Quelle: E&M / Günter Drewnitzky
Die niederländische Regierung gewährt Tennet 19 Milliarden Euro an Krediten, nachdem der Verkauf des deutschen Stromnetzes gescheitert ist. Private Investoren sollen langfristig helfen.
Die niederländische Regierung hat angekündigt, den staatlichen Netzbetreiber Tennet Holding BV mit weiteren Krediten in Höhe von zusammen 19 Milliarden Euro zu unterstützen. Dieser Schritt wurde notwendig, nachdem die Verkaufsverhandlungen zwischen den Niederlanden und Deutschland über das deutsche Stromnetz von Tennet gescheitert sind (wir berichteten). Diese Gespräche, die über ein Jahr andauerten, waren im Juni dieses Jahres beendet worden. Grund für das Scheitern war die angespannte finanzielle Lage in Deutschland, die es der Bundesregierung erschwerte, die geplante Übernahme des deutschen Teils von Tennet durchzuführen.
Tennet benötigt eigenen Angaben nach hohe Investitionen, um die steigende Stromnachfrage sowohl in den Niederlanden und in Deutschland zu bewältigen. Die Nachfrage resultiert aus der zunehmenden Elektrifizierung in Haushalten und Unternehmen, die entweder neue oder leistungsstärkere Netzanschlüsse benötigen. Um diesen Ausbau zu finanzieren, braucht Tennet frisches Kapital, das nun teilweise durch Kredite der niederländischen Regierung gesichert wird. So erhält das Unternehmen ein zusätzliches Überbrückungsdarlehen von 2 Milliarden Euro für das Jahr 2025 und weitere 17 Milliarden Euro für 2026.
Bereits in den vergangenen Jahren hatte die niederländische Regierung Tennet Finanzmittel zur Verfügung gestellt − darunter 13 Milliarden Euro für 2024 und 12 Milliarden Euro für 2025. Diese Kreditlinien sollen sicherstellen, dass Tennet auch in den nächsten Jahren wichtige Investitionen in das Stromnetz tätigen kann, insbesondere im Hinblick auf die Umsetzung der Energiewende. Der Ausbau der Netzinfrastruktur gilt als entscheidend, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen und die Stromversorgung in beiden Ländern zu sichern.
Beteiligung privater Investoren ebenfalls nötig
Parallel zu den kurzfristigen Krediten sucht die niederländische Regierung nach langfristigen, strukturellen Lösungen zur Deckung des Kapitalbedarfs. Der niederländische Finanzminister Eelco Heinen und die Klimaministerin Sophie Hermans erklärten in einem Schreiben an das Parlament, dass eine Beteiligung privater Investoren als die beste Option angesehen wird, um die finanzielle Stabilität von Tennet zu gewährleisten. Hierbei könnten der Verkauf von Aktien oder ein Börsengang in Betracht kommen. Diese Optionen sollen in den kommenden Monaten eingehend geprüft werden.
Die niederländische Regierung betonte zudem, dass sie keine Steuergelder für Investitionen in den deutschen Teil von Tennet verwenden möchte. Stattdessen sollen private Investoren eine Lösung für den Kapitalbedarf in Deutschland bieten. Gleichzeitig bekräftigte die Regierung, dass sie die Aktivitäten des Netzbetreibers in den Niederlanden weiterhin finanziell unterstützen werde. Im Frühjahr 2025 soll eine endgültige Entscheidung über die langfristige Finanzierung des Unternehmens getroffen werden.
Bis dahin spielen die gewährten Kreditlinien eine zentrale Rolle, um Tennet die notwendige Liquidität zu sichern und Vertrauen bei den Marktteilnehmern zu schaffen. Sollten vor 2026 strukturelle Lösungen zur Finanzierung von Tennet gefunden werden, wird das Unternehmen nicht die gesamte bereitgestellte Kreditlinie in Anspruch nehmen müssen. Die niederländische Regierung sieht die Kredite daher als Überbrückungsmaßnahme, um die Zeit bis zur Umsetzung einer dauerhaften Lösung zu überbrücken und gleichzeitig die Versorgungssicherheit im Stromnetz zu gewährleisten.
Mittwoch, 18.09.2024, 16:07 Uhr
Davina Spohn
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