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Energie & Management > Erdgas - Gasmangellage ist kein Thema mehr
LNG-Cargo "Ish" erreicht das FSRU "Höegh Gannet" Brunsbüttel. Quelle: RWE
Erdgas

Gasmangellage ist kein Thema mehr

Es gibt kaum noch Szenarien, die für diesen Winter einen Gasmangel erwarten lassen. Volle Speicher und ausreichende Importkapazitäten sorgen für eine entspannte Lage.
Nur bei gravierenden Systemstörungen, so die Einschätzung der Initiative Energien Speichern e.V. (Ines) könnte es in diesem Winter noch zu einer kritischen Versorgungssituation kommen. Ansonsten sei auch bei extrem tiefen Temperaturen keine Gasmangellage mehr zu erwarten, erklärte der Geschäftsführer Speicherverbandes, Sebastian Heinermann, bei einer Pressekonferenz am 16. Januar. Der für 1. Februar vorgeschriebene Speicherfüllstand von 40 Prozent sei ebenfalls in jedem Fall gesichert. Auch an der vollständigen Befüllung der Speicher im kommenden Herbst bestehe kein Zweifel mehr.

Das gesamte Jahr 2023 über, gab es in Sachen Gasversorgung keinen Grund zur Nervosität. 2022 war das ganz anders, als mit dem Lieferstopp aus Russland Ende August in etwa die Hälfte der Importe wegbrach. Durch ein Hochfahren der Importe aus anderen Ländern, vor allem aus Norwegen, und eine Reduzierung der Exporte sowie durch Einsparbemühungen konnte sichergestellt werden, dass die Heizungen weiterliefen und die Industrie weiterproduzieren konnte. In Anbetracht ziemlich leerer Gasspeicher, mit denen man in die Krisensituation gestartet war, wurden gesetzliche Füllstandsvorgaben erlassen und der Marktgebietsverantwortliche ermächtigt, selbst Gas zu beschaffen. In „neuer Deutschlandgeschwindigkeit“ entstanden und entstehen Importterminals für Flüssigerdgas.

Der Blick auf den Dezember 2023 zeigt einen im Vergleich zum Vormonat nur leicht gestiegenen Tagesverbrauch von 3,3 TWh täglich, was auf die recht hohen Temperaturen von durchschnittlich 3,2 Grad zurückzuführen ist. In den von Ines entwickelten Prognose-Szenarien war von einem Verbrauch von 4,2 TWh ausgegangen worden. Auch die Ausspeicherung war mit 0,4 TWh täglich nur leicht angestiegen und die Füllstände von 96 auf 91 Prozent nur moderat rückläufig. Mit Blick in die Historie zeigen sich Werte um die 80 Prozent. Für Januar erwartet man bei Ines allerdings einen erheblich höheren Verbrauch von etwa 4,1 TWh am Tag.

LNG-Importe machen 7 Prozent aus

Die LNG-Importe nach Europa nahmen im Dezember mit 4,5 TWh täglich leicht ab, die Auslastung der Terminals betrug 53 Prozent. Betrachtet man das Gesamtjahr 2023 und die deutschen LNG-Importe über die neuen Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin, kommt man auf einen Wert von 70 TWh. Das sind etwa 7 Prozent der Gesamtimporte der Bundesrepublik, die bei 974 TWh liegen. Derzeit ist die Inbetriebnahme von drei weiteren Regasifizierungsschiffen (Floating Storage Regasification Unit, FSRU) in Mukran auf Rügen, in Wilhelmshaven und Stade geplant, was man bei Ines im Hinblick auf die Versorgungssicherheit in den nächsten Jahren auch für nötig hält. Nach 2026/2027 könnten allerdings drei Standorte ausreichend sein, heißt es.
 
Rückblick auf die Gasversorgung im Jahr 2023
(zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Ines

Heinermann hob in der Konferenz vor allem die Bedeutung der Gasspeicher hervor, gerade auch im Hinblick auf die anstehenden Planungen zum Thema Wasserstoff. Die Speicher, so erklärte er, seien im vergangenen Jahr in der Lage gewesen, die Erdgasimporte um bis zu 2,2 TWh täglich zu reduzieren. Sie würden erheblich zur Effizienz des Gesamtsystems beitragen und in großem Umfang Spitzenlasten abfangen: Der höchste Verbrauchswert betrug am 24. Januar 2023 rund 5,7 TWh und konnte durch Ausspeicherung auf 3,4 TWh begrenzt werden. Um solche Werte mit zusätzlichem Gas zu erreichen, müsste man beispielsweise die LNG-Importkapazitäten versechsfachen.

In dem Zusammenhang ging der Ines-Geschäftsführer auf die bisherigen Planungen zum Wasserstoffkernnetz in Deutschland ein. Bereits vor Tagen hatte sein Verband mit der Einschätzung für Aufsehen gesorgt, das Ganze sei zu großzügig ausgelegt. Heinermann betonte, dass darin keine Speichermöglichkeiten für Wasserstoff vorgesehen sind (wir berichteten). Es würden Importe geplant, die in dem Umfang gar nicht zu realisieren sind, so seine Überzeugung. Zugleich wies er darauf hin, dass es in Deutschland das geologische Potenzial für solche Speicher gibt.

Gasspeichergesetz bleibt in der Diskussion

Ein weiterer Komplex, der in der Branche regelmäßig für Diskussionen sorgt, sind die im Zuge der Gaskrise 2022 erlassenen gesetzlichen Vorschriften. Sie waren kürzlich auch Thema einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Klimaschutz und Energie des Bundestages. Beispielsweise hält man bei Ines die Verlängerung des Gasspeichergesetzes mit seinen Füllstandsvorgaben bis 2027 für verfrüht, zumal die entsprechenden EU-Vorgaben nur bis 2025 gelten. Auch die Möglichkeit des Marktgebietsverantwortlichen Trading Hub Europe (THE), selbst Gas einzukaufen, um die Speicherstände zu gewährleisten, wird kritisch gesehen. Vielmehr sei die Ausschreibung von Storage Based Options (SSBO) zu bevorzugen, schon aus Kostengründen. Bei THE ist man verständlicherweise anderer Meinung und sieht eine „klare Zuweisung von Verantwortlichkeit“ als notwendig an.
 
Die Entwicklung der Gasspeicher-Füllstände im Jahresverlauf
(zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Ines
 

Erdgasspeicher Peissen

Die VNG-Gasspeicher GmbH (VGS) ist jetzt alleinige Gesellschafterin der Erdgasspeicher Peissen GmbH (EPG), die Eigentümerin und Betreiberin des Untergrundspeichers Katharina in Sachsen-Anhalt. Das bestätigte eine Sprecherin der Redaktion. Danach hat VGS den eingezogenen 50-Prozent-Anteil der „Gasprom export LLC“ übernommen. Dadurch sicherten VGS und VNG die weitere Handlungsfähigkeit der EPG als Unternehmen der kritischen Infrastruktur und leisteten einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Deutschland, heißt es seitens VNG weiter. Das Bundeskartellamt habe der Transaktion bereits zugestimmt.

 

Dienstag, 16.01.2024, 14:37 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Erdgas - Gasmangellage ist kein Thema mehr
LNG-Cargo "Ish" erreicht das FSRU "Höegh Gannet" Brunsbüttel. Quelle: RWE
Erdgas
Gasmangellage ist kein Thema mehr
Es gibt kaum noch Szenarien, die für diesen Winter einen Gasmangel erwarten lassen. Volle Speicher und ausreichende Importkapazitäten sorgen für eine entspannte Lage.
Nur bei gravierenden Systemstörungen, so die Einschätzung der Initiative Energien Speichern e.V. (Ines) könnte es in diesem Winter noch zu einer kritischen Versorgungssituation kommen. Ansonsten sei auch bei extrem tiefen Temperaturen keine Gasmangellage mehr zu erwarten, erklärte der Geschäftsführer Speicherverbandes, Sebastian Heinermann, bei einer Pressekonferenz am 16. Januar. Der für 1. Februar vorgeschriebene Speicherfüllstand von 40 Prozent sei ebenfalls in jedem Fall gesichert. Auch an der vollständigen Befüllung der Speicher im kommenden Herbst bestehe kein Zweifel mehr.

Das gesamte Jahr 2023 über, gab es in Sachen Gasversorgung keinen Grund zur Nervosität. 2022 war das ganz anders, als mit dem Lieferstopp aus Russland Ende August in etwa die Hälfte der Importe wegbrach. Durch ein Hochfahren der Importe aus anderen Ländern, vor allem aus Norwegen, und eine Reduzierung der Exporte sowie durch Einsparbemühungen konnte sichergestellt werden, dass die Heizungen weiterliefen und die Industrie weiterproduzieren konnte. In Anbetracht ziemlich leerer Gasspeicher, mit denen man in die Krisensituation gestartet war, wurden gesetzliche Füllstandsvorgaben erlassen und der Marktgebietsverantwortliche ermächtigt, selbst Gas zu beschaffen. In „neuer Deutschlandgeschwindigkeit“ entstanden und entstehen Importterminals für Flüssigerdgas.

Der Blick auf den Dezember 2023 zeigt einen im Vergleich zum Vormonat nur leicht gestiegenen Tagesverbrauch von 3,3 TWh täglich, was auf die recht hohen Temperaturen von durchschnittlich 3,2 Grad zurückzuführen ist. In den von Ines entwickelten Prognose-Szenarien war von einem Verbrauch von 4,2 TWh ausgegangen worden. Auch die Ausspeicherung war mit 0,4 TWh täglich nur leicht angestiegen und die Füllstände von 96 auf 91 Prozent nur moderat rückläufig. Mit Blick in die Historie zeigen sich Werte um die 80 Prozent. Für Januar erwartet man bei Ines allerdings einen erheblich höheren Verbrauch von etwa 4,1 TWh am Tag.

LNG-Importe machen 7 Prozent aus

Die LNG-Importe nach Europa nahmen im Dezember mit 4,5 TWh täglich leicht ab, die Auslastung der Terminals betrug 53 Prozent. Betrachtet man das Gesamtjahr 2023 und die deutschen LNG-Importe über die neuen Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin, kommt man auf einen Wert von 70 TWh. Das sind etwa 7 Prozent der Gesamtimporte der Bundesrepublik, die bei 974 TWh liegen. Derzeit ist die Inbetriebnahme von drei weiteren Regasifizierungsschiffen (Floating Storage Regasification Unit, FSRU) in Mukran auf Rügen, in Wilhelmshaven und Stade geplant, was man bei Ines im Hinblick auf die Versorgungssicherheit in den nächsten Jahren auch für nötig hält. Nach 2026/2027 könnten allerdings drei Standorte ausreichend sein, heißt es.
 
Rückblick auf die Gasversorgung im Jahr 2023
(zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Ines

Heinermann hob in der Konferenz vor allem die Bedeutung der Gasspeicher hervor, gerade auch im Hinblick auf die anstehenden Planungen zum Thema Wasserstoff. Die Speicher, so erklärte er, seien im vergangenen Jahr in der Lage gewesen, die Erdgasimporte um bis zu 2,2 TWh täglich zu reduzieren. Sie würden erheblich zur Effizienz des Gesamtsystems beitragen und in großem Umfang Spitzenlasten abfangen: Der höchste Verbrauchswert betrug am 24. Januar 2023 rund 5,7 TWh und konnte durch Ausspeicherung auf 3,4 TWh begrenzt werden. Um solche Werte mit zusätzlichem Gas zu erreichen, müsste man beispielsweise die LNG-Importkapazitäten versechsfachen.

In dem Zusammenhang ging der Ines-Geschäftsführer auf die bisherigen Planungen zum Wasserstoffkernnetz in Deutschland ein. Bereits vor Tagen hatte sein Verband mit der Einschätzung für Aufsehen gesorgt, das Ganze sei zu großzügig ausgelegt. Heinermann betonte, dass darin keine Speichermöglichkeiten für Wasserstoff vorgesehen sind (wir berichteten). Es würden Importe geplant, die in dem Umfang gar nicht zu realisieren sind, so seine Überzeugung. Zugleich wies er darauf hin, dass es in Deutschland das geologische Potenzial für solche Speicher gibt.

Gasspeichergesetz bleibt in der Diskussion

Ein weiterer Komplex, der in der Branche regelmäßig für Diskussionen sorgt, sind die im Zuge der Gaskrise 2022 erlassenen gesetzlichen Vorschriften. Sie waren kürzlich auch Thema einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Klimaschutz und Energie des Bundestages. Beispielsweise hält man bei Ines die Verlängerung des Gasspeichergesetzes mit seinen Füllstandsvorgaben bis 2027 für verfrüht, zumal die entsprechenden EU-Vorgaben nur bis 2025 gelten. Auch die Möglichkeit des Marktgebietsverantwortlichen Trading Hub Europe (THE), selbst Gas einzukaufen, um die Speicherstände zu gewährleisten, wird kritisch gesehen. Vielmehr sei die Ausschreibung von Storage Based Options (SSBO) zu bevorzugen, schon aus Kostengründen. Bei THE ist man verständlicherweise anderer Meinung und sieht eine „klare Zuweisung von Verantwortlichkeit“ als notwendig an.
 
Die Entwicklung der Gasspeicher-Füllstände im Jahresverlauf
(zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Ines
 

Erdgasspeicher Peissen

Die VNG-Gasspeicher GmbH (VGS) ist jetzt alleinige Gesellschafterin der Erdgasspeicher Peissen GmbH (EPG), die Eigentümerin und Betreiberin des Untergrundspeichers Katharina in Sachsen-Anhalt. Das bestätigte eine Sprecherin der Redaktion. Danach hat VGS den eingezogenen 50-Prozent-Anteil der „Gasprom export LLC“ übernommen. Dadurch sicherten VGS und VNG die weitere Handlungsfähigkeit der EPG als Unternehmen der kritischen Infrastruktur und leisteten einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Deutschland, heißt es seitens VNG weiter. Das Bundeskartellamt habe der Transaktion bereits zugestimmt.

 

Dienstag, 16.01.2024, 14:37 Uhr
Günter Drewnitzky

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