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Energie & Management > F&E - Freundliche Bakterien im Gasspeicher
Quelle: E&M / Stefan Sagmeister
F&E

Freundliche Bakterien im Gasspeicher

Im bayerischen Bierwang wird in einem Porenspeicher für Erdgas die Einspeicherung von Wasserstoff getestet. Bislang mit Erfolg.
Die gute Nachricht: Die Bakterien spielen bislang mit. Die Folge: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Porenspeicher auch für Wasserstoff geeignet ist, ist durchaus gegeben. Das ist ein Zwischenergebnis des Wasserstoffprojekts „HyStorage“ im Uniper-Erdgasspeicher Bierwang. Es wurde am 12. März im Beisein des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und Uniper-COO Holger Kreetz vor Ort der Öffentlichkeit vorgestellt.

Mit einer Ausbreitung von mehreren Kilometern in alle vier Himmelsrichtungen und in Tiefe von 1.500 Metern und liegt der Erdgasspeicher Bierwang im oberbayerischen Landkreis Mühldorf. In den Sandsteinschichten wird seit 1975 Erdgas eingelagert. Bis zu 9 Milliarden kWh an gasförmigen Methanmolekülen haben dort Platz. Im Zuge der Energiewende stellt sich die Frage: Gilt das auch für Wasserstoff? Das soll mit „HyStorage“ geprüft werden.

Spezielle Anlagen für die Einlagerung benötigt

„Wir haben bislang keine Veränderung im Lagerstättenverhalten festgestellt“, sagte Projektleiter Christian Kosack von Uniper bei dem Vor-Ort-Termin. Was sich einfach anhört, ist aber nicht so klar. In den Sandsteinporen des Speichers gebe es Mikrobakterien. „Diese Bakterien haben durchaus eine Wechselwirkung auf Wasserstoff.“

In dem Projekt gehe es zu verstehen, wie sich der Wasserstoff auf den Untergrundspeicher auswirkt. „Wir wollen wissen, welche Prozesse im Untergrund stattfinden, wenn wir dort Wasserstoff einlagern.“ Dafür wird ein abgesonderter Teil des Erdgasspeichers genutzt. Es wurde spezielle Anlagen wie Pumpen und Speicherbehälter bestellt. Auch für den Lkw, der den Wasserstoff anlieferte, mussten entsprechende Einrichtungen angeschafft werden.

 
Es braucht eigene Technik für die H2-Verpressung
Quelle: E&M / Stefan Sagmeister

Begonnen wurde das Projekt 2021. Nachdem die Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen waren, ging im September vergangenen Jahres die Einspeicherung los. Eine Woche wurde der Wasserstoff in den Untergrund verpresst und drei Monate dort belassen. „Damit gaben wir dem Wasserstoff Zeit, mit der Lagestätte zu interagieren“, sagte Kosack. Eine Woche lang wurde wieder ausgespeichert.

H2-Rückholquote von fast 90 Prozent

In dem Speicher befindet sich immer noch natürliches Erdgas, das dort seit Jahrmillionen lagert. Gleichwohl konnte fast 90 Prozent des zuvor verpressten Wasserstoffs wieder an die Oberfläche geholt werden, so der Projektleiter. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis.“

Ob es wirklich nun möglich ist, dauerhaft Wasserstoff in dem Porenspeicher oder generell in solchen Anlagen zu lagern, sei noch offen. „Man kann das jetzt noch nicht abschließend sagen, da wir einfach noch mehr Daten gewinnen müssen.“ Denn es seien durchaus mikrobakterielle Prozesse beobachtet worden — wenn auch in kleinem Umfang. Ein weiteres Ziel sei es, ein entsprechendes Computermodell zu entwickeln, um eine Modellierung mit den Daten weiterzuführen. Bislang gibt es laut Kosack keine kommerzielle Software, mit der eine solche Simulation möglich sei.
 
Holger Kreetz, Uniper COO
Quelle: E&M / Stefan Sagmeister

Holger Kreetz, Chief Operation Officer (COO) von Uniper, wies darauf hin, dass das Unternehmen mit seiner „Greener Gases“-Strategie die Vorbereitung kommerzieller Speicherprojekte in Sachen Wasserstoff vorantreibe. Denn Uniper ist einer der größten Gasspeicherbetreibers Europas. Das Unternehmen aus Düsseldorf betreibt neun Gasspeichern in Deutschland, Österreich und Großbritannien mit einer Gesamtkapazität von 80 Milliarden kWh.

Drei Länder sind an dem Projekt beteiligt

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (CSU) zeigte sich erfreut, dass die Versuche bisher gut verlaufen sind. Für Bayern sei es ein wichtiges Forschungsprojekt. „HyStorage“ sei entscheidend, um das Thema Wasserstoffspeicherung in Bayern voranzutreiben. Denn: „Der Freistaat verfügt ausschließlich über Erdgas-Porenspeicher.“ Wasserstoffspeicher können in Kombination mit H2-Kraftwerken ein Baustein für eine versorgungssichere und stabile erneuerbare Energiewirtschaft werden.

Das Projekt ist ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer Gasnetz- und Speicherbetreiber aus Deutschland, Österreich und der Slowakei. Das Konsortium setzt sich aus den Unternehmen Open Grid Europe (Essen), RAG Austria (Wien), Sefe Securing Energy for Europe (Berlin) und Nafta (Bratislava) zusammen. Wie Uniper mitteilte, sei die Tochtergesellschaft Uniper Energy Storage bei dem Projekt Betriebsführer und bergrechtlich für den Versuch verantwortlich.

Mittwoch, 13.03.2024, 16:28 Uhr
Stefan Sagmeister
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F&E
Freundliche Bakterien im Gasspeicher
Im bayerischen Bierwang wird in einem Porenspeicher für Erdgas die Einspeicherung von Wasserstoff getestet. Bislang mit Erfolg.
Die gute Nachricht: Die Bakterien spielen bislang mit. Die Folge: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Porenspeicher auch für Wasserstoff geeignet ist, ist durchaus gegeben. Das ist ein Zwischenergebnis des Wasserstoffprojekts „HyStorage“ im Uniper-Erdgasspeicher Bierwang. Es wurde am 12. März im Beisein des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und Uniper-COO Holger Kreetz vor Ort der Öffentlichkeit vorgestellt.

Mit einer Ausbreitung von mehreren Kilometern in alle vier Himmelsrichtungen und in Tiefe von 1.500 Metern und liegt der Erdgasspeicher Bierwang im oberbayerischen Landkreis Mühldorf. In den Sandsteinschichten wird seit 1975 Erdgas eingelagert. Bis zu 9 Milliarden kWh an gasförmigen Methanmolekülen haben dort Platz. Im Zuge der Energiewende stellt sich die Frage: Gilt das auch für Wasserstoff? Das soll mit „HyStorage“ geprüft werden.

Spezielle Anlagen für die Einlagerung benötigt

„Wir haben bislang keine Veränderung im Lagerstättenverhalten festgestellt“, sagte Projektleiter Christian Kosack von Uniper bei dem Vor-Ort-Termin. Was sich einfach anhört, ist aber nicht so klar. In den Sandsteinporen des Speichers gebe es Mikrobakterien. „Diese Bakterien haben durchaus eine Wechselwirkung auf Wasserstoff.“

In dem Projekt gehe es zu verstehen, wie sich der Wasserstoff auf den Untergrundspeicher auswirkt. „Wir wollen wissen, welche Prozesse im Untergrund stattfinden, wenn wir dort Wasserstoff einlagern.“ Dafür wird ein abgesonderter Teil des Erdgasspeichers genutzt. Es wurde spezielle Anlagen wie Pumpen und Speicherbehälter bestellt. Auch für den Lkw, der den Wasserstoff anlieferte, mussten entsprechende Einrichtungen angeschafft werden.

 
Es braucht eigene Technik für die H2-Verpressung
Quelle: E&M / Stefan Sagmeister

Begonnen wurde das Projekt 2021. Nachdem die Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen waren, ging im September vergangenen Jahres die Einspeicherung los. Eine Woche wurde der Wasserstoff in den Untergrund verpresst und drei Monate dort belassen. „Damit gaben wir dem Wasserstoff Zeit, mit der Lagestätte zu interagieren“, sagte Kosack. Eine Woche lang wurde wieder ausgespeichert.

H2-Rückholquote von fast 90 Prozent

In dem Speicher befindet sich immer noch natürliches Erdgas, das dort seit Jahrmillionen lagert. Gleichwohl konnte fast 90 Prozent des zuvor verpressten Wasserstoffs wieder an die Oberfläche geholt werden, so der Projektleiter. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis.“

Ob es wirklich nun möglich ist, dauerhaft Wasserstoff in dem Porenspeicher oder generell in solchen Anlagen zu lagern, sei noch offen. „Man kann das jetzt noch nicht abschließend sagen, da wir einfach noch mehr Daten gewinnen müssen.“ Denn es seien durchaus mikrobakterielle Prozesse beobachtet worden — wenn auch in kleinem Umfang. Ein weiteres Ziel sei es, ein entsprechendes Computermodell zu entwickeln, um eine Modellierung mit den Daten weiterzuführen. Bislang gibt es laut Kosack keine kommerzielle Software, mit der eine solche Simulation möglich sei.
 
Holger Kreetz, Uniper COO
Quelle: E&M / Stefan Sagmeister

Holger Kreetz, Chief Operation Officer (COO) von Uniper, wies darauf hin, dass das Unternehmen mit seiner „Greener Gases“-Strategie die Vorbereitung kommerzieller Speicherprojekte in Sachen Wasserstoff vorantreibe. Denn Uniper ist einer der größten Gasspeicherbetreibers Europas. Das Unternehmen aus Düsseldorf betreibt neun Gasspeichern in Deutschland, Österreich und Großbritannien mit einer Gesamtkapazität von 80 Milliarden kWh.

Drei Länder sind an dem Projekt beteiligt

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (CSU) zeigte sich erfreut, dass die Versuche bisher gut verlaufen sind. Für Bayern sei es ein wichtiges Forschungsprojekt. „HyStorage“ sei entscheidend, um das Thema Wasserstoffspeicherung in Bayern voranzutreiben. Denn: „Der Freistaat verfügt ausschließlich über Erdgas-Porenspeicher.“ Wasserstoffspeicher können in Kombination mit H2-Kraftwerken ein Baustein für eine versorgungssichere und stabile erneuerbare Energiewirtschaft werden.

Das Projekt ist ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer Gasnetz- und Speicherbetreiber aus Deutschland, Österreich und der Slowakei. Das Konsortium setzt sich aus den Unternehmen Open Grid Europe (Essen), RAG Austria (Wien), Sefe Securing Energy for Europe (Berlin) und Nafta (Bratislava) zusammen. Wie Uniper mitteilte, sei die Tochtergesellschaft Uniper Energy Storage bei dem Projekt Betriebsführer und bergrechtlich für den Versuch verantwortlich.

Mittwoch, 13.03.2024, 16:28 Uhr
Stefan Sagmeister

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