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Energie & Management > Gaskraftwerke - Gasmotoren-Hersteller hinterfragt Kraftwerksstrategie
Quelle: Fotolia / Ralf Urner
Gaskraftwerke

Gasmotoren-Hersteller hinterfragt Kraftwerksstrategie

Rolls-Royce will einen technologieoffenen Wettbewerb bei der Umsetzung der Kraftwerksstrategie. Und sieht einen „substanziellen Beitrag“ dezentraler Lösungen zur Erzeugungsleistung.
Modern, hochflexibel und klimafreundlich sollen die Kraftwerke der Zukunft nach den Vorstellungen der Bundesregierung sein. Was die Technik anbelangt, hat die Ampel Offenheit signalisiert. Doch offen ist auch, wie sich das konkret in den Ausschreibungen für neue Kraftwerke niederschlagen wird. Branchenriesen wie RWE und Uniper rechnen längst mit Zuschlägen für wasserstofffähige Gasgroßanlagen. Jetzt hat sich der Gasmotoren-Hersteller Rolls-Royce Power Systems zu Wort gemeldet. Er sieht Turbinenkraftwerke in der Energiewende zusehends an Grenzen stoßen und will, dass sich Marktkräfte entfalten können.

„Schreibt man nur sehr große Tranchen aus, oder lässt man auch kleinere Tranchen zu?“ Aus Sicht von Daniel Chatterjee, Chef-Technologie-Strategie bei Rolls-Royce Power System, hängt von der Antwort darauf ab, ob mit der Kraftwerksstrategie die Klimaschutzziele erreicht werden. Wichtig sei es, die Ausschreibungen für neue Kraftwerke so zu gestalten, dass „Optionen nicht ausgeschlossen werden“, sagte Chatterjee bei einer Online-Veranstaltung des Unternehmens am 20. März. „Wir müssen es schaffen, dass der Markt sagen kann“, welche Lösung jeweils am besten geignet sei.

„Immer weniger“ Zeitfenster für Einspeisung aus Großanlagen 

Michael Stipa, zuständig für Geschäftsentwicklung und Produktmanagement in der Sparte stationäre Energielösungen wies darauf hin, dass Anforderungen an Erzeugungsanlagen im Hinblick auf die Flexibilität mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien stark steigen werden. „Wir haben noch weniger Betriebsstunden, wenn wir immer mehr Erneuerbare haben. Die jeweiligen Zeitfenster, in denen die kontrollierbare Leistung noch benötigt wird, werden immer weniger“, sagte er über die Grenzen, die die Energiewende Großkraftwerken mit Turbinentechnologie zieht. Zudem verwies er auf den Netzausbau, der dem Ausbau der Erneuerbaren hinterherlaufe.

Dezentrale Anlagen, so Stipa, könne man stärker entlang des tatsächlichen Bedarfs ausrichten und „so den Druck aus Netzengpässen herausnehmen“. Er rechnet damit, dass solche Technik künftig einen „substanziellen Beitrag“ zum Erzeugungsportfolio leistet. Kleine Gasmotoren ließen sich modular in Serie schalten, sodass Gaskraftanlagen „im Leistungsbereich von 60 bis 100 MW entstehen können“.

Als beispielhaften Markt nannte Stipa England. Dort habe man Ende des letzten Jahrzehnt verstärkt auf dezentrale Erzeugungsleistung gesetzt. Hierzulande verzeichne man „erste Anfragen von Energieversorungsunternehmen, die technologieoffen in Leistungsbändern zwischen 60 und 100 MW verschiedene Energiekonzepte nebeneinander legen“.

Zeit für die Umsetzung der Kraftwerksstrategie wird knapp

Der Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA ) spricht sich für eine „Balance“ zwischen Zentralisierung und Regionalisierung aus und fordert „Technologieoffenheit für eine Bandbreite an Lösungen“. So wichtig die Kraftwerksstrategie sei – „die Strategie ist noch kein Gesetz, ein Gesetz noch keine Ausschreibung, und eine Ausschreibung ist noch kein Bau“, sagte Matthias Zelinger, Leiter des VDMA-Kompetenzzentrums Klima und Energie. Im Maschinenbau zeigt man sich besorgt ob des Tempos, mit dem neue Erzeugungskapazitäten entstehen. „Wir sehen schon die Gefahr, dass am freien Markt in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts der Mittelstand Probleme haben wird, ausreichend grünen Strom zu kriegen“, sagte Zelinger.

Dass die Zeit drängt, unterstrich Daniel Chatterjee. „Bis 2030 sind es noch 64 Monate. Das ist quasi morgen. Daher muss die Kraftwerksstrategie schnell umgesetzt werden und zeitnah mit einem Kapazitätsmarkt ergänzt werden. Erst damit können Investitionen ausgelöst werden.“

Mittwoch, 20.03.2024, 17:04 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Gaskraftwerke - Gasmotoren-Hersteller hinterfragt Kraftwerksstrategie
Quelle: Fotolia / Ralf Urner
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Gasmotoren-Hersteller hinterfragt Kraftwerksstrategie
Rolls-Royce will einen technologieoffenen Wettbewerb bei der Umsetzung der Kraftwerksstrategie. Und sieht einen „substanziellen Beitrag“ dezentraler Lösungen zur Erzeugungsleistung.
Modern, hochflexibel und klimafreundlich sollen die Kraftwerke der Zukunft nach den Vorstellungen der Bundesregierung sein. Was die Technik anbelangt, hat die Ampel Offenheit signalisiert. Doch offen ist auch, wie sich das konkret in den Ausschreibungen für neue Kraftwerke niederschlagen wird. Branchenriesen wie RWE und Uniper rechnen längst mit Zuschlägen für wasserstofffähige Gasgroßanlagen. Jetzt hat sich der Gasmotoren-Hersteller Rolls-Royce Power Systems zu Wort gemeldet. Er sieht Turbinenkraftwerke in der Energiewende zusehends an Grenzen stoßen und will, dass sich Marktkräfte entfalten können.

„Schreibt man nur sehr große Tranchen aus, oder lässt man auch kleinere Tranchen zu?“ Aus Sicht von Daniel Chatterjee, Chef-Technologie-Strategie bei Rolls-Royce Power System, hängt von der Antwort darauf ab, ob mit der Kraftwerksstrategie die Klimaschutzziele erreicht werden. Wichtig sei es, die Ausschreibungen für neue Kraftwerke so zu gestalten, dass „Optionen nicht ausgeschlossen werden“, sagte Chatterjee bei einer Online-Veranstaltung des Unternehmens am 20. März. „Wir müssen es schaffen, dass der Markt sagen kann“, welche Lösung jeweils am besten geignet sei.

„Immer weniger“ Zeitfenster für Einspeisung aus Großanlagen 

Michael Stipa, zuständig für Geschäftsentwicklung und Produktmanagement in der Sparte stationäre Energielösungen wies darauf hin, dass Anforderungen an Erzeugungsanlagen im Hinblick auf die Flexibilität mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien stark steigen werden. „Wir haben noch weniger Betriebsstunden, wenn wir immer mehr Erneuerbare haben. Die jeweiligen Zeitfenster, in denen die kontrollierbare Leistung noch benötigt wird, werden immer weniger“, sagte er über die Grenzen, die die Energiewende Großkraftwerken mit Turbinentechnologie zieht. Zudem verwies er auf den Netzausbau, der dem Ausbau der Erneuerbaren hinterherlaufe.

Dezentrale Anlagen, so Stipa, könne man stärker entlang des tatsächlichen Bedarfs ausrichten und „so den Druck aus Netzengpässen herausnehmen“. Er rechnet damit, dass solche Technik künftig einen „substanziellen Beitrag“ zum Erzeugungsportfolio leistet. Kleine Gasmotoren ließen sich modular in Serie schalten, sodass Gaskraftanlagen „im Leistungsbereich von 60 bis 100 MW entstehen können“.

Als beispielhaften Markt nannte Stipa England. Dort habe man Ende des letzten Jahrzehnt verstärkt auf dezentrale Erzeugungsleistung gesetzt. Hierzulande verzeichne man „erste Anfragen von Energieversorungsunternehmen, die technologieoffen in Leistungsbändern zwischen 60 und 100 MW verschiedene Energiekonzepte nebeneinander legen“.

Zeit für die Umsetzung der Kraftwerksstrategie wird knapp

Der Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA ) spricht sich für eine „Balance“ zwischen Zentralisierung und Regionalisierung aus und fordert „Technologieoffenheit für eine Bandbreite an Lösungen“. So wichtig die Kraftwerksstrategie sei – „die Strategie ist noch kein Gesetz, ein Gesetz noch keine Ausschreibung, und eine Ausschreibung ist noch kein Bau“, sagte Matthias Zelinger, Leiter des VDMA-Kompetenzzentrums Klima und Energie. Im Maschinenbau zeigt man sich besorgt ob des Tempos, mit dem neue Erzeugungskapazitäten entstehen. „Wir sehen schon die Gefahr, dass am freien Markt in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts der Mittelstand Probleme haben wird, ausreichend grünen Strom zu kriegen“, sagte Zelinger.

Dass die Zeit drängt, unterstrich Daniel Chatterjee. „Bis 2030 sind es noch 64 Monate. Das ist quasi morgen. Daher muss die Kraftwerksstrategie schnell umgesetzt werden und zeitnah mit einem Kapazitätsmarkt ergänzt werden. Erst damit können Investitionen ausgelöst werden.“

Mittwoch, 20.03.2024, 17:04 Uhr
Manfred Fischer

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