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Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Gemächlich im Vorwärtsgang
Einfüllstutzen bei VW. Quelle: Das Erdgasfahrzeug
E&M Vor 20 Jahren

Gemächlich im Vorwärtsgang

Schon vor 20 Jahren waren alternative Antriebe im Verkehr ein Thema. Damals spielte noch Erdgas in der öffentlichen Diskussion ein Rolle.
Im ersten Quartal 2004 legte das Kraftfahrtbundesamt (KBA) seine Bilanz für das vorausgegangene Jahr vor. Die Zahl der Erdgasfahrzeuge in Deutschland stieg zwar langsam, aber kontinuierlich. Im Jahr 2003 waren knapp 5.000 Zulassungen dazu gekommen, so das Kraftfahrtbundesamt (KBA) in Flensburg. Im Tankstellennetz klafften allerdings sehr große Lücken, wie E&M-Redakteur Peter Focht damals erfuhr.

Hier sein Beitrag vom März 2004.

Die KBA-Statistiken weisen zum 1. Januar 2004 insgesamt 19.105 (Vorjahr 14.420) mit Erdgas betriebene Fahrzeuge aus. Davon waren 14 676, also der weitaus überwiegende Teil, Personenwagen. Auf Deutschlands Straßen unterwegs sind aber auch 3.100 Lastwagen und 965 Busse.

Auffällig war im Jahr 2003 die starke Zunahme der monovalent, also nur mit Erdgas betriebenen Autos. Ihr Bestand hat sich mehr als verdoppelt; etwa 30 % aller Erdgasfahrzeuge haben inzwischen praktisch nur noch Gas im Tank. Ende 2003 waren bereits mehr als 4.000 monovalente Personenwagen auf Deutschlands Straßen unterwegs, 2002 waren es erst 1.939. Die meisten der monovalenten Pkw dürften Fahrzeuge des Hersteller Opel sein. Der Rüsselsheimer Hersteller bietet seine Modelle Zafira und Astra mit Erdgasantrieb und einem nur sehr kleinen Benzintank für Notfälle an. Die beiden Modelle sind deshalb als monovalent eingestuft, obwohl sie auch noch mit Benzin betrieben werden können.

Auch für die gewerbliche Nutzung sind die Fahrzeuge geeignet: Die Flottengesellschaft der Deutschen Telekom, DeTe Fleetservices, übernahm Anfang Februar in Berlin 21 Astra Caravan CNG für den technischen Kundendienst der Deutschen Telekom und will weitere 29 Autos dieses Modells sowie drei Zafira CNG erwerben. Der Einsatz der Erdgasfahrzeuge in Berlin wird mit Mitteln des EU-Verkehrsprojekts „Tellus“ gefördert.

Bereits heute sei ein praxistauglicher Einsatz von ausschließlich mit Erdgas betriebenen Fahrzeugen möglich, meint Albert Kobbe, Projektleiter Erdgasfahrzeuge beim Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft in Berlin.
Die Automobilhersteller erweitern ihre Modellpalette an Erdgasfahrzeugen allerdings immer noch relativ zögerlich. Nachträgliche Umrüstungen auf Erdgasbetrieb erreichen bei den Neuzulassungen in Deutschland dennoch nur noch einen Anteil von etwa 15 Prozent. Volvo habe angekündigt, bis 2006 fast 90 Prozent der Modellpalette mit Erdgasantrieb anzubieten, vermerkt der BGW in diesem Zusammenhang. „Im Konzern ist die Entscheidung gefallen, bei allen serienmäßig angebotenen PKw-Modellen in den nächsten Jahren ausschließlich den Weg des alternativen Einsatzes von Erdgas als Kraftstoff weiter zu verfolgen“, zitiert der Verband Klaus Wick, bei der Kölner Volvo Car Germany GmbH zuständig für Erdgasfahrzeuge.

Gasversorger scheuen noch Investitionen für Tankstellen

Von Mai an soll mit dem E 200 NGT auch der erste serienmäßige Mercedes mit Erdgasantrieb zu kaufen sein. Das lange angekündigte Modell wird mit einem bivalent zu betreibenden, 163 PS starken Motor auf den Markt kommen.
Bei der Messe Automobil International 2004 (AMI) vom 17. bis 25. April in Leipzig präsentieren Autohersteller zusammen mit ostdeutschen Gasversorgungsunternehmen auf einem gemeinsamen Stand Fahrzeugmodelle und aktuelle Förderangebote beim Umsteigen auf ein Erdgasauto. Bei der Messe vorstellen will die Gaswirtschaft außerdem ihre neue „Initiative Erdgas als Kraftstoff“, die dem alternativen Antrieb mehr Bekanntheit verschaffen soll. Opel will in Leipzig ein Studie seines Vans Combo Tour 1,6 CNG vorstellen.

Nach Ansicht von Kobbe ist der Zuwachs an Erdgasfahrzeugen auch ein Erfolg der Anstrengungen der deutschen Gaswirtschaft beim Ausbau des Erdgas-Tankstellennetzes. Nach BGW-Angaben konnten Autofahrer Ende 2003 ihr Gasgefährt an etwa 400 Tankstellen im Bundesgebiet mit Sprit versorgen. Jeweils etwa 80 Tankstellen wurden 2003 und in den beiden Jahren davor mit zusätzlichen Erdgas-Zapfsäulen ausgerüstet. Ende März gab es insgesamt 413 Betankungsmöglichkeiten für Erdgasautos. Die Zahl der Erdgastankstellen in Deutschland soll bis 2007 auf mehr als 1.400 erhöht werden.

Die 2002 von Unternehmen der Gaswirtschaft gegründete Erdgas Mobil GmbH hatte sich ursprünglich zum Ziel gesetzt, bis 2006 etwa 1000 öffentliche Mineralöltankstellen mit Erdgaszapfsäulen ausrüsten. Dieses Ziel sei nicht mehr zu erreichen, räumt das Unternehmen schon heute ein. Viele Gasversorger scheuten noch immer die hohen Investitionen für eine Tankstelle. Und auch die Verhandlungen mit den Mineralölgesellschaften, die die Tankstellen an den vorgesehenen Standorten betreiben, haben länger gedauert als vorgesehen. „Wir hinken im Zeitplan hinterher, haben aber jetzt volle Fahrt aufgenommen“, so ein Sprecher von Erdgas Mobil. In diesem Jahr sollen 150 neue Erdgas-Tankstellen in Betrieb gehen, darunter auch die ersten richtigen Autobahntankstellen. Mit der Betreibergesellschaft Tank und Rast GmbH habe man jüngst eine Vereinbarung darüber geschlossen. Für 2005 seien 200 neue Erdgas-Tankstellen vorgesehen, danach 250 pro Jahr. Das Ziel mit etwa 1000 öffentlichen Tankstellen, die auch Erdgas anbieten, eine flächendeckende Spritversorgung für ganz Deutschland aufgebaut zu haben, könnte dann im Jahr 2008 erreicht werden.
 

Freitag, 15.03.2024, 14:40 Uhr
Peter Focht
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Einfüllstutzen bei VW. Quelle: Das Erdgasfahrzeug
E&M Vor 20 Jahren
Gemächlich im Vorwärtsgang
Schon vor 20 Jahren waren alternative Antriebe im Verkehr ein Thema. Damals spielte noch Erdgas in der öffentlichen Diskussion ein Rolle.
Im ersten Quartal 2004 legte das Kraftfahrtbundesamt (KBA) seine Bilanz für das vorausgegangene Jahr vor. Die Zahl der Erdgasfahrzeuge in Deutschland stieg zwar langsam, aber kontinuierlich. Im Jahr 2003 waren knapp 5.000 Zulassungen dazu gekommen, so das Kraftfahrtbundesamt (KBA) in Flensburg. Im Tankstellennetz klafften allerdings sehr große Lücken, wie E&M-Redakteur Peter Focht damals erfuhr.

Hier sein Beitrag vom März 2004.

Die KBA-Statistiken weisen zum 1. Januar 2004 insgesamt 19.105 (Vorjahr 14.420) mit Erdgas betriebene Fahrzeuge aus. Davon waren 14 676, also der weitaus überwiegende Teil, Personenwagen. Auf Deutschlands Straßen unterwegs sind aber auch 3.100 Lastwagen und 965 Busse.

Auffällig war im Jahr 2003 die starke Zunahme der monovalent, also nur mit Erdgas betriebenen Autos. Ihr Bestand hat sich mehr als verdoppelt; etwa 30 % aller Erdgasfahrzeuge haben inzwischen praktisch nur noch Gas im Tank. Ende 2003 waren bereits mehr als 4.000 monovalente Personenwagen auf Deutschlands Straßen unterwegs, 2002 waren es erst 1.939. Die meisten der monovalenten Pkw dürften Fahrzeuge des Hersteller Opel sein. Der Rüsselsheimer Hersteller bietet seine Modelle Zafira und Astra mit Erdgasantrieb und einem nur sehr kleinen Benzintank für Notfälle an. Die beiden Modelle sind deshalb als monovalent eingestuft, obwohl sie auch noch mit Benzin betrieben werden können.

Auch für die gewerbliche Nutzung sind die Fahrzeuge geeignet: Die Flottengesellschaft der Deutschen Telekom, DeTe Fleetservices, übernahm Anfang Februar in Berlin 21 Astra Caravan CNG für den technischen Kundendienst der Deutschen Telekom und will weitere 29 Autos dieses Modells sowie drei Zafira CNG erwerben. Der Einsatz der Erdgasfahrzeuge in Berlin wird mit Mitteln des EU-Verkehrsprojekts „Tellus“ gefördert.

Bereits heute sei ein praxistauglicher Einsatz von ausschließlich mit Erdgas betriebenen Fahrzeugen möglich, meint Albert Kobbe, Projektleiter Erdgasfahrzeuge beim Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft in Berlin.
Die Automobilhersteller erweitern ihre Modellpalette an Erdgasfahrzeugen allerdings immer noch relativ zögerlich. Nachträgliche Umrüstungen auf Erdgasbetrieb erreichen bei den Neuzulassungen in Deutschland dennoch nur noch einen Anteil von etwa 15 Prozent. Volvo habe angekündigt, bis 2006 fast 90 Prozent der Modellpalette mit Erdgasantrieb anzubieten, vermerkt der BGW in diesem Zusammenhang. „Im Konzern ist die Entscheidung gefallen, bei allen serienmäßig angebotenen PKw-Modellen in den nächsten Jahren ausschließlich den Weg des alternativen Einsatzes von Erdgas als Kraftstoff weiter zu verfolgen“, zitiert der Verband Klaus Wick, bei der Kölner Volvo Car Germany GmbH zuständig für Erdgasfahrzeuge.

Gasversorger scheuen noch Investitionen für Tankstellen

Von Mai an soll mit dem E 200 NGT auch der erste serienmäßige Mercedes mit Erdgasantrieb zu kaufen sein. Das lange angekündigte Modell wird mit einem bivalent zu betreibenden, 163 PS starken Motor auf den Markt kommen.
Bei der Messe Automobil International 2004 (AMI) vom 17. bis 25. April in Leipzig präsentieren Autohersteller zusammen mit ostdeutschen Gasversorgungsunternehmen auf einem gemeinsamen Stand Fahrzeugmodelle und aktuelle Förderangebote beim Umsteigen auf ein Erdgasauto. Bei der Messe vorstellen will die Gaswirtschaft außerdem ihre neue „Initiative Erdgas als Kraftstoff“, die dem alternativen Antrieb mehr Bekanntheit verschaffen soll. Opel will in Leipzig ein Studie seines Vans Combo Tour 1,6 CNG vorstellen.

Nach Ansicht von Kobbe ist der Zuwachs an Erdgasfahrzeugen auch ein Erfolg der Anstrengungen der deutschen Gaswirtschaft beim Ausbau des Erdgas-Tankstellennetzes. Nach BGW-Angaben konnten Autofahrer Ende 2003 ihr Gasgefährt an etwa 400 Tankstellen im Bundesgebiet mit Sprit versorgen. Jeweils etwa 80 Tankstellen wurden 2003 und in den beiden Jahren davor mit zusätzlichen Erdgas-Zapfsäulen ausgerüstet. Ende März gab es insgesamt 413 Betankungsmöglichkeiten für Erdgasautos. Die Zahl der Erdgastankstellen in Deutschland soll bis 2007 auf mehr als 1.400 erhöht werden.

Die 2002 von Unternehmen der Gaswirtschaft gegründete Erdgas Mobil GmbH hatte sich ursprünglich zum Ziel gesetzt, bis 2006 etwa 1000 öffentliche Mineralöltankstellen mit Erdgaszapfsäulen ausrüsten. Dieses Ziel sei nicht mehr zu erreichen, räumt das Unternehmen schon heute ein. Viele Gasversorger scheuten noch immer die hohen Investitionen für eine Tankstelle. Und auch die Verhandlungen mit den Mineralölgesellschaften, die die Tankstellen an den vorgesehenen Standorten betreiben, haben länger gedauert als vorgesehen. „Wir hinken im Zeitplan hinterher, haben aber jetzt volle Fahrt aufgenommen“, so ein Sprecher von Erdgas Mobil. In diesem Jahr sollen 150 neue Erdgas-Tankstellen in Betrieb gehen, darunter auch die ersten richtigen Autobahntankstellen. Mit der Betreibergesellschaft Tank und Rast GmbH habe man jüngst eine Vereinbarung darüber geschlossen. Für 2005 seien 200 neue Erdgas-Tankstellen vorgesehen, danach 250 pro Jahr. Das Ziel mit etwa 1000 öffentlichen Tankstellen, die auch Erdgas anbieten, eine flächendeckende Spritversorgung für ganz Deutschland aufgebaut zu haben, könnte dann im Jahr 2008 erreicht werden.
 

Freitag, 15.03.2024, 14:40 Uhr
Peter Focht

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