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Energie & Management > Klimaschutz - Glasgow: Reaktionen aus VKU, Gasbranche und NGO
Quelle: Fotolia / kav777
Klimaschutz

Glasgow: Reaktionen aus VKU, Gasbranche und NGO

Die meisten Akteure sind unzufrieden mit den Ergebnissen der Klimakonferenz in Glasgow. Das Vertrauen in die internationale Klimapolitik bleibt aber vorerst intakt.
Michael Ebling (SPD), Präsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), sieht den wichtigsten Auftrag der UN-Klimakonferenz, die am 13. September in Glasgow zu Ende ging, an die deutsche Wirtschaft darin, die Energiewende zu beschleunigen: „Wir müssen schneller werden“ beim Ausbau der Erneuerbaren, im Gebäudebereich, beim Umbau der Energie-Infrastruktur, der Verkehrswende und dabei, „Städte und Gemeinden klimarobust zu machen“. Von der EU-Kommission erwartet der VKU, „das Wettbewerbs- und Beihilferecht noch stärker auf die übergeordneten Klimaschutzziele der Europäischen Union auszurichten“.

Gaslobby: Kohleausstieg spart schnell viel CO2 ein

Die deutsche Gaswirtschaft sieht sich in ihrem Kurs bestätigt. Besonders positiv sei das Bekenntnis des Gipfels zum Kohleausstieg, sagt der Vorstand der Brancheninitiative Zukunft Gas, Timm Kehler: „Mit dem sogenannten Fuel-Switch von Kohle zu Gas können sehr schnell 65 Prozent CO2 eingespart werden.“ Die Verständigung Chinas und der USA, in der Klimapolitik enger zusammenzuarbeiten und ihre Methan-Emissionen zu reduzieren, kann nach Kehlers Ansicht die Keimzelle eines „Klimaclubs“ werden. Dessen Bildung wird auch von der neuen Bundesregierung befürwortet.

Was den Ausstoß des besonders aggressiven Treibhausgases Methan (CH4) angeht, verweist Kehler darauf, dass die deutsche Gaswirtschaft ihre Methanemissionen seit 1990 um mehr als 40 % reduziert habe. Ihre Zählung wird aber von Klimaschützern in Frage gestellt. Kehler: „Wir begrüßen es, wenn die Messungen künftig genauer und transparenter gestaltet werden.“

NGO: In Deutschland bis 2030 um 70 Prozent runter

Die Umwelt- und Entwicklungsorganisationen halten die Ergebnisse der Klimakonferenz für unzureichend. Um so wichtiger sei es jetzt, dass Deutschland und die EU ihre Anstrengungen in allen Bereichen der Klimapolitik verstärkten. In einem gemeinsamen Appell an die nächste Bundesregierung weisen dreizehn Nichtregierungsorganisationen (NGO) - Naturschutzbund/Nabu, Misereor, Care und andere - darauf hin, die Klimakonferenz habe gezeigt, „dass auch Schwellenländer den Weg zu 100 Prozent Erneuerbaren“ angehen müssten. „Deswegen appellieren wir an die Ampel-Parteien, einen entsprechenden Koalitionsvertrag zu vereinbaren mit dem Ziel, die Emissionen bis 2030 um 70 Prozent gegenüber 1990 zu verringern.“ Das europäische Reduktionsziel von 55 % müsse auf 65 % angehoben und die Klimafinanzierung auf mindestens 8 Mrd. Euro pro Jahr erhöht werden. Die potenziellen Ampelkoalitionäre begannen am 15. November, wieder auf Ebene der Parteichefs respektive Kanzlerkandidaten zu verhandeln.

Auch nach der Cop26 bleibe das 1,5-Grad-Begrenzungsziel beim Treibhauseffekt in weiter Ferne, heißt es in einer Stellungnahme des WWF: „Entscheidend ist jetzt, dass die Länder bei ihren nationalen Klimazielen nachbessern und zuhause die Umsetzung vorantreiben“, sagt Viviane Raddatz vom WWF Deutschland: „Der Blick richtet sich auf die Ampel-Koalition.“

Kritisch gegen "Zombie-Zertifikate"

Kritisch sieht der WWF die in Glasgow vereinbarten Regeln für den Emissionshandel. Zwar seien einzelne „Schlupflöcher zur Doppelanrechnung von Emissionsreduktionen“ geschlossen worden. Die weitere Verwendung von „Zombie-Zertifikaten“ aus der Vergangenheit halten die Umweltschützer aber für problematisch.

Das Bundesumweltministerium (BMU), in dessen Geschäftsbereich das Umweltbundesamt (UBA) den Emissionsrechtehandel organisiert, meint dagegen, die Cop26 habe „hohe Standards für den weltweiten Handel mit Treibhausgas-Minderungen“ beschlossen. Damit werde sichergestellt, dass „die gehandelten Minderungen über die bestehenden nationalen Klimaschutzbeiträge der Staaten hinausgehen müssen und so das Ambitionsniveau insgesamt erhöhen“. Damit solle besonders Entwicklungsländer geholfen werden, schnell klimaneutral zu werden. Die EU wolle ihre Klimaziele ohne den Rückgriff auf internationale Zertifikate erreichen.

Das in Glasgow beschlossene Regelbuch setzt nach Ansicht des BMU klare Standards für die Nutzung von Zertifikaten „auf dem freiwilligen Kompensationsmarkt“. Ein Kompromiss sei nur dadurch möglich geworden, dass Zertifikate aus laufenden Projekten in begrenztem Umfang weiterverwendet werden könnten. „Das ist ein gutes Ergebnis, das mehr Klimaschutz ermöglichen wird“, sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth: „Die Regelung schließt Schlupflöcher bei der Erfüllung von Klimaschutzverpflichtungen aus und schafft zugleich ein Finanzierungs-Instrument für zusätzlichen Klimaschutz in Entwicklungsländern.“ 

Montag, 15.11.2021, 14:56 Uhr
Tom Weingärtner
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Glasgow: Reaktionen aus VKU, Gasbranche und NGO
Die meisten Akteure sind unzufrieden mit den Ergebnissen der Klimakonferenz in Glasgow. Das Vertrauen in die internationale Klimapolitik bleibt aber vorerst intakt.
Michael Ebling (SPD), Präsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), sieht den wichtigsten Auftrag der UN-Klimakonferenz, die am 13. September in Glasgow zu Ende ging, an die deutsche Wirtschaft darin, die Energiewende zu beschleunigen: „Wir müssen schneller werden“ beim Ausbau der Erneuerbaren, im Gebäudebereich, beim Umbau der Energie-Infrastruktur, der Verkehrswende und dabei, „Städte und Gemeinden klimarobust zu machen“. Von der EU-Kommission erwartet der VKU, „das Wettbewerbs- und Beihilferecht noch stärker auf die übergeordneten Klimaschutzziele der Europäischen Union auszurichten“.

Gaslobby: Kohleausstieg spart schnell viel CO2 ein

Die deutsche Gaswirtschaft sieht sich in ihrem Kurs bestätigt. Besonders positiv sei das Bekenntnis des Gipfels zum Kohleausstieg, sagt der Vorstand der Brancheninitiative Zukunft Gas, Timm Kehler: „Mit dem sogenannten Fuel-Switch von Kohle zu Gas können sehr schnell 65 Prozent CO2 eingespart werden.“ Die Verständigung Chinas und der USA, in der Klimapolitik enger zusammenzuarbeiten und ihre Methan-Emissionen zu reduzieren, kann nach Kehlers Ansicht die Keimzelle eines „Klimaclubs“ werden. Dessen Bildung wird auch von der neuen Bundesregierung befürwortet.

Was den Ausstoß des besonders aggressiven Treibhausgases Methan (CH4) angeht, verweist Kehler darauf, dass die deutsche Gaswirtschaft ihre Methanemissionen seit 1990 um mehr als 40 % reduziert habe. Ihre Zählung wird aber von Klimaschützern in Frage gestellt. Kehler: „Wir begrüßen es, wenn die Messungen künftig genauer und transparenter gestaltet werden.“

NGO: In Deutschland bis 2030 um 70 Prozent runter

Die Umwelt- und Entwicklungsorganisationen halten die Ergebnisse der Klimakonferenz für unzureichend. Um so wichtiger sei es jetzt, dass Deutschland und die EU ihre Anstrengungen in allen Bereichen der Klimapolitik verstärkten. In einem gemeinsamen Appell an die nächste Bundesregierung weisen dreizehn Nichtregierungsorganisationen (NGO) - Naturschutzbund/Nabu, Misereor, Care und andere - darauf hin, die Klimakonferenz habe gezeigt, „dass auch Schwellenländer den Weg zu 100 Prozent Erneuerbaren“ angehen müssten. „Deswegen appellieren wir an die Ampel-Parteien, einen entsprechenden Koalitionsvertrag zu vereinbaren mit dem Ziel, die Emissionen bis 2030 um 70 Prozent gegenüber 1990 zu verringern.“ Das europäische Reduktionsziel von 55 % müsse auf 65 % angehoben und die Klimafinanzierung auf mindestens 8 Mrd. Euro pro Jahr erhöht werden. Die potenziellen Ampelkoalitionäre begannen am 15. November, wieder auf Ebene der Parteichefs respektive Kanzlerkandidaten zu verhandeln.

Auch nach der Cop26 bleibe das 1,5-Grad-Begrenzungsziel beim Treibhauseffekt in weiter Ferne, heißt es in einer Stellungnahme des WWF: „Entscheidend ist jetzt, dass die Länder bei ihren nationalen Klimazielen nachbessern und zuhause die Umsetzung vorantreiben“, sagt Viviane Raddatz vom WWF Deutschland: „Der Blick richtet sich auf die Ampel-Koalition.“

Kritisch gegen "Zombie-Zertifikate"

Kritisch sieht der WWF die in Glasgow vereinbarten Regeln für den Emissionshandel. Zwar seien einzelne „Schlupflöcher zur Doppelanrechnung von Emissionsreduktionen“ geschlossen worden. Die weitere Verwendung von „Zombie-Zertifikaten“ aus der Vergangenheit halten die Umweltschützer aber für problematisch.

Das Bundesumweltministerium (BMU), in dessen Geschäftsbereich das Umweltbundesamt (UBA) den Emissionsrechtehandel organisiert, meint dagegen, die Cop26 habe „hohe Standards für den weltweiten Handel mit Treibhausgas-Minderungen“ beschlossen. Damit werde sichergestellt, dass „die gehandelten Minderungen über die bestehenden nationalen Klimaschutzbeiträge der Staaten hinausgehen müssen und so das Ambitionsniveau insgesamt erhöhen“. Damit solle besonders Entwicklungsländer geholfen werden, schnell klimaneutral zu werden. Die EU wolle ihre Klimaziele ohne den Rückgriff auf internationale Zertifikate erreichen.

Das in Glasgow beschlossene Regelbuch setzt nach Ansicht des BMU klare Standards für die Nutzung von Zertifikaten „auf dem freiwilligen Kompensationsmarkt“. Ein Kompromiss sei nur dadurch möglich geworden, dass Zertifikate aus laufenden Projekten in begrenztem Umfang weiterverwendet werden könnten. „Das ist ein gutes Ergebnis, das mehr Klimaschutz ermöglichen wird“, sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth: „Die Regelung schließt Schlupflöcher bei der Erfüllung von Klimaschutzverpflichtungen aus und schafft zugleich ein Finanzierungs-Instrument für zusätzlichen Klimaschutz in Entwicklungsländern.“ 

Montag, 15.11.2021, 14:56 Uhr
Tom Weingärtner

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