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Energie & Management > Studien - Greenpeace kritisiert Öl- und Gaskonzerne
Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
Studien

Greenpeace kritisiert Öl- und Gaskonzerne

Kaum Investitionen in Erneuerbare, keine erkennbare Strategie zur CO2-Reduktion: Eine aktuelle Studie der Umweltorganisation Greenpeace kritisiert Europas Öl- und Gaskonzerne scharf.
„Norwegische Gasproduktion steigt mit Inbetriebnahme des Dvalin-Feldes“ vermeldet der Kassler Öl- und Gasförderkonzern Wintershall Dea am 23. August. Gemeinsam mit den Partnern Petoro und Sval Energi habe man die Produktion des von Wintershall Dea betriebenen Gasfeldes in der Norwegischen See aufgenommen und könne nun den europäischen Markt mit deutlich gesteigerten, neuen Gasmengen versorgen. Das Feld verfüge über erwartete förderbare Bruttoreserven von schätzungsweise 113 Millionen Barrel Öläquivalent (boe), wovon der überwiegende Teil Gas sein werde, und soll bis voraussichtlich 2038 in Produktion sein.

Es sind Nachrichten wie diese, die die Hamburger Umweltorganisation Greenpeace mit der Veröffentlichung ihrer neuen Studie „The Dirty Dozen“ scharf kritisiert. Erstellt wurde sie vom Hamburger Energieberater Steffen Bukold im Auftrag von Greenpeace Mittel- und Osteuropa. Anhand der Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte hat Bukold die Investitionen und Pläne der zwölf größten europäischen Öl- und Gaskonzerne, darunter auch die der Wintershall Dea, untersucht.

Kaum nachhaltige Strategien erkennbar

Ein Ergebnis: Während die Profite der Unternehmen im Jahr 2022 durchschnittlich um 75 Prozent gestiegen sind, floss mit durchschnittlich 92,7 Prozent der überwiegende Teil der Investitionen weiterhin in die Förderung fossiler Energieträger. Nur 7,3 Prozent wurden in den Umbau zur Nutzung nachhaltiger Energiequellen und in kohlenstoffarme Lösungen investiert. Dabei plane die Mehrheit der Unternehmen die Ausbeutung von Öl- und Gasvorkommen bis mindestens 2030 konstant zu halten oder sogar zu steigern.
 
Die Greenpeace-Studie "The Dirty Dozen".
(zum Öffnen der Studie bitte auf das PDF klicken)
Quelle: Greenpeace

Dementsprechend gering sei auch der Anteil erneuerbarer Energien im Portfolio der Unternehmen: Im Durchschnitt, heißt es in der Studie, produzierten die zwölf Unternehmen nur 0,3 Prozent ihrer Energie aus erneuerbaren Quellen. 99,7 Prozent stammten weiterhin aus Öl und Gas.

Und auch für kommenden Jahre seien kaum nachhaltige Strategien erkennbar. So setzten die Konzerne in erster Linie auf die unterirdische Speicherung von Kohlenstoff (Carbon Capture Storage, CCS) und auf Kohlenstoffreduktion, was beides umstrittene Verfahren seien. Und zwar hätten alle Unternehmen sich auf ein Netto-Null-Emissionsziel für 2050 verpflichtet. Wie sie dieses aber konkret erreichen wollen, bleibe unklar.

Insgesamt, so das Fazit der Studie, sei es wenig wahrscheinlich, dass die internationalen Öl- und Gaskonzerne zu Protagonisten oder auch nur zu neutralen Beobachtern der Transformation der Energiesysteme würden. Umso notwendiger sei es daher, den globalen Öl- und Gasbedarf durch entsprechende politische Maßnahmen drastisch zu senken. Denkbar sei dabei beispielsweise ein konsequentes Verbot von fossil angetriebenen Inlandsflügen, eine Förderung kohlenstofffreier Kraftstoffe für den Schiffsverkehr, eine Erhöhung der Recyclingrate in der petrochemischen Industrie und insgesamt eine massive Reduktion des weltweiten Plastikverbrauchs.

Wintershall Dea weist Kritik zurück

Wintershall Dea weist auf Anfrage der Redaktion die Kritik zurück. „Unsere Expertise liegt in der E&P-Welt, und wir planen nicht in eigenständige Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu investieren. Wir sind davon überzeugt, dass wir gut positioniert sind, um Gas und Öl auf verantwortungsvolle Art und Weise zu fördern und gleichzeitig eine niedrige Treibhausgasemission-Intensität zu erreichen“, heißt es aus Kassel. Man sei entschlossen, zur Deckung des weltweit steigenden Energiebedarfs und der Dekarbonisierung der Energiewirtschaft zur Erreichung von Klimazielen beizutragen und sehe sich als Teil der Lösung.

Dabei sei der Aufbau von Kohlenstoffmanagement und Wasserstoffaktivitäten ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie. Auch integriere man erneuerbare Energien in die betrieblichen Aktivitäten, wo es technisch und wirtschaftlich machbar sei. Darüber hinaus wolle bis 2030 die Treibhausgasemissionen der Kategorien Scope 1 und 2 in allen eigenoperierten und nicht eigenoperierten Explorations- und Produktionsaktivitäten in Höhe des eigenen Anteils auf netto null reduzieren sowie die eigene Methanintensität bis 2025 auf unter 0,1 Prozent senken. Auch unterstütze Wintershall Dea die Initiative der Weltbank „Zero Routine Flaring by 2030“, die darauf abzielt, das routinemäßige Abfackeln in eigenoperierten Anlagen bis 2030 zu beenden.

Die 110-seitige Studie „The Dirty Dozen. The Climate Greenwashing of 12 European Oil Companies“ ist auf der Internetseite von Greenpeace abrufbar. Der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht von Wintershall Dea ist auf der unternehmenseigenen Internetseite zu finden.

Mittwoch, 23.08.2023, 16:12 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > Studien - Greenpeace kritisiert Öl- und Gaskonzerne
Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
Studien
Greenpeace kritisiert Öl- und Gaskonzerne
Kaum Investitionen in Erneuerbare, keine erkennbare Strategie zur CO2-Reduktion: Eine aktuelle Studie der Umweltorganisation Greenpeace kritisiert Europas Öl- und Gaskonzerne scharf.
„Norwegische Gasproduktion steigt mit Inbetriebnahme des Dvalin-Feldes“ vermeldet der Kassler Öl- und Gasförderkonzern Wintershall Dea am 23. August. Gemeinsam mit den Partnern Petoro und Sval Energi habe man die Produktion des von Wintershall Dea betriebenen Gasfeldes in der Norwegischen See aufgenommen und könne nun den europäischen Markt mit deutlich gesteigerten, neuen Gasmengen versorgen. Das Feld verfüge über erwartete förderbare Bruttoreserven von schätzungsweise 113 Millionen Barrel Öläquivalent (boe), wovon der überwiegende Teil Gas sein werde, und soll bis voraussichtlich 2038 in Produktion sein.

Es sind Nachrichten wie diese, die die Hamburger Umweltorganisation Greenpeace mit der Veröffentlichung ihrer neuen Studie „The Dirty Dozen“ scharf kritisiert. Erstellt wurde sie vom Hamburger Energieberater Steffen Bukold im Auftrag von Greenpeace Mittel- und Osteuropa. Anhand der Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte hat Bukold die Investitionen und Pläne der zwölf größten europäischen Öl- und Gaskonzerne, darunter auch die der Wintershall Dea, untersucht.

Kaum nachhaltige Strategien erkennbar

Ein Ergebnis: Während die Profite der Unternehmen im Jahr 2022 durchschnittlich um 75 Prozent gestiegen sind, floss mit durchschnittlich 92,7 Prozent der überwiegende Teil der Investitionen weiterhin in die Förderung fossiler Energieträger. Nur 7,3 Prozent wurden in den Umbau zur Nutzung nachhaltiger Energiequellen und in kohlenstoffarme Lösungen investiert. Dabei plane die Mehrheit der Unternehmen die Ausbeutung von Öl- und Gasvorkommen bis mindestens 2030 konstant zu halten oder sogar zu steigern.
 
Die Greenpeace-Studie "The Dirty Dozen".
(zum Öffnen der Studie bitte auf das PDF klicken)
Quelle: Greenpeace

Dementsprechend gering sei auch der Anteil erneuerbarer Energien im Portfolio der Unternehmen: Im Durchschnitt, heißt es in der Studie, produzierten die zwölf Unternehmen nur 0,3 Prozent ihrer Energie aus erneuerbaren Quellen. 99,7 Prozent stammten weiterhin aus Öl und Gas.

Und auch für kommenden Jahre seien kaum nachhaltige Strategien erkennbar. So setzten die Konzerne in erster Linie auf die unterirdische Speicherung von Kohlenstoff (Carbon Capture Storage, CCS) und auf Kohlenstoffreduktion, was beides umstrittene Verfahren seien. Und zwar hätten alle Unternehmen sich auf ein Netto-Null-Emissionsziel für 2050 verpflichtet. Wie sie dieses aber konkret erreichen wollen, bleibe unklar.

Insgesamt, so das Fazit der Studie, sei es wenig wahrscheinlich, dass die internationalen Öl- und Gaskonzerne zu Protagonisten oder auch nur zu neutralen Beobachtern der Transformation der Energiesysteme würden. Umso notwendiger sei es daher, den globalen Öl- und Gasbedarf durch entsprechende politische Maßnahmen drastisch zu senken. Denkbar sei dabei beispielsweise ein konsequentes Verbot von fossil angetriebenen Inlandsflügen, eine Förderung kohlenstofffreier Kraftstoffe für den Schiffsverkehr, eine Erhöhung der Recyclingrate in der petrochemischen Industrie und insgesamt eine massive Reduktion des weltweiten Plastikverbrauchs.

Wintershall Dea weist Kritik zurück

Wintershall Dea weist auf Anfrage der Redaktion die Kritik zurück. „Unsere Expertise liegt in der E&P-Welt, und wir planen nicht in eigenständige Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu investieren. Wir sind davon überzeugt, dass wir gut positioniert sind, um Gas und Öl auf verantwortungsvolle Art und Weise zu fördern und gleichzeitig eine niedrige Treibhausgasemission-Intensität zu erreichen“, heißt es aus Kassel. Man sei entschlossen, zur Deckung des weltweit steigenden Energiebedarfs und der Dekarbonisierung der Energiewirtschaft zur Erreichung von Klimazielen beizutragen und sehe sich als Teil der Lösung.

Dabei sei der Aufbau von Kohlenstoffmanagement und Wasserstoffaktivitäten ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie. Auch integriere man erneuerbare Energien in die betrieblichen Aktivitäten, wo es technisch und wirtschaftlich machbar sei. Darüber hinaus wolle bis 2030 die Treibhausgasemissionen der Kategorien Scope 1 und 2 in allen eigenoperierten und nicht eigenoperierten Explorations- und Produktionsaktivitäten in Höhe des eigenen Anteils auf netto null reduzieren sowie die eigene Methanintensität bis 2025 auf unter 0,1 Prozent senken. Auch unterstütze Wintershall Dea die Initiative der Weltbank „Zero Routine Flaring by 2030“, die darauf abzielt, das routinemäßige Abfackeln in eigenoperierten Anlagen bis 2030 zu beenden.

Die 110-seitige Studie „The Dirty Dozen. The Climate Greenwashing of 12 European Oil Companies“ ist auf der Internetseite von Greenpeace abrufbar. Der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht von Wintershall Dea ist auf der unternehmenseigenen Internetseite zu finden.

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Katia Meyer-Tien

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