (wir berichteten). Die Konzessionen befinden sich eigentlich noch bis 2028 (Strom) und 2034 (Gas) im Eigentum von Westnetz beziehungsweise Gelsenwasser. Mit beiden Unternehmen ist eine Übereinkunft erzielt, sie an den neuen Verteilnetzbetreibern zu beteiligen. Dadurch würden sie die Leitungen vorzeitig übertragen.
Der Fahrplan gestaltet sich wie folgt: Laut Ratsbeschluss aus dem Februar 2024 bereitet die Stadtverwaltung Hamminkelns aktuell verschiedene Verträge mit den Partnern vor und schafft zugleich die organisatorischen Voraussetzungen für den neuen Versorger. So soll eine Hamminkeln Holding GmbH als Dachgesellschaft entstehen, die eine 100-prozentige Tochter der Kommune ist.
Kommune will 51 Prozent an Gas- und Stromnetzen halten
Unter der Holding soll sich die Stadtwerke Hamminkeln GmbH befinden, an der die Kommune 51 Prozent der Anteile halten will. Die Stadtwerke sind zunächst vorrangig für das Abwassergeschäft zuständig, das die Kommune bisher über eine Anstalt öffentlichen Rechts in Eigenregie betreibt. 41 Prozent der Stadtwerke sind für die Gelsenwasser Energienetze GmbH vorgesehen, mit Gelsenwasser hat Hamminkeln in der Vergangenheit bereits im Abwasserbereich kooperiert.
Wichtiger bei dieser Kooperation ist allerdings, dass die Stadtwerke zugleich 100 Prozent an der Tochter Gasnetz GmbH & Co. KG halten werden. An diese Gesellschaft würde Gelsenwasser die Konzession für die Gasleitungen veräußern. Allerdings sieht die Kooperation vor, die Netze sofort an Gelsenwasser Energienetze zurück zu verpachten. Als Starttermin für die Stadtwerke ist der 1. Januar 2025 vorgesehen.
Spätestens zum 31. Dezember 2025 wollen Hamminkeln und die Westnetz AG eine Stromnetzgesellschaft GmbH & Co. KG gründen. Auch hier sollen die Anteile im Verhältnis 51:49 zugunsten der Kommune, also ihrer Holding, verteilt sein. Voraussetzung ist auch hier, dass Westnetz die Netze in die Ehe einbringt. Zugleich will Hamminkeln auf dieser Schiene in den Stromvertrieb einsteigen und ebenfalls spätestens Ende 2025 eine entsprechende Gesellschaft gegründet haben.
Westnetz und Gelsenwasser hatten im Vorfeld ihre Bereitschaft zur Kooperation unterstrichen und dies von einer „auf Dauer angelegten“ Zusammenarbeit in den neuen Gesellschaften abhängig gemacht. Das Interesse der Kommune reicht bis in die 2010er-Jahre zurück. Damals legte Hamminkeln die Vorarbeiten allerdings auf Eis, weil die Konzessionen noch eine zu lange Laufzeit besaßen. Jetzt also ist die Zeit für neue Partnerschaften gekommen.
Unter der Holding soll weiterhin Platz sein für verschiedene andere Gesellschaften, etwa zur Erzeugung von erneuerbarer Energie und Wärme. Die Verwaltung geht in einer Vorlage näher auf eine Idee ein, über eine neue Gesellschaft Solar- oder Biogasanlagen zu bündeln, die aus der Förderung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefallen sind. Das Geschäftsmodell sieht hier vor, den Ökostrom der Anlagen oberhalb des Börsenpreises zu erwerben, um ihn dann Hamminkelns Bevölkerung unterhalb des Marktpreises anzubieten.
Donnerstag, 5.09.2024, 15:15 Uhr
Volker Stephan
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