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Energie & Management > Biogas - Greengas-Insolvenz kostet Stadtwerke Millionen
Quelle: Fotolia / Jürgen Fälchle
Biogas

Greengas-Insolvenz kostet Stadtwerke Millionen

Die Insolvenz des führenden Biogashändler BMP Greengas gefährdet die Wärmewende-Konzepte der meisten belieferten Stadtwerke. Das legt eine Umfrage des VKU nahe.
Betroffene Stadtwerke rechnen mit einem Schaden von mindestens 150 Millionen Euro durch die Insolvenz ihres Biomethan-Lieferanten BMP Greengas, einer EnBW-Konzerngesellschaft. Das geht aus einer Ad-Hoc-Umfrage des VKU unter seinen Mitgliedsunternehmen hervor. Die insgesamt höhere Summe des Gesamtschadens werde sicherlich im Insolvenzverfahren offenkundig werden, teilt der Verband kommunaler Unternehmen mit.

81 Prozent der betroffenen Stadtwerke gaben in der VKU-Umfrage an, dass die aktuelle Unsicherheit in Bezug auf Lieferungen von BMP Greengas ihre Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung gefährden würde. Wegen Lieferschwierigkeiten hatte BMP Greengas vielen seiner Kunden Neuverträge mit Mengenkürzungen zu oft deutlich höheren Preisen angeboten.

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing mahnte deshalb: „Die BMP-Greengas-Insolvenz hat das Potenzial, die Wärmewende auszubremsen.“ Betroffene Stadtwerke müssten nun ein Desaster ausbaden, das sie nicht zu verantworten haben, und dies vermutlich zulasten notwendiger Investitionen zum Erreichen der Klimaziele.

Der VKU forderte deshalb die Anteilseigner der BMP Greengas auf, den Schaden zu begrenzen. Das Unternehmen ist ein Ableger der EnBW-Konzerngesellschaft Erdgas Südwest (46,55 Prozent). Weitere 46,75 Prozent hält der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW). Der eine Anteilseigner ist eine EnBW-Konzerngesellschaft, der andere einer der beiden Großaktionäre von EnBW.

Weniger Menge bei höherem kWh-Preis

87 Prozent der BMP-Kunden aus dem Stadtwerke-Bereich haben Neuverträge von BMP Greengas angeboten bekommen. Laut Umfrage sollen sie 40 Prozent weniger als die ursprünglich vereinbarte

Liefermenge erhalten, zu gleichzeitig durchschnittlich um 35 Prozent höheren Preisen. Drei Viertel der Stadtwerke, die geantwortet hatten, können die wegfallenden Mengen nach eigenem Bekunden nicht oder nur teilweise bei anderen Lieferanten kurzfristig beziehen, und wenn, dann nur zu deutlich höheren Kosten. Die Hälfte der kommunalwirtschaftlichen BMP-Greengas-Kunden habe die Neuverträge bisher abgelehnt, ein Viertel waren noch in Verhandlungen mit dem Biogashändler, ein weiteres Viertel hat zugestimmt. Mehrkosten entstehen den betroffenen Unternehmen unter anderem durch
  • die Beschaffung bei anderen Lieferanten (68 Prozent),
  • höhere Preise bei BMP Greengas (61 Prozent)
  • und den Wegfall der EEG-Förderung (54 Prozent).
Bei vielen Stadtwerken ist schon für das laufende Kalenderjahr ein Schaden in einstelliger Millionenhöhe prognostiziert. Da die Lieferverträge überwiegend über mehrere Jahre abgeschlossen wurden, dürfte sich der erwartete Gesamtschaden kumulieren. So berichten einzelne Stadtwerke bereits jetzt von erwarteten Schäden in Höhe von jeweils 20 bis 60 Millionen Euro. Dabei war gerade die langfristige Bindung Ausdruck des großen Vertrauens, das viele Stadtwerke in BMP Greengas wegen dessen Zugehörigkeit zum EnBW-Konzern gesetzt hatten.

Land Baden-Württemberg soll eingreifen

„Kunden von BMP Greengas sind verständlicherweise sehr verärgert“, sagte Liebing. Im Vertrauen auf die Bonität der mittelbaren EnBW-Tochter hätten sie die ursprünglichen Lieferverträge abgeschlossen. Der VKU-Hauptgeschäftsführer forderte erneut die Landesregierung Baden-Württemberg zum Eingreifen in der Causa BMP Greengas auf, da das Land einer der beiden Großaktionäre von EnBW ist. „Die Vorreiter der Wärmewende, die frühzeitig auf Biomethan gesetzt haben, werden nun bestraft. Das erzeugt mehr als Kopfschütteln“, kritisierte Liebing.

Anfang dieser Woche hatte das Amtsgericht Karlsruhe das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Damit hat BMP Greengas die Möglichkeit erhalten, sich im Rahmen des Insolvenzrechts zu sanieren. Dies bedeutet zum Beispiel, dass der Insolvenzverwalter entscheiden darf, ob er laufende Verträge - wie etwa Bezugsverträge von Stadtwerken - weiter erfüllen möchte.

Donnerstag, 3.08.2023, 15:31 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Biogas - Greengas-Insolvenz kostet Stadtwerke Millionen
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Biogas
Greengas-Insolvenz kostet Stadtwerke Millionen
Die Insolvenz des führenden Biogashändler BMP Greengas gefährdet die Wärmewende-Konzepte der meisten belieferten Stadtwerke. Das legt eine Umfrage des VKU nahe.
Betroffene Stadtwerke rechnen mit einem Schaden von mindestens 150 Millionen Euro durch die Insolvenz ihres Biomethan-Lieferanten BMP Greengas, einer EnBW-Konzerngesellschaft. Das geht aus einer Ad-Hoc-Umfrage des VKU unter seinen Mitgliedsunternehmen hervor. Die insgesamt höhere Summe des Gesamtschadens werde sicherlich im Insolvenzverfahren offenkundig werden, teilt der Verband kommunaler Unternehmen mit.

81 Prozent der betroffenen Stadtwerke gaben in der VKU-Umfrage an, dass die aktuelle Unsicherheit in Bezug auf Lieferungen von BMP Greengas ihre Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung gefährden würde. Wegen Lieferschwierigkeiten hatte BMP Greengas vielen seiner Kunden Neuverträge mit Mengenkürzungen zu oft deutlich höheren Preisen angeboten.

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing mahnte deshalb: „Die BMP-Greengas-Insolvenz hat das Potenzial, die Wärmewende auszubremsen.“ Betroffene Stadtwerke müssten nun ein Desaster ausbaden, das sie nicht zu verantworten haben, und dies vermutlich zulasten notwendiger Investitionen zum Erreichen der Klimaziele.

Der VKU forderte deshalb die Anteilseigner der BMP Greengas auf, den Schaden zu begrenzen. Das Unternehmen ist ein Ableger der EnBW-Konzerngesellschaft Erdgas Südwest (46,55 Prozent). Weitere 46,75 Prozent hält der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW). Der eine Anteilseigner ist eine EnBW-Konzerngesellschaft, der andere einer der beiden Großaktionäre von EnBW.

Weniger Menge bei höherem kWh-Preis

87 Prozent der BMP-Kunden aus dem Stadtwerke-Bereich haben Neuverträge von BMP Greengas angeboten bekommen. Laut Umfrage sollen sie 40 Prozent weniger als die ursprünglich vereinbarte

Liefermenge erhalten, zu gleichzeitig durchschnittlich um 35 Prozent höheren Preisen. Drei Viertel der Stadtwerke, die geantwortet hatten, können die wegfallenden Mengen nach eigenem Bekunden nicht oder nur teilweise bei anderen Lieferanten kurzfristig beziehen, und wenn, dann nur zu deutlich höheren Kosten. Die Hälfte der kommunalwirtschaftlichen BMP-Greengas-Kunden habe die Neuverträge bisher abgelehnt, ein Viertel waren noch in Verhandlungen mit dem Biogashändler, ein weiteres Viertel hat zugestimmt. Mehrkosten entstehen den betroffenen Unternehmen unter anderem durch
  • die Beschaffung bei anderen Lieferanten (68 Prozent),
  • höhere Preise bei BMP Greengas (61 Prozent)
  • und den Wegfall der EEG-Förderung (54 Prozent).
Bei vielen Stadtwerken ist schon für das laufende Kalenderjahr ein Schaden in einstelliger Millionenhöhe prognostiziert. Da die Lieferverträge überwiegend über mehrere Jahre abgeschlossen wurden, dürfte sich der erwartete Gesamtschaden kumulieren. So berichten einzelne Stadtwerke bereits jetzt von erwarteten Schäden in Höhe von jeweils 20 bis 60 Millionen Euro. Dabei war gerade die langfristige Bindung Ausdruck des großen Vertrauens, das viele Stadtwerke in BMP Greengas wegen dessen Zugehörigkeit zum EnBW-Konzern gesetzt hatten.

Land Baden-Württemberg soll eingreifen

„Kunden von BMP Greengas sind verständlicherweise sehr verärgert“, sagte Liebing. Im Vertrauen auf die Bonität der mittelbaren EnBW-Tochter hätten sie die ursprünglichen Lieferverträge abgeschlossen. Der VKU-Hauptgeschäftsführer forderte erneut die Landesregierung Baden-Württemberg zum Eingreifen in der Causa BMP Greengas auf, da das Land einer der beiden Großaktionäre von EnBW ist. „Die Vorreiter der Wärmewende, die frühzeitig auf Biomethan gesetzt haben, werden nun bestraft. Das erzeugt mehr als Kopfschütteln“, kritisierte Liebing.

Anfang dieser Woche hatte das Amtsgericht Karlsruhe das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Damit hat BMP Greengas die Möglichkeit erhalten, sich im Rahmen des Insolvenzrechts zu sanieren. Dies bedeutet zum Beispiel, dass der Insolvenzverwalter entscheiden darf, ob er laufende Verträge - wie etwa Bezugsverträge von Stadtwerken - weiter erfüllen möchte.

Donnerstag, 3.08.2023, 15:31 Uhr
Susanne Harmsen

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