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Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Frauen Power
Quelle: E&M
E&M Vor 20 Jahren

Frauen Power

Im Jahr 2003 widmete E&M das Jahresmagazin den Frauen in der Energiewirtschaft.
Vor wenigen Tagen haben die E&M-Abonnenten das aktuelle Jahresmagazin erhalten, das sie mitnimmt auf den Weg in die neue Energiewirtschaft – ins Neuland. Auch vor 20 Jahren gab es ein Jahresmagazin. Es hatte den Titel „Frauenpower“. Es waren andere Zeiten. Die damalige freie Mitarbeiterin und Berlin-Korrespondentin Cerstin Gammelin ist heute Sprecherin von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die reine Männerredaktion gibt es nicht mehr. Heute schreiben vier Frauen und vier Männer die Beiträge für den Online-Dienst und die Zeitung Energie & Management. Damals waren nur wenige Frauen in der Energiewirtschaft in Führungspositionen und es gab nur wenige Frauen, die sichtbare Akzente in der Branche setzten. Zu den Ausnahmen, die E&M damals porträtierte, gehörten beispielsweise Claudia Eßer-Scherbeck, Ines Zenke, Dörte Fouquet, Gunda Röstel und Heike Kuntz. Und trotz aller Männerdominanz: es wurde ein Magazin mit stattlichem Umfang. Das Editorial schrieb damals E&M-Chefredakteur Helmut Sendner.



Wie fängt man das Thema „Frauenpower“ als Energie-Journalist, als Mann, als Ehemann an? Sehr unsicher. 35 Jahre mit der gleichen Frau verheiratet, die dazu noch Partnerin im eigenen Verlag ist, da weiß „Mann“, was die Power der eigenen Frau ist. Aber ist das Frauenpower?
 
Was ist das überhaupt, wodurch wird sie verkörpert? Durch die kürzlich vom Papst selig gesprochene Mutter Theresa? Durch Rosa Luxemburg oder Madame Curie? Durch Madonna oder Marilyn Monroe? Durch die Feministinnen-Ikone Alice Schwarzer - oder durch wen? Durch die Alltagsfrau, die wer ist?

Es gibt viele wissenschaftliche Analysen, was sich im Thalamus und Hypothalamus der Frau abspielt, im durchschnittlich 1245 Gramm schweren Gehirn, das durchschnittlich 130 Gramm leichter ist als beim erwachsenen Mann.
 
Wir haben den Künstler Robert Harbauer, der geschlechtsneutral die Skulptur für den von Accenture und diesem Verlag vergebenen Preis „Energiemanager des Jahres“ geschaffen hat (wir haben ihn nicht „Energiemanager/in des Jahres“ genannt) und die Skulptur für den Wo.man Energy Award kreiert hat, gebeten, Entwürfe für die Titelseite unseres Jahresmagazins mit dem Titel „Frauenpower“ zu machen. Die Vorschläge von Harbauer spiegeln jedenfalls zum Teil auch Klischees wider – Sex kann dabei einfach nicht fehlen. Die Frau, die sich „hochschläft“, das Muttchen ohne Chance – jede Menge Fettnäpfchen, in die man treten kann, jede Menge Klischees, die oft bemüht werden. Ein unsicheres Terrain jedenfalls, das hier von Fakten aus eigenem Erleben in der Energiewirtschaft, und um die geht es in dieser Ausgabe, bestimmt ist.
 
Zu Monopolzeiten machten EVU-Vorstände nach der Pressekonferenz in trauter Runde Witze, fast immer auf Kosten von Frauen. Journalistinnen waren fast nie dabei, wenn doch, dann haben sie zumindest halbherzig mitgelacht – die Männerwirtschaft wurde anerkannt, die blöden Witze hingenommen.
 
Seit der Liberalisierung des Energiemarktes sind mehr Frauen in der Branche aufgetaucht, etwa bei Konferenzen Marketing-Frauen, Händler-Frauen, Presse-Frauen - vornehmlich „Dienstleistungsfrauen“, die zu „dienen“ besser fähig sind als Männer oder einfach besser sind in der Wahrnehmung, wie Energie in Power zu verwandeln ist.

In der Energiewirtschaft sind Frauen im Vergleich zu anderen Branchen unterrepräsentiert, das hat eine Studie des Beratungsunternehmens Accenture gemeinsam mit dem Verband der Elektrizitätswirtschaft VDEW ergeben. „Frauen und Energie“ ist der Titel der Accenture-Arbeit, das Ergebnis: Der Anteil der Frauen in der Energiewirtschaft ist mit rund 16 % nicht mal halb so groß wie in der Industrie insgesamt; in Führungspositionen beschäftigen die Stromer und Gaser nur 3 % Frauen. Von Accenture und VDEW wurde daraufhin der „Wo.man Energy Award“ ausgelobt. In den Ausschreibungsunterlagen hieß es: „Frauenfreundliche Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass Frauen durch spezielle Angebote und Leistungen gezielt unterstützt werden und dadurch der Frauenanteil in der Strombranche erhöht wird. Maßgeblich hierfür sind zentrale Handlungsfelder, die schon mit der Rekrutierung von Berufsanfängerinnen beginnt. Unternehmerische Angebote, um jungen Frauen den Eintritt in die Strombranche attraktiv zu gestalten, gehören ebenso dazu, wie Maßnahmen eines Unternehmens, um Frauen an die Firma zu binden und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu etablieren. Ein weiteres Aktionsfeld bilden die Entwicklungs- beziehungsweise Fördermöglichkeiten, die ein Unternehmen für seine Mitarbeiter vorsieht.“
 
Teilnehmen konnten die mehr als 1.000 VDEW-Mitgliedsunternehmen. Bewertet wurde nach drei Unternehmensgrößen: Überregionale Verbundunternehmen, regionale Versorger/größere Stadtwerke und mittlere und kleine Stadtwerke.
 
Beworben haben sich gerade mal 40 Unternehmen. Was ist daraus zu schließen? Kein Interesse an „Frauen und Gedöns“, wie sich Kanzler Gerhard Schröder mal ausdrückte. Schon bei der Betrachtung des Fragebogens erkannt, dass man chancenlos ist, weil Strategien und Aktivitäten zur „Erhöhung des Anteils von Frauen“ fehlen? Gewonnen haben die Stadtwerke Hannover, die Stadtwerke Speyer und die Stadtwerke Weimar, die nicht mal einhundert Beschäftigte haben.
 
Was in Hannover getan wird, ist sicherlich vorbildlich. Es ist nicht so einmalig, dass es mit gutem Willen nicht nachzuahmen wäre. Unsere zehnköpfige, reine Männer-Redaktion musste es schon zweimal schaffen, einen Vater in einen einjährigen Mutterschaftsurlaub gehen zu lassen. Dieses Eigenlob muss sein, denn schließlich ist es schmerzlich, wenn die Arbeit dann auf neun Köpfe verteilt wird. Wir haben also Männer hier in der Redaktion, bei Neueinstellungen hat sich leider nie eine Frau beworben. Und so wurden, mit der Ausnahme unserer freien Berlin-Korrespondentin Cerstin Gammelin, alle Frauengespräche für diese Ausgabe von Redakteuren geführt. Sähen die Beiträge/Interviews anders aus, wenn Redakteurinnen sie gemacht hätten oder sähen sie anders aus, wenn sie nicht mit Cerstin Gammelin, sondern einem Redakteur gesprochen hätten? Eine Antwort darauf haben wir nicht. Ob sie überhaupt wichtig ist?
 
Für Frauenpower haben wir ganz „normale“ Menschen des „anderen Geschlechts“ ausgesucht, die ganz „normale“ Arbeit auf den von der Redaktion betreuten Geschäfts- und Politikfeldern machen. Ob sie die Arbeit besser als Männer machen, das wissen wir auch nicht.
 
Es geht nur um Beispiele, was Frauen machen und damit um die Tatsache, dass Frauen für nichts zu dumm sind in der Energiewirtschaft. Dass sie es nicht ausreichend beweisen können, das liegt noch immer vor allem an dummen Männern.
 
Das Titelbild des Malers und Bildhauers Robert Harbauer
Quelle: E&M



 

Freitag, 1.12.2023, 16:07 Uhr
Helmut Sendner
Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Frauen Power
Quelle: E&M
E&M Vor 20 Jahren
Frauen Power
Im Jahr 2003 widmete E&M das Jahresmagazin den Frauen in der Energiewirtschaft.
Vor wenigen Tagen haben die E&M-Abonnenten das aktuelle Jahresmagazin erhalten, das sie mitnimmt auf den Weg in die neue Energiewirtschaft – ins Neuland. Auch vor 20 Jahren gab es ein Jahresmagazin. Es hatte den Titel „Frauenpower“. Es waren andere Zeiten. Die damalige freie Mitarbeiterin und Berlin-Korrespondentin Cerstin Gammelin ist heute Sprecherin von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die reine Männerredaktion gibt es nicht mehr. Heute schreiben vier Frauen und vier Männer die Beiträge für den Online-Dienst und die Zeitung Energie & Management. Damals waren nur wenige Frauen in der Energiewirtschaft in Führungspositionen und es gab nur wenige Frauen, die sichtbare Akzente in der Branche setzten. Zu den Ausnahmen, die E&M damals porträtierte, gehörten beispielsweise Claudia Eßer-Scherbeck, Ines Zenke, Dörte Fouquet, Gunda Röstel und Heike Kuntz. Und trotz aller Männerdominanz: es wurde ein Magazin mit stattlichem Umfang. Das Editorial schrieb damals E&M-Chefredakteur Helmut Sendner.



Wie fängt man das Thema „Frauenpower“ als Energie-Journalist, als Mann, als Ehemann an? Sehr unsicher. 35 Jahre mit der gleichen Frau verheiratet, die dazu noch Partnerin im eigenen Verlag ist, da weiß „Mann“, was die Power der eigenen Frau ist. Aber ist das Frauenpower?
 
Was ist das überhaupt, wodurch wird sie verkörpert? Durch die kürzlich vom Papst selig gesprochene Mutter Theresa? Durch Rosa Luxemburg oder Madame Curie? Durch Madonna oder Marilyn Monroe? Durch die Feministinnen-Ikone Alice Schwarzer - oder durch wen? Durch die Alltagsfrau, die wer ist?

Es gibt viele wissenschaftliche Analysen, was sich im Thalamus und Hypothalamus der Frau abspielt, im durchschnittlich 1245 Gramm schweren Gehirn, das durchschnittlich 130 Gramm leichter ist als beim erwachsenen Mann.
 
Wir haben den Künstler Robert Harbauer, der geschlechtsneutral die Skulptur für den von Accenture und diesem Verlag vergebenen Preis „Energiemanager des Jahres“ geschaffen hat (wir haben ihn nicht „Energiemanager/in des Jahres“ genannt) und die Skulptur für den Wo.man Energy Award kreiert hat, gebeten, Entwürfe für die Titelseite unseres Jahresmagazins mit dem Titel „Frauenpower“ zu machen. Die Vorschläge von Harbauer spiegeln jedenfalls zum Teil auch Klischees wider – Sex kann dabei einfach nicht fehlen. Die Frau, die sich „hochschläft“, das Muttchen ohne Chance – jede Menge Fettnäpfchen, in die man treten kann, jede Menge Klischees, die oft bemüht werden. Ein unsicheres Terrain jedenfalls, das hier von Fakten aus eigenem Erleben in der Energiewirtschaft, und um die geht es in dieser Ausgabe, bestimmt ist.
 
Zu Monopolzeiten machten EVU-Vorstände nach der Pressekonferenz in trauter Runde Witze, fast immer auf Kosten von Frauen. Journalistinnen waren fast nie dabei, wenn doch, dann haben sie zumindest halbherzig mitgelacht – die Männerwirtschaft wurde anerkannt, die blöden Witze hingenommen.
 
Seit der Liberalisierung des Energiemarktes sind mehr Frauen in der Branche aufgetaucht, etwa bei Konferenzen Marketing-Frauen, Händler-Frauen, Presse-Frauen - vornehmlich „Dienstleistungsfrauen“, die zu „dienen“ besser fähig sind als Männer oder einfach besser sind in der Wahrnehmung, wie Energie in Power zu verwandeln ist.

In der Energiewirtschaft sind Frauen im Vergleich zu anderen Branchen unterrepräsentiert, das hat eine Studie des Beratungsunternehmens Accenture gemeinsam mit dem Verband der Elektrizitätswirtschaft VDEW ergeben. „Frauen und Energie“ ist der Titel der Accenture-Arbeit, das Ergebnis: Der Anteil der Frauen in der Energiewirtschaft ist mit rund 16 % nicht mal halb so groß wie in der Industrie insgesamt; in Führungspositionen beschäftigen die Stromer und Gaser nur 3 % Frauen. Von Accenture und VDEW wurde daraufhin der „Wo.man Energy Award“ ausgelobt. In den Ausschreibungsunterlagen hieß es: „Frauenfreundliche Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass Frauen durch spezielle Angebote und Leistungen gezielt unterstützt werden und dadurch der Frauenanteil in der Strombranche erhöht wird. Maßgeblich hierfür sind zentrale Handlungsfelder, die schon mit der Rekrutierung von Berufsanfängerinnen beginnt. Unternehmerische Angebote, um jungen Frauen den Eintritt in die Strombranche attraktiv zu gestalten, gehören ebenso dazu, wie Maßnahmen eines Unternehmens, um Frauen an die Firma zu binden und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu etablieren. Ein weiteres Aktionsfeld bilden die Entwicklungs- beziehungsweise Fördermöglichkeiten, die ein Unternehmen für seine Mitarbeiter vorsieht.“
 
Teilnehmen konnten die mehr als 1.000 VDEW-Mitgliedsunternehmen. Bewertet wurde nach drei Unternehmensgrößen: Überregionale Verbundunternehmen, regionale Versorger/größere Stadtwerke und mittlere und kleine Stadtwerke.
 
Beworben haben sich gerade mal 40 Unternehmen. Was ist daraus zu schließen? Kein Interesse an „Frauen und Gedöns“, wie sich Kanzler Gerhard Schröder mal ausdrückte. Schon bei der Betrachtung des Fragebogens erkannt, dass man chancenlos ist, weil Strategien und Aktivitäten zur „Erhöhung des Anteils von Frauen“ fehlen? Gewonnen haben die Stadtwerke Hannover, die Stadtwerke Speyer und die Stadtwerke Weimar, die nicht mal einhundert Beschäftigte haben.
 
Was in Hannover getan wird, ist sicherlich vorbildlich. Es ist nicht so einmalig, dass es mit gutem Willen nicht nachzuahmen wäre. Unsere zehnköpfige, reine Männer-Redaktion musste es schon zweimal schaffen, einen Vater in einen einjährigen Mutterschaftsurlaub gehen zu lassen. Dieses Eigenlob muss sein, denn schließlich ist es schmerzlich, wenn die Arbeit dann auf neun Köpfe verteilt wird. Wir haben also Männer hier in der Redaktion, bei Neueinstellungen hat sich leider nie eine Frau beworben. Und so wurden, mit der Ausnahme unserer freien Berlin-Korrespondentin Cerstin Gammelin, alle Frauengespräche für diese Ausgabe von Redakteuren geführt. Sähen die Beiträge/Interviews anders aus, wenn Redakteurinnen sie gemacht hätten oder sähen sie anders aus, wenn sie nicht mit Cerstin Gammelin, sondern einem Redakteur gesprochen hätten? Eine Antwort darauf haben wir nicht. Ob sie überhaupt wichtig ist?
 
Für Frauenpower haben wir ganz „normale“ Menschen des „anderen Geschlechts“ ausgesucht, die ganz „normale“ Arbeit auf den von der Redaktion betreuten Geschäfts- und Politikfeldern machen. Ob sie die Arbeit besser als Männer machen, das wissen wir auch nicht.
 
Es geht nur um Beispiele, was Frauen machen und damit um die Tatsache, dass Frauen für nichts zu dumm sind in der Energiewirtschaft. Dass sie es nicht ausreichend beweisen können, das liegt noch immer vor allem an dummen Männern.
 
Das Titelbild des Malers und Bildhauers Robert Harbauer
Quelle: E&M



 

Freitag, 1.12.2023, 16:07 Uhr
Helmut Sendner

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