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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Ausgabe - Gute Zahlen für die Branche
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Ausgabe

Gute Zahlen für die Branche

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt rund 356.000 Wärmepumpen bundesweit abgesetzt. Der Bundesverband Wärmepumpe warnt trotz der guten Absatzzahlen.
Mit rund 356.000 verkauften Geräten im vergangenen Jahr haben die Hersteller „so viele Heizungswärmepumpen wie noch nie in Deutschland verkauft“, teilt der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) mit. Damit wuchs der Absatz im zweiten Jahr in Folge um mehr als 50 Prozent. 2022 wurden hierzulande rund 236.000 Heizungswärmepumpen abgesetzt. Am Markt sei allerdings bereits ein „Abriss dieser Dynamik“ zu sehen, sagte Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe Ende Januar bei einem Pressegespräch.

Nach einer Studie des BWP rief die Branche bereits im dritten Quartal 2023 nicht mehr die weiter ausgebaute Produktions- und Installationskapazität ab, weil die aktuelle Nachfrage zurückgegangen war. Ein wesentlicher Grund für die außergewöhnlich hohe Nachfrage im Jahr 2022 hatte sich aufgrund der Energiekrise ergeben. Im vergangenen Jahr konnte die Branche noch davon profitieren. Die Nachfrage schwäche sich aber ab. 

Das bekämen die Hersteller − die teilweise massiv in den Aufbau von Produktionskapazitäten investiert hätten − nun zu spüren. „Seit Juni 2023 ist der Trend beim Absatz rückläufig“, sagte Sabel. Besonders alarmierend sei der jüngste Einbruch im Dezember 2023: „Im Vergleich zum Vorjahr haben wir im Dezember einen Absatzrückgang um über 40 Prozent verzeichnen müssen.

Damit ist leider genau das eingetreten, wovor wir auf Grundlage der rückläufigen Zahl an Förderanträgen bereits seit dem Sommer gewarnt haben. Falls sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern und die Politik nicht aktiv eingreift, rechnen wir eher mit einem gleichbleibenden oder sogar rückläufigen Absatz im Jahr 2024.“

Der Verband schätzt, dass die Absatzzahlen in diesem Jahr auf rund 260.000 zurückfallen werden − wenn keine weiteren Maßnahmen folgen. Er fordert daher Nachbesserungen von der Politik beim Strompreis, um den notwendigen Wärmepumpenhochlauf konsequent fortzuführen. „Die Menschen wollen offensichtlich den Umstieg, sofern die Rahmenbedingungen stimmen“, sagte BWP-Vorstandsvorsitzender Claus Fest. „Doch die sehr destruktive und irreführende Debatte um das Gebäudeenergiegesetz und das lange Warten auf die neue Förderkulisse haben den Markt insbesondere im letzten Quartal spürbar gelähmt.“

Weniger Umlagen auf Wärmepumpenstrom gefordert

Die Politik könne sich daher nicht auf der neuen Förderkulisse und dem Gebäudeenergiegesetz ausruhen. Um die Klimaziele im Gebäudebereich zu erreichen, bräuchte es einen jährlich Zubau von rund 500.000 Geräten. Davon sei man weit entfernt. Solange Unsicherheiten bei Kunden bestehen bleiben und Energiepreise nicht eindeutig auf den Klimaschutz ausgerichtet sind, bleibt das Marktwachstum deutlich unterhalb des Potenzials, kritisiert der BWP. 

 
Die aktuellen Absatzzahlen für das Jahr 2023
Quelle: Bundesverband Wärmepumpe

Ein wesentlicher Faktor zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor sind laut dem Branchenverband die Energiepreise: „Erst ab einem Verhältnis von Gas- zu Strompreisen von eins zu zweieinhalb oder weniger wird der Wechsel auf eine Wärmepumpe für viele besonders attraktiv“, erläuterte Sabel. Vor diesem Hintergrund sei es unverständlich, dass auf Wärmepumpenstrom immer noch doppelt so viel an Steuern, Abgaben und Umlagen anfällt wie auf Erdgas: „Hier geht es schlicht und ergreifend darum, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und dafür zu sorgen, dass die fossilen Energien zumindest nicht weiter bevorteilt werden“, so Sabel.

Positiv: Der Absatz im Bestandsbau steigt 

Bei den Absatzzahlen der vergangenen Jahre ist ein wichtiger Trend positiv zu bewerten: So wurden viele Jahre lang insbesondere Neubauten mit Wärmepumpen ausgerüstet. Seit 2020 sei hier eine „Trendumkehr“ zu erkennen, sagte Sabel. „2023 wurden rund 80 Prozent der Wärmepumpen in den Altbau geliefert.“ 
Von den insgesamt abgesetzten Anlagen wurden demnach etwa 65.000 im Neubau eingesetzt. Etwa 290.000 ersetzten hingegen alte Heizungen. Der Einsatz der Technologie bei der Modernisierung ist laut dem Verband bereits seit mehreren Jahren der Normalfall. Die Entwicklung moderner Wärmepumpen sei zum Beispiel durch die Wahl des Kältemittels mittlerweile speziell auf den Einsatz im Altbau ausgelegt. 

Von den abgesetzten Wärmepumpen dominieren nach wie vor die Luft-Wasser-Wärmepumpen. Rund 93 Prozent der verkauften Geräte gehören diesem Typ an. Der Absatz von Sole-Wasser-Wärmepumpen (vor allem Erdwärme nutzend) hält sich bei 23.000 Geräten. Dies sei schade so Sabel, denn Sole-Wasser-Wärmepumpen seien sehr effizient. Bei diesen ist aber immerhin eine Verschiebung hin zu größeren Leistungen zu verzeichnen. Hinzu kommen rund 82.500 Warmwasser-Wärmepumpen. 

Unter Berücksichtigung von Anlagen, die dem Ersatz alter Wärmepumpen dienen, und Lagerbeständen ergab sich zum Jahreswechsel 2023/24 demnach ein Feldbestand von etwa 1,8 Millionen installierten Heizungswärmepumpen. Zum Erreichen der Klimaziele und zur Reduktion von Importabhängigkeiten von Gas und Öl sollten bis zum Jahr 2030, also in sieben Jahren, mindestens 6 Millionen Wärmepumpen installiert sein; und dann weitere 14 bis 16 Millionen Geräte bis zum Jahr 2045. 

Derzeit geht die Branche allerdings davon aus, dass die 500.000-Absatzmarke frühestens mit Inkrafttreten der 65-Prozent-EE-Vorgabe (GEG) für Bestandsgebäude ab Juli 2026 oder 2028 erreicht werden könnte. Das Installationsziel für 2030 würde damit um 1,2 bis 1,5 Millionen Anlagen verfehlt. 

Um wieder an das gesteckte Klimaziel heranzukommen, sind für den BWP zwei Punkte wesentlich: Zum einen müsste die Regierung bei den Verbraucherinnen und Verbraucher ein wirklich nachhaltiges Sicherheitsgefühl zu den Rahmenbedingungen aufbauen und zum anderen müsste die einseitige Abgabenbelastung von Strom im Vergleich zum Erdgas abgebaut werden, damit die Anreize für Wärmepumpen weiter gestärkt werden.

 
Bundesweiter Wärmepumpenabsatz in den Jahren 2004 bis 2023
Quelle: Bundesverband Wärmepumpe


 

Dienstag, 12.03.2024, 08:53 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Ausgabe - Gute Zahlen für die Branche
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Gute Zahlen für die Branche
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt rund 356.000 Wärmepumpen bundesweit abgesetzt. Der Bundesverband Wärmepumpe warnt trotz der guten Absatzzahlen.
Mit rund 356.000 verkauften Geräten im vergangenen Jahr haben die Hersteller „so viele Heizungswärmepumpen wie noch nie in Deutschland verkauft“, teilt der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) mit. Damit wuchs der Absatz im zweiten Jahr in Folge um mehr als 50 Prozent. 2022 wurden hierzulande rund 236.000 Heizungswärmepumpen abgesetzt. Am Markt sei allerdings bereits ein „Abriss dieser Dynamik“ zu sehen, sagte Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe Ende Januar bei einem Pressegespräch.

Nach einer Studie des BWP rief die Branche bereits im dritten Quartal 2023 nicht mehr die weiter ausgebaute Produktions- und Installationskapazität ab, weil die aktuelle Nachfrage zurückgegangen war. Ein wesentlicher Grund für die außergewöhnlich hohe Nachfrage im Jahr 2022 hatte sich aufgrund der Energiekrise ergeben. Im vergangenen Jahr konnte die Branche noch davon profitieren. Die Nachfrage schwäche sich aber ab. 

Das bekämen die Hersteller − die teilweise massiv in den Aufbau von Produktionskapazitäten investiert hätten − nun zu spüren. „Seit Juni 2023 ist der Trend beim Absatz rückläufig“, sagte Sabel. Besonders alarmierend sei der jüngste Einbruch im Dezember 2023: „Im Vergleich zum Vorjahr haben wir im Dezember einen Absatzrückgang um über 40 Prozent verzeichnen müssen.

Damit ist leider genau das eingetreten, wovor wir auf Grundlage der rückläufigen Zahl an Förderanträgen bereits seit dem Sommer gewarnt haben. Falls sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern und die Politik nicht aktiv eingreift, rechnen wir eher mit einem gleichbleibenden oder sogar rückläufigen Absatz im Jahr 2024.“

Der Verband schätzt, dass die Absatzzahlen in diesem Jahr auf rund 260.000 zurückfallen werden − wenn keine weiteren Maßnahmen folgen. Er fordert daher Nachbesserungen von der Politik beim Strompreis, um den notwendigen Wärmepumpenhochlauf konsequent fortzuführen. „Die Menschen wollen offensichtlich den Umstieg, sofern die Rahmenbedingungen stimmen“, sagte BWP-Vorstandsvorsitzender Claus Fest. „Doch die sehr destruktive und irreführende Debatte um das Gebäudeenergiegesetz und das lange Warten auf die neue Förderkulisse haben den Markt insbesondere im letzten Quartal spürbar gelähmt.“

Weniger Umlagen auf Wärmepumpenstrom gefordert

Die Politik könne sich daher nicht auf der neuen Förderkulisse und dem Gebäudeenergiegesetz ausruhen. Um die Klimaziele im Gebäudebereich zu erreichen, bräuchte es einen jährlich Zubau von rund 500.000 Geräten. Davon sei man weit entfernt. Solange Unsicherheiten bei Kunden bestehen bleiben und Energiepreise nicht eindeutig auf den Klimaschutz ausgerichtet sind, bleibt das Marktwachstum deutlich unterhalb des Potenzials, kritisiert der BWP. 

 
Die aktuellen Absatzzahlen für das Jahr 2023
Quelle: Bundesverband Wärmepumpe

Ein wesentlicher Faktor zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor sind laut dem Branchenverband die Energiepreise: „Erst ab einem Verhältnis von Gas- zu Strompreisen von eins zu zweieinhalb oder weniger wird der Wechsel auf eine Wärmepumpe für viele besonders attraktiv“, erläuterte Sabel. Vor diesem Hintergrund sei es unverständlich, dass auf Wärmepumpenstrom immer noch doppelt so viel an Steuern, Abgaben und Umlagen anfällt wie auf Erdgas: „Hier geht es schlicht und ergreifend darum, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und dafür zu sorgen, dass die fossilen Energien zumindest nicht weiter bevorteilt werden“, so Sabel.

Positiv: Der Absatz im Bestandsbau steigt 

Bei den Absatzzahlen der vergangenen Jahre ist ein wichtiger Trend positiv zu bewerten: So wurden viele Jahre lang insbesondere Neubauten mit Wärmepumpen ausgerüstet. Seit 2020 sei hier eine „Trendumkehr“ zu erkennen, sagte Sabel. „2023 wurden rund 80 Prozent der Wärmepumpen in den Altbau geliefert.“ 
Von den insgesamt abgesetzten Anlagen wurden demnach etwa 65.000 im Neubau eingesetzt. Etwa 290.000 ersetzten hingegen alte Heizungen. Der Einsatz der Technologie bei der Modernisierung ist laut dem Verband bereits seit mehreren Jahren der Normalfall. Die Entwicklung moderner Wärmepumpen sei zum Beispiel durch die Wahl des Kältemittels mittlerweile speziell auf den Einsatz im Altbau ausgelegt. 

Von den abgesetzten Wärmepumpen dominieren nach wie vor die Luft-Wasser-Wärmepumpen. Rund 93 Prozent der verkauften Geräte gehören diesem Typ an. Der Absatz von Sole-Wasser-Wärmepumpen (vor allem Erdwärme nutzend) hält sich bei 23.000 Geräten. Dies sei schade so Sabel, denn Sole-Wasser-Wärmepumpen seien sehr effizient. Bei diesen ist aber immerhin eine Verschiebung hin zu größeren Leistungen zu verzeichnen. Hinzu kommen rund 82.500 Warmwasser-Wärmepumpen. 

Unter Berücksichtigung von Anlagen, die dem Ersatz alter Wärmepumpen dienen, und Lagerbeständen ergab sich zum Jahreswechsel 2023/24 demnach ein Feldbestand von etwa 1,8 Millionen installierten Heizungswärmepumpen. Zum Erreichen der Klimaziele und zur Reduktion von Importabhängigkeiten von Gas und Öl sollten bis zum Jahr 2030, also in sieben Jahren, mindestens 6 Millionen Wärmepumpen installiert sein; und dann weitere 14 bis 16 Millionen Geräte bis zum Jahr 2045. 

Derzeit geht die Branche allerdings davon aus, dass die 500.000-Absatzmarke frühestens mit Inkrafttreten der 65-Prozent-EE-Vorgabe (GEG) für Bestandsgebäude ab Juli 2026 oder 2028 erreicht werden könnte. Das Installationsziel für 2030 würde damit um 1,2 bis 1,5 Millionen Anlagen verfehlt. 

Um wieder an das gesteckte Klimaziel heranzukommen, sind für den BWP zwei Punkte wesentlich: Zum einen müsste die Regierung bei den Verbraucherinnen und Verbraucher ein wirklich nachhaltiges Sicherheitsgefühl zu den Rahmenbedingungen aufbauen und zum anderen müsste die einseitige Abgabenbelastung von Strom im Vergleich zum Erdgas abgebaut werden, damit die Anreize für Wärmepumpen weiter gestärkt werden.

 
Bundesweiter Wärmepumpenabsatz in den Jahren 2004 bis 2023
Quelle: Bundesverband Wärmepumpe


 

Dienstag, 12.03.2024, 08:53 Uhr
Heidi Roider

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